Der abrupte Stopp in der HPYBET 2. Liga aufgrund der Coronavirus-Krise lässt auch die SV Ried zittern.
Mit einem Traumstart ins Frühjahr haben sich die Innviertler einen Polster von acht Punkten auf den ersten Verfolger Austria Klagenfurt erarbeitet - die Rückkehr in die Bundesliga war so nah.
Doch plötzlich könnte alles ganz anders kommen. Die Wikinger gingen für das Ziel Aufstieg "All In", und Trainer Gerald Baumgartner gibt beim LAOLA1-Besuch zu, dass ein weiterer Nicht-Aufstieg kaum stemmbar wäre.
"Jetzt ist es so, dass wir mit der Größe, die der Verein hat, einfach fast Bundesliga spielen müssen, um das wirtschaftlich stemmen zu können", gibt der 55-jährige Salzburger zu, dass mit weiteren Budget-Kürzungen der Zug wohl abgefahren wäre.
Gleichzeitig betont er: "Ried hat alles für die Bundesliga, deshalb müssen wir es jetzt sportlich schaffen."
Im großen Interview spricht Baumgartner über die aktuelle Zitterpartie, Rieds Entwicklung nach dem Wackel-Start, sein schwarzes Kapitel Austria und ob man den LASK als Vorbild in Betracht ziehen darf.
LAOLA1: Der Spielbetrieb ist unterbrochen, der Trainingsbetrieb ausgesetzt. Wie sind Sie mit der Mannschaft verblieben? Gibt es Heimtraining, Übungen oder basiert alles auf Eigenverantwortung?
Gerald Baumgartner: Wir haben einen Trainingsplan konzipiert für die nächsten Wochen. Wir haben unsere ausländischen Spieler auch in ihren Landessprachen gebrieft, dass sie das umsetzen können. Wir wollen eine gewisse Regelmäßigkeit haben, dass die Spieler bis zu einer gewissen Zeit frühstücken und eineinhalb Stunden danach das Trainingsprogramm durchziehen. Natürlich kann man am einen oder anderen Tag das Training auch am Vor- oder Nachmittag tauschen, weil Spieler auch ihre familiären Angelegenheiten zu erledigen haben. Ein Rhythmus soll aber erhalten bleiben.
LAOLA1: Die Umstände sind traurig. Rein vom Sportlichen her: Wie schlimm ist es für einen Trainer, nicht einwirken zu können? Ist es aus Ihrer Sicht verständlich, dass es soweit gekommen ist?
Baumgartner: Wenn man nur das Sportliche hernimmt und es sind ein paar Wochen, dann ist es wie eine Vorbereitungsperiode, aber es ist natürlich schon eine große Herausforderung. Je kürzer die Pause, desto leichter zu handlen, weil man ja doch nicht Fußball spielen darf und es eine spezifische Sportart ist. Das Fußballtraining kannst du auf lange Zeit nicht simulieren. Wir können nur das Training erhalten und ein Ausdauer- oder Kraftprogramm ausgeben.
LAOLA1: Wenn es doch heißen sollte, es geht weiter: Wie lange braucht man wieder ein geregeltes Training, damit die Spieler wieder vernünftig ein Match bestreiten können?
Baumgartner: Nach einer mehrwöchigen Trainingspause kann es sicher nicht sein, dass man ab Montag wieder trainieren darf und am Freitag spielen wir. Das wird schwierig sein. Das Beste wäre natürlich immer noch, wenn es so schnell wie möglich wieder losgehen kann. Das hängt natürlich an der Eindämmung des Coronavirus. Je schneller man wieder trainieren kann, desto weniger verliert man.
LAOLA1: Viel deutet auf eine längere Pause hin, vielleicht sogar einen Saison-Abbruch. Für Ried wäre das eine Katastrophe, ein Nicht-Aufstieg würde riesige Einbußen bedeuten. Wie geht Ried damit um?
