Die Kapfenberger SV gehört zum elften Mal in Folge zum Teilnehmerfeld der Admiral 2. Liga, die Vorzeichen waren durchaus schon einmal besser.
Die Kapfenberger verloren mit Levan Eloshvili im Sommer ihren wohl besten Spieler der abgelaufenen Saison an den GAK. Es spricht realistischerweise nicht viel dafür, dass die Steirer in diesem Jahr weiter oben mitspielen als in der Vorsaison, die man auf Rang elf beendete.
Trotz der schlechten Ausgangsposition freut sich Kapfenberg-Trainer Vladimir Petrovic bereits auf den Saisonstart. Im Gespräch mit LAOLA1 spricht der 50-Jährige über seine Zeit in China, das unberechenbare Leben eines Fußballers und die engen Freundschaften im Trainerstab der Kapfenberger.
LAOLA1: Einmal vorneweg, wie ist eure Saisonvorbereitung gelaufen?
Vladimir Petrovic: Bis jetzt ist alles sehr gut gelaufen, wir hatten fünf Vorbereitungsspiele gegen gute Gegner, haben dabei nur gegen Sturm verloren. Im letzten Test haben dann leider ein paar Spieler verletzt gefehlt, hoffentlich haben wir bis zum Beginn der Saison dann wieder alle Burschen einsatzbereit.
LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit den bisherigen Transfers?
Petrovic: Da können wir nicht ganz zufrieden sein, so ehrlich muss man einfach sein. Ich habe fünf Stammspieler verloren und habe nur einen Spieler für die Startelf bekommen mit Niklas Szerencsi von Traiskirchen, dazu noch zwei Ersatzgoalies, aber das hilft mir nicht besonders weiter. Aber die Transferzeit geht noch bis Ende August. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich da vielleicht noch etwas tut.
LAOLA1: Du hast Niklas Szerencsi schon angesprochen. Er hat zuletzt drei Jahre in Traiskirchen gespielt, welchen Eindruck hast du bis jetzt von ihm gewonnen?
Petrovic: Ich weiß noch nicht wie sehr er uns verstärken wird, aber ich bin glücklich, dass er da ist. Er ist ein Spieler, der einiges an Potenzial mitbringt. Bei uns ist es sowieso sehr eng mit den Abwehrspielern, daher wird er wahrscheinlich schon bald zu Einsätzen kommen. Aber es muss beiden Seiten klar sein, dass er noch Zeit brauchen wird. Das Niveau in der Regionalliga lässt sich nicht mit der 2. Liga vergleichen, daran wird er sich noch gewöhnen müssen.
LAOLA1: Aufgrund der Kadersituation schaut es bei euch also momentan noch schwierig aus, mit welchen Zielen gehst du dann in die Saison?
Petrovic: Für mich als Sportler gibt es da nur eine Antwort. Ich habe da erst vor ein paar Tagen mit meinem Co-Trainer darüber geredet und zu ihm gesagt: "Wir gehen auf den Aufstiegsplatz." Aber mir ist selbst klar, dass die Realität wohl anders ausschauen wird. Für uns wird es wirklich schwierig heuer. Beim letzten Training war der älteste Spieler am Platz 23 Jahre alt. Ich weiß wie schwierig diese Liga ist und deswegen könnte es mit unserem Kader hart werden. Unser Vorteil ist, dass der KSV schon lange in der 2. Liga spielt und wir genau wissen, was auf uns zukommt. Ich hoffe daher, dass sich ein Platz im Mittelfeld ausgeht und wir nicht wieder in den Abstiegskampf kommen. Der könnte nämlich echt hart für uns werden, hoffentlich bleibt uns das erspart.
LAOLA1: Du hast gerade schon kurz deinen Co-Trainer erwähnt. Mit David Sencar steht eine richtige Kapfenberg-Legende (427 Spiele im KSV-Dress) an deiner Seite, der auch schon 2006 mit dir beim Verein gespielt hat. Hättest du dir das jemals denken können, dass ihr beide irgendwann gemeinsam an der Kapfenberger Seitenlinie stehen würdet?
Petrovic: Nein, das hätte ich mir wirklich nie vorstellen können. Aber genau so ist das Fußballerleben. Du weißt nie, was passieren kann und bist immer überrascht, wie es dann tatsächlich kommt. Ich habe auch selber nie geglaubt, dass ich in China spielen würde und das ist dann auch einfach passiert. Deswegen ist unser Leben so interessant. Aber für mich und Dave ist das wirklich eine super Sache. Dass wir hier zusammenarbeiten dürfen, ist das Schönste was es gibt. Wir sind schon ewig Freunde und die Arbeit mit ihm ist etwas ganz besonderes.
LAOLA1: Du hast es bereits selbst angesprochen, in deiner Karriere hat es dich gleich zwei Mal nach China verschlagen (Qingdao Jonoon, Zhejiang Greentown). Heute hat China den Ruf, dass Spieler dort nur wegen des Geldes hingehen, wie war die Situation vor 20 Jahren?
