Zu perfekt, um wahr zu sein.
Für Samstag, den 3. Februar, war um 18:00 Uhr die große Präsentation des "FC Dornbirn neu" angesetzt. Ein neuer Trainer sollte mit Roberto Pätzold vorgestellt werden, mit ihm neue Kicker – drei waren bereits als Testspieler in Dornbirn – ein Investor sowie ein ausländischer Kooperationsverein.
Vermutet wurde zunächst, dass es sich um Flyeralarm und die Würzburger Kickers handle. Nein, viel größer solle der Verein sein, behauptete Präsident Hubert Domig.
Vorbei sollten die Zeiten sein, als man den "Vorarlberger Weg" bestritt, auf junge Talente aus dem Ländle setzen wollte (FC Dornbirn: Regionale Talente und ein Brasilianer für die Tore >>>).
Auf den man eigentlich stolz war in Dornbirn. "Ich habe es satt, dass man uns dafür auf die Schulter klopft, dass wir 16, 17 Vorarlberger im Kader haben. Das bringt uns nichts", sagte Domig gegenüber der "NEUE Vorarlberger Tageszeitung". Fortan sollte eine Handvoll Spieler pro Saison teuer verkauft werden.
Als alles ins Rollen kam
Die Beurlaubung von Trainer Thomas Janeschitz wurde mitten in der Vorbereitung, am 29. Jänner bekannt. "Diese Entscheidung erfolgte nach eingehender Prüfung der aktuellen sportlichen Situation und Teamdynamik", hieß es in der Presseaussendung. Wirkliche Probleme hätte es im Team nicht gegeben, mit dem Start der Vorbereitung schien die Motivation wieder hoch, heißt es aus der Mannschaft. Die Trennung von Janeschitz sorgte dort für Unruhe.
Diese hätte laut Domig bereits im Dezember vonstattengehen sollen, es habe demnach einen einstimmigen Vorstandsbeschluss dafür gegeben. Da aber Domigs Plan, mit Eric Orie als Trainer weiterzumachen, mäßigen Anklang fand, bekam Janeschitz eine Gnadenfrist.
Nach einem Testspielsieg gegen die Altach-Amateure stand Domigs Beschluss fest, null Verbesserung habe er da gesehen. Nicht gesehen hatte er die Mannschaft in den zwei Wochen zuvor, da war er im Urlaub. Währenddessen wurde im Verein "gewirbelt", wie er später sagen sollte. Auch auf die Mannschaft übertrug sich die aufgeregte Grundstimmung. Man sei "perplex" gewesen, keiner habe sich ausgekannt, es sei eine "Achterbahnfahrt" gewesen, hört man aus Spielerkreisen.
Über das, was beim FC Dornbirn in den letzten Wochen passierte, sei man vom Präsidenten nicht wirklich informiert worden. Eine Entschuldigung an die Mannschaft ob der turbulenten Ereignisse gab es zum Zeitpunkt der Recherche nicht.
"Es war ganz klar meine Entscheidung", meinte Domig über das Janeschitz-Aus. Noch im Juni sagte er: "Bei sportlichen Entscheidungen rede ich nur bedingt mit, weil das außerhalb meiner Fachkompetenz liegt." In einem Fußballverein sei es wie auf dem Spielfeld: Es brauche Stürmer, Mittelfeldspieler, Verteidiger und einen Torhüter, jeder habe seine Aufgabe.
Start unter schweren Vorzeichen
Am 12. April 2022 krachte es in Dornbirn. Bei einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung trat Peter Handle als Geschäftsführer Sport aus dem Vorstand zurück. Noch am 3. Februar 2022 wurde er folgendermaßen in den "Vorarlberger Nachrichten" zitiert: "Der Schritt mit Hubert Domig als Obmann war der richtige Schritt in unserer Entwicklung. Im ganzen Klub merkte man sofort einen positiven Schub."
