12.230 Tage - so lange dauerte es, ehe der SC Schwarz-Weiß Bregenz seinen "verlorenen Sohn" wieder in die Arme schließen durfte.
Im Juli 1990 verließ Jungkicker Markus Mader die Landeshauptstadt Vorarlbergs, um sein Glück beim benachbarten FC Hard zu versuchen.
Rund 35 Jahre später ist er als Trainer wieder zurück im altehrwürdigen Bodenseestadion aka "ImmoAgentur-Arena" und vollendete damit die Trainerrochade zwischen den Bregenzern und Austria Lustenau, das im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt Andi Heraf loseiste.
Damit wurde Mader, wenn man so will, der Nachfolger seines Nachfolgers. Kurios, ja - mehr aber nicht, wie Mader im Gespräch mit LAOLA1 erklärt: "Mit der Tatsache, dass ich der Nachfolger meines Nachfolgers bin, habe ich überhaupt kein Problem."
Die Rückkehr ins "Kinderzimmer"
Dem Heimkehrer, der bei den Schwarz-Weißen den kompletten Nachwuchs bis hinauf zur Kampfmannschaft durchlaufen hat, ist anzumerken, wie sehr er für die neue Aufgabe brennt.
Nach seinem Aus in Lustenau eine Verschnaufpause einzulegen - Mader durchlebte dort im vergangenen halben Jahr wahrlich keine einfache Zeit - sei nie wirklich ein Thema gewesen. "Ich habe nach meiner Beurlaubung relativ schnell gewusst, dass ich wieder arbeiten möchte, weil mir der Trainerjob irrsinnig Spaß macht", schildert der 55-Jährige.
Speziell, dass ein Angebot aus Bregenz kam, freute Mader sichtlich. "Ich komme jetzt nach 35 Jahren sozusagen wieder zurück in mein 'Kinderzimmer'. Ich freue mich auf die Aufgabe und bin sehr motiviert", blitzt die bei ihm so charakteristische Leidenschaft hervor.
In diesen 35 Jahren führte Maders Weg als Spieler und Trainer in alle Hotspots rund um seine fußballerische Heimat: Hard, Wolfurt, Dornbirn, Feldkirch, Lustenau.
"Ich bin keiner, der auf der Couch sitzt und die Daumen drückt, dass irgendein Trainer den Job verliert - im Gegenteil. Ich habe das ja selbst erlebt, das ist keine schöne Erfahrung."
"Dann ist es in Bregenz natürlich akut geworden"
Dass es nun zu seinem Comeback in Bregenz kommt, verdankt er auch seinem Ex-Klub Lustenau. Als klar wurde, dass Heraf dort sein Nachfolger werden soll, habe sich die Situation "drastisch verändert. Dann ist es in Bregenz natürlich akut geworden und wir haben die Gespräche intensiviert", schildert Mader.
So wurde sein Wunsch nach einer neuen Aufgabe bald erfüllt - früher, als dies zu erwarten war, wie auch Mader selbst festhält. "Mir war natürlich bewusst, dass das dauern kann, weil es aktuell auf dem Trainersektor sehr ruhig ist. Dass es dann so schnell gegangen ist, war schon überraschend", so der 55-Jährige.
Eher war damit zu rechnen, dass sich Mader in Geduld üben müssen wird. Und so sehr er sich einen neuen Job auch wünschte: Zulasten eines anderen hätte er dies nicht gewollt, das ist ihm deutlich anzumerken.
"Ich bin keiner, der auf der Couch sitzt und die Daumen drückt, dass irgendein Trainer den Job verliert - im Gegenteil. Ich habe das ja selbst erlebt, das ist keine schöne Erfahrung", blickt er auf sein bitteres Aus in Lustenau zurück.
Wenn er darüber spricht, kommt wieder Maders Authentizität und Empathie hervor, die auch viele seiner Spieler in Gesprächen immer wieder hervorheben. Im Fußball wünscht man sich heutzutage so oft die viel beschworenen "Typen" - Mader ist so einer.
Ein "Match" mit der Ex?
Ob man mit Mader in Bregenz das große Los für die Zukunft gezogen hat, wird abzuwarten sein.
Freilich war eine Verpflichtung des "verlorenen Sohns" nicht die unwahrscheinlichste Variante nach Herafs Abgang. Klar ist aber auch: Mit Mader wählt man in der Landeshauptstadt jedenfalls einen risikoarmen Nachfolger, bei dem gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Wiedersehen ein "Match" ergibt, keinesfalls gering ist.
"Grundsätzlich hat man in Bregenz einen klaren Plan. Da will man aber keinen Druck aufbauen, sondern geht das jetzt einmal in Ruhe an."