Baumgartner: Es muss auf alle Fälle eine Wertung geben, auf die sich alle gemeinsam einigen können, dass das fair ist. Das ist ganz wichtig. Da geht es nicht nur darum, dass wir unbedingt aufsteigen wollen. Meines Erachtens darf es auch auf keinen Fall einen Absteiger aus der Bundesliga und 2. Liga geben – das ist meine persönliche Meinung dazu.
LAOLA1: St. Pölten geht schon aus rein rechtlichen Gründen nicht davon aus, dass sie im Ernstfall absteigen müssten.
Baumgartner: Eine rechtliche Sache ist es natürlich auch. Aber es muss eine vernünftige Lösung gefunden werden, ich kann da nicht vorgreifen. Man kann natürlich auch ligaübergreifend andenken, dass es eine Liga-Aufstockung gibt. Es gibt wirklich viele faire Mittel, um das von der sportlichen Seite für alle positiv zu lösen. Ich hoffe natürlich, dass sich die Leute in den Gremien dementsprechend Gedanken machen, dass es für alle akzeptable Lösungen gibt.
LAOLA1: Es wird auch kaum möglich sein, mit der Herbstsaison abzurechnen oder irgendwo einen Cut zu machen. Sie präferieren also einen 13. Bundesligisten, im besten Fall mit dem Aufsteiger Ried?
Baumgartner: Eben, das kann auf keinen Fall passieren. Die fairste Lösung wäre, wenn schon etwas gewertet wird, dass man die Bundesliga aufstockt, es keinen Absteiger gibt, es zwei Aufsteiger gibt - es gibt ja viele Möglichkeiten, eine davon habe ich jetzt geschildert. Aber wir müssen Tag für Tag warten, welche Entscheidungen folgen.
LAOLA1: Zu Saisonbeginn hat es geheißen: Der Aufstieg muss unbedingt gelingen, alleine aus wirtschaftlichen Gründen. Hat man sich damit selbst unter Druck gesetzt oder ist es einfach das logische Ziel für Ried, in die Bundesliga zurückkehren zu müssen?
Baumgartner: Ried war viele Jahre ein gestandener Bundesliga-Verein, der wirtschaftlich sehr gut gearbeitet hat, bodenständig geblieben ist und immer wieder junge Talente geholt und rausgebracht hat. Das ist auch eine Maßnahme, die wir weiterhin verfolgen wollen. Jetzt ist es so, dass wir mit der Größe, die der Verein hat, einfach fast Bundesliga spielen müssen, um das wirtschaftlich stemmen zu können. Bei uns ist Tagesbetrieb – ob Training ist oder nicht. Wir haben sehr viele Leute und infrastrukturelle Maßnahmen vorgenommen in der Vergangenheit. Ried hat alles für die Bundesliga, deshalb müssen wir es jetzt sportlich schaffen. Vollkommen richtig ist, dass es in der 2. Liga eine sehr schwierige Situation für uns ist. Sportlich nicht einfach und wirtschaftlich wird es schwierig, das Budget halten zu können, um entsprechend wirtschaften zu können.
LAOLA1: Ein weiterer Nicht-Aufstieg und bedingte Budgetkürzungen wären somit nicht mehr stemmbar?
Baumgartner: Sportlich wird es sich dann normal nicht mehr ausgehen, dass du die Leistungen bringst, um serienweise Spiele zu gewinnen und ganz vorne dabei zu sein.
LAOLA1: Ried ist im Frühjahr stark aus den Startlöchern gekommen. Da die 2. Liga nun unterbrochen ist, wird sicher aufgrund der aktuellen Form ein weinendes Auge dabei sein.
Gerald Baumgartner: Sehr richtig! Es ist natürlich schade, weil wir gut in Schwung gekommen sind. Obwohl wir noch Luft nach oben haben, das wissen wir auch. Jetzt müssen wir halt an den Schrauben drehen. Wir müssen es positiv nehmen, fahren einmal runter von der Drucksituation, schauen, dass wir weiterhin in Schuss bleiben, die Form halten können und dann müssen wir fokussiert sein, wenn es wieder losgeht.
LAOLA1: Der Vorsprung auf Austria Klagenfurt wurde binnen weniger Wochen auf acht Punkte ausgebaut. Kann im Kampf um den Aufstieg überhaupt noch etwas passieren?
