Wer ist Gernot Messner? Diese Frage dürfte sich wohl so mancher GAK-Fan gestellt haben, als der Name des Kärntners von der "Kleinen Zeitung" im "Trainer-Raten" um die Nachfolge des entlassenen Gernot Plassnegger erstmals genannt wurde.
Umso überraschender war es dann auf den ersten Blick, dass der Trainer-No-Name tatsächlich das Rennen machte und am 3. Dezember vom GAK offiziell als Cheftrainer vorgestellt wurde.
Nimmt man die Wahl aber etwas genauer unter die Lupe, macht diese durchaus Sinn. Für Messner ist es zwar die erste Cheftrainer-Rolle im Profi-Bereich, auf diese hat er sich aber lange und gewissenhaft vorbereitet.
LAOLA1 mit dem Porträt eines Mannes, der seinen ehemaligen Trainer und Mitspieler Nenad Bjelica als "Mentor sieht "und WAC-Boss Dietmar Riegler einst eine recht spezielle Prophezeiung machte. Das ist der neue GAK-Coach Gernot Messner:
"Traum" Rapid und Taktikfuchs Söndergaard
Ein "Kärntner Bua" in der großen Stadt. Nach neun Toren in der Regionalliga schafft der bis dahin nur bei Kärntner Klubs unter Vertrag stehende Messner 2001 den Sprung zum SK Rapid. "Für viele Menschen in Kärnten ist Rapid DER Verein in Österreich, da war es schon eine Überraschung, als No-Name-Kärntner dorthin zu kommen", erklärt Messner im Gespräch mit LAOLA1.
Nach einem Trainerwechsel gerät er unter dem neuen starken Mann Lothar Matthäus schnell aufs Abstellgleis. Der vom Klub angekündigte Kurs "auf die Jungen zu setzen" wird über Bord geworfen.
Für Messner ist schnell klar, dass er keine Rolle spielen wird. Nach einem halben Jahr zieht er weiter zu Austria Salzburg - ein in vielerlei Hinsicht bedeutender Schritt. "Das war für mich mit meinen 21 Jahren der erste Kontakt mit richtiger Taktik. Unter Lars Söndergaard spielten wir mit Viererkette, da wurde richtig Fußball-taktisch trainiert."
Der Villacher wird Stammspieler und qualifiziert sich mit Salzburg für den UEFA-Cup, ehe das Verletzungspech erstmals zuschlägt: Er erleidet zwei Kreuzbandrisse und absolviert beinahe zwei Jahre keine Partie. Heute blickt er auf diese Zeit keineswegs verbittert zurück: "Ohne die Kreuzbandrisse ist es vielleicht eine andere Spielerkarriere, aber es ist so passiert und darüber bin ich nicht traurig."
Schon früh beweist der zentrale Mittelfeldspieler seine Kämpferqualitäten, folgt dem Ruf aus der Heimat und schließt sich im Sommer 2005 dem FC Kärnten in der damaligen "Heute für Morgen" - Erste Liga an. Zweimal wird der Aufstieg verpasst, im zweiten Jahr schlägt überdies der Verletzungsteufel erneut zu.
Schicksal oder "vielleicht sogar Glück", wie Messner heute sagt.
WAC als goldrichtige Entscheidung und "Mentor" Bjelica
Denn 2007 trifft er die – aus heutiger Sicht – "richtig coole" Entscheidung, sich dem aufstrebenden Wolfsberg AC, damals noch in der Regionalliga aktiv, anzuschließen. 14,5 Jahre wird der Klub aus dem Lavanttal von nun an das Leben des Linksfußes prägen.
Bei den "Wölfen" ist er sofort unumstrittener Leader, zieht im Mittelfeld die Fäden. Ein Jahr später wird Messners ehemaliger FC-Kärnten-Mitspieler Nenad Bjelica Trainer – eine weitere richtungsweisende Entscheidung.
Ich habe ihm damals gesagt, dass ich eines Tages Trainer des WAC sein werde.
Der Kroate führt die Mannschaft mit seinem verlängerten Arm auf dem Spielfeld, Gernot Messner, von der Regionalliga Mitte bis in die Bundesliga. Mit 33 Jahren ist im Juli 2013 aber für Messner schließlich "Schicht im Schacht" – als Kapitän einer Bundesliga-Mannschaft, wohlgemerkt.
Zeitgleich zieht es Trainer Bjelica zur Wiener Austria, aber die beiden ehemaligen Mitspieler halten den Kontakt bis heute aufrecht. Messner bezeichnet den derzeitigen Osijek-Trainer – aktuell Tabellenführer in Kroatien – sogar als eine Art "Mentor".
