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Lustenau-Held Schierl: "Will wieder Bundesliga spielen"

Der 30-Jährige genießt bei den Fans Kult-Status. Wie er über den Saisonverlauf denkt und wie es um seine Zukunft steht.

Lustenau-Held Schierl: Foto: © GEPA

Seit fast sechs Jahren steht Domenik Schierl schon bei Austria Lustenau unter Vertrag. Seit seinem Wechsel zu den Vorarlbergern hat er sich zum absoluten Fanliebling gemausert.

Nach dem Abstieg war ein Abgang ein Thema, der 30-jährige Keeper entschied sich aber für einen Verbleib. Im LAOLA1-Interview geht er auf die Gründe dafür ein und gibt auch Gedanken über seine unmittelbare Zukunft preis. 

Außerdem bilanziert Schierl die bisherige Saison mit der Austria und verrät, was er nach seiner aktiven Karriere machen könnte. 

LAOLA1: Ein Blick auf die Tabelle der 2. Liga weist Austria Lustenau derzeit auf Rang zwölf aus. Wie würdest du die Saison bisher bilanzieren?

Domenik Schierl: Als nicht zufriedenstellend. Da muss man ganz ehrlich sein. Man sagt immer, dass das erste Jahr nach dem Abstieg schwierig ist. Es spricht ja auch keiner vom direkten Wiederaufstieg, da muss alles zusammenpassen. Aber Ried hat letztes Jahr mit Rang zwei gezeigt, dass es nicht immer so sein muss. Auch andere Teams haben nach dem Abstieg eine passable Saison gespielt und waren vorne dabei, wenn man das als Verein will und die Möglichkeiten dafür hat. Lustenau hat diese Möglichkeiten und gehört auch da hin. Deswegen ist der zwölfte Platz richtig enttäuschend. Wir stehen zurecht dort.

LAOLA1: Warum tut ihr euch aus deiner Sicht so schwer?

Schierl: Da gibt es mehrere Faktoren. Man muss sich nur anschauen, wie viele Tore wir geschossen haben. Wir stellen mit Abstand die schlechteste Offensive der Liga (14 Tore, Anm.). Gleichzeitig stellen wir mit Ried und der Admira die beste Defensive (17 Gegentore, Anm.). Uns fehlt offensiv dieses Jahr die Power, um in den vielen Partien, in denen wir Remis gespielt haben, auch einmal mit einem Lucky Punch zu gewinnen. Hinten sind wir dafür richtig gut, wir haben ja sehr oft zu null gespielt (acht Mal, Anm.). Du kannst nicht die ganze Saison darauf hoffen, dass wir hinten die Null halten und vorne vielleicht ein Tor machen. Wenn wir heuer ein Tor bekommen, ist es zu 90 Prozent vorbei.

"In Bregenz ist es dahingehend natürlich schwieriger. Trotzdem muss es für einen Verein wie Lustenau möglich sein, öfter Heimspiele zu gewinnen"

Schierl über den "Heimvorteil" im Ausweichstadion

LAOLA1: Hat das deiner Meinung nach auch mit dem fehlenden Heimvorteil durch das Ausweichen nach Bregenz zu tun?

Schierl: Ja, das hat natürlich auch einen kleinen Anteil. Lustenau ist immer für eine super Atmosphäre im Reichshofstadion gestanden. Jeder hat sich auf die Heimspiele gefreut. In Bregenz ist es dahingehend natürlich schwieriger. Trotzdem muss es für einen Verein wie Lustenau möglich sein, öfter Heimspiele zu gewinnen. Gegen Horn haben wir es jetzt endlich einmal geschafft. Das Ausweichen nach Bregenz ist natürlich nicht ideal, aber das muss man hinnehmen und schauen, dass man trotzdem einigermaßen erfolgreich ist. Außerdem steht dafür im Juli ein nagelneues Stadion in Lustenau.

LAOLA1: Der Stadion-Neubau in Lustenau schreitet munter voran. Wie groß ist die Vorfreude bei euch und wie bedeutend ist das für den Verein?

Schierl: Wir trainieren ja nach wie vor auf den dortigen Trainingsplätzen und sehen so jeden Tag den Fortschritt. Es ist natürlich richtig cool, bald ein neues Stadion in Lustenau zu haben. Da kann wirklich etwas entstehen. Es wird ein richtig schönes Stadion. Das verdienen der Verein und die Fans auch. Deswegen denke ich, dass es extrem wichtig ist, dass das Stadion realisiert werden konnte. Jetzt müssen wir die Saison gut zu Ende spielen, damit auch ein bisschen Euphorie aufkommt, die man dann ins neue Stadion mitnehmen kann. Da stehen auch wir in der Verantwortung.

LAOLA1: Im letzten Sommer war ein Abgang aus Lustenau ein ernsthaftes Thema. Wieso bist du dann doch nochmal mit Lustenau in die 2. Liga gegangen?

