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Glawogger: Arnautovic hilft dem FAC

LAOLA1-Experte Glawogger über Ex-Klub FAC, unkonventionelle Karriere und Kiels U19.

Glawogger: Arnautovic hilft dem FAC Foto: © GEPA

Dominik Glawogger ist mit seinen 29 Jahren schon extrem viel herumgekommen.

Der Steirer gilt als einer der aufstrebenden österreichischen Trainer, die derzeit international einen guten Ruf genießen.

Aktuell trainiert er die U19 des deutschen Zweitligisten Holstein Kiel. Doch sein bisheriger Weg hat weder Berührungspunkte mit der Red-Bull-Nachwuchsschule noch mit einem großen Förderer. Selbst beschreibt er diesen im Gespräch mit LAOLA1 als "komplett anders, unkonventionell und unorthodox".

Denn wer schon bei den Stuttgarter Kickers war, in Tansania so richtig Lust bekommen hat, beim FAC in Doppelfunktion agierte und schließlich in Kiel Erfolge verbucht, folgte nicht dem üblichen und einfachsten Weg. Am Sonntag ist er wieder einmal als LAOLA1-Experte im Spitzenspiel der HPYBET 2. Liga zwischen seinem Ex-Verein FAC und Tabellenführer Austria Klagenfurt im Einsatz (Sonntag, ab 10:15 Uhr im LIVE-STREAM).

Trotz Turbulenzen und vielen Umbrüchen ist Glawogger davon überzeugt, dass die Floridsdorfer nun stabiler sind als noch vor einigen Jahren - auch dank Marko Arnautovic. "Durch den Transfer von Marko Arnautovic nach China gibt es sicher – was das Finanzielle angeht – einige positive Nebeneffekte für den FAC. Das hat dem Verein sicher geholfen. Was ich gut finde, ist, dass sie jetzt kontinuierlicher wirken."

"Das war ein großer Vertrauensbeweis vom FAC"

Der Solidaritätsmechanismus der FIFA machte es aufgrund seiner in Floridsdorf genossenen Ausbildung möglich, dass rund 250.000 Euro durch den Wechsel des ÖFB-Teamspielers zu Shanghai SIPG in der FAC-Kasse landeten (LAOLA1 berichtete).

Ein Haufen Geld für einen kleinen 2. Liga-Verein, der sich jedes Jahr nach der Decke strecken muss. Glawogger verfolgt den österreichischen Fußball generell, wird in Deutschland auch auf die rot-weiß-roten Erfolge angesprochen - etwa von RB Salzburg oder auch dem Wolfsberger AC ("Den WAC finde ich richtig beeindruckend"), den davor keiner kannte. Das hat sich durch das 4:0 in Gladbach schlagartig geändert.

Eine besondere Beziehung pflegt er allerdings noch zum FAC. "Ich werde dem Verein immer sehr dankbar sein. In der Saison hat es wieder einen recht großen Umbruch gegeben, sie haben einige neue Spieler dazu geholt, sind sehr gut in die Saison gestartet, sie sind aber dann ein bisschen eingebrochen. Man wird jetzt sehen, wohin die Reise geht. Die nächsten Spiele werden sehr entscheidend sein, ob sie sich im Mittelfeld etablieren können oder ob es wieder in Richtung Abstieg geht."

Glawogger selbst wurde im Alter von 26 Jahren zum Geschäftsführer Sport bei den Floridsdorfern, ein halbes Jahr später war er zusätzlich auch noch Interimstrainer für sechs Spiele. Ein ungewöhnlicher Werdegang! "Absolut! Es war ein großer Vertrauensbeweis. Ich habe immer alles investiert und versucht, das Beste aus der Situation herauszuholen. Ob man jetzt jung oder alt ist  - am Ende geht es im Fußball eh nur darum, ob man erfolgreich ist oder nicht."

"Klagenfurt war die letzten Jahre immer eine Wundertüte"

Schon damals waren es unruhige Zeiten, deshalb hofft Glawogger, dass der Trend der Kontinuität beim FAC fortgesetzt wird. Mit Mario Handl, mit dem er schon damals zusammenarbeitete, hat der Klub aus dem 21. Wiener Gemeindebezirk nun einen Trainer, der "ein sehr erfahrener Mann im Fußball ist und weiß, wie das Geschäft läuft."

Laut dem Experten hat er eine ganz klare Ansprache an die Jungs und ist auch jemand, der sich taktisch sehr gut auf Gegner einstellen kann. Dass man trotz des Einbruchs nach dem guten Saisonstart an ihm festhielt, spricht für ihn und das Umdenken im Verein.

Gegen den noch ungeschlagenen Spitzenreiter Austria Klagenfurt (11 Spiele/7 Siege/4 Remis) wird es trotzdem schwer. "Klagenfurt war die letzten Jahre auch immer eine Wundertüte. Man hat nie so richtig gewusst, was man bekommt. Aber sie haben durch den Wechsel in der Führungsetage eine neue finanzielle Ressource dazubekommen, haben sich gut verstärkt und sind jetzt in einen Lauf reingekommen. Deshalb stehen sie jetzt an erster Stelle – ob sie das durchziehen können, wird man sehen."

Die Chance für den FAC sieht Glawogger in der zusätzlichen Motivation gegen den Tabellenführer. "Gegen Klagenfurt hat jeder den Anreiz, der Erste zu sein, der gewinnt. Deshalb wird der FAC sehr motiviert in das Spiel reingehen und sie fordern."

