Es kann fast nur besser werden.
Seine Debüt-Saison in der 2. Liga hatte sich der GAK ganz anders vorgestellt. Am Ende belegte der Aufsteiger den 15. Platz, nur der Lokalrivale aus Kapfenberg schnitt noch schwächer ab.
Der Negativlauf führte im März auch zur Rückkehr von Trainer Gernot Plassnegger, der die Grazer ab 2013 beginnend in der untersten Spielklasse von Aufstieg zu Aufstieg führte, ehe er sich zwischenzeitlich Austria Lustenau anschloss.
Im LAOLA1-Interview verdeutlicht der 42-Jährige seine Gier, den GAK weiterzuentwickeln. Gleichzeitig bricht er angesichts der finanziellen Realitäten eine Lanze für alle Spieler in der 2. Liga.
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(Der Text wird unter dem Video fortgesetzt)
LAOLA1: Was spricht dafür, dass es für den GAK in dieser Saison besser als in der vergangenen läuft?
Gernot Plassnegger: Wir haben die letzte Saison schon noch im Hinterkopf. Es ist nicht angenehm, wenn du hinten drinnen stehst. Deswegen versuchen wir diesmal eine Saison zu spielen, in der wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben und uns ins Mittelfeld orientieren. Wenn wir das erreichen, haben wir einen sehr guten Job gemacht.
LAOLA1: Der GAK hat jahrelang viel gewonnen. War es letzte Saison nach der ersten Negativserie eher eine Kopffrage als eine Qualitätsfrage, da man Niederlagen schlichtweg nicht mehr gewohnt war?
Plassnegger: Im Fußball spielt sich viel im Kopf ab. Wenn du eine Niederlagen-Serie hast, in der es nicht so läuft, macht das definitiv etwas mit jedem einzelnen Spieler. An ein Qualitätsproblem glaube ich auch nicht unbedingt. Dass jeder andere Zugänge hat, wie er eine Mannschaft zusammenstellen würde, ist klar. Das kann man derzeit durch Corona nur bedingt verändern. Dadurch muss jeder den Gürtel enger schnallen, genauso ist es beim GAK. Wir können nicht irgendetwas veranstalten, mit dem wir Gefahr laufen, dass es dem Verein dann nicht gut geht. Ich glaube, es ist bekannt, dass der Vorstand in den letzten Jahren sehr gut gearbeitet hat. Wirtschaftlich hat sich der Verein sehr gut erholt. Aber wir geben nur das aus, was wir haben. Wir starten jetzt mit der Bürde der Vorsaison. Für die Zuschauer ist das natürlich auch nicht so einfach. Die erwarten logischerweise etwas. Dass irgendwann einmal ein Knick kommen wird, wenn man über so viele Jahre nur Erfolg hat, ist verständlich. Deshalb muss es das Ziel sein, wieder in ruhigere Gewässer zu kommen, dass der Verein in sich geschlossen ist, die Zuschauer hinter den Spielern stehen, man gemeinsam an einem Strang zieht und wieder erfolgreich in die Zukunft geht.
LAOLA1: Entscheidend ist wohl, dass man aus so einem Knick lernt. Haben Sie das Gefühl, dass alle Beteiligten die richtigen Schlüsse gezogen haben?
Plassnegger: Ich glaube, dass der Verein sehr ruhig ist. Die Verantwortlichen haben schon gewusst, dass irgendwann einmal so etwas kommen kann. Natürlich sind solche Phasen nicht leicht. Im Erfolg wird jeder gehypt, im Misserfolg kommen meist diejenigen heraus, die jahrelang gewartet haben, um Kritik üben zu können. Mit Kritik muss man in unserem Geschäft umgehen können, das gehört dazu. Ich muss mir nicht alles zu Herzen nehmen, fokussiert bleiben und trotzdem an den Verein glauben. Das tun auch alle bei uns. Wir wollen alle in eine gute Richtung gehen. Nur: Dass man die 2. Liga nicht mehr mit der Landesliga oder der Regionalliga vergleichen kann, muss jedem bewusst sein. Wir sind jetzt im Profigeschäft, da wird die Luft dünner.
"Ich habe eine unglaubliche Gier, den Verein Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Wenn man unten spielt, hat das auch mit Professionalisierung zu tun. Der Verein hat sich schon auf sensationelle Art und Weise weiterentwickelt. Trotzdem müssen wir noch weitere Schritte gehen, um vielleicht in ein paar Jahren den ganz großen Wurf zu machen."
