Mitja Mörec ist schon ein Routinier, wenn es um den Medientag der ADMIRAL 2. Liga geht.
Jährlich treffen alle Trainer der 16 Zweitliga-Klubs vor dem Saisonstart zusammen, um sich den Fragen der Journalisten zu stellen. Der Slowene kam bereits zum vierten Mal zu dieser Ehre, den FAC betreut er schließlich seit April 2021 und ist mit einer Amtszeit von drei Jahren, drei Monaten und 17 Tagen der mit Abstand längstdienende Coach der Liga.
"Natürlich erfüllt mich das mit Stolz. Es ist nicht selbstverständlich, dass man so lange bei einem Klub bleibt", sagt der 41-Jährige und sieht es als Privileg an, "dass ich auch in schwierigen Zeiten Unterstützung bekommen habe."
Allzu viele unruhige Tage und Wochen gab es in Wien-Floridsdorf sowieso nicht. 2022 wurde als Vizemeister die beste Platzierung seit dem Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse 2014 erreicht, es folgten die Endpositionen sechs und fünf. Unter Mörec hat sich der FAC zu einem Spitzenklub der 2. Liga entwickelt.
"Das hat uns Punkte gekostet"
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Das vergangene Jahr betrachtet der ehemalige Verteidiger mit einem Lächeln im Gesicht im Rückspiegel, obwohl es sogar mehr als Platz fünf hätte sein können.
"Wir hatten es in der letzten Runde selbst in der Hand, Dritter zu werden", verweist Mörec auf das letzte Spiel gegen den SV Stripfing, das mit 2:2 endete. Dadurch konnten die Vienna und der spätere Zwangsabsteiger DSV Leoben noch an den Floridsdorfern vorbeiziehen. "Etwas bitter", nichtsdestotrotz sei es "seine sehr gute Saison" gewesen.
Welche Schlüsse der 14-fache slowenische Nationalspieler gezogen hat? "Wir haben uns im Ballbesitz-Fußball extrem verbessert. Wir haben viele Spiele gehabt, in denen wir sehr dominant waren, der Gegner eigentlich nur in der eigenen Hälfte agiert hat. Das war mir extrem wichtig, dass wir uns da entwickeln", so Mörec.
Defensiv sei man, wie vom FAC schon gewohnt, "sehr kompakt gewesen". 33 Gegentreffer - der fünftbeste Wert der Liga - belegen dies, wenngleich es in den Jahren zuvor (2023: 30; 2022: 18) auch schon weniger waren.
Deshalb sah Mörec genügend Raum für Verbesserungen, allen voran bei defensiven Standardsituationen. "Da haben wir vor allem durch zweite Bälle viele Gegentore kassiert, und das hat uns den einen oder anderen Punkt gekostet."
Kleinerer Umbruch als sonst
Unter anderem daran wurde in den letzten Wochen intensiv gearbeitet, die Vorbereitung sei überhaupt "einfacher" gewesen. Inwiefern?
"Es war wichtig, dass viele Spieler der letzten Saison, vor allem Leistungsträger, geblieben sind. Deshalb war unsere Arbeit und natürlich auch die Vorbereitung trotz der vielen Probespieler, die wir hatten, etwas anders", erklärt der FAC-Coach.
Im 21. Wiener Gemeindebezirk gab es gewiss bereits größere Umbrüche als in diesem Sommer. 13 Neuzugänge stehen 12 Abgänge gegenüber, im Sommer 2023 lag das Verhältnis etwa noch bei 17 zu 18, nach der Vizemeister-Saison überhaupt bei 20 zu 17.
Trotzdem gab es natürlich schmerzhafte Abschiede, so wechselte Einser-Tormann Simon Spari zu Austria Klagenfurt, Mittelfeld-Stratege Leomend Krasniqi zu Liga-Rivale SKN St. Pölten und Top-Torschütze Nermin Haljeta nach Indonesien.
Von welchem Neuzugang sich Mörec viel erwartet
Man hätte im Gegenzug "richtig gute Jungs dazubekommen", betont der Cheftrainer, "vor allem in der Offensive und auch im Mittelfeld, die alle jung sind und auch die österreichische Staatsbürgerschaft haben."