Baumgartner: Natürlich, es sind noch elf Spiele, 33 Punkte zu machen - das ist eine Menge. Wir haben uns jetzt eine gute Ausgangsposition geschaffen, mehr aber auch nicht. Nach der kurzen Break-Phase geht es wieder ganz normal los, dann haben wir wieder die schweren Spiele vor der Haustür. Die 2. Liga ist sehr intensiv, sehr ausgeglichen. Man darf auch nicht auf die Tabellensituation der einzelnen Vereine schauen. Mehr wie die Hälfte der Vereine ist mittendrin im Abstiegskampf, die müssen auch ihre Punkte machen – so ist es auch auf den vorderen Plätzen. Man darf sich kaum einen Ausrutscher leisten. Das wollen wir auch nicht. Wir wollen professionell weiterhin Gas geben.
LAOLA1: Haben Sie mit Klagenfurts Einbruch oder einem Zweikampf bis zum Schluss gerechnet?
Baumgartner: Es ist noch lange nichts entschieden. Für uns ist es jetzt einfach nur ein guter Polster. Wir denken nur an unsere Situation, wollen unsere Spiele gewinnen. Wir können nur das beeinflussen, nicht die Konkurrenten – außer, wenn wir gegen sie spielen. Wir haben in den ersten beiden Spielen mit Klagenfurt und Lustenau gegen zwei der schwersten Mannschaften gespielt. Das waren sehr intensive Spiele, da konnten wir vier Punkte machen. Wir konzentrieren uns Woche für Woche auf den nächsten Gegner.
LAOLA1: Es ist noch Luft nach oben, aber wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung – von doch schwankenden Leistungen bis hin zum stabilen Tabellenführer?
Baumgartner: Generell haben wir im Herbst ein bisschen holprig begonnen und dann die Serie mit neun Siegen hintereinander starten können. Wir hatten schon anfänglich Probleme – wir haben viele Spieler gewechselt -, wo wir nicht die Punkteanzahl erreichen konnten, die wir uns vorgestellt haben. Das schwierigste war das GAK-Match, weil wir da gut im Spiel waren, trotzdem knapp 1:2 verloren haben. Das hat uns an Selbstvertrauen und Energie gekostet. Wir haben dann aber relativ schnell wieder zurückgefunden auf die Erfolgsspur und konnten sehr gute Serien machen. Im letzten Spiel im Herbst konnten wir dann auch die Tabellenspitze erklimmen. Im Frühjahr war dann das erste Spiel gleich das schwierigste gegen Klagenfurt, wo wir als Ziel gehabt haben, mindestens einen Punkt mitzunehmen. Das ist uns gelungen, die nächsten beiden Spiele haben wir gewonnen. Also war es schon eine richtig gute Saison, die wir bis jetzt gespielt haben. Aber darauf können wir uns nicht ausruhen, müssen weiter Gas geben und versuchen, unsere Spiele zu gewinnen.
LAOLA1: Was war die wichtigste Schraube, an der gedreht werden musste, damit das Werk‘l läuft?
Baumgartner: Die wichtigsten Schrauben waren, dass wir vor allem auch Stefan Nutz in eine Form gebracht haben, in der er für uns wieder ein sehr wertvoller Spieler sein konnte. Er ist mit wenig Spielpraxis gekommen, das war auch für ihn von Anfang an nicht befriedigend, wie die Spiele gelaufen sind. Dann mussten wir auch Reuben Acquah, den wir im Sommer geholt haben, erst integrieren und haben versucht, ihn in unser Spielsystem einzuordnen. In Summe waren es ein paar Schrauben, an denen wir gedreht haben. Wir haben auch taktisch was umgestellt und für Nutz eine andere Position geschaffen. Es gab ja auch sehr viel Theater im Sommer bezüglich Abgänge und dann doch Dableiben von einigen unserer sehr jungen Talente. Die mussten das auch erst mental verarbeiten, weil es für die auch das erste Mal war, dass so ein großer Rummel um ihre Person gemacht wurde. Das haben wir dann relativ gut steuern können mit den Jungs, haben eine super Einheit gebildet und dann schon viele Spiele mit sehr viel Mentalität und Teamgeist gewonnen.
