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2. Liga nur Zwischenstation? DSV Leoben auf einer Mission

Der DSV Leoben ist einer der Aufsteiger der 2. Liga, damit aber noch nicht genug: Das Ziel lautet Bundesliga. LAOLA1 spricht mit Trainer Carsten Jancker.

2. Liga nur Zwischenstation? DSV Leoben auf einer Mission Foto: © GEPA

Der DSV Leoben ist zurück im Profifußball.

Aber die Admiral 2. Liga ist für den Traditionsklub nur eine Zwischenstation. Bis 2028 möchte der Verein in die Bundesliga.

Dafür heuerte vor zwei Jahren mit Carsten Jancker extra ein Coach an, der als Spieler die Champions League gewonnen hat. Mit Erfolg: Es folgte der Durchmarsch mit zwei Aufstiegen aus der viertklassigen Landesliga Steiermark bis in den zweitklassigen Profibereich.

"Wir haben uns dieser Mission verschrieben. Im Moment läuft es sehr gut", erzählt Trainer Carsten Jancker im Interview bei LAOLA1.

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Nervenprobe im Endspurt der Regionalliga Mitte

Der Weg in die 2. Liga wurde im Schlussspurt der Regionalliga Mitte zur Nervenprobe für die Jancker-Elf. Szenarien auf anderen Plätzen erhöhten den Druck auf die Donawitzer.

Die Wochen davor zeigten, welche Bedeutung der mentale Faktor im Sport hat.

27.05.2023: Borussia Dortmund verspielte am letzten Spieltag die sicher geglaubte deutsche Meisterschaft mit einem 2:2 gegen Mainz.

04.06.2023: Der GAK schenkte mit einem 1:1 in Dornbirn den Meistertitel in der 2. Liga an Blau-Weiß-Linz her.

09.06.2023: Schock in Leoben! 5.600 Zuschauer erlebten beinahe den nächsten verschenkten Meistertitel. Den Donawitzern reichte ein Punkt gegen WAC Amateure für den Aufstieg in die 2. Liga. Erneut drohte eine Mannschaft am Druck zu scheitern, die Steirer gerieten in Rückstand und mussten mit einem 0:1 zur Pausenansprache. Die Führung der LASK Amateure im Parallelspiel entriss den Donawitzern die Tabellenführung in der Live-Tabelle.

Der Druck fällt ab: Jancker und Leoben steigen doch noch in Liga Zwa auf
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"Du hast gemerkt, dass der Kopf nicht da war in der ersten Halbzeit bei unserer Mannschaft. Man hat gesehen, dass sie verkrampft waren, und angefangen haben nachzudenken", merkt Coach Jancker an. Er baute seine Schützlinge in der Pause auf.

In der zweiten Halbzeit drehte die Jancker-Elf das entscheidende Spiel zum 3:1 und durfte über den Aufstieg jubeln. "Natürlich ist der Druck abgefallen. Die Freude war ausgelassen, wir wurden in unserer Arbeit bestätigt."

Die 2. Liga ist für den DSV am Ende des Tages nur eine Zwischenstation, zum 100-jährigen Vereinsjubiläum möchten die Steirer 2028 wieder in die Bundesliga. Die Mission haben sie 2021 ausgerufen und zeitgleich Champions-League-Sieger Carsten Jancker als Trainer verpflichtet.

"Ich denke an keine anderen Dinge. Der Fokus ist komplett auf den DSV Leoben, es gibt nichts anderes", bekennt der Übungsleiter Treue. Im Hinterkopf des Deutschen ist der Gedanke, eines Tages in der Champions League zu coachen, verankert.

Umstellung auf Profi-Fußball

Für das große Ziel Bundesliga benötigt der Verein einen weiteren Aufstieg in den nächsten fünf Jahren. "Es wird nicht einfach", weiß Jancker. Der ehemalige Bayern-Profi erwartet eine sehr gute 2. Liga. "Es wird körperlicher und schneller", streicht er die Unterschiede zur Regionalliga Mitte heraus.

