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Ismail Atalan: Einst von Rangnick begehrt, nun in Kapfenberg

Attraktiver Fußball soll die Fans im ruhigen Kapfenberg ins Stadion locken. Dabei hätte Ismail Atalan schon früher den Weg in die 2. Liga einschlagen können.

Ismail Atalan: Einst von Rangnick begehrt, nun in Kapfenberg Foto: © GEPA

"Wunderschön", mit diesem Wort fasste Ismail Atalan seine ersten Eindrücke über Österreich zusammen. Als neuer Coach der Kapfenberger SV habe der selbsternannte Natur-Fan seine ideale Station gefunden.

Obwohl er als Cheftrainer des VfL Bochum schon vor über 40.000 Zuschauern antrat, ist der 44-Jährige froh, in der Steiermark ein eher ruhigeres Plätzchen gefunden zu haben. "Ich genieße die Ruhe, vielleicht liegt es auch am Alter" sagte Atalan gegenüber LAOLA1 scherzhaft.

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Blickt man auf seine Stationen zurück - sei es Bochum, SF Lotte mit der er bis ins DFB-Pokal-Viertelfinale vorstieß, Alanyaspor (Co-Trainer) oder zuletzt Gostivar in Nordmazedonien - dann kommt der Schritt zu den "Falken" überraschend.

Bis auf Alanyaspor und Gostivar war Atalan stets in unterklassigen Ligen unterwegs. Neben dem Ruhefaktor sieht er speziell in Österreich ein Land, das in Deutschland und in den Nachbarländern "großen Respekt genießt". "Der Weg war für mich klar, dass ich mich in diesen Ländern hoch arbeiten möchte", begründet er seine Wahl.

 

"Vor einigen Jahren hatte ich über Ralf Rangnick die Möglichkeit gehabt, zum FC Liefering zu kommen."

Ismail Atalan wäre fast bei Liefering gelandet.

Die Sache mit Ralf Rangnick

Dabei war er in der Vergangenheit kurz davor, den Weg ins Alpenland einzuschlagen. "Vor einigen Jahren hatte ich über Ralf Rangnick die Möglichkeit gehabt, zum FC Liefering zu kommen", verriet Atalan. Letztlich habe es laut seinen Aussagen einfach "nicht geklappt".

Rangnick sorgte mit dem ÖFB-Team bei der EURO für Furore. Dass Österreich mit dem deutschen Trainer Erfolge feiern würde, war für Atalan absehbar: "Er hat ein gutes Auge dafür, Potential zu erkennen und dieses Potential bei den Spielern auszuschöpfen." Zudem betonte der Kapfenberg-Coach, dass das Fußballland Österreich von ihm "profitieren würde". "Österreich kann sich glücklich schätzen, dass er hier bleibt", so Atalan.

Statt Liefering wurde es eben Kapfenberg. Für den Deutsch-Türken kam es generell überraschend, eines Tages an der Seitenlinie zu stehen. Als Spieler war er faul, die Tätigkeit als Trainer motivierte ihn mehr. Dass man "aus so vielen Charakteren eine Einheit bildet und aus vielen Individualisten eine Organisation gründet", habe Atalan sehr gereizt.

Foto: © getty

So tickt der ungeduldige Atalan

In Kapfenberg möchte der 44-Jährige attraktiven und intensiven Fußball sehen. Er will, dass die Fans gerne ins Stadion kommen und die Handschrift der Kapfenberger SV wiedererkennen. Ebenso stellt er das Menschliche in der Vordergrund: "Wir wollen uns in der Umgebung Kapfenberg gut präsentieren - demütig und bescheiden."

Atalan bezeichnete sich selbst als einen "extrem ungeduldigen Menschen". Das spiegelt sich auch in seiner Trainerphilosophie wieder. Wenn Negativ-Serien eintrudeln, dann kann es mal laut werden.

"Emotion gehört dazu. Es ist für mich wichtig, dass man eine emotionale Spielintelligenz an den Tag legt. Das aller wichtigste ist, dass wir selber Fehler suchen und selbstkritisch sind", meinte Atalan, der harte Kritik als Luxusgut sieht.

"Wenn der Trainer nichts sagt, dann heißt es, dass man sich aufgegeben hat." Zudem betonte er, dass man als Mannschaft sowohl Erfolge, als auch Niederlagen "gemeinsam feiert".

"Das ist der Weg, den wir gehen wollen"

Mit der Kapfenberger SV führt er ein sehr junges Team an. Einzig Goalie Richard Strebinger ist über 30 Jahre alt. Auch, dass gleich zwölf Akademiespieler in den Kader hochgezogen wurde, ist für den Trainer "in Europa einmalig".

"Das ist der Weg, den wir gehen wollen. Wir wollen Spieler nach Kapfenberg locken, die noch Ziele vor ihren Augen haben", meinte Atalan.

Eher nebensächlich wird das Abschneiden in der Liga werden. Einen konkreten Tabellenplatz will der Verein nicht festlegen, aber der Optimismus bleibt. "Wir haben das Ziel, jedes Spiel zu gewinnen. Diese Anforderungen haben wir an uns selbst, an die Spieler und den Verein gestellt", stellte der Cheftrainer klar.



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