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FC Dornbirn: Underdog auf der Suche

Der Ländle-Klub sucht Erklärungen, einen Trainer, Verstärkungen und Geld.

FC Dornbirn: Underdog auf der Suche

Diese Länderspielpause wird der FC Dornbirn nicht so schnell vergessen. Die Spieler haben revoltiert, der Trainer wurde beurlaubt. So viel Aufregung sind sie im beschaulichen Ländle wahrlich nicht gewohnt.

Da passte der Ausblick aufs Wochenende natürlich bestens ins Bild. Heimspiel gegen den FC Wacker Innsbruck. Sieben Mal versuchten es die „Rothosen“ in der Geschichte der 2. Liga zuvor gegen die Tiroler, sieben Mal gingen sie als Verlierer vom Feld. Noch nicht einmal ein Tor durften sie bejubeln. Die Innsbrucker schenkten ihnen wiederum 19 Gegentreffer ein.

Was dann aber am Samstag geschah, war völlig überraschend: Der FC Dornbirn feierte dank eines Eigentores von Raphael Gallè in der Nachspielzeit einen 1:0-Sieg gegen den FC Wacker. Der Bann war nach sieben sieglosen Saisonspielen gebrochen.

Und als Belohnung verließen sie erstmals seit zwei Monaten auch die Abstiegszone. „Die Erleichterung war riesengroß! Der Sieg war ganz wichtig, um den Anschluss zu halten und unser vorrangiges Ziel, den Klassenerhalt, nicht aus den Augen zu verlieren“, atmet Peter Handle, der Sportchef der Vorarlberger, auf.

VIDEO: Die Highlights von Dornbirns Sieg gegen Wacker Innsbruck

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Der 59-Jährige hat schwere Tage hinter sich. In der Länderspielpause wurde offenbar, dass das Verhältnis zwischen Teilen der Mannschaft und Trainer Eric Orie zerrüttet ist. Was eine Aussprache werden sollte, endete in einem handfesten Streit, das Tischtuch war endgültig zerschnitten.

"Für uns als Vorstand war das ein Horror!"

Handle berichtet: „Es war eine ganz schwierige Situation für uns. Die Spieler suchen immer den einfachsten Weg. Sie suchen Ausreden, dass sie nicht schuld sind. Das schwächste Glied in der Kette ist meistens der Trainer. Wenn Spieler nicht mehr bereit sind, das Letzte zu geben, wird die Schuld beim Trainer gesucht. Für uns als Vorstand war das ein Horror! So eine Situation hat es bei uns im Verein noch nie gegeben.“

Sportchef Peter Handle
Foto: © GEPA

Letztendlich wurde Orie, der erst im Sommer vom nach Lustenau abgewanderten Markus Mader übernommen hatte, beurlaubt. Mit Bauchweh. „Wir mussten eine Entscheidung treffen – und die ist gegen den Trainer ausgefallen. Das hat uns persönlich sehr geschmerzt, weil er einen super Job gemacht hat“, sagt Handle.

Was konkret schiefgegangen ist, ist schwer zu sagen. Der Sportvorstand versucht zu erklären: „Wir haben eine Mischform mit Profis und Amateuren – das ist von der Trainingssteuerung nicht ganz einfach. Man hat gemerkt, dass ein paar Spieler vom Kopf her nicht ganz frisch waren, mental nicht bereit waren, alles zu geben.“

Vielleicht sei „der Schritt zu noch mehr Professionalität, den wir im Sommer vollzogen haben, für die Amateure doch zu groß“, gewesen, mutmaßt er. Fünf bis sechs Stammspieler gehen nebenbei noch einem anderen Job nach. Sie stellen damit die deutliche Minderheit in der Admiral 2. Liga, die in den vergangenen Saisonen mehr und mehr zur Vollprofi-Meisterschaft geworden ist.