Schierl: Es war mit dem Abstieg ein schwieriges Jahr für mich. Das klingt vielleicht eigenartig, aber ich habe trotz des Abstiegs eine gute Saison gespielt. Ich habe das Ganze auch ein wenig unterschätzt. Ich bin dann in Urlaub gegangen und wollte eineinhalb Wochen einmal nichts hören und mich dann entscheiden. So hab ich es mir vorgestellt. Im Nachhinein gesehen, bin ich auch ein wenig selbst schuld. Es war keine einfache Zeit, mit vielen Überlegungen. Am Ende war es eine Bauch- und Herzensentscheidung. Ich habe so viele schöne Momente mit dem Verein erlebt. Ich hatte das Gefühl: Das Kapitel Lustenau kann nicht so zu Ende gehen, mit einem Abstieg. Deswegen habe ich noch einmal unterschrieben.

LAOLA1: Es hat damals sicher auch schon das eine oder andere Angebot gegeben. Warum wurde nichts daraus?

Schierl: Ja, da hat es Angebote gegeben, aber es war nicht das, wo ich mich in dieser Phase meiner Karriere gesehen habe oder wo ich nicht zu hundert Prozent überzeugt war. Deswegen habe ich den Schritt nicht gewagt.

"Ich sage, was ich in dem Moment fühle und denke. Das gibt es heute nicht mehr so oft"

Domenik Schierl

LAOLA1: Bei den Fans der Austria genießt du mittlerweile Kult-Status. Liegt das nur an deinen Leistungen oder gibt es dafür auch andere Gründe?

Schierl: Zunächst einmal muss natürlich die Leistung passen. Ich denke, seit ich in Lustenau bin, hat das jedes Jahr auch gepasst. Fußball ist für mich eine Herzenssache und meine Leidenschaft. Ich glaube, das spüren die Fans. Außerdem bin ich grundsätzlich ein riesiger Fußballfan und kann mich sehr mit Vereinen und den Fans identifizieren. Ich bin ein einfacher Typ, so wie der Zuschauer, der ins Stadion kommt. Ich sage, was ich mir denke. Das taugt nicht immer jedem, aber ich überlege mir vor Interviews nicht tausend Sachen, die ich sagen könnte. Ich sage, was ich in dem Moment fühle und denke. Das gibt es heute nicht mehr so oft.

LAOLA1: In der Aufstiegssaison warst du, in Zahlen ausgedrückt, der viertbeste Torhüter der Liga. Was bedeuten dir solche Statistiken?

Schierl: Es bestätigt den Weg, den ich gehe. Ich will nicht arrogant klingen, aber meiner Meinung nach gehöre ich in die Bundesliga. Ich denke, ich bin österreichweit noch immer einer der besten Torhüter. Deswegen werde ich alles dafür tun, dass ich dort (in die Bundesliga, Anm.) so schnell wie möglich wieder hinkomme.

In der Bundesliga lieferte Schierl statistische Top-Werte.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Im Sommer läuft dein Vertrag aus. Man hört, dass du mit Bundesliga-Vereinen in Verbindung gebracht wirst. Wie konkret ist das Thema schon?

Schierl: Es sind schon Gedanken da, es gibt in diese Richtung auch ein paar Gespräche - auch mit Lustenau. Aber mit dem Abstiegsplayoff ist es für die Vereine (in der Planung, Anm.) auch nicht immer leicht.

LAOLA1: Du bist mit 30 im besten Torhüter-Alter. Ist das Nationalteam noch ein Thema für dich?

Schierl: Ich fühle mich von Jahr zu Jahr besser, aber man muss da natürlich realistisch sein. Momentan ist es natürlich kein Thema. Ich spiele in der 2. Liga bei Austria Lustenau. Da musst du höher spielen.

LAOLA1: Sollte dir der Schritt zurück in die Bundesliga gelingen, kann es ja auch schnell gehen.

Schierl: Man sieht es ja an anderen Beispielen, dass es schnell gehen kann, aber darüber mache ich mir derzeit keine Gedanken. Zunächst möchte ich es einmal zurück in die Bundesliga schaffen. Dann können wir gerne beim nächsten Interview darüber sprechen (lacht).

"Mein Ziel ist es auf jeden Fall, im Sport zu bleiben. Ich glaube, dass Tormanntrainer gut zu mir passen würde"

Schierl über die Zeit nach seiner Karriere

LAOLA1: Deinen Durchbruch hattest du damals beim Wiener Neustädter SC. Verfolgst du den Klub noch?

Schierl: Den verfolge ich natürlich schon noch hin und wieder. Heuer könnten sie wieder in die Regionalliga aufsteigen. Da gehört der Verein meiner Meinung nach auch mindestens hin. Ich freue mich, dass es dort nach einigen schwierigen Jahren wieder bergauf geht.

LAOLA1: Du könntest ja, als Abrundung, deine Karriere dort ausklingen lassen.

Schierl: Das weiß ich noch nicht, mal schauen (lacht). Dafür bin ich vom Karriereende noch zu weit weg.

LAOLA1: Das hoffe ich! Aber im Ernst: Gibt es schon Gedanken, was du nach deiner Karriere einmal machen möchtest?

Schierl: Auch darüber macht man sich natürlich immer mal wieder Gedanken. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, im Sport zu bleiben. Ich glaube, dass Tormanntrainer gut zu mir passen würde. Ich möchte auch unbedingt die Tormanntrainer-Lizenz machen, das werde ich auch bald angehen.


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