Die Admiral 2. Liga hatte auch vergangenes Wochenende wieder einiges zu bieten.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller war wieder unterwegs, diesmal bei zwei Spielen in Wien und einem in Linz, noch dazu bei zwei Derbys.
Die Erkenntnisse des LigaZwa-Spieltags:
FAC – Kapfenberg (1:1, 14. Oktober)
Dritter Trainer, neues Glück? Im diesem Spiel ja, denn wo der KSV heuer so manche Partie erst in der Schlussphase abschenkte, holte er bei der Rückkehr von Abdulah Ibrakovic einen Punkt in der Nachspielzeit. Mark Grosse, der in der Schluss-Drangphase noch zwei Freistöße suboptimal geschossen hatte, traf in der 94. Minute.
Faszinierend für mich, wie sich das Personalkostüm der Kapfenberger von Trainer zu Trainer ändert. Klar, bei bisher drei Punkten sind viele Änderungen natürlich logisch, aber bei den Böhlerstädtern kommen und verschwinden Spieler wie bei Amateurteams. Unter Vladimir Petrovic waren Spieler wie Karlo Lakic, Christoph Graschi oder Tobias Mandler noch mit von der Partie. David Sencar holte während seiner Amtszeit von sieben Spielen Nemanja Zikic und Luka Hassler aus der Versenkung. Unter Ibrakovic wiederum standen Martin Gschiel und Stefan Kordic (schon öfters eingewechselt) erstmals in der Startformation.
Ibrakovic setzte wie Sencar auf eine kompakte Fünferkette und drei zentrale Mittelfeld-Spieler davor, viel nach vorne kam da natürlich nicht. Der FAC tat sich gegen dieses Bollwerk auch lange schwer, Offensive zu konstruieren. Ich habe die Floridsdorfer am Freitag erstmals mit einer Raute gesehen. Ob es damit zusammenhing oder völlig unabhängig war, dass das sonstige Schwungrad Paolino Bertaccini einen schwachen Tag erwischte? Auf jeden Fall machte Mirnes Becirovic auf der rechten Seite aus seinen Freiräumen ungleich mehr als auf der Gegenseite Lukas Schöfl, eigentlich eher eine Offensivkraft als Becirovic.
Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison musste Schiri Arnes Talic in den letzten Sekunden der Nachspielzeit einen Treffer beobachten und beendete das Spiel gleich nach dem Wiederanstoß. Grosses Treffer fiel genau fünf Sekunden vor Ende der angezeigten vier Minuten, im Gegensatz zum Spiel zwischen Lafnitz und Dornbirn war die Überspielzeit diesmal klar ersichtlich.
Blau-Weiß Linz – Vorwärts Steyr (4:1, 15. Oktober)
Vor zwei Wochen, nach der Niederlage am FAC-Platz, musste Blau-Weiß-Coach Gerald Scheiblehner noch einen Mangel an Offensive konstatieren. Seitdem: Zwei Spiele, neun Tore, das Spiel nach vorne läuft auf einmal wie geschmiert und die Blau-Weißen agieren so wie auf dem Reißbrett vor Saisonbeginn.
Zwei offensive Wingbacks mit Fabian Windhager (öfters aber nur Ersatz) und Simon Pirkl, zwei Sechser (Michael Brandner und Tobias Koch), die das Spiel nach vorne eröffnen können. Dort traf endlich einmal Paul Mensah zum Führungstreffer, Matthias Seidl ist in dieser Liga ohnehin eine Klasse für sich. Im halblinken Offensivbereich angesiedelt kann er vorbereiten, Bälle schnell verarbeiten, aus der Distanz schießen und ist vor allem zwischen Fünfer und Sechzehner mit seinen engen Drehungen überhaupt nicht festzumachen, oft finden ihn Bälle von dort allein. Was mich an ihm auch besonders fasziniert: Selbst nach vielen Beobachtungen weiß ich nicht, welcher Fuß bei ihm der stärkere ist. Wenn er kein kommender Bundesligaspieler ist, wer dann in Liga Zwa? Einzig an seiner Athletik wird er wohl noch arbeiten müssen, um auch eine Liga höher zu den Stammkräften zu gehören.