LAOLA1: Würden Sie aus dem Kollektiv einige Namen herausstreichen, die in dieser Phase in die Führungsrolle hineingewachsen sind? Ist eine neue Hierarchie entstanden?
Baumgartner: Mit Nutz ist ein sehr erfahrener Spieler geholt worden, den wir unbedingt brauchen und der sich auch mit dem alten Führungsduo Thomas Reifeltshammer und Marcel Ziegl sehr gut versteht. Die drei sind auf alle Fälle die verlängerten Arme auf dem Spielfeld. Die machen das am Spielfeld, regeln das mit der Mannschaft. Es hat sich eine neue Hierarchie entwickeln müssen zu der guten alten Hierarchie, denn Reifeltshammer, unser Kapitän, war ja immer schon der Führungsspieler in Ried. Seit ich das Traineramt angetreten habe, habe ich Reifeltshammer wieder reingenommen, auch Ziegl wieder mehr in die Verantwortung gestellt. Somit konnten die jungen Spieler neben den Führungsspielern auch gut wachsen. Da haben wir eine gute Entwicklung mit der Mannschaft gemacht.
LAOLA1: Wie sieht es mit der Kaderplanung aus? Bisher wurde sicher zweigleisig geplant. Kann man da schon konkreter in Richtung Bundesliga werden?
Baumgartner: Es ist natürlich noch zu früh. Wir Betreuer und der Vorstand haben den Fokus auf beide Ligen gerichtet. Wir wissen schon genau, was, wie, wo positioniert werden sollte. Um das zur Umsetzung zu bringen, bedarf es noch ein bisschen Zeit, weil wir erst wissen müssen, in welcher Liga wir dann spielen.
LAOLA1: Nachdem der Aufstieg letztes Jahr wieder verpasst wurde, wurde das Budget runtergefahren. Würde es im Falle des Aufstiegs wieder hinaufgefahren werden?
Baumgartner: In der Bundesliga gibt es immer mehr Budget als jetzt in der 2. Liga, das ist richtig. Das Budget wurde im Sommer noch einmal gekürzt. Es ist so, dass wir extrem gut mit den Jungs arbeiten müssen, um eine entsprechende Leistung abrufen zu können, weil wir müssen sehr viele Spiele gewinnen, um ganz vorne zu bleiben. Im Sommer ist sicher ein anderes Budget da als jetzt – sollte der Aufstieg gelingen. Aber wir wären dann in der Bundesliga auch noch in einem Budget-Segment, wo wir ganz unten angesiedelt wären.
LAOLA1: Sind Sie ein Trainer, der der Aufstiegs-Mannschaft voll und ganz vertrauen würde oder wären Verstärkungen auf jeden Fall notwendig?
Baumgartner: Ich bin eher ein Trainer, der versucht, auf der Position, mit dem Budget, das wir haben, das Optimale rauszuholen. Sollte es da Bedarf geben, müssen wir natürlich das eine oder andere schon verbessern.
LAOLA1: Was würde Ihnen der Aufstieg persönlich bedeuten?
Baumgartner: Das wäre natürlich eine super Sache. Es gibt nicht viele Titel zu gewinnen in Österreich. Durch RB Salzburg sind meistens zwei Titel schon weg, dann bleibt der in der 2. Liga, manchmal bleibt für die anderen noch der Cup-Titel. Heuer ist es ein bisschen spannender in der Bundesliga, weil der LASK einfach eine unglaublich gute Saison gespielt hat. Deswegen gibt es einen Titel zu gewinnen – den anzustreben sollte eigentlich jeder Spieler, jeder Betreuer als oberstes Ziel in seinem Herzen tragen.
LAOLA1: Wenn der Spezialist im Cup auslässt, muss also ein anderer Titel her...