"In Afrika bin ich so richtig auf den Geschmack gekommen"

Dass er im Sommer 2017 beurlaubt wurde, stößt ihm heute nicht mehr sauer auf. Es war der Schritt des Vereins, eine Fortsetzung als Trainer wäre ohne die zulässige Lizenz ohnehin (noch) nicht möglich gewesen.

"Es war komplett anders, was die Rahmenbedingungen angeht – Infrastruktur, Organisation, Abläufe. Aber es war deshalb gleich, weil es geht um Fußball, wir haben in großen Stadien gespielt, mit TV-Übertragung, haben mit reinen Profis gearbeitet. Wir haben Videoanalyse gemacht und ganz normal gearbeitet im Rahmen der Möglichkeiten."

Dominik Glawogger

Die A-Lizenz hat Glawogger mittlerweile im Sack, den Pro-Lizenz-Kurs würde er gerne im Sommer 2020 angehen - sofern er dafür zugelassen wird. Hospitieren und Weiterbildung stehen ganz oben auf der Agenda, deshalb ist er gerade an der Elite-Junioren-Lizenz dran, um die Top-Ausbildung im Nachwuchsbereich zu erfahren.

Nach dem Trainieren von Jugendvereinen seiner Klubs und bei den Kickers waren die Toto African Mwanza in Tansania seine erste und einschneidende Berührung mit dem Profi-Fußball. "In Afrika bin ich so richtig auf den Geschmack gekommen, wie besonders ist, Vollzeit-Fußballtrainer sein zu dürfen."

Dabei ließ er sich durchaus auf ein Abenteuer unter anderen Vorzeichen ein: "Es war komplett anders, was die Rahmenbedingungen angeht – Infrastruktur, Organisation, Abläufe. Aber es war deshalb gleich, weil es um Fußball geht. Wir haben in großen Stadien gespielt, mit TV-Übertragung, haben mit reinen Profis gearbeitet. Wir haben Videoanalyse gemacht und ganz normal gearbeitet im Rahmen der Möglichkeiten. Was ich dort mitgenommen habe, ist, dass es etwas ganz Besonderes ist, wenn man mit so einer Gruppe arbeiten darf, vorangeht und Themen erarbeitet. Das habe ich dort zum ersten Mal gemerkt."

Nach der Station beim FAC kehrte er jedoch dank des Angebots aus Deutschland ("Da zögert man nicht lange, nimmt seine Chance wahr, packt seine Sachen und auf geht’s nach Kiel") in den Nachwuchsbereich zurück, wo er die U19 von Holstein Kiel im ersten Jahr in die A-Junioren-Bundesliga führte.

Mit Kiels U19 nach Aufstieg auf der Überholspur

Zuletzt konnte die Glawogger-Truppe drei Spiele in Folge gewinnen, unter anderem auch gegen den Nachwuchs von RB Leipzig und den HSV und steht als bester Aufsteiger in der Liga da.

Eine weitere Auszeichnung seiner Arbeit, die er schrittweise in die richtige Richtung steuerte. "Das war ein Prozess, den wir schon im Winter eingeleitet haben, als wir gemerkt haben, dass wir in der Regionalliga souverän am ersten Platz waren. Es ging darum, uns nicht auf den Gegner zu konzentrieren, sondern unser eigenes Spiel weiterzuentwickeln. Wir sind hartnäckig geblieben, sind mutig in unserer Spielanlage, treten selbstbewusst auf, lassen uns nicht durch Rückschläge aus der Bahn werfen und drehen auch Spiele. Eine gewisse Mentalität ist in der Truppe drin, das haben wir geschafft."

Selbst bei Rückschlägen wird konsequent weitergearbeitet, ohne gleich alles über den Haufen zu werfen  - ein für den Grazer entscheidender Punkt. Damit steht die U19 derzeit besser da, als die Profis, die in der 2. Liga aktuell auf Rang 11 gegen den Abstieg kämpfen.

Zuletzt ging es rund: Tim Walter wechselte zum VfB Stuttgart, Andre Schubert wurde nach nur sieben Spielen gefeuert und mit Ole Werner wurde nun der Interimstrainer nach vier Spielen zum Cheftrainer ernannt.

Kein Interims- und Co-Trainer-Job: "Sehe mich in der Rolle als Cheftrainer"

Als Interimstrainer hat auch Glawogger bereits Erfahrungen gesammelt, in diesem Fall war jedoch der U23-Trainer in der Pole Position und nicht jener der U19. "Das ist kein Schritt gewesen, der im Raum stand. Es war dahingehend kein Thema, weil sie jemanden wollten, der die Lizenz hat und weitermachen kann, wenn es gut läuft", erklärt der Österreich-Export.

Auch die Funktion als Co-Trainer wäre für den LAOLA1-Experten nicht das Wahre gewesen - abgesehen davon, dass der komplette Staff bestehen blieb und es im Endeffekt keine Änderungen gab.

Denn Glawogger fühlt sich wohl in seiner Funktion. "Ich sehe mich in der Rolle als Cheftrainer, da fühle ich mich extrem wohl. Das macht mir Spaß, da kann ich meine Stärken gut einbringen. Nicht weil ich alles entscheiden will, sondern weil ich einfach die Arbeit im Team sehr gut zulasse."

Die Förderung des Nachwuchses bereitet ihm Freude, das soll vorerst auch so bleiben. Hat er dann erst einmal die Pro-Lizenz in der Tasche, wird man sehen, wohin der Weg führt - und ob er ähnlich unkonventionell eingeschlagen wird wie bisher.

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