Zu diesen gewohnten Kräften kommt zuletzt auch Fally Mayulu, der Ronivaldo als Spitze abgelöst hat, am Samstag auch zweimal traf. Diese Hierarchie hätte vor Saisonbeginn wohl keiner erwartet, auch wenn Mayulu schon letzte Saison aufgezeigt hat. Mit seinen 20 Jahren ist der Franzose körperlich schon immens stark, was er auch bei seinem ersten Treffer bewies, als er drei Gegner einfach abschüttelte.
Bei aller Wertschätzung für die Linzer Offensive: Vorwärts machte es ihnen aber verdammt leicht. Die Viererkette und der alleinige Sechser Bitsche sahen die Gegner oft ungebremst auf sich zukommen, der Rest des Teams (darunter ein Drei-Mann-Angriff) war weit vorne angesiedelt, konnte aber die Angriffe nie im Ansatz unterbinden und es entstanden flugfeldgroße Lücken. Blau Weiss wurde ab und an von den zahlreichen Lacken am durchweichten Spielfeld aufgehalten, von den Steyrern aber nie. Eine derartige Unterlegenheit eines Teams habe ich noch in keinem der von mir heuer besuchten Spiele (und das sind doch 26) gesehen.
Vienna – Young Violets (0:1, 16. Oktober)
Wie unterschiedlich die gleiche Grundordnung mit Leben erfüllt werden kann, bewiesen die Young Violets nicht einmal einen Tag nach dem Spiel in Linz. Ebenfalls mit einem 4-3-3 angetreten, legten sie dem Favoriten aus Döbling früh Fesseln an, beschäftigen diesen tief in der eigenen Hälfte. Das resultierte dann in vielen erzwungenen weiten Pässen, die oft im Niemandsland endeten. Vienna-Coach Alex Zellhofer war keineswegs untätig, zog Abazovic schon früh zurück und versuchte mit einer Dreierkette besser zu stehen. Links fand dann auch Bumbic mehr Freiräume vor und kreierte noch am meisten Offensive, zentral ging fast gar nichts, der Strafraum war meist nur schütter besetzt. Sulzners Corner – mittlerweile von beiden Seiten – gehören auch nicht zu den besten der Liga, da helfen auch Kopfballspezialisten wie Kreuzhuber, Steiner oder Abazovic nichts. Den Violets tat aber auch der zweite Saisoneinsatz des kopfballstarken Billy Koumetio in diesen Situationen sicher gut.
Die Jungveilchen parkten auch in der Schlussphase keineswegs den Bus vor dem eigenen Tor, Harald Suchard ersetzte Offensivkräfte mit Offensivkräften und selbst in der 92. Minute mahnte er lautstark ein: "Höher, Höher!". Klar, ganz konnten die Violets Ausgleichschancen (Zatl, Bumbic) nicht verhindern, aber bei besserer Ausspielung einiger Überzahlsituationen hätten sie das Spiel auch schon früher entscheiden können.
Bei der Vienna kamen erstmals der 19-jährige Luxemburger Noah Rossler (ersetzte den gesperrten Stephan Auer auf rechts) und der Ex-Rapidler Dalibor Velimirovic (in der Schlussphase) zum Einsatz. Die Döblinger, zuletzt mit einigen 1:0-Siegen, diesmal am falschen Ende dieses knappen Resultats, scheiterten aber an einem an diesem Tag sehr alerten Gegner, bei dem Anouar El Moukhantir nach langer Verletzungspause erstmals wieder (als Kapitän) von Beginn an mit dabei war.
"Die Nachspielzeit ist der Feind des Schiedsrichters" – ein altes Sprichwort, das durchaus auch schon in der ersten Hälfte Gültigkeit haben kann. Referee Alan Kijas dehnte die anzeigten zwei Minuten für einen Corner noch aus. Leonardo Ivkic legte sich den abgewehrten Ball von rechts auf links, Kijas stand schon knapp vor dem Abpfiff, eher der Außenverteidiger mit seinem schwächeren Fuß traf. Die Vienna war von diesen Überstunden naturgemäß wenig angetan. Hätte Kijas den Eckball aber unterbunden, hätten wiederum die Violetten gestöhnt. Eine No-Win-Situation für jeden Referee…