Philipp Semlic hat keine einfache Woche hinter sich. Anfang vergangener Woche hat der SV Lafnitz bekanntgegeben, sich aus der Admiral 2. Liga zurückzuziehen.
Danach hat ihn Corona erwischt. Am Samstag konnte er deswegen beim 1:0-Sieg seiner Mannschaft gegen den SK Rapid II nicht zugegen sein. Und auch den Lehrgang des UEFA-Pro-Lizenz-Kurses kann er nur vor dem Bildschirm verfolgen.
Zwischendurch hat sich der Steirer während seiner Quarantäne Zeit genommen, um in einer "Zwarakonferenz Spezial" mit LAOLA1 über die Situation seines Klubs zu sprechen.
"Uns war beim SV Lafnitz allen bewusst, dass es nur mit Bernhard Loidl geht. Wir waren in einer Form schon vorbereitet, weil er als Obmann nur eine Amtsperiode bis 2024 gewählt hat. Wir sind davon ausgegangen, dass dieses Ereignis dann zu dieser Zeit kommt. Von daher ist der Zeitpunkt überraschend, die Situation an sich aber nachvollziehbar", sagt der 39-Jährige.
"...dann haben wir in der Liga nichts verloren"
Semlic verrät die Gründe für den Rückzug des Mäzens: "Die Anforderungen an den kleinen Verein sind zu groß geworden, es ist schwierig, das aufrechterhalten zu können und Bernhard Loidl ist nicht mehr bereit, sein komplettes Privatgeld reinzustecken. Das ist absolut nachvollziehbar."
"Mein Credo war immer, dass wir in Lafnitz Entwicklung brauchen. Wir strecken uns sportlich nach der Decke, um in der Liga bleiben zu können. Man braucht im Sportvorstand mehr hauptberufliche Leute, die da mitarbeiten, sonst haben wir nicht die gleichen Voraussetzungen wie die anderen Mannschaften in der Liga. Und dann haben wir in der Liga auch nichts verloren", so der Coach weiter.
Bei aller Objektivität gibt es aber natürlich noch eine andere Sichtweise, die Semlic mitbringt. Immerhin ist er seit über 1.000 Tagen im Amt, Lafnitz für ihn weit mehr als nur irgendein Job, vielmehr Herzensangelegenheit. Er hat den Dorfklub 2020/21 zum Winterkönig gemacht und letztlich auf Rang fünf sowie 2021/22 auf Rang vier geführt.
"Es war nicht ganz umsonst"
"Aus meiner persönlichen Sicht ist es enttäuschend. Es ist sehr, sehr schade, dass die Arbeit, die wir hineingesteckt haben, von einem Tag auf den anderen vorbei sein soll. Andererseits konnten wir in den letzten drei Jahren sehr vielen Spielern den nächsten Schritt ermöglichen. Von daher war es nicht ganz umsonst", sagt er.
Noch im Sommer war der Start des dritten Teils des Dreijahres-Plans, der 2020 ausgetüftelt wurde, angekündigt worden. Und nun das Aus. Brutal.
"Mein Ziel war immer, etwas Nachhaltiges zu hinterlassen. Wir hatten in diesem Jahr das Ziel, jungen Spielern die Plattform zu geben, damit sich das System von selbst reguliert. Aber der Verein steht über allem. Wenn es finanziell nicht mehr möglich ist, ist jede Idee obsolet", gibt sich Semlic pragmatisch.
"Ego-Shows sind nicht zielführend"
Eine schwierige Situation. Auch für die einzelnen Spieler. Praktisch alle werden sich ab sofort nach neuen Möglichkeiten umsehen. Semlic fände es "schade, sollte es im Winter einen Ausverkauf geben", will mit seinem Trainerteam die einzelnen Kicker aber freilich bestmöglich unterstützen. Diese Spieler könnten für die Konkurrenz besonders interessant sein >>>
Seine Marschroute: "Ego-Shows sind nicht zielführend. Es wird mehr denn je wichtig sein, den Inner Circle noch mehr zu stärken, noch mehr aufeinander zu schauen. Dann kann auch jeder einzelne glänzen."
Wie Philipp Semlic seine eigene Zukunft sieht (ab 11:20) und wie er der Mannschaft das Aus des Klubs kommuniziert hat (ab 2:31), siehst du im VIDEO, in dem das Interview in voller Länge verfügbar ist: