Wie der FAC die Großen wieder "ärgern" will

Der FAC genießt in der neuen Saison einen entscheidenden Vorteil.

Während zahlreiche Liga-Konkurrenten mit Fluktuation im Kader schwer beschäftigt sind, konnten die Floridsdorfer mit einer gewissen Ruhe an die Team-Planung herantreten. Dem Zweitligisten sind in diesem Sommer die Leistungsträger nicht in Massen weggebrochen.

"Das war nicht immer der Fall beim FAC", unterstreicht Trainer Mitja Mörec im Interview mit LAOLA1. Erst im vergangenen Jahr musste der Klub einen größeren Umbruch verkraften.

"Ich glaube, dass die Jungs selbst auch gemerkt haben, dass wir hier gute Arbeit leisten und, dass sie Spaß am Fußball haben. Sie kennen unsere Abläufe und Prinzipien in jeder Phase des Spiels."

Rückkehrer Günes wagt zweiten Anlauf

Untätig blieb Sportdirektor Lukas Fischer am Transfermarkt aber keineswegs. Der FAC hat sich bislang mit sieben Neuverpflichtungen punktuell verstärkt.

Unter anderem erhält Rückkehrer Tolga Günes in Floridsdorf eine neue Chance, nachdem er den FAC im Sommer 2021 verließ und die vergangenen eineinhalb Jahre bei Vorwärts Steyr sein Können unter Beweis stellte.

"Wir haben genau so einen Spieler gesucht", meint Mörec, der Günes' Stärken in der Offensive, im Eins-gegen-Eins und bei Standards sieht. Für den Zweitliga-Coach sei der 26-jährige Zehner ein "Unterschiedsspieler". Dementsprechend sind die Erwartungen an den Mittelfeldspieler "hoch".

Die bisherige Transfer-Ausbeute des FAC:

Ruhe und Geduld bei Kaderbaustellen

Die FAC-Wunschliste ist unterdessen aber noch nicht zur Gänze abgearbeitet. In der Offensive bestehe weiterhin noch Handlungsbedarf.

"Wir suchen einen offensiven Mittelfeldspieler, der auf der Zehn und notfalls auch auf dem Flügel spielen kann. Für die Stürmerposition suchen wir auch noch jemanden", so der 40-Jährige. Mit Vice Miljanic (NK Rogaska), Christopher Kröhn (ETO Györ) und Marcel Monsberger (nach Leihe zurück zum LASK, jetzt in Amstetten) sind immerhin die drei erfolgreichsten Torschützen der Vorsaison abhandengekommen. 

Da die finanziellen Mittel des Klubs begrenzt sind, darf man diesbezüglich aber "keine schnellen Entscheidungen" erwarten.

Mörec schildert die Herangehensweise: "Wir werden dabei vorsichtig vorgehen, gut analysieren, Spieler auch zum Probetraining einladen und dann versuchen, die richtige Entscheidung zu treffen." Fehleinkäufe wollen die Athletiker tunlichst vermeiden. Am Ende sollen noch zwei bis drei Spieler für die Kaderbreite her.

Gespräche mit einem möglichen Neuzugang sind vor einer Verpflichtung Usus. "So kann man einander bestmöglich kennenlernen. Das ist auch für den Spieler wichtig zu wissen, wie wir denken und ticken", sagt Mörec, der eine tiefergehende Profil-Analyse in Persona bevorzugt.

"Wenn man sich einen Spieler auf einem Highlight-Video ansieht, ist das alles schön und gut, da sehen alle super aus. Aber, wenn man ihn dann persönlich im Training sieht, ist das schon was anderes. Wir wollen sehen, ob er bei der Trainingsintensität mithalten kann und ob er mit unserer Spielidee klarkommt."

Der "klare" Plan mit Neo-Profi Adewumi

Jemand, der die FAC-Spielphilosophie schon seit drei Jahren studiert, ist Oluwaseun Adewumi. Das 18-jährige Offensivtalent heuerte im Sommer 2020 im FAC-Nachwuchs an, kam von Rapid Wien und unterschrieb Mitte des Monats seinen ersten Profivertrag in Floridsdorf.