LAOLA1: Für Sie ist es die zweite Amtszeit beim GAK. Angefangen haben Sie in der 1. Klasse Mitte A gegen Gegner wie St. Ragegund oder Weinitzen. Ist es für Sie mehr als ein normaler Trainerjob, weil so viel persönliche Aufbauarbeit drinnen steckt?
Plassnegger: Das ist unbestritten. Bei allen, die von Anfang an dabei waren, gibt es eine enge Bindung – seien es die Mitarbeiter, die freiwilligen Helfer oder auch Spieler, von denen manche schon über Jahre dabei sind. Genauso ist es bei den Fans, weil wir step by step wieder hoch gegangen sind. Dass man da eine andere Bindung zum Verein hat, ist selbsterklärend. Ich hatte das Glück, dass ich mitarbeiten durfte, war danach weg und darf jetzt wieder mitanpacken. Ich habe eine unglaubliche Gier, den Verein Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Wenn man unten spielt, hat das auch mit Professionalisierung zu tun. Der Verein hat sich schon auf sensationelle Art und Weise weiterentwickelt. Trotzdem müssen wir noch weitere Schritte gehen, um vielleicht in ein paar Jahren den ganz großen Wurf zu machen. Aber in der Gegenwart heißt es kleinere Brötchen zu backen. Es gilt das Haus, so wie es jetzt von unten gebaut wurde, weiter schrittweise nach oben zu bauen. Alle wissen, wo wir herkommen, und dass man nicht alles von heute auf morgen umwerfen kann.
LAOLA1: In welche Bereiche möchten Sie den GAK führen?
Plassnegger: Das ist eine schwierige Frage. Wir haben 2013 ganz unten angefangen. Ich durfte das Projekt in den ersten viereinhalb Jahren begleiten. Am Anfang hat es jedoch nicht geheißen, du musst aufsteigen oder das und das erreichen. David Preiß hat es dann sehr gut weitergeführt, ist wieder zwei Mal aufgestiegen und im Endeffekt in der 2. Liga gelandet. Man muss ein großes Lob an den Verein aussprechen, dass das so passiert ist. Denn es ist nicht alltäglich, dass du Jahr für Jahr aufsteigst – noch dazu nicht mit den finanziellen Mitteln, die viele annehmen. Genauso ist es diese Saison. Wir befinden uns nicht in den Champions-League-Sphären, in denen der GAK einmal war, sondern in der 2. Liga. Dort muss man so wirtschaften, dass man nur das ausgibt, was man hat. Das versucht der Verein nach bestem Wissen und Gewissen zu machen. Klar, wir denken schon mittelfristig, aber durch Corona kannst du das Budget nicht einfach erhöhen und sagen, das und das gibt es mehr.
"Wenn ich in der Champions League sehe, dass Kylian Mbappe aus sieben Metern den Torhüter anschießt, der aber von der Qualität – vom Gehalt rede ich gar nicht – in der oberen Liga anzusiedeln ist, dann muss man den Ball auch einmal flach halten und sagen: Das passiert in der Champions League genauso, warum darf es bei uns nicht passieren?"
LAOLA1: Sie sprechen die finanzielle Realität und die wirtschaftliche Vernunft des GAK an. Gleichzeitig haben Sie als Spieler Zeiten miterlebt, in denen beim GAK gerade finanziell größer gedacht wurde. Schwingt in vielen Köpfen noch die alte GAK-Zeit mit, sodass man die gegenwärtige Herangehensweise immer wieder aufs Neue betonen muss?
Plassnegger: Ich denke, nicht nur bei unserem Verein. Ich glaube schon, dass manche einen falschen Zugang haben, was in Österreich in der 2. Liga verdient wird. Die Realität stimmt oft nicht mit dem überein, was die Leute denken. Da muss man schon auch einmal eine Lanze brechen für die Jungs, die in der 2. Liga spielen.
LAOLA1: Inwiefern?
Plassnegger: Manche würden, wenn sie arbeiten und irgendwo unterklassig spielen, mehr verdienen als in der 2. Liga. Deswegen muss man das schon auch mal honorieren. Ich will jetzt auch gar nicht auf Mitleid machen, sondern den Spiegel vor Augen halten, wie es läuft. Jeder versucht das Beste aus sich herauszuholen. Wenn ich in der Champions League sehe, dass Kylian Mbappe aus sieben Metern den Torhüter anschießt, der aber von der Qualität – vom Gehalt rede ich gar nicht – in der oberen Liga anzusiedeln ist, dann muss man den Ball auch einmal flach halten und sagen: Das passiert in der Champions League genauso, warum darf es bei uns nicht passieren? Fußball ist ein Spiel, in dem Fehler gemacht werden. Der, der weniger Fehler macht beziehungsweise die Fehler ausbessert, wird am Ende als Sieger vom Platz gehen. Natürlich ist man ehrgeizig und will jedes Spiel gewinnen. Aber es ist utopisch, wenn man glaubt, man gewinnt jedes Spiel.