Besonders von Yannic Fötschl erhofft sich der Mann aus Murska Sobota einiges. "Wir erwarten sehr viel von ihm." Der 21-Jährige wurde von Austria Salzburg verpflichtet, für den Westliga-Meister konnte der Offensivspieler, der am liebsten auf der Zehner-Position eingesetzt wird, in 26 Spielen starke 13 Tore und sieben Assists verbuchen.
"Yannic hat sich super in die Mannschaft integriert, hat sehr schnell unsere Ideen, unsere Prinzipien kapiert und ich bin gespannt, wie er sich in der 2. Liga präsentiert. Wir haben große Pläne mit ihm."
Mit Fötschl soll mehr Power aus dem Mittelfeld generiert werden. "Das zeigt er auch im Training und in den Testspielen. Yannic hat ein super Gefühl für diese Laufwege in die Tiefe aus der Zehner-Position. Er hat einen super Abschluss, arbeitet auch defensiv sehr fleißig, sehr aggressiv und intensiv. Ich glaube, wir haben einen sehr guten Transfer gemacht."
"Was das betrifft, sind wir eine kleine Maus"
Der FAC-Übungsleiter ist guter Dinge, "dass wir die großen Mannschaften in unserer Liga wieder ärgern können. Ich glaube, dass uns das immer sehr gut gelungen ist." Daran ändert auch das frühe Ausscheiden im ÖFB-Cup nichts, in Siegendorf schoss man sich mit zwei schweren Patzern in der Abwehr selbst aus dem Bewerb.
Immerhin kann der volle Fokus bereits auf den Liga-Alltag gerichtet werden, am Sonntag wartet im ADMIRAL Topspiel der Runde der SKN St. Pölten mit seinem ehemaligen Trainer-Kollegen Aleksandar Gitsov (ab 10:15 Uhr im LIVE-Stream >>>).
Manch einer will die Floridsdorfer sogar als Favorit sehen, die Erwartungshaltung ist in den letzten Jahren stark gestiegen. "Es ist schön, dass uns andere Mannschaften, Trainerkollegen und Journalisten so sehen. Das haben wir uns hart erarbeitet und auch verdient."
"Ich habe natürlich das Ziel, einmal in einer höheren Liga zu arbeiten."
Doch die Trauben sollen nicht zu hoch gehängt werden. Mörec warnt: "Wir wissen, wer wir sind. Wir wissen, was für ein Budget wir haben, welche Infrastruktur wir haben. Was das betrifft, sind wir in unserer Liga eine kleine Maus."
Deshalb sei es "extrem schwierig", dass man sich große Ziele setzt. "Ich traue mich nicht, jetzt eine Top-5-Platzierung vorzuschlagen." Viel lieber würde der Slowene über Entwicklung reden - "von Einzelspielern, der Mannschaft, des Trainerteams. Sportlich, aber auch persönlich."
Gelingt dies, "dann werden die Ergebnisse kommen und wir auch hohe Ziele erreichen."
Folgt 2025 der nächste Schritt?
Und dann? Vielleicht wartet im Sommer 2025 der nächste Schritt auf den früheren Sturm-Abwehrspieler. Mörec' Vertrag beim FAC läuft nach der Saison aus, seine Erfolge wecken freilich das Interesse höherklassiger Klubs.
"Ich habe natürlich das Ziel, einmal in einer höheren Liga zu arbeiten", macht der 41-Jährige keinen Hehl aus seinen Ambitionen. "Ich sage immer, wenn man hart arbeitet, kommt das irgendwann einmal - hoffentlich."
Aktuell befasst er sich jedoch wenig mit seiner Zukunft. "Ich bin Trainer beim FAC und sehr zufrieden mit dem Verein, dem Kader und meinem Trainerteam. Wir haben wieder eine super Mannschaft zusammengestellt."
Womöglich ist gerade sie es, die ihm nächstes Jahr den Sprung in die Bundesliga oder das Ausland ermöglicht. Verdient hätte es sich der FAC-Coach jedenfalls.