Ein finanzielles Leichtgewicht

Doch der FC Dornbirn ist das finanzielle Leichtgewicht der zweithöchsten Spielklasse. Im Sommer wurde das Budget von 0,9 auf 1,2 Millionen Euro erhöht. Der Liga-Durchschnitt liegt bei rund 2,5 Millionen Euro Jahresbudget.

Mit 2,5 Millionen Euro rechnet auch Handle, wenn er gefragt wird, ob ein Vollprofi-Betrieb in Dornbirn denkbar sei. „Dieser Schritt ist schon enorm schwer“, weiß er. Sponsoren zu finden, ist im Ländle nicht so einfach. Die Konkurrenz sind nicht nur Fußballteams aus der Region (Altach, Austria Lustenau), sondern auch erstklassige Handball- und Eishockey-Vereine.

Gerüchteweise hat zuletzt ein potenzieller Investor angeklopft, von Geld aus New York und Singapur war die Rede. Handle winkt ab: „Das war ein bisschen eine Ente, da ging es um den Damenbereich. Das hat die Herrenmannschaft nicht betroffen.“ Und geplatzt ist der Deal obendrein.

Handles Nachsatz: „Wir haben keine GmbH, weil wir noch im Amateur-Status laufen. Außerdem sind wir nur Pächter des Stadions, das sich im Besitz der Stadt befindet. Die Voraussetzungen für einen Investor sind nicht gerade die besten.“

Foto: © GEPA

Also muss mit den bestehenden Mitteln weitergearbeitet werden. Dass das gut funktionieren kann, hat der Klub unter der Anleitung von Coach Mader in den vergangenen beiden Saisonen bewiesen – Zwölfter 2019/20, Siebenter 2020/21. Gemessen am Budget haben sich die „Rothosen“ deutlich über Wert geschlagen.

Jetzt soll wieder ein Coach her, der an diese Höhenflüge anschließt. Der Job ist begehrt. Handle erzählt: „Es kommen viele Bewerbungen, Angebote aus ganz Europa! Das ist etwas Neues für uns.“

Aber das Anforderungsprofil ist recht klar: „Es muss jemand sein, der den Verein kennt und die Mentalität in Vorarlberg kennt. Er muss damit umgehen können, dass er mit Amateuren und Profis arbeiten muss. Es wird nicht so einfach, den richtigen Trainer zu finden.“

Chabbi ist ein Kandidat

Schnellschuss werde es keinen geben, mit dem Start der Winterpause wird eine Kandidatenliste erarbeitet, die ersten Gespräche sollen danach folgen. Bis zum Trainingsstart am 8. Jänner soll der neue Mann feststehen.

Gerüchte gibt es aber freilich jetzt schon: Lassaad Chabbi soll ein Thema sein. Der 60-Jährige hat bereits mehrere Trainerjobs in Vorarlberg ausgeübt, fiel erst kürzlich den chaotischen Zuständen in der Klub-Führung von Raja Casablanca zum Opfer. Auch Bezau-Coach Klaus Nussbaumer (43) und Bregenz-Trainer Roman Ellensohn (38) sollen im Rennen sein.

Auf dem Spielersektor könnte sich auch etwas tun. Der Sportchef sagt: „Wir werden mit dem einen oder anderen Spieler zum Start der Winterpause Gespräche führen, wie sie ihre sportliche Situation sehen und ob sie den Aufwand mit uns weiter betreiben wollen. Die Belastung mit den langen Fahrten ist doch sehr groß.“

Auch einen Neuzugang könnte es geben: „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, wollen wir uns in der Offensive verstärken. Wir suchen einen Knipser, unsere Stürmer haben sehr wenige Tore erzielt.“

Tatsächlich ist Lukas Katnik mit zwei Treffern der erfolgreichste Stürmer im Kader, Yan Kasai hat ein Tor am Konto, Ronny Rikal ebenso.

Nein, Peter Handle wird diesen Winter gewiss nicht langweilig.

FC Dornbirn gegen BW Linz, Sa., 14:30 Uhr, im kostenlosen LIVE-Stream >>>

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