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Silberbergers Neuanfang: Fernab von Kirchturm und Bergen

Thomas Silberberger wagt sich als Trainer aus Tirol heraus. Wie das Admira-Engagement zustande kam, wie die ersten Wochen waren, welche Erfahrung ihm hilft:

Silberbergers Neuanfang: Fernab von Kirchturm und Bergen Foto: © GEPA

"Irgendwie cool", antwortet Thomas Silberberger (51) auf die Frage, wie sich der neue Namenszusatz denn anhöre: "Admira-Trainer Thomas Silberberger". "Es war zwar am Anfang gewöhnungsbedürftig. Aber mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt. Es hört sich cool an, finde ich."

Als Trainer hat Silberberger bislang zwei Stationen aufzuweisen. Von 2007 bis 2013 war er beim FC Kufstein, 184 Spiele. Von 2013 bis 2024 coachte er die WSG Tirol, die zunächst noch WSG Wattens hieß. 378 Spiele.

Mit den Wattenern schaffte er es aus der Regionalliga bis in die Bundesliga, wo er den Klub fünf Jahre in Folge hielt. Den Abstiegskampf und den Druck der Qualigruppe hatte Silberberger dann satt, deshalb der Abschied nach elf Jahren. 

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Die Verbundenheit zum Heimatbundesland merkt man dem gebürtigen Innsbrucker klarerweise immer noch an. Tirol trägt er nicht nur im Herzen, sondern auch auf der Zunge. Seinen neuen Klub Admira Wacker spricht er aus, wie einer, der mit "Wockr Innschbrugg" vor der Haustür aufgewachsen ist.

Die Admira als No-Brainer

In einem Interview mit dem "Standard" sagte Silberberger Mitte Mai, dass er für ein neues Engagement den deutschsprachigen Raum präferieren würde. "Deutschland zweite oder dritte Liga, Schweiz zweite Liga. Aber ich bin auch extrem sattelfest in Englisch", sagte er damals. Geworden ist es die Südstadt. Die Entscheidung, zur Admira zu gehen, sei ihm leichtgefallen. 

"Es ist ganz einfach: Wenn dich ein Peter Stöger anruft und ein Ralf Muhr danebensitzt - so viel Expertise haben wenige Bundesligisten. Wenn die dann sagen, 'wir wollen, dass du neuer Admira-Trainer wirst', dann ist das eine reizvolle Aufgabe. Da habe ich nicht lange überlegen müssen." Nach dem Erstkontakt durch Peter Stöger habe es genau ein Treffen gegeben, dann sei der Entschluss festgestanden. 

Die WSG führte er nach oben, die Richtung soll mit der Admira beibehalten werden
Foto: © GEPA

Gereizt hätte ihn auch die Perspektive des Projekts. Das Ziel der Admira ist es, oben mitzuspielen – früher oder später sei der Aufstieg aber alternativlos, meinte Sportdirektor Stöger in der "Krone", Silberberger stimmt dem zu. "Wenn der Peter zu mir gesagt hätte 'Schau, dass du die Admira in der 2. Liga halten kannst', dann hätte ich gesagt: 'Peter, da bin ich wahrscheinlich der falsche.'"

Zwischen Trainingsplatz, Maklerterminen und Hotel

Die ersten Wochen seien extrem intensiv gewesen, verrät Silberberger. Spieler, Staff, Akademie – die Admira sei ein großer Verein. 'Ich glaube, am ersten Trainingstag habe ich 50 Leute kennengelernt', sagt er. Gerade am Anfang sei es stressig gewesen: zwei Trainings pro Tag, dazwischen die eine oder andere Wohnungsbesichtigung im Wiener Raum, er wolle ja nicht ewig im Hotel leben. 

Ihm sei wichtig gewesen, unvoreingenommen in seine neue Aufgabe zu gehen. Er habe sich bewusst dazu entschieden, sich keine Meinungen von den handelnden Personen über die Spieler einzuholen. Was zugegebenermaßen wohl auch schwierig gewesen sein dürfte, bei dem kompletten Umbruch, den die Admira im Kader forciert hatte. "Die erste Woche war ein reines Kennenlernen. Ich wollte mir von jedem Spieler ein eigenes Bild machen."

Mit der Erfahrung des Erfolges

Mit Silberberger soll es bei der Admira nach Platz sieben in der Vorsaison und dem Fast-Abstieg aus der 2. Liga im Folgejahr des Abstiegs aus der Bundesliga wieder nach oben gehen. Und Silberberger weiß, wie man in der 2. Liga besteht. 2019 schaffte er mit der WSG den Aufstieg. Hilft das für die Aufgabe Admira? "Für mich ist es ein Vorteil", meint Silberberger. Auch 2018/19 habe man innerhalb einer Saison alle Facetten des Fußballs durchgemacht. 

Wattens erlebte damals einen fantastischen Herbst, der große Favorit – die SV Ried – startete damals stark ins Frühjahr, fing die WSG sechs Spieltage vor Schluss ab. "Damals hat Marco Grüll dort gespielt, der jetzt bei Werder Bremen ist - also die 2. Liga hat schon Qualität", sagt Silberberger. Seine Wattener gewannen im Schlussspurt sechs Spiele in Folge, stiegen auf. Extreme Ruhe und Routine im Verein seien damals ausschlaggebend gewesen, sagt er. Auch mit der Admira setzt er auf Erfahrung (Hier nachlesen >>>).

Zeit, die Heimat zu vermissen, gab es nicht. Silberberger ist vielbeschäftigt
Foto: © GEPA

Dem "Standard" sagte Silberberger 2019: "Wenn ich keinen Kirchturm sehe, werde ich traurig. Ich brauche die Berge, bin nicht für die weite Welt geschaffen." Über seine Zeit als Fußballer beim GAK 1996 sagte er: "Nichts gegen Graz, aber ich hatte nur Heimweh. Das war zu weit weg von Innsbruck." Wie traurig muss ein Thomas Silberberger jetzt also sein, als Trainer in Maria Enzersdorf? 

"Gar nicht, weil ich noch keine Zeit gehabt habe, darüber nachzudenken, was mir an Tirol abgeht", sagt er. In den letzten Wochen gab es schlichtweg zu viel zu tun. Neue Mannschaft, zwei Trainings täglich, Wohnungssuche, Trainingslager im Zillertal. "Bis dato habe ich keine Zeit gehabt, irgendwas zu bereuen - und ich bereue es auch nicht", sagt er.

Auch in Zukunft dürfte die Zeit dafür knapp sein. Neben seinem Trainerjob analysiert Silberberger für "Sky" als Experte die Bundesliga.

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