Baumgartner: Wir hatten mit St. Pölten auswärts einen guten Gegner, wo wir nur 0:1 verloren haben. Aber wir wollen aufsteigen – das Ziel haben wir im Sommer ausgegeben. Das haben wir uns auch getraut, in der Öffentlichkeit zu sagen. Für mich gibt es auch keinen Grund, warum wir das nicht tun sollten. Wir hatten vor einem Jahr schon die Situation, dass wir im Aufstiegskampf waren, da haben wir einiges an Erfahrung mitnehmen können. Das muss oder sollte uns heuer helfen, dass wir ganz am Ende vorne stehen.
LAOLA1: Was würde der Aufstieg für den Verein bedeuten, der mit dem Verpassen des direkten Aufstiegs darauf eine schwierige Phase durchtauchen musste?
Baumgartner: Wie man jetzt in Oberösterreich, im Innviertel mitkriegt, herrscht eine riesige Aufbruchstimmung. Unsere Fans, der ganze Verein, Vorstand und alle, die uns gut gesinnt sind, wollen unbedingt das Ziel errreichen. Das spürt man jeden Tag. Jetzt sind wir Trainer, Betreuer und die Mannschaft gefragt, das auch entsprechend in Erfolg umsetzen zu können. Wir werden alles dafür tun und versuchen.
LAOLA1: Im Erfolgsfall wäre die Verlängerung Ihres Vertrags wohl auch nur Formsache.
Baumgartner: Mein Vertrag verlängert sich automatisch, aber das habe ich nicht jeden Tag im Kopf. Das ist eine Sache, die man schon im Vorhinein geregelt hat. Dann kann jeder genau planen. Jeder weiß Bescheid, was im Sommer bei Aufstieg oder Nicht-Aufstieg passieren wird.
LAOLA1: Für Sie wäre es bereits die dritte Station in der Bundesliga.
Baumgartner: Das wäre eine gute Sache, wieder Bundesliga zu spielen. Dafür wird man Trainer.
LAOLA1: In Österreich ist die Bundesliga das Ziel. War das Ausland noch nie Thema?
Baumgartner: Natürlich wäre es eine tolle Sache als österreichischer Trainer. Es gibt einige, die es vorgemacht haben. Das sollte auch immer im Kopf drin sein bei einem ehrgeizigen Trainer, der nach oben strebt. Ich habe in Österreich eigentlich schon Vieles gemacht. Ich war schon Abstiegskampf, wir sind damals mit Mattersburg im Frühjahr die zweitbeste Mannschaft geworden und haben 29 Punkte machen können. Ein Jahr später waren wir Sechster und haben ganz knapp die europäische Qualifikation verpasst. Momentan bin ich bei Ried, wir müssen aufsteigen, vorher habe ich eine Mannschaft gehabt, die im Abstiegskampf war. Das sind immer zwei verschiedene Paar Schuhe, weil du die Taktik immer so anpassen musst, dass es die Mannschaft versteht, sich auch wohlfühlt und das am Matchtag in Erfolg umsetzen kann. Jetzt wäre der Aufstieg und der Titel einmal sehr gut. Wenn es dann soweit sein sollte, müssen wir versuchen, gut zu planen und genau hinzuschauen, welche Spieler man holt. Weil die müssen – egal, in welcher Liga - auch wieder für Ried funktionieren.
LAOLA1: Sie haben als Trainer einen Aufstieg hingelegt. Bleibt die Austria das dunkelste Kapitel in ihrer Karriere?
Baumgartner: Auf alle Fälle! Es gibt natürlich auch Gründe für die Austria und für die Fans ist der Trainer immer der Schuldige. Ich bin schon einer, der versucht, die Fähigkeiten so umzusetzen, dass die Mannschaft zum Erfolg kommt. Wir hatten ähnlich große Probleme, wie viele Kollegen nach mir. Wir haben den Stürmer geholt, der eigentlich getroffen hat und mit dem wir im zweiten Viertel zweitbeste Mannschaft hinter Salzburg geworden sind. Wir konnten sieben Punkte in drei Derbys machen, haben sehr viele Unentschieden gemacht. Aber es ist so viel Unruhe vom Start weg gewesen, dass du die Hürde, serienweise Spiele zu gewinnen, nicht geschafft hast und dann ist es schwierig. Ich hätte schon gerne die Austria geschafft. Mit dem Abgang von Omer Damari hat sich der Verein selber nichts Gutes getan. Natürlich ist das schwächste Glied dann immer der Trainer. Man hat natürlich sehr viel Geld bekommen und hat dann Ronivaldo geholt im Winter. Der, wie wir alle wissen, zwar ein sehr guter Spieler ist, aber auch gleich lange ausgefallen ist. Das hat dann auch bei meinen Nachfolgern wahrscheinlich dazu beigetragen, dass man nicht erfolgreich sein konnte.