Mader hat schon ein Szenario für die Zukunft im Kopf: "Wir haben hier gemeinsam etwas Langfristiges geplant und das werden wir step by step angehen", schildert er. Mader übernimmt ein in der 2. Liga auf Rang drei liegendes Bregenz, was zeigt, dass der aktuelle Kader großes Potenzial mitbringt.
Die Tabelle der Admiral 2. Liga>>>
Setzt man diesen Weg fort, wird früher oder später der Aufstieg ein Thema werden. Sollte sich diese Möglichkeit auftun, "dann werden wir das in Angriff nehmen", hält Mader fest.
Ob es dazu kommt, hänge aber von vielen Faktoren ab, insbesondere "was in Zukunft in Sachen Kaderveränderungen passiert. Wenn sich eine Mannschaft so präsentiert wie Bregenz und stark performt, weckt das natürlich Begehrlichkeiten", ist sich Mader bewusst.
"Das Gute ist, dass ich weiß, dass die Mannschaft wirklich Qualität hat", sieht er die positive Seite daran.
Die Bundesliga im Hinterkopf
Deshalb sei es nun gegeben, "dass die sportliche Leitung das Geschick entwickelt, wichtige Spieler zu halten und sich punktuell zu verstärken. Dann wird man sehen, wo der Weg hingeht."
Die Bundesliga spukt im Ländle also bereits im Hinterkopf herum. "Grundsätzlich hat man in Bregenz einen klaren Plan. Da will man aber keinen Druck aufbauen, sondern geht das jetzt einmal in Ruhe an", hält Mader klar fest, dass dabei keine Eile geboten ist.
Am Montag erfolgt der Trainingsstart bei den Schwarz-Weißen, dann wird Mader erstmals auf seine neue Mannschaft treffen.
Unbekannt wird dem akribischen Arbeiter diese aber freilich nicht sein: "Natürlich kenne ich die Mannschaft, weil ich viele Spiele von ihr beobachtet habe. Vor allem die letzten, die sie im Reichshofstadion absolviert hat", streicht er die infrastrukturell bedingt enge Verbindung zwischen seinem Ex- und Neo-Klub hervor.
Zudem kenne er einige Kicker, die er in der Vergangenheit unter seinen Fittichen hatte, "wie Florian Prirsch bei Dornbirn oder Adriel bei Lustenau."
"Grundsätzlich ist es sicher nicht so, dass ich genauso weiterspielen möchte, wie Bregenz im Herbst gespielt hat. Da wird es schon Veränderungen geben."
Das hat Mader mit Bregenz auf dem Rasen vor
Mader stellt auch klar, dass man von den Schwarz-Weißen unter ihm im Frühjahr ein anderes Gesicht sehen wird: "Grundsätzlich ist es sicher nicht so, dass ich genauso weiterspielen möchte, wie Bregenz im Herbst gespielt hat. Da wird es schon Veränderungen geben", so der 55-Jährige, der gleichzeitig die Vorarbeit Herafs lobt.
Dieser habe "eine hervorragende Arbeit geleistet hat, insbesondere, was das Defensivverhalten anbelangt. Es kann ruhig so weitergehen, aber natürlich will ein Trainer seine Art zu spielen in die Mannschaft implementieren", präzisiert er.
Die Veränderungen würden insbesondere das Spiel mit dem Ball anbelangen. Noch sei es aber zu früh, hier konkretere Aussagen zu treffen, denn "da müssen wir dann schauen, wie das die Mannschaft annimmt".
Was sich in 35 Jahren (nicht) verändert hat
Der Weg ist also vorskizziert. "Wir freuen uns alle auf die gemeinsame Zeit, in der wir versuchen werden, miteinander erfolgreich zu sein", gibt sich Mader vorfreudig. Dass er Teams in die Bundesliga führen kann, hat der Vorarlberg-Spezialist bereits mit Lustenau bewiesen. Es ist ihm zuzutrauen, dass ihm das auch mit Bregenz gelingt.
Er selbst kennt das Aufstiegs-Gefühl mit den Schwarz-Weißen aus Spielerzeiten in den späten 80ern. Allzuviele Parallelen zu damals will er aber nicht ziehen. "Das kann man gar nicht mehr vergleichen", stellt er klar.
Die Umstände heute seien ganz anderes als seinerzeit. "Als ich damals gespielt habe, gab es hier noch kein Profitum. Wir haben früher alle noch nebenbei gearbeitet. Da hat sich einiges getan in den letzten 35 Jahren", schildert der 55-Jährige und meint: "Das einzige, was noch gleich ist, ist das Stadion" - und, dass Markus Mader wieder da ist.