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Moritz Wels - Nach dem Hype

Sein Wechsel von Sturm zur Austria war einer der Aufreger des Sommers. Den Herbst verbrachte er bei Stripfing. Und das tat ihm richtig gut.

Moritz Wels - Nach dem Hype Foto: © GEPA

Es hätte einer von vielen Sommertransfers sein können, doch die Wogen gingen hoch.

Moritz Wels vom SK Sturm zur Wiener Austria. Dieser Wechsel traf irgendwie einen Nerv. Das Unverständnis in Graz, dass eines ihrer größten Talente vor dem Durchbruch das Weite sucht und die Ausfahrt Verteilerkreis nimmt, war riesig.

So ziemlich jeder fühlte sich bemüßigt, eine Stellungnahme abzugeben. Nur einer hielt sich vornehm zurück, Moritz Wels selbst.

"Dieser Hype, der im Sommer rund um ihn passiert ist, war für ihn nicht einfach zu verarbeiten", sagt Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner.

Ein Start zum Vergessen

Auch abgesehen von den medialen Begleitumständen war es kein einfacher Wechsel. Der damals 18-Jährige war nach seiner Knieverletzung noch nicht ganz fit. Dem nicht genug, verpasste der Steirer die ersten beiden Vorbereitungswochen auch noch mit Scharlach.

Die Häme aus seiner alten Heimat war groß, als der Mittelfeldspieler unmittelbar vor dem Saisonstart als Kooperationsspieler beim SV Stripfing gemeldet wurde. Zum Saisonstart gegen die Admira in der 2. Liga wirkte Wels oft noch wie ein Fremdkörper in der Stripfinger Elf – wie konnte es auch anders sein, hatte er doch nie mit dem Team trainiert.

Auch das Vertrauen in den eigenen Körper schien endenwollend, bei Schnittbällen ging Wels auf Nummer sicher, zog nicht durch. In der zweiten Runde gegen Leoben wurde Wels schon zur Pause ausgetauscht, es sollte eineinhalb Monate dauern, ehe er wieder in der Stripfinger Startelf stand.

Die Steigerung

Stripfing-Coach Christian Wegleitner sagt: "Die Erwartungen waren groß, ihm ist es nicht gleich gelungen, seine Vorstellungen umzusetzen. Es war wichtig, dass wir alle geduldig bleiben." Man habe sich "mit seinem Berater und ihm einen cleveren Aufbauplan ausgeschnapst", berichtet Ortlechner.

Freilich keine einfache Situation für das Talent. Zur Austria gekommen, in Stripfing gelandet. Der Wunsch, die Kritiker sofort mit guten Leistungen zum Schweigen zu bringen, war gewiss groß. Aber manchmal muss man eben den harten Weg gehen.

Foto: © GEPA

"Ich habe es angenommen, dass ich bei Stripfing zum Einsatz komme und versuche, hier das Beste rauszuholen", sagt Wels heute. Dieser Pragmatismus hat sich gelohnt. Denn die Leistungskurve des Steirers ging steil nach oben.

Seit Mitte September ist Wels aus der Stripfinger Startelf nicht mehr wegzudenken, hat mit vier Toren und einem Assist auch schon Scorerpunkte angeschrieben. Ortlechner: "Er hat gefühlt bei 90 Prozent der Stripfing-Tore seine Füße im Spiel. Da merkt man schon, was bei dem Burschen vorhanden ist."

Stripfing-Coach Wegleitner lobt: "Jeder, der genauer hinschaut, hat gesehen, dass er eine Bomben-Entwicklung macht. Er konnte dieser Mannschaft in den letzten zwei, drei Monaten sehr viel geben."

Neue Chance im Winter

Der Kontakt zu den Austria-Profis ist freilich immer da. In der vergangenen Länderspielpause trainierte Wels unter Michael Wimmer, absolvierte auch das Testspiel gegen den SKN St. Pölten.

Der 19-Jährige sagt: "Ich glaube, ich mache es gut, zeige ein anderes Bild als im Sommer. Ich hoffe, das sieht der Trainer auch."

Tut er. Bei "abseits.at" lobt der FAK-Coach: "Mir hat der Charakter des Jungen imponiert. Er hat gemerkt, dass er sich durchsetzen und um seinen Platz kämpfen muss. Wenn ich ihn jetzt aktuell im Training sehe, dann habe ich auch das Gefühl, dass ich ihn ohne Bedenken reinwerfen und in der Bundesliga einwechseln könnte."

Das klingt ganz so, als wäre die Zeit bei Stripfing für Wels im Winter schon wieder vorbei. "Wenn er über den Winter so weitermacht und trainiert, werden wir ihn nicht oft sehen", fürchtet Wegleitner.

Welche Position?

Auch Ortlechner macht Wels Hoffnung: "Wenn er sich so weiterentwickelt, wird er öfter in der Kampfmannschaft aufschlagen als bei unserem Kooperationspartner."

Doch wo wäre bei der Austria sein Platz? Ortlechner sieht viele Möglichkeiten: "Er kann in unserem 3-4-3 in der vorderen Reihe den halblinken und halbrechten Stürmer bekleiden, aber auch auf der Doppelsechs die offensivere Rolle spielen, weil er gerne einleitet, aber auch abschließt. Er hat die Qualitäten, ein sehr guter Box-to-Box-Spieler zu sein."

Nach dem Hype ist vor dem Durchbruch.

Die besten Szenen von Moritz Wels im Video:


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