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Deni Alar: "Ich weiß, was noch in mir steckt!"

In Leoben mutiert Deni Alar wieder zum Goalgetter. Mit LAOLA1 spricht der 33-Jährige über schwere Jahre, schlechte Entscheidungen und fehlendes Vertrauen.

Deni Alar: Foto: © GEPA

Kann man das Toreschießen verlernen? "Ich glaube nicht", sagt Deni Alar.

"Natürlich gehört ein bisschen Glück dazu. Aber wenn du schon so oft Tore geschossen hast, ist es kein Glück mehr, wenn du manchmal richtig stehst", fügt er hinzu. "Wie du den ersten Kontakt hast, wie du abschließt. Manchmal schießt du einfach schlecht, bleibst irgendwo hängen und der Ball geht trotzdem rein. Manchmal triffst du ihn perfekt und der Torwart wehrt ihn ab", meint er.

Das Selbstvertrauen gehöre auch dazu. "Wie du damit umgehst, wenn du mal kein Tor machst, wie du dich dann fokussierst, wie du von dir überzeugt bist - das ist alles sehr wichtig." In den letzten Jahren ging es vor allem darum. Denn Tore machte er nicht mehr viele.

Er spielt, es läuft

Aber Deni Alar ist wieder da. Nicht nur zurück in Leoben, auch zurück als Knipser. Zwölf Spiele, dreizehn Tore. Leoben ins Cup-Viertelfinale geschossen, in der Liga alle 65 Minuten mit einem Treffer.

Vergangenen Sonntag war er mit einem Doppelpack gegen Sturm II abermals der gefeierte Held >>>

Wieso es am Monte Schlacko für ihn wieder läuft? "Weil ich spiele", sagt Alar und lacht. Er fühle sich wohl in der Mannschaft, spüre das Vertrauen in ihn. "Wir funktionieren als Team sehr gut. Als Stürmer bist du der, der zum Schluss die Tore macht. Und ich werde von den Mitspielern gut eingesetzt."

In Leoben stürmte Alar schon einmal, von 2007 bis 2009. Mit dem DSV von damals hat der DSV von heute wenig zu tun. "Es sind andere Leute da, keiner mehr von früher. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung", so Alar, der weiter meint: "Man merkt schon eine Aufbruchstimmung. Man merkt, dass vieles im Entstehen ist. Natürlich, es ist das erste Jahr im Profibereich - aber ich bin mir sicher, dass da Großes entstehen kann."

Als Alar zurück nach Leoben wechselte, steckten die Donawitzer in der Ergebniskrise. Es gab fünf Niederlagen in Folge, auf Carsten Jancker folgte auf der Trainerbank Rene Poms. Alar kam zunächst nur zu Kurzeinsätzen, mit dem ersten Einsatz von Beginn an erzielte er im Cup einen Doppelpack gegen Bundesligist WSG Tirol (3:1). 

Schon von 2007 bis 2009 spielte Alar am Monte Schlacko
Foto: © GEPA

"Ich habe gewusst, dass ich meine zwei, drei, vier Wochen brauche, damit ich auch körperlich nachholen kann. Gegen die WSG habe ich mich von Anfang an wohlgefühlt. Das war natürlich super, dass ich gleich getroffen habe, nach der Halbzeit das zweite nachgelegt habe. Körperlich habe ich nach 60 Minuten aber schon gemerkt 'Jetzt wird's langsam eng'", erzählt Alar. Für ihn war der Knoten damit aber geplatzt. 

Körperlich sei es von Spiel zu Spiel besser geworden, erzählt Alar. Im Cup gegen den WAC (6:5 nach Elfmeterschießen) spielte er über 120 Minuten, fünf Tage später auswärts gegen Bregenz erneut durch. "Mit den Toren, mit dem Selbstvertrauen spürst du die Müdigkeit auch weniger", sagt Alar und grinst. Gegen St. Pölten und die Admira traf er doppelt, gegen Dornbirn erzielte er einen Hattrick. Zuletzt entschied er das Steirer-Derby gegen Sturm II im Alleingang.

"Als Stürmer ist es immer schwierig zu sagen, wieso es so funktioniert, wie es funktioniert. Wenn du keinen Lauf hast, kannst du machen, was du willst. Der Ball springt immer weg von dir, ein anderer kommt noch dazwischen. Jetzt ist es genau umgekehrt", so Alar. Die letzten Jahre glichen bei ihm weniger einem Lauf, mehr einer Abwärtsspirale.

Aufstieg eines Knipsers

Über Zeltweg, Leoben und Kapfenberg spielte sich Deni Alar 2011 einst zu Rapid. Bei Zeltweg trainierte ihn noch Vater Goran, einst selber Profi bei Leoben. "Er hat gewusst, was man machen muss, um Profi zu werden. Das war für mich schon wichtig. Natürlich war es dann auch wichtig, dass ich weggekommen bin, damit ich was anderes sehe", so Alar heute.