Schon in der vergangenen Saison kam der Teenager in der A-Mannschaft sporadisch zum Zug, 18 Pflichtspieleinsätze (ein Tor, eine Vorlage) konnte er bislang verbuchen. "Wir hatten von Anfang an einen klaren Karriereplan für ihn", sagt Mörec und führt aus: "Er hat immer mehr Minuten in der Kampfmannschaft bekommen. Nun wollen wir ihm noch mehr Einsatzzeit geben, wenn er seine Leistung im Training und in den Spielen bringt."

Seine Stärken sieht der FAC-Coach im Eins-gegen-Eins und im Abschluss. Obwohl der Zehner "enormes Potenzial und Schnelligkeit" mitbringt, ist der "Raum für Entwicklung aber auch noch sehr groß bei ihm", so Mörec, der von seinem Team auch taktische Flexibilität fordert.

Gegen Ried und Co. ist es schon "etwas Anderes"

"Ich bin der Meinung, dass man nicht gegen jedes System in einem 4-2-3-1 verteidigen kann, man muss sich dementsprechend anpassen. Das bedeutet aber keineswegs, dass wir nur auf den Gegner schauen", erklärt der ehemalige Sturm-Graz-Profi. "Manchmal spielen wir in der Dreierkette, manchmal in der Viererkette."

Für seine Spieler sei die immer wiederkehrende Abwechslung im Training "nicht immer einfach". "Für die weitere Karriere unserer Spieler ist es aber von Vorteil. Sie entwickeln sich und lernen verschiedene Systeme kennen."

Die richtige taktische Einstellung wird für die Floridsdorfer auch zum Auftakt der ADMIRAL 2. Liga gegen die SV Ried am kommenden Sonntag (ab 10:30 Uhr im LIVE-Stream>>>) gefragt sein. Gegen den Bundesliga-Absteiger wird der FAC "zusätzlich motiviert sein", bekräftigt Mörec.

Prinzipiell versuche man sich "gegen jeden Gegner optimal einzustellen. Wenn man gegen St. Pölten, den GAK, Admira oder eben Ried spielt, ist das schon etwas Anderes. So ehrlich muss man sein. Nicht nur für uns, sondern auch für andere Klubs."

Ried hat der ehemalige Innenverteidiger indes taktisch, so weit wie nur möglich, durchleuchtet. "Wir wissen, wie sie spielen, und wie wir gegen sie auftreten wollen. Wir werden gegen Ried auf Sieg spielen."

Platz-Sharing mit Aufsteiger

Im ersten Heimspiel der neuen Saison hofft Mörec auch auf viel Unterstützung am FAC-Platz, den man sich in der kommenden Spielzeit mit einem Aufsteiger teilen wird.

Der SV Stripfing hatte die Heimstätte der Floridsdorfer bei der Lizenz-Einreichung als Ausweichstadion angegeben - für die FAC-Truppe habe dieser Umstand derweil keine gravierenden Auswirkungen.

"Wir sind mit dem Landhaus-Platz und dem Trainingsgelände in Süßenbrunn, wo wir zwei gute Rasenplätze haben, gut versorgt. Natürlich werden wir nun aber noch weniger Trainingseinheiten auf dem FAC-Platz haben - vielleicht nur das Abschlusstraining", sagt der FAC-Coach.

Mörec: "Wollen die Großen ärgern"

Nach den beeindruckenden Meilensteinen der jüngeren Vergangenheit – der FAC wurde 2021/22 Vizemeister, in selbigem Kalenderjahr holte man darüber hinaus die meisten Punkte aller Zweitligisten - will Mörec für die anstehende Saison nicht zu hoch pokern.

"Wir werden versuchen, wieder einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen und größere Mannschaften zu ärgern", steckt der Chefcoach die Saisonziele aus. In den letzten Jahren ist das dem FAC oftmals gelungen.