Auch Schriftführer Hanno Gmeiner, Klubmanager Oskar Mehlsack, Dorothea Schertler (Öffentlichkeitsarbeit) und Werner Brunold (Geschäftsführer Ladys) gingen an diesem Tag, mit Letzterem auch die Frauenfußballsektion, die zur Spielgemeinschaft FC Lustenau/FC Dornbirn wurde. Zwischenmenschliche Vorfälle, die Art und Weise der Klubübernahme, die fehlende Wertschätzung der geleisteten Arbeit – Begründungen für die Abgänge gab es viele. Schertler sagte damals: "Ich mache nicht mehr weiter, obwohl ich es gerne täte. Hubert, du bist der Grund für diese Entscheidung."
Hubert Domig wurde indes als erster Obmann seit vier Jahren bestätigt, die schriftliche Wahl gewann das neue Führungstrio mit 29:21 Stimmen. Schon damals meinte Domig, dass ihm nur wenige im Verein bei jenem Tempo folgen könnten, das er vorgebe.
Nach der Übergabe seiner Immobilienfirma an die Söhne hatte Domig zeitliche Ressourcen, er war zuvor schon eine Dekade als Sponsor bei den Rothosen. Es gehe ihm um das Kribbeln, um den Beweis, dass beim FC vieles möglich sei, sagte er in einem Interview der "NEUE". Was er auch sagte: "Ich bin kein Fußballer, damit hatte ich nie etwas zu tun." Domig war Ringer, sogar als Obmann beim KSK Klaus tätig. Als aktiver Obmann wolle er in Dornbirn auftreten, Sponsoren an Land ziehen, das Management verbessern. Auch deshalb wurde Eric Orie als hauptberuflicher Sportdirektor installiert.
Was Domig auch wollte: die Infrastruktur verbessern. "Am Ende meiner Tätigkeit 2027 steht das neue Stadion, darauf habe ich sogar gewettet", meinte er. "Sollte es am Ende nicht hinhauen, habe ich kein Problem zu sagen: Ich habe es zumindest versucht. Mit Niederlagen kann ich umgehen, aber wenn ich die Entscheidungsgewalt habe, übernehme ich gerne die Verantwortung – auch finanziell, sollte es ein Loch geben."
Seit dem Beginn von Domigs Amtszeit landete Dornbirn auf den Plätzen 16 und 11, aktuell ist man Vorletzter. Muhammet Akagündüz ging 2022 nach nur neun Spielen, Co-Trainer Klaus Stocker übernahm bis zum Saisonende, Dornbirn wurde Letzter, hielt die Klasse nur aufgrund der Konkurrenz, die keine Zulassung erhielt (Wacker) oder mehr wollte (Juniors OÖ). Einen neuen Cheftrainer wollte man damals vor Saisonende nicht mehr holen, der Verein sollte nicht "zur Lachnummer der Liga" (Zitat Domig) werden.
Die Neuerfindung des FC Dornbirn
Die Saison 2022/23 geriet zur Neuerfindung des FC Dornbirn. Spielte man bislang noch im Halbprofitum, wurde nun die Professionalisierung vorangetrieben. Mit Thomas Janeschitz wurde ein Trainer ins Ländle gelockt, der sich beweisen wollte. Mit den Bedingungen vor Ort haderte er aber schon zu Beginn des Engagements.
In einem "NEUE"-Interview vor seiner ersten Saison sagte er: "Es ist wirklich überraschend, mit wie wenig Ressourcen man professionell Fußball spielen kann" oder "Die Trainingsbedingungen sind nicht nur schlecht, sie sind gesundheitsgefährdend. Meiner Meinung nach braucht es von der Stadt Dornbirn ein klares Bekenntnis dazu, ob Profifußball in Dornbirn gewünscht ist – oder eben nicht."
Die Mission ging Dornbirn mit einem komplett neuen Kader an, langjährige Stützen, mit denen der Aufstieg aus der Regionalliga gelang, verließen den Verein. "Wir müssen jetzt moderner agieren. Ein Spieler muss bei uns aus der Komfortzone herauskommen, er darf nicht das Ziel haben, fünf Jahre in Dornbirn zu bleiben. Sollte dieser neue Weg erneut nicht funktionieren, muss sich der Klub überlegen, ob die 2. Liga die richtige für ihn ist", erklärte Sportdirektor Eric Orie damals.