LAOLA1: Im Fußball geht es auch um das Management von Erwartungshaltungen. Ihr Vorgänger David Preiß war im Vorjahr vor dem Saison-Start nach Kräften bemüht, die riesigen Erwartungen zu dämpfen. Kann es für Sie ein Vorteil sein, dass nun wiederum die Erwartungen an den GAK nach der schwachen Saison gedämpfter sind?
Plassnegger: Nein, aber für mich und für den Verein ist das ein unglaublicher Antrieb, um zu zeigen, dass wir zurecht in dieser Liga sind und hier mitspielen können. Die letzte Saison war nicht gut, das müssen wir uns auch ankreiden lassen. Nun wollen wir aber schon schauen, dass wir in eine andere Richtung gehen. Ich glaube nicht, dass es leichter ist, denn wo Sport ist, sind Emotionen im Spiel. Diese Emotionen kann jeder am Fußball-Platz ausleben. Aber wir haben es selbst in der Hand. Es geht um Erfolge. Wenn wir Erfolge feiern, werden die Herren, die jetzt möglicherweise ein wenig unruhig sind, auch wieder ruhiger werden. Wobei ich schon ganz klar sagen muss: Der Vorstand und der ganze Verein sind wirklich sehr geschlossen.
LAOLA1: Auf dem Transfermarkt wurde neben jungen, meist aus den eigenen Reihen stammenden Kräften vereinzelt auch auf Routine gesetzt. War es notwendig, den einen oder anderen gestandenen Spieler wie Peter Tschernegg oder Stephan Palla an Bord zu holen?
Plassnegger: Die Transferperiode war interessant, weil du vom Verein ein gewisses Budget bekommst und dann schauen musst, dass du das Beste rausholst. Wir sind keine Träumer, aber natürlich glaube ich, dass wir in dieser Hinsicht gute Entscheidungen getroffen haben. Ob es auch perfekte Entscheidungen waren, werden wir sehen. Bei den Verpflichtungen war es teilweise unterschiedlich. Bei Stephan Palla haben wir etwa nicht gleich gesagt: Komm zu uns.
"Stephan Palla ist nicht in der Kategorie, in der wir uns normal bewegen. Auch Peter Tschernegg ist das nicht, aber sie sind zu uns gekommen, weil sie einfach Bock auf den Verein haben und Bock darauf, mit uns etwas zu erreichen."
LAOLA1: Sondern?
Plassnegger: Stephan ist nach Graz gezogen, weil seine Frau Grazerin ist. Er hat mich angerufen und gefragt, ob er sich fit halten darf. Ihm hat es dann so gefallen, dass er sich vorstellen konnte zu bleiben. Stephan ist nicht in der Kategorie, in der wir uns normal bewegen. Auch Peter Tschernegg ist das nicht, aber sie sind zu uns gekommen, weil sie einfach Bock auf den Verein haben und Bock darauf, mit uns etwas zu erreichen. Das gilt auch für Peter Zubak, Thomas Fink und Jakob Meierhofer, um die übrigen Neuzugänge zu nennen. Von uns waren es Entscheidungen für sie, bei ihnen waren es Entscheidungen zu den Verein. Die Jungs sind unglaublich motiviert und passen vom Charakter her sehr gut zu uns.
LAOLA1: Zubak kennt die Liga aus seinem Jahr bei Austria Klagenfurt. Was erwarten Sie von ihm?
Plassnegger: Peter hat letzte Saison bei Klagenfurt, wenn er gespielt hat, eine gute Rolle gespielt. Er ist nicht immer zum Zug gekommen, hatte allerdings Pecirep und Markoutz vor ihm, was nicht so leicht ist. Er hat mit Klagenfurt bis zum letzten Spiel um den Aufstieg gespielt, das gibt ein gutes Gefühl. Ich denke, dass er uns sehr gut tut. Von seiner Spielanlage passt er gut bei uns rein. In den Gesprächen hast du richtig gemerkt: Er brennt darauf, dass er zum Spielen kommt. Er kennt noch aus seiner Zeit bei Allerheiligen, welche Emotionen beim GAK im Verein liegen. Das war sicherlich ein Trumpf für uns, um ihn zu überzeugen, zu uns zu kommen. Unser Sportdirektor und der Vorstand haben richtig gute Arbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden mit den Leuten, die wir dazugeholt haben.
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