Die Partie der vierten Runde der Admiral 2. Liga zwischen der Admira und den Young Violets (Freitag ab 18:10 Uhr im LIVE-Stream) hat für einen Mann einen ganz besonderen Stellenwert.
Young-Violets-Coach Harald Suchard lief in seiner aktiven Karriere ganze 217 Mal für die Südstädter auf und war bei den Niederösterreichern über viele Jahre der Fels in der Brandung auf der Sechser-Position.
Seit 2019 gehört sein Herz voll und ganz den "Jungveilchen", womit er momentan der Trainer ist, der am längsten durchgehend an der Seitenlinie eines Liga-Zwa-Klubs steht.
Im Interview mit LAOLA1 erzählt der 45-Jährige warum er selbst überrascht ist, dass er noch immer am Trainerstuhl der Young Violets sitzt, wie er sich als Trainer einer Amateurmannschaft jedes Jahr neu motiviert und über die Trauer, die er beim Abstieg seines Herzensklubs Admira verspürte.
LAOLA1: Du bist mittlerweile der längstdienende Trainer in der 2. Liga. Hand aufs Herz, hättest du dir das bei deiner Verpflichtung im Sommer 2019 selbst gedacht?
Harald Suchard: Wenn mir jemand zum Saisonstart 2019 gesagt hätte, dass wir hier so lange bleiben würden, dann hätte ich daran selber ein wenig gezweifelt. Es war ja gerade zu dieser Zeit doch noch recht turbulent. Ich glaube aber, dass das Thema Kontinuität in einem Verein eine ganz wichtige Rolle spielt. Das ist jetzt nicht nur bei der Austria der Fall, ich vermisse das generell ein wenig, wenn ich so in die österreichische Fußball-Landschaft schaue. Es geht leider immer sehr schnell, wenn es darum geht einen Trainer zu feuern. Ich glaube, dass mir jeder Trainer zustimmen würde, wenn ich sage, dass es einfach eine gewisse Zeit braucht bis Dinge funktionieren.
LAOLA1: Ist es da eventuell auch ein Vorteil, Trainer einer Amateur-Mannschaft zu sein, wo der Druck der Tabellensituation nicht so groß ist wie bei anderen Klubs?
Suchard: Bei den Young Violets werden wir natürlich nicht nur an Ergebnissen gemessen, wie das bei anderen Vereinen der Fall ist. Es steckt ein ganz anderer Apparat auch noch dahinter, der sehr viel Energie und Arbeit erfordert. Das geht über das Trainerteam von mir und Christian Wegleitner hinaus mit Leuten wie Talent-Coach Christoph Glatzer. Sowohl auf als auch neben dem Platz werden diese Spieler gefördert. Ich kann jetzt natürlich nicht für den ganzen Verein sprechen aber wir haben schon den Eindruck, dass unsere Arbeit wahrgenommen wird und eine große Wertschätzung vorhanden ist. Natürlich ist es nicht immer leicht, oft finden diese Dinge unter schwierigen Bedingungen statt. Aber dass wir hier schon so lange arbeiten dürfen, sehe ich schon als gewisse Auszeichnung und ich hoffe natürlich auch, dass die Profis auch in dieser Saison wieder davon profitieren können.
LAOLA1: Die Konstanz ist bei eurem Trainerteam über die Jahre ersichtlich, bei den Spielern gibt es diese in einem Amateurteam klarerweise nicht. Ihr bekommt jedes Jahr neue, junge Spieler, eure besten Spieler wandern stets zur Kampfmannschaft ab. Wie geht man mit dieser Situation als Trainer um?
Suchard: Es ist mir ganz wichtig, sowohl am Jahresende als auch am Jahresbeginn eine Reflexion zu machen, um sich bewusst zu machen wer man ist, was man hier tut und wofür man steht. Natürlich ist man während einer Saison immer geleitet alles nach Erfolg oder Misserfolg zu beurteilen. Wenn man gewinnt ist alles super, wenn man verliert ist alles schlecht. Da ist man gerade als Trainer einer Amateurmannschaft gefordert, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir freuen uns natürlich alle, wenn es sportlich läuft und wir eine Top-Platzierung haben. Aber wenn am Ende des Tages nicht zwei, drei, vier Spieler jährlich zum Profikader hinschnuppern oder vielleicht sogar eine tragende Rolle spielen, dann ist die Arbeit auch nur halb befriedigend. Das wusste ich natürlich, wie ich den Job bei der Austria angenommen habe und weiß das immer noch.
Sie bekommen es wöchentlich präsentiert, dass Spieler nach guten Leistungen in den Trainingskader der Kampfmannschaft rutschen oder sich sogar in der Bundesliga beweisen dürfen. Das ist ein super Anreiz und muss für jeden Spieler eine Motivation sein, um zu sagen "dort möchte ich hin."
LAOLA1: Wie motivierst du dich für diese Herausforderung?