Während des Interviews erwähnt er mehrmals, wie wichtig das Vertrauen der Trainer für ihn sei. "Du hast als Stürmer Phasen, wo du mal nicht triffst. Wenn du dann gleich weg bist, dann tust du dir schwer, fängst an zu überlegen. Wenn du als Stürmer anfängst, zu überlegen, ist es eh schon fast vorbei", so Alar.

Das Vertrauen bekam er auch in Kapfenberg, dort trainierte er unter dem heutigen U21-Teamchef Werner Gregoritsch. Mit 22 Scorern in der Saison 2010/11 empfahl er sich für Größeres, für Wien-Hütteldorf.

In Hütteldorf lief zunächst alles nach Plan
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Fünf Jahre spielte Alar zunächst bei Rapid. Tat sich ein halbes Jahr lang schwer, "und dann war es eineinhalb Jahre lang richtig gut", blickt er zurück. Seine beste Saison in Grün-Weiß hatte Alar 2013, als bei Rapid "alle schuldig" waren, "alle raus" sollten.

Im Cup gab es die Pleite gegen Pasching, international war man chancenlos, die Bundesliga gewann die Austria mit 25 Punkten Vorsprung auf Rapid. Alar aber erzielte 22 Pflichtspieltore, für ihn lief es. 

So gut, dass es 2013 Gespräche über einen Wechsel ins Ausland gab. Nur: "Als die Gespräche intensiver geworden sind, habe ich mir die Achillessehne gerissen." Gegen den WAC musste Alar im Mai 2013 schon nach 14 Minuten runter, 52 Spiele verpasste er in Folge. Sein Comeback gab er am 9. Februar 2014.

Ein Achillessehnenriss stoppte 2013 den Sprung ins Ausland
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Bei Rapid konnte er nicht mehr an seine vorherigen Leistungen anknüpfen, der Vertrag lief aus, Alar wechselte ablösefrei zu Sturm Graz.

Die beste Zeit

"Meine zwei Jahre bei Sturm waren meine beste Zeit", sagt Alar heute. In 82 Spielen für die "Schwoazn" machte er 41 Tore, legte sieben Treffer auf.

"Ich bin ein Spielertyp, den mag man - oder eben nicht. Wenn man ihn mag, mich auch mal ein paar Spiele spielen lässt, in denen ich nicht treffe, dann mache ich auch wieder meine Tore. Bei Sturm unter Franco Foda habe ich drei Tore im ersten Frühjahr gemacht, mehrere Spiele nicht getroffen. Er hat mir aber immer vertraut - für einen Stürmer ist das wichtig", so Alar. 

"Ich bin ein Spielertyp, den mag man - oder eben nicht. Wenn man ihn mag, mich auch mal ein paar Spiele spielen lässt, in denen ich nicht treffe, dann mache ich auch wieder meine Tore."

Deni Alar, über Vertrauen von Trainern

Fodas Vertrauen zahlte er mit Toren zurück. Er spielte zu dieser Zeit zweimal für das Nationalteam, war bei Sturm sogar Kapitän. Und wechselte dennoch wieder zu Rapid zurück. Sein Berater meinte noch Wochen zuvor: "Eines ist klar: Die Angebote aus dem Inland zieht Deni nicht einmal in Erwägung."

Falsche Entscheidung mit Folgen

"Es war eine Entscheidung, die zu schnell getroffen worden ist. Die Entscheidung war innerhalb von zwei, drei Tagen da. Wenn ich länger überlegt hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht", meint Alar heute. 

So wirklich überzeugt sei er damals von den Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung mit den Grazern nicht gewesen. "Sie wollten zwar verlängern – aber nicht unbedingt. Bei Rapid habe ich von Anfang an das Gefühl gehabt, dass sie mich unbedingt wollen."

In Graz hatte Alar seine beste Zeit, gewann 2018 den Cup - und ging als Kapitän dennoch zurück zu Rapid
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In Graz machte sich Alar jedenfalls keine Freunde mehr. Der damalige Geschäftsführer Günter Kreissl meinte über den Wechsel: "Es spiegelt auch gut die derzeitige Personalpolitik der Wiener Vereine und zum Teil die Werte der heutigen Gesellschaft wider."

Beim ersten Aufeinandertreffen zwischen Sturm und Rapid in Liebenau wurde Alar mit derben Spruchbändern empfangen. Auch einige Fan-Gesänge richteten sich direkt gegen den Stürmer.

"Natürlich war das nicht einfach, weil es ja auch eine schöne Zeit war. Bei Sturm waren unglaubliche Fans. Das war natürlich nicht einfach. Aber ich habe es auch verstanden. Wenn du von Sturm zu Rapid wechselst, noch so kurzfristig - was ja für alle überraschend war, im Endeffekt auch für mich - ist das verständlich. Es ist aber auch enttäuschend, dass es so auseinandergegangen ist. Aber im Fußball ist das manchmal so", sagt Alar. 