Drei Testauftritte gegen Bundesligavereine sollten die Donawitzer vorbereiten, dort zeigte der Verein auf. Gegen den WAC siegte der Zweitliga-Neuling mit 2:1. Im Spiel gegen den TSV Hartberg reichte es immerhin zu einem 0:0. Einzig und allein Testgegner Austria Klagenfurt ließ mit einem 4:0-Erfolg den Steirern keine Chance.

"Wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir spielen nicht jedes Match gleich."

Carsten Jancker

In dieser Saison gibt es ein Training pro Woche mehr. "Ich habe immer profihaft trainiert. Ich will nicht die Zeit der Spieler verschenken, und auch nicht meine eigene", gesteht Jancker kaum Unterschiede in den Trainings.

Ziel Bundesliga: 2024/25 beantragt der Verein bereits eine Lizenz
Foto: © GEPA

In der Mannschaft befinden sich fast ausschließlich Vollprofis. "Einigen studieren, das ist völlig okay", erklärt Jancker.  In diesem Bereich hat sich der Klub diesen Sommer bereits professionalisert.

Obwohl sich der Cheftrainer bedeckt hält, wird der Verein vorsichtshalber die Bundesliga-Lizenz für 2024/25 beantragen, das kündigte der Obmann Mario Bichler gegenüber der "Krone" an. Der komplette Durchmarsch aus der vierten Liga in das österreichische Oberhaus innerhalb von drei Jahren wird in Leoben nicht ausgeschlossen.

Wie genau seine Mannschaft in der 2. Liga auftreten wird, kann Jancker noch nicht verraten. "Das wird sich zeigen. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir spielen nicht jedes Match gleich", verrät er eine flexible Herangehensweise. 

Aufrüsten für den Profibereich

Für die große Mission rüstet der Verein den Kader noch einmal auf. 154 Bundesliga-Spiele und etliche Europacup-Auftritte bringt Kevin Friesenbichler nach Leoben mit, er wurde extra von Lechia Gdansk aus Polen losgeeist.

Von Kevin Friesenbichler werden Führungsqualitäten erwartet
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"Der Eindruck bis jetzt ist sehr gut, er hat sich sehr gut integriert. Ich erwarte von ihm Führungsqualitäten auf und abseits des Platzes. Er soll sich zeigen, wenn es einmal schwieriger ist", stellt sein Coach Erwartungen an ihn.

Für jungendliche Frische könnte hingegen Ex-Austrianer Stefan Radulovic sorgen. Der 21-Jährige wurde vom LASK verpflichtet, und galt einst als Riesenhoffnung der "Veilchen".

"Gutes Passpiel, gutes Auge, gutes Gefühl für das Spiel. Er könnte das Tempo der Mannschaft bestimmen", fasst Jancker seinen ersten Eindruck zusammen.

Wunderdinge können noch nicht erwartet werden, dafür ist das junge Mittelfeld-Talent zu frisch in der Mannschaft.

Mit Enrique Wild kommt ein weiterer Mann vom LASK zum Aufsteiger. Der Schweizer gilt als große Hoffnung auf der linken Abwehrseite.

Für die Defensive bedient sich der ambitionierte Klub bei Bundesliga-Absteiger SV Ried, Innenverteidiger Julian Turi kommt. Dieser verbucht trotz seines jungen Alters bereits 20 Einsätze im Oberhaus. Dem 22-Jährigen folgt für die rechte Abwehr-Seite Josef Weberbauer aus dem Innviertel.

Aus dem Oberhaus gesellt sich auch Matija Horvath vom TSV Hartberg dazu. Der 24-jährige "Sechser" ist mit 400.000 Euro Marktwert der teuerste Mann im Profikader. 67 Erstliga-Partien und 65 Auftritte in LigaZwa sprechen für sich.

Als echter Zweitliga-Transfercoup darf Stefan Umjenovic vom SV Lafnitz bezeichnet werden. Der 27-jährige Innenverteidiger ist im besten Fußballer-Alter und bringt starke 152 2.Liga-Einsätze mit.