Die Philosophie der Rothosen war klar umrissen. Möglichst viele Vorarlberger Talente sollten auflaufen, die Förderung junger Talente aus Österreich forciert werden. Am Transfermarkt gelangen Orie zudem Glückgriffe. Mit Renan wurde ein Torjäger aus dem Unterhaus verpflichtet und nach Südkorea transferiert. Vor wenigen Tagen kehrte er zurück.
Sein Nachfolger Gustavo kam aus Vietnam, schlug ebenfalls ein, er spielt jetzt in Altach. Während der Saison war Dornbirn auf bestem Weg ins obere Tabellendrittel, rutschte der engen Tabellensituation geschuldet doch noch in den Abstiegskampf – und hielt die Klasse.
Kein Investor - kein Profibetrieb
Stets wurde in Dornbirn betont, das kleinste Budget der Liga zu haben. Für die aktuelle Saison hatte man 1,3 Millionen Euro zur Verfügung, große Transfers spielt es da nicht. Die Vielzahl an Auswärtsspielen drückten zusätzlich auf die Brieftasche, 18.000 Bus-Kilometer spulte man in der Vorsaison ab. Man sei schuldenfrei, zahle alle Rechnungen, sagte Domig im Juni der "NEUE".
Am 11. Dezember 2023 fand die erste Jahreshauptversammlung der Amtszeit Domig statt. Bekannt wurde da, dass die Vorsaison mit einem Minus von 93.000 Euro abgeschlossen wurde. Die Personalkosten, die Einführung des Profibetriebs und hohe Fahrt- und Übernachtungskosten waren dafür verantwortlich. Die Mehrausgaben von rund 45.000 Euro seien vom Land nicht rückerstattet worden, auch höhere Materialeinkaufspreise und Zinsen hätten zum Budgetloch geführt, so Domig gegenüber den "VN". Sponsoren hätten weniger Geld in den Verein gesteckt.
"Ohne einen Großsponsor wird es fast unmöglich, in der 2. Liga weiterzubestehen."
Dornbirn war damit kein Einzelfall: 13 von 16 Klubs der 2. Liga machten in der Spielzeit 2022/23 ein Minus. Bei Dornbirn haftete für ebenjenes der Präsident. "Ohne einen Großsponsor wird es fast unmöglich, in der 2. Liga weiterzubestehen", sagte Domig, der nicht mehr weiter in die Haftung gehen wollte.
Der "Retter", den keiner kennt
Die vermeintliche Rettung kam alsbald. Ein Kärntner namens Franz Schwaiger meldete sich bei Domig. 59 Jahre alt ist er, viel mehr wusste man über ihn nicht. "Er hat sehr viel vorzuweisen, aber es ist seine Absicht, dass man ihn nirgends auffindet", erklärte Domig im ORF-Interview am 29. Jänner. "Das ist die Kunst, diskret und anonym zu bleiben. Das kostet einen Haufen Geld", habe er ihm erzählt, sagt ein von Schwaiger mutmaßlich geschädigter Hotelier gegenüber LAOLA1.
Schwaiger soll erzählt haben, er habe lange im Marketing des FC Bayern gearbeitet, sei auch schon bei österreichischen Vereinen tätig gewesen. "In den 14 Tagen, in denen er jetzt da ist, hat er uns mit Leuten in Verbindung gebracht, an die wir nicht einmal denken hätten können", sagte Domig. Schwaiger versprach ihm, einen Investor an Land zu ziehen. Gegenüber LAOLA1 meinte Domig: "So können wir wieder in ruhigere Fahrwasser kommen." Welcher Kooperationspartner versprochen wurde, drang nie nach außen. Auch den Namen des versprochenen Investors hörte man nie.
Jene, die Schwaigers Auftreten erlebt hatten, bezeichnen ihn als "sehr kuriosen Typen". Das gewisse Benehmen, das gewisse Outfit, oder eine gewisse Gepflegtheit, die man an den Tag lege, wenn man seriös sei, habe gefehlt. Komisch sei zudem gewesen, dass man noch nie von ihm gehört habe, denn "normalerweise kennst du Leute in der Fußballbranche von irgendwo her." Dass da etwas faul sei, habe auf der Hand gelegen.