LAOLA1: Kontinuität war bei der Austria ein Fremdwort, lange auch bei Ried. Glauben Sie, dass die Vereinsführung, das Umfeld, die Sponsoren nun mehr Geduld haben?
Baumgartner: Wir haben eigentlich die Ruhe eingeführt, weil es schon ziemlich chaotisch war. Wir haben die Fans vom Start weg mit ins Boot genommen. Ich habe auch einen guten Fürsprecher gehabt mit Gerhard Schweitzer, wir haben auch die beiden großen Zeitungen wieder mit ins Boot geholt und haben uns wieder mehr für die Medien geöffnet. Das haben wir vom Start weg eingeführt. Die Euphorie war groß, wir haben es dann letztes Jahr um einen Sieg nicht geschafft, weil Wattens Seriensiege eingefahren hat und es dann auch verdient geschafft hat. Wir konnten zwar im Frühjahr Erster werden, sind dann aber trotzdem nicht aufgestiegen. Jetzt nehmen wir alle miteinander, der Vorstand, die Fans, die Spieler, die schon da waren, unser Trainerteam, die Erfahrung mit, die wir gemacht haben, damit wir alle gemeinsam das große Ziel erreichen.
LAOLA1: Der LASK hat vorgezeigt, wie man mit Kontinuität Erfolg haben kann. Darf sich Ried den LASK als oberösterreichischen Konkurrenten überhaupt als Vorbild nehmen?
Baumgartner: Auf alle Fälle wollen wir mal in die gleiche Liga. Der LASK hat mit dem Engagement von Jürgen Werner einen Quantensprung gemacht, davon sind wir noch weit weg. Aber wir wollen es in Zukunft für unseren kleineren Bereich im Innviertel, mit unseren tollen Fans schaffen. Wir haben ein Stadion, das von der Größe her genau zu uns passt, eine gute Infrastruktur, wir können sehr professionell arbeiten, haben ein wunderschönes Trainingszentrum, das vor einigen Jahren gebaut wurde, um uns auch als Verein weiterzuentwickeln. Wir haben richtig gute Leute, die auch tagtäglich alles mitbekommen, alle Emotionen von einem Sieg oder Niederlage, Nicht-Aufstieg, große Enttäuschung, dann wieder große Euphorie. Die sind auch immer mit Feuer und Eifer in ihren Arbeitsgebieten im Einsatz. Das ist schon ein sehr toller Verein. Da muss man sich dann auch entsprechend nach oben entwickeln. Wir wollen jetzt nicht werden, wie irgendein anderer Verein in der Liga – aber wir wollen für uns selber wieder dorthin kommen, wo Ried schon war - ein gestandener, sportlich und wirtschaftlich gut geführter Verein,
LAOLA1: Was wäre, wenn die Saison nicht zu Ende gespielt werden kann und es keinen Aufsteiger gäbe? Ried wäre dadurch wohl der größte Verlierer mit riesigen Einbußen.
Baumgartner: Ja, jetzt müssen wir mal versuchen, mit der Situation umzugehen. Wir müssen es sehr professionell nehmen, die Sportler müssen immer bereit sein. Wenn es dann wieder losgeht, müssen alle auf „On“ sein und versuchen, die beste Leistung abzurufen. Darauf bereiten wir uns vor. Wir hoffen, dass es auch entsprechend weitergeht, dass wir gesund bleiben – das ist das Wichtigste für jeden Menschen – und dann hoffen wir natürlich, dass die Meisterschaft ganz normal zu Ende gespielt werden kann.