Von Sturm zu Rapid und umgekehrt - die direkten Überläufer

Wenn er über die Ex-Klubs redet, findet er vor allem Lob für Sturm. "Man merkt, dass da eine richtige Idee dahintersteckt. Dass der Andi Schicker das richtig gut macht. Das funktioniert perfekt. Natürlich haben sie auch das Glück, dass sie immer die richtigen Spieler holen. Aber ihre Idee vom Fußball setzen sie perfekt um." Bei Rapid hingegen sei es schwierig. "Ich glaube, Rapid hat unglaubliches Potenzial - aber sie setzen es einfach nicht um."

Heute würde Alar die damalige Entscheidung nicht mehr so treffen. "Von Sturm hätte ich ins Ausland gehen müssen. Entweder bleiben oder ins Ausland gehen – das wäre wahrscheinlich klüger gewesen."

Die Rückkehr nach Wien endete auf der Ersatzbank
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Die Rückkehr nach Hütteldorf entpuppte sich als Missverständnis. In den ersten acht Runden traf Alar zwar noch drei Mal, Rapid trennte sich dann aber von Trainer Goran Djuricin.

"Der neue Trainer hat mir gleich gesagt, dass er nicht mit mir plant. Das war nicht einfach", sagt Alar. Der neue Trainer hieß Dietmar Kühbauer. "Schon als er davor als Experte gearbeitet hat, hat er mich immer kritisiert – da habe ich schon gewusst, das wird schwierig", so Alar weiter. 

Rapid wollte ihn loswerden, verlieh ihn nach Bulgarien. Auch bei Levski Sofia konnte der Angreifer nicht überzeugen, die Corona-Pandemie machte sein einziges Auslands-Abenteuer nicht einfacher.

Bei der Vienna kam Alar meist nur zu Kurzeinsätzen
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2020/21 hatte Alar nach seiner Rückkehr nur mehr vier Kurzeinsätze für Rapid, löste in weiterer Folge den Vertrag auf. Der Wechsel zum damaligen Bundesliga-Absteiger St. Pölten blieb ohne größeren Erfolg, mit der Vienna stieg Alar 21/22 zwar aus der Regionalliga Ost in die 2. Liga auf, war aber nicht gesetzt. 

Noch nicht genug

Im Sommer war Deni Alar arbeitslos. Im AMS-Camp für vertragslose Spieler hielt er sich fit (Alle Infos >>>), trainiert wurde er von Rene Poms – der nun Coach in Leoben ist. Als Tiefpunkt seiner Karriere habe er das Camp aber nicht empfunden, meint Alar. 

"Es ist ja ganz normal, dass es im Fußball nicht immer bergauf geht. Natürlich habe ich gewusst, dass es nicht einfach wird, einen neuen Verein zu finden, der auch zu mir passt. Natürlich haben wahrscheinlich viele auch geglaubt, dass es für mich vorbei ist. Aber ich habe gewusst, dass ich, wenn ich das Vertrauen habe, auch viele Tore schießen kann."

Er habe auch in den vergangenen Jahren gewusst, dass er gut trainiere, er habe die Rückmeldungen der Co-Trainer gehabt. "Bei der Vienna habe ich auch richtig gut trainiert - ich habe nur nicht mehr gespielt. Ich habe schon gesehen, dass ich noch gut genug bin, dass ich noch locker mitspielen kann. Sonst hätte ich ja gesagt: 'Es ist vorbei, es bringt nichts mehr.'"

"Ich habe gesehen, dass ich noch gut genug bin, dass ich noch locker mitspielen kann. Sonst hätte ich ja gesagt: 'Es ist vorbei, es bringt nichts mehr.'"

Deni Alar, zog ein Karriereende nicht in Betracht

Es habe im Sommer auch die Überlegung gegeben, in der Regionalliga zu kicken. Fußball habe ihm immer Spaß gemacht, auch wenn er nicht gespielt habe. Aufhören sei deshalb nie ein Thema gewesen.

"Aber ich habe auch zu mir selbst gesagt, dass ich nicht so aufhören will, weil ich weiß, was noch in mir steckt. Aber ich brauche einen Verein, wo ich merke, die wollen mich unbedingt haben. Einen Trainer, der hinter mir steht. Bei Leoben war das perfekt."

"Ich bin froh, dass es so funktioniert. Einfach im Training immer weiter Gas geben, von Woche zu Woche beweisen. Im Fußball geht es so schnell, triffst du ein, zwei Mal nicht, sagt wieder jeder, bei dem ist es vorbei", weiß er. Einfach genießen und weiter Gas geben wolle er.

Alar ist mittlerweile 33. Er sagt: "Natürlich würde ich gerne nochmal Bundesliga spielen. Perfekt wäre, wenn wir das mit Leoben schaffen würden."

Deni Alars Doppelpack gegen Sturm II im Video:


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