Heute weiß man: Schwaiger wollte sich schon in der Vergangenheit bei Fußballklubs in Position bringen, einem Verein soll er neue Trikots versprochen haben, das Geld war dann weg. Er bot sich vor zehn Jahren der SG Steinfeld an, versuchte es auch beim SV Seeboden – bei beiden Klubs wollte er im Gegenzug Sportdirektor werden, beide Klubs waren nicht interessiert. Domig ließ sich sehr wohl auf Schwaiger ein. Auf Warnungen sei er nicht eingegangen, hörte zunehmend nur mehr auf Schwaiger, heißt es. Ein Alleingang startete.
"Er hat genau die Art, die mir gefällt: nicht quaken, sondern tun."
"Seine Art, die er hat, kann nur einer wie ich vertragen. Auch in unserem Verein waren Leute skeptisch, sind es auch nach wie vor. Er hat genau die Art, die mir gefällt: nicht quaken, sondern tun", meinte Domig im ORF-Interview. Nicht annähernd sei er mit solchen Leuten in Kontakt gekommen, Kooperationen würden zustande kommen, von denen jeder Vorarlberger Verein nur träumen könnte, sagte er. "Es wird einige Überraschungen geben", kündigte Domig an.
Feindliche Vereinsübernahme
Der aus dem Nichts aufgetauchte Franz Schwaiger nahm seine Aufgabe indes selbstbewusst an. Führte im Namen des FC Dornbirn Gespräche mit Sponsoren, gab vor der Mannschaft den großen Macker. Dass er für die Kommunikation nach außen eine Mail-Adresse beginnend mit dem Wort "Saunafeeling" benutzt haben soll, kam nicht von ungefähr.
"Ich bin der Franz. Ich bin Saunameister und ab sofort der neue Chef hier."
Mit den Worten "Ich bin der Franz. Ich bin Saunameister und ab sofort der neue Chef hier, mein Bruder Mario wird der Küchenchef an der Birkenwiese. Ich habe mit Vorarlberg nichts am Hut, aber in Bludenz kenne ich einen Saunameister, der hat mir gesagt: Dornbirn ist ein schlafender Riese", stellte sich Schwaiger - der zwei, drei Mal kurz beim Training zugeschaut habe – der Mannschaft vor.
Kurz darauf soll er das Team beschimpft haben, eine tote Mannschaft habe er da gesehen. Sein Bruder Mario versuchte es anschließend angeblich sanftmütiger, man solle doch versuchen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die Mannschaft sollte sich ihm zufolge zusammensetzen und Probleme klären, die eigentlich gar nicht existierten. Wer da vor ihnen redete, wusste die Mannschaft übrigens nicht. Seinen Namen nannte Mario nicht einmal, er sollte jedenfalls neuer Mannschaftskoch werden. Über ihn kursieren ebenso wilde Gerüchte, er soll schon einmal seinen Tod vorgetäuscht haben.
Recherchen der "NEUE" brachten zutage, dass Schwaiger bereits in seinem eigentlichen Beruf negativ auffiel. Zwei Kollegen aus Deutschland werfen ihm demnach vor, sie an der Nase herumgeführt haben; er habe gesagt, er wolle mit ihnen eine Firma gründen. Schlussendlich soll er sie um ihren Lohn gebracht haben. Recherchen von LAOLA1 ergaben, dass er diese Masche schon zuvor angewendet haben soll.
Auch den beiden Saunameistern erzählte er vom FC Bayern, gespielt habe er beim 1. FC Nürnberg. Sein Profil auf oefb.at – eines der wenigen Suchergebnisse, auf die man stößt - gibt eine weniger großartige Spielerkarriere bei Radenthein, Moosburg, Seeboden und dem FC Fresach an. In seinem letzten Spiel – einem 2:3 gegen Köstenberg – kam er 57 Minuten zum Einsatz, 50 Zuschauer wohnten dem Schlager in der 2. Klasse B bei.