"Jeder macht sich Gedanken über Fußball und bei ihm und mir waren die von Anfang an recht ähnlich. Wenn man sich das heute anschaut, lässt sich recht einfach erkennen, dass seine Teams immer wenige Gegentore bekommen und er mit jeder Mannschaft vorne mitspielt", erklärt der 41-Jährige.
"Werde eines Tages WAC-Trainer sein"
Messner hat mit WAC-Macher Dietmar Riegler aber eine weitere Person im Verein, die seine Qualitäten schnell erkennt. Den "Chef" überrascht er zum Karriereende sogar mit einer waghalsigen Ansage. "Ich habe ihm damals gesagt, dass ich eines Tages Trainer des WAC sein werde", lacht Messner.
Dass er weiterhin im Lavanttal bleibt, ist da schon ausgemachte Sache. Das Trainer-Geschäft rückt schnell in den Mittelpunkt seines Interesses. Irgendwie vorprogrammiert, meint Messner: "Ich war erst 25, als mir Mitspieler gesagt haben, ich sei der erste, der mit ihnen über Fußball-Taktik spricht. Jungen Spielern etwas mitgeben war immer ein Antrieb für mich."
So wird er Co-Trainer der WAC-Amateure und lernt unter dem ehemaligen Abwehr-Haudegen Carlos Chaile. Beim SK St. Andrä im Kärntner Unterhaus arbeitet er erstmals als Cheftrainer, bleibt aber gleichzeitig "Co" bei den "jungen Wölfen".
"Das war beinharte Arbeit. Ich war quasi den ganzen Tag am Fußballplatz, die Füße tun dir dann vom Herumstehen nicht mehr weh", blickt Messner heute schmunzelnd auf die fordernde Zeit zurück.
Aber der Aufwand lohnt sich. Das UEFA-A-Diplom in der Tasche übersiedelt er in die Akademie des WAC. Dort trainiert Messner, dem seit jeher von vielen Seiten attestiert wird, gut mit jungen Spielern umgehen zu können, erst die U18 und wird später zum Sportlichen Leiter der AKA.
Das Trainer-Business verliert er aber auch während seiner Zeit im operativen Geschäft nicht aus den Augen. Mit der UEFA-Pro-Lizenz schließt Messner 2021 die höchste Trainerausbildung des Landes ab, nur kurze Zeit später meldet sich ein gewisser Didi Elsneg bei ihm.
GAK: Kein Hauruck-Fußball
Elsneg ist Sport-Chef beim GAK, auf Trainersuche und mit Messner sportlich und menschlich sofort auf einer Wellenlänge. Und so macht nach einigen Gesprächen der No-Name – für die meisten Beobachter relativ überraschend – das Rennen.
Unterstützt wird er künftig von Christoph Cemernjak, langjähriger Wegbegleiter, wie Messner Ex-Profi und zuletzt im WAC-Nachwuchs engagiert. Cemernjak wechselt als Co-Trainer in die Murstadt – ein großer Schritt für die Grazer, denn wie der Cheftrainer wird auch sein "Co" zukünftig hauptberuflich angestellt sein.
Laut Messner "für den ganzen Verein ein Schritt nach vorne, wenn sich zwei Personen 24 Stunden mit Fußball beschäftigen können."
Taktisch möchte sich der Neo-Trainer jedenfalls noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: "Das wäre unprofessionell, bevor ich die Mannschaft im Training über einen gewissen Zeitraum gesehen habe."
Fix scheint allerdings die Bjelica-Marschroute "den Fußball einfach zu halten." Denn ein paar Prinzipien sind für den neuen Übungsleiter nicht verhandelbar: "Wir werden keinen Hauruck-Fußball spielen, einen klaren Plan haben und jeder Spieler wird genau wissen, was er am Platz zu tun hat."
Geselle auf Abwegen
Recht pragmatisch sieht Messner auch den Abschied vom "Herzensverein" WAC. Rückkehr nicht ausgeschlossen.
Dazu wird sogar ein altes Sprichwort bemüht: "Früher hat es immer geheißen: Nach der Gesellenprüfung muss man einmal raus ins Land, die ersten Sporen verdienen."
Die Sporen möchte der Übungsleiter nun beim GAK erringen und stellt klar, dass die "Rotjacken" keinesfalls ein Plan-B sind. "Ich bekomme hier eine Riesen-Chance, mich auf Top-Level zu beweisen und das werde ich mit voller Kraft angehen."
Mit seinen 41 Jahren gehört Messner nicht zu den ganz jungen Trainern in Österreichs beiden Top-Ligen. Entwicklungspotenzial ist aber zweifelsohne vorhanden. Und dass ein erfolgreicher Weg auch über Umwege führen kann, hat der "Arbeiter" Gernot Messner schon in seiner Spielerkarriere bewiesen.