Ein zweiter vielversprechender Neuzugang findet den Weg vom SV Lafnitz zu den Doanwitzern. Christop Halper (25) schnürte einst für Mattersburg und St. Pölten in der Bundesliga die Schuhe (49 Einsätze). Über reichlich Zweitliga-Erfahrung (43 Einsätze mit St. Pölten/ Lafnitz) verfügt der offensive-Mittelfeld-Mann ebenso.

Alle Neuzugänge des DSV Leoben in der Übersicht:

Name Position Alter letzter Verein
Matija Horvath Defensives Mittelfeld 24 TSV Hartberg
Winfred Amoah Mittelstürmer 23 SV Kapfenberg
Julian Turi Innenverteidiger 22 SV Ried
Stefan Umjenovic Innenverteidiger 27 SV Lafnitz
Kevin Friesenbichler Mittelstürmer 29 Lechia Gdansk (Polen)
Christoph Halper SV Lafnitz 25 SV Lafnitz
Josef Weberbauer Rechtsverteidiger 25 SV Ried
Stefan Radulovic Zentrales Mittelfeld 21 LASK
Enrique Wild Linksverteidiger 23 LASK
Florian Wiegele Torhüter 22 FC Gleisdorf 09

Österreichischer Meister im Kader

Aber nicht nur auf die Neuzugänge darf sich der steirische Traditionsklub etwas einbilden. Bereits in der abgelaufenen Regionalliga-Saison konnte Coach Jancker auf reichlich Qualität bauen.

"Bei mir spielt niemand für die Vergangenheit."

Carsten Jancker

Der 32-jährige Torhüter Zan Pelko sorgt für die nötige Ruhe in der Hintermannschaft der Donawitzer. Der Slowene hütete in 40 Zweitliga-Partien für Austria Klagenfurt den Kasten. Er wurde bereits zum Start der Mission Bundesliga im Jahre 2021 aus der Slowakei (Zlate Moravce) verpflichtet, und lief somit auch in der Landesliga für den Verein auf.

Timo Perthel (links im Bild) wurde einst mit Sturm Meister
Foto: © GEPA

Carsten Jancker kann weiters auf die Erfahrung eines österreichischen Meisters bauen. Timo Perthel (34) stemmte 2010/11 mit Sturm Graz den Meisterteller, zudem schnupperte der Deutsche bereits Luft in einer Topliga. Der Außenverteidiger durfte in seiner Laufbahn immerhin zwölf Mal in deutschen Bundesliga auflaufen (Werder Bremen/ Eintracht Braunschweig).

Im Jänner 2022 wechselte er nach einem halben Jahr ohne Verein zum damaligen Landesligisten.

Mit 92 Einsätzen in LigaZwa (FAC, Wacker Innsbruck, Kapfenberg) ist auch Torjäger Thomas Hirschhofer kein Unbekannter, er ist seit Sommer 2021 im Klub und trug mit 42 Treffern in 57 Partien wesentlich zu den beiden Aufstiegen des Vereins bei.

Bei Carsten Jancker ist jedoch kein Spieler gesetzt: "Bei mir spielt niemand für die Vergangenheit." Es zählen die Leistungen in den Trainings und Spielen.

10.000er-Stadion in Planung

Aber nicht nur sportlich müssen die Donawitzer liefern. Die Infrastruktur muss verbessert und erneuert werden, für eine Lizenzierung in der 2. Liga wurden entsprechende Anpassungen vorgenommen.

"Der Verein und das ganze Umfeld versuchen die Möglichkeiten dafür zu schaffen", weiß Jancker. Als nächster Schritt plant der Verein einen Umbau des Stadions. Bis zu 10.000 Fans will der Traditionsklub dann empfangen (DSV Leoben nimmt nächste Stadion-Hürde >>>).

Im Nachwuchs tut sich ebenso etwas, kommende Saison erhält der Verein ein Nachwuchsleistungszentrum. Die U16 und U18 treten in der neu-gegründeten Jugendregionalliga, einer Art zweitklassiger Akademieliga, an.

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