Welt- und Europameisterschaften der Saunameister habe er gewonnen, behauptete Schwaiger sogar. Ein weiterer seltener Internet-Eintrag erwähnt das "Nichteinhalten der Wettkampfrichtlinien" bei der Austria-Sauna-Trophy 2021. Wie eine LAOLA1-Recherche ergab, ist Schwaiger damals nicht zu seiner Startzeit erschienen. Im Vorfeld habe es zudem wegen unrichtiger Aussagen über angeblich errungene Titel Probleme gegeben. Bei den ÖM der Saunameister hat er seither übrigens Startverbot.
Schwaiger wird nicht nur von den beiden Saunameistern in der Therme Loipersdorf vorgeworfen, sie über den Tisch gezogen zu haben. Auch in verschiedenen Regionen Kärntens wurde er vorstellig, wie von einem Hotelier gegenüber LAOLA1 bestätigt wurde.
Auch bei ihm tauchte Schwaiger vor einigen Jahren urplötzlich auf, er soll kostenlose Mountainbikes versprochen haben, lockte mit einem Investor, der den Bau seines Wellness-Bereichs finanzieren sollte. Unglaublich glaubwürdig soll Schwaiger aufgetreten sein, reden hätte er können, für alles hätte er Erklärungen und Ausreden gehabt. Bei der Bank sei er so selbstbewusst aufgetreten, als hätte er Millionen auf dem Konto.
Der Hotelier zog noch rechtzeitig die Reißleine, bevor ein Kredit auf der Bank aufgenommen wurde. Er sei hellhörig geworden, als Schwaiger um ein paar Tausend Euro gebeten habe. Zudem habe Schwaiger einmal erwähnt, am nächsten Tag nicht da zu sein, da er per Hubschrauber zu einem Termin müsse – dann sah der Hotelier ihn aber zufällig in einer nahegelegenen Gemeinde. Das sei alles schon so übertrieben und unglaubwürdig gewesen, dass er stutzig geworden sei.
So habe Schwaiger ihm etwa auch erzählt, dass er bei einer Sondereinheit gearbeitet haben soll, im Gefängnis gewesen sei, um Maulwürfe auszuheben. "Ich bin dann draufgekommen, dass er eingekastelt war", behauptet der Hotelier. Schwaiger sei eben mit allen Schmähs dahergekommen. Irgendwann war Schwaiger dann einfach nicht mehr erreichbar. 8.000 Euro habe er an Schwaiger verloren. "Der Mensch ist skrupellos", meint er heute. Auch zahlreiche andere seien auf Schwaiger mutmaßlich hereingefallen. "Und das sind alles keine Vollidioten", so der Hotelier.
Während Schwaiger in Dornbirn sein Unwesen trieb, war Domig im Urlaub auf Lanzarote.
Das Chaos, das hinterlassen wurde
Am 1. Februar war Schwaiger beim FC Dornbirn schon wieder Geschichte. Wegen seines Umgangstons habe es gekracht, so Domig. Im ORF-Interview meinte er: "Er (Schwaiger, Anm.) ist dahergekommen, hat relativ einen großen Wirbel gemacht, hat auch sehr gute Ideen eingebracht. Er hat uns nichts gekostet – und ich habe gesagt, was nichts kostet, kann man mal einsetzen. Ich höre mir von jedem an, was er bringen kann."
Während Domigs Urlaub sei viel am Telefon geregelt worden, bei der Rückkehr habe er gemerkt, "dass einiges im Verein ohne mein Wissen gewirbelt wurde. Weil er ein relativ forsches und unkonventionelles Auftreten hatte." Einen Dienstvertrag bei den Rothosen hatte Schwaiger nie, von der angekündigt besten Besetzung in 113 Jahren Dornbirn blieb nichts. Die Testspieler mussten wieder heim, Pätzold – der bereits das Training geleitet hatte – ging ebenfalls wieder.