Suchard: Man muss sich irgendwie damit anfreunden oder es als Challenge sehen, jedes Jahr quasi von Null zu beginnen. Wenn einem das dann gelingt, kann das genau so befriedigend sein wie ein Titelgewinn. Es ist in Situationen, wo ein Spieler ein Formtief hat oder es gerade sportlich nicht läuft, auch für das Trainerteam nicht immer leicht. Auch wir sind immer noch Menschen und auch wir lieben den Sport. Und Sport bedeutet einfach sich zu messen und zu gewinnen, das ist ein essenzieller Teil. Aber bei uns läuft das immer als Begleiterscheinung mit, dass Spieler bei den Profis Fuß fassen sollen und können, und auch das gibt uns ein Gefühl des Erfolges.
LAOLA1: Die abgelaufene Saison der Kampfmannschaft war durch Spieler wie Matthias Braunöder, Aleksandar Jukic oder Can Keles geprägt, die den Weg von den Young Violets aus gegangen sind. Sehen deine derzeitigen Spieler das als Anreiz und schmeißen deswegen dann vielleicht noch einmal die extra ein bis zwei Prozent in jedes Training hinein, weil sie wissen, dass der Aufstieg realistisch ist?
Suchard: Dass es dann auch tatsächlich passiert, ist der beste Beweis für unsere Spieler. Wenn die Leistungen stimmen und wenn ein Spieler bei den Young Violets überzeugt, dass dann die Chance für den Profikader gegeben ist. Es ist für einen Trainer schwierig, wenn man so etwas nur sagt, aber dann nichts passiert. Aber sie bekommen es dann wöchentlich präsentiert, dass Spieler nach guten Leistungen in den Trainingskader der Kampfmannschaft rutschen oder sich sogar in der Bundesliga beweisen dürfen. Das ist ein super Anreiz und muss für jeden Spieler eine Motivation sein, um zu sagen "dort möchte ich hin." Hier wird eine realistische Chance geboten und es ist eben nicht nur ein Lippenbekenntnis sondern wird permanent auch umgesetzt.
LAOLA1: Neben den vielen jungen Spielern gibt es bei euch auch einige Kicker, die schon etwas mehr Erfahrung in der zweiten Liga mitbringen. Wie wichtig sind diese Spieler wie Florian Fischerauer oder Anouar El Moukhantir für das Team?
Suchard: Gerade in der letzten Saison war es eigentlich die Idee, dass wir die Mannschaft mit ein bisschen mehr Routine versehen mit Spielern wie Max Sax oder Bright Edomwonyi. Das wäre ein Projekt gewesen, das mich richtig interessiert hätte, ist aber dann nie wirklich zustande gekommen. Bei den Routiniers haben sich dann praktisch alle verletzt und sind uns deswegen eigentlich nicht zur Verfügung gestanden. Daher haben wir uns doch wieder in unseren gewohnten Rahmen bewegt, wo aber dann trotzdem Spieler wie eben Florian Fischerauer dabei sind, die zumindest ein bisschen älter sind. Er hat viel Erfahrung in der zweiten Liga, durfte auch schon Bundesliga-Luft schnuppern bei der Admira.
LAOLA1: Gibt es auch für diese Spieler noch die Möglichkeit auf einen Aufstieg in die erste Mannschaft oder ist das keine Option?
Suchard: Diese Spieler sollen natürlich ihre Erfahrungen an die Jungen weitergeben aber sollen sich auch im Hinterkopf behalten, dass für sie der Zug noch längst nicht abgefahren ist. Diese klassischen älteren Spieler, die wissen, dass danach das Karriereende auf sie wartet, wird es nicht mehr geben. Viel mehr wollen wir Spieler mit ein, zwei Jahren Erfahrung in der 2. Liga zu uns bringen, die einerseits erfahrener sind als Akademie-Spieler, aber trotzdem auch die Chance haben sollen, zur Kampfmannschaft zu stoßen. Ich denke da zum Beispiel an Florian Kopp aus Innsbruck, der genau in dieses Profil passt. So wollen wir uns in den nächsten Jahren bei den Young Violets aufstellen und ich denke, dass das ein spannender Weg ist.
LAOLA1: Euer kommender Gegner Admira ist der Verein bei dem du den größten Teil deiner Karriere verbracht hast. Warst du traurig über den Abstieg oder freust du dich, dass du vielleicht wieder ein paar bekannte Gesichter zu sehen bekommen wirst?
Suchard: Die Admira ist ein wesentlicher Teil meines Lebens gewesen und ist es natürlich immer noch. Es gibt noch Kontakt zu manchen Trainern und Betreuern, ich habe zu diesem Verein eine große Bindung. Der Abstieg war einfach ein trauriger Moment, da braucht man gar nicht darüber reden. Da lebt man immer noch mit und bekommt die Emotionen mit. Wenn ein Verein wie die Admira absteigt, dann ist das sicherlich eine negative Erfahrung. Sie wird aber wieder die Möglichkeit bekommen, um besser da zu stehen. Die Admira bringt mit ihrer Mannschaft und dem neuen Trainer einen sehr spannenden Aspekt in eine 2. Liga, die sowieso schon sehr stark ist. Ich freue mich natürlich auf das Duell und darauf, den ein oder anderen Bekannten wieder zu sehen, das wird sicherlich Spaß machen. Sie dürfen von mir aus sehr viele Punkte holen, die Erlaubnis haben sie von mir. Nur gegen die Young Violets werden wir alles daran setzen, dass es dann nicht so ist. Aber in Summe gehört die Admira einfach wieder in die Bundesliga zurück, das ist für mich ganz klar.