Petrovic: Ich wusste selbst nicht, was mich dort erwarten würde. Aber ich habe einfach zu mir selbst gesagt, dass das eine spannende Herausforderung wäre. Und natürlich war das Gehalt auch gut, es war gerade die Zeit als die chinesischen Klubs langsam begonnen haben, sich europäische Spieler zu holen. Ich war dann der einzige Europäer in meinem Team, dazu hatten wir noch zwei Brasilianer. Die Leute aus Südamerika hatten sie schon länger nach China geholt. Es war auf jeden Fall eine sehr spezielle Zeit, eigentlich müsste ich wegen solchen Erlebnissen einmal ein Buch schreiben. Ich werde das auf jeden Fall nie vergessen.
LAOLA1: Wann hast du dann Zeit, um ein Buch zu schreiben? Ist das dein Projekt nach der Trainerkarriere?
Petrovic: Schauen wir mal. Aber ich war doch bei sehr vielen Vereinen, habe von meinen Trainern viele verschiedene Dinge gelernt. Zuerst hoffe ich aber, dass meine Trainerkarriere genau so lang und interessant wird, wie meine Spielerkarriere. Aber als Trainer ist es sehr gefährlich. Du verlierst zwei, drei Spiele und kannst schon weg sein, andererseits kannst du auch ein paar Partien gewinnen und plötzlich bist du der König. Ich bin jetzt einmal glücklich beim KSV, aber in Wahrheit weiß niemand, wie lange das hier dauern wird.
LAOLA1: Du hast in Frankreich gespielt, warst lange bei Dinamo Zagreb. Deine Spielerkarriere in Kapfenberg hat nur ein Jahr gedauert, trotzdem bist du jetzt schon seit 2014 in verschiedenen Rollen beim KSV. Wie kam es dazu, dass ausgerechnet Kapfenberg zu deinem Lebensmittelpunkt wurde und du hier bis zum Cheftrainer aufgestiegen bist?
Petrovic: Ich kann es mir selbst nicht ganz erklären, aber so ist das Leben einfach. Eigentlich habe ich zu mir selbst gesagt, dass das Cheftrainer-Amt nichts für mich ist, ich habe mich immer mehr als Trainer für die Akademie gesehen. Dann hat uns Abdulah Ibrakovic letztes Jahr verlassen, woraufhin unser Präsident Erwin Fuchs, mit dem ich schon lange gut befreundet bin, mich wegen dem Posten gefragt hat. Ich habe dem KSV viel zu verdanken, seit 2014 fülle ich verschiedene Rollen aus, aber es ist alles einfach immer so passiert, nichts davon war geplant.
LAOLA1: Wir haben bereits über deinen Co David Sencar gesprochen, im Trainerstab habt ihr mit Athletik-Coach Markus Felfernig auch ein weiteres Mitglied der KSV-Jahrhundertelf. Wie wichtig ist es für dich, dass du mit solchen Leuten arbeitest, die so eine lange Kapfenberg-Vergangenheit haben?
Petrovic: Zuallererst sind sie wirklich gute Freunde von mir, das ist mir sehr wichtig. Für mich ist es wirklich top, mit so tollen Menschen zusammenzuarbeiten, wir sind eine echte Familie. Ich sehe darin nur Vorteile, sowohl für mich als auch für den Verein. Uns ist allen klar, dass es keine leichte Saison wird, aber durch unsere Freundschaft können wir dann hoffentlich auch harte Zeiten überstehen.
LAOLA1: Mit Sturm II ist jetzt ein vierter steirischer Verein in der 2. Liga, dementsprechend wird es viele Derbys geben. Spürt ihr bei diesen Spielen einen besonderen Druck durch die Fans oder gehst du locker in solche Partien?
Petrovic: Ich habe da eigentlich gar keinen Druck, ich freue mich richtig auf die Partien. Für einen Fußballer gibt es nichts schöneres, als so viele Derbys in einer Saison zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass meine jungen Spieler da dann einen gewissen Druck verspüren, aber in meinen Augen gibt es nichts Besseres.
LAOLA1: Ihr startet gegen Amstetten und Horn in die Saison, wie bereit seid ihr für diese Aufgaben?
Amstetten - Kapfenberg am Freitag, 18:10 Uhr, im kostenlosen LIVE-Stream >>>
Petrovic: Natürlich könnten wir besser dastehen, aber ich sehe derzeit etwa 13 Spieler, die für solche Partien bereit wären. Amstetten wird eine richtig schwierige Aufgabe, gegen sie haben wir glaube ich noch nie gewonnen. Aber wie ich schon am Anfang gesagt habe, ich will jede Partie gewinnen. So bin ich und so ist der Fußball einfach, für mich gibt es keine Favoriten, nirgendwo. Ich habe das schon so oft gesehen und hoffe daher auch, dass wir das schaffen können.
LAOLA1: Du sagst es gibt im Fußball keine Favoriten, gibt es für dich trotzdem auf die Saison betrachtet einen Titelfavoriten?
Petrovic: Als erstes fällt mir da Blau-Weiß Linz ein. Sie haben eine starke Mannschaft aus dem Vorjahr und jetzt auch noch Ronivaldo im Kader. St. Pölten schätze ich auch sehr stark ein, beim FAC hat sich sehr viel getan im Sommer, vielleicht können sie auch wieder vorne mitspielen. Nach ihren Transfers hätte ich eigentlich auch den GAK vorne dabei gesehen. Ich habe ein Testspiel von ihnen gegen Leoben verfolgt (Leoben gewann 3:1, Anm.) und jetzt bin ich mir bei ihnen nicht mehr so sicher.