"Der FC Dornbirn kann das ausgehandelte und zugesicherte Vertragsangebot an den neu geplanten Cheftrainer Roberto Pätzold leider nicht wie vereinbart realisieren. In zuletzt turbulenten Tagen konnten zahlreiche Zusagen eines privaten Investors wider Erwarten nicht eingehalten werden", hieß es in einer Pressemitteilung des Vereins.
Domig sprach in weiterer Folge von einer von Pätzold gesetzten Deadline für einen ersten Geldfluss, welche der Verein nicht einhalten hätte können – weil in Dornbirn noch kein Investorengeld eingetroffen war. Später stellte man in einer Pressemitteilung richtig: Eine Deadline sei nie gestellt worden.
Folgende Passage wurde zudem nicht aus der ersten von Präsident Domig unterzeichneten Aussendung gestrichen:
„Der Fußballclub FC Dornbirn verpflichtet sich den Inhalt und Tonalität dieser Pressemitteilung einzuhalten. Des Weiteren versichert der Verein, die jeweilige Pressemitteilung mit dem Management von Roberto Pätzold abzustimmen und freizugeben.“
Das zeigt einerseits, dass Pätzold – zurecht – nicht gut auf die Verantwortlichen zu sprechen sein dürfte. Andererseits aber ist es eine Passage, die wohl nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Pressesprecher Mathias Bösch – im Dezember noch Vorstandsmitglied geworden – verließ den FC Dornbirn, noch bevor die Causa Schwaiger öffentlich wurde. Er sei für einen Neuanfang in der Regionalliga gewesen.
Fragen, die unbeantwortet bleiben
Die finanzielle Fortbestandsprognose an die Bundesliga – eine Auflage aufgrund der Schulden aus dem Vorjahr – wurde vom FC Dornbirn indes nicht abgegeben, Stichtag dafür war der 31. Jänner. Es droht deshalb eine Geldstrafe.
Gegenüber der "Krone" begründete Finanzvorstand Andreas Genser das Versäumnis kurios: nämlich mit dem Urlaub des Präsidenten. Man habe zwar ein Minus, in größter Gefahr sei der Verein aber nicht. Die Unterlagen seien bereitgestanden – Domig hätte aber nicht zeitgerecht unterschreiben können, weil er im Urlaub war. Nur: Am 31. Jänner war der Präsident schon längst wieder in Vorarlberg.
Ein Vertrag mit dem mutmaßlichen Investor – Domig sprach von einer innerösterreichischen Firma, die einen Standort in Vorarlberg aufbauen wolle – existiert nicht. Es gebe aber eine Bestätigung, dass das Geld überwiesen werde, betonte der Präsident in den Medien.
Auch der Kärntner Hotelier hatte eine Bestätigung vorliegen. Ihm wurde erzählt, dass Mercedes Seminare bei ihm buchen wolle, Schwaiger habe damals sogar schon einen Termin vorgelegt, an dem drei Vertreter des Unternehmens das Hotel besuchen kämen. Das Schreiben habe täuschend echt ausgeschaut. Zum Termin kam es freilich nie.
Wie die "VN" und die "NEUE" übereinstimmend berichteten, soll Schwaiger im Falle des Fließens von Investorengeld die Transferrechte einiger Dornbirner Spieler erhalten. Das sogenannte "Third-Party-Ownership" wurde von der FIFA 2015 verboten.
Gerne hätte LAOLA1 mit Hubert Domig über diese Anschuldigungen geredet, ihn gefragt, ob in der Zwischenzeit Investorengelder geflossen sind, was ihn so vom unbekannten Herrn Schwaiger überzeugte.
Domig – der sich in einem offenen Brief mittlerweile bei den Vereinsmitgliedern entschuldigt sowie seinen Rücktritt als Präsident angeboten hat, sofern eine Lösung bezüglich seiner persönlichen Haftung gefunden wird – verwies aber darauf, dass aktuell rechtliche Schritte geprüft würden, vom Anwalt sei dem Verein mitgeteilt worden, auch aus Selbstschutz, keine weiteren Aussagen zu tätigen.
Um einen Kontakt zum "Phantom" Schwaiger wurde gebeten, dieser wurde nicht hergestellt.