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Kapfenberg und die Transformation des Fußballs

Der Deutsche Robert Schäfer ist mit seinem Unternehmen beim steirischen Zweitligisten eingestiegen. LAOLA1 erklärt er, was sich im Fußball ändern soll, und wie.

Kapfenberg und die Transformation des Fußballs

Robert Schäfer war Geschäftsführer bei 1860 München, Dynamo Dresden und Hannover 96, außerdem Vorstandsvorsitzender von Fortuna Düsseldorf und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Fußball Liga.

Inzwischen ist er CEO von "RTC Management & Sports". Mit diesem Unternehmen ist er seit Sommer Partner der Kapfenberger Sportvereinigung 1919.

Der 48-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Fußball zu transformieren. Er setzt dabei auf vier Säulen: Digitalität, Nachhaltigkeit, Diversität und Teilhabe von Fans.

"Wenn ich sehe, wie meine Kinder, acht und sechs Jahre alt, Fußball konsumieren, mit welchen Werten die aufwachsen, wie ich selber Medien heute konsumiere und mir dann ansehe, wie der Fußball sich momentan noch verhält, dann glaube ich, dass ich da was tun muss", sagt er.

In einer "Zwarakonferenz Spezial" spricht LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl mit dem Deutschen über seine Aufgabe und seine Ziele mit Zweitligist Kapfenberg.

In schriftlicher Form findest du Auszüge, das ganze Gespräch kannst du dir als Video ansehen oder als Podcast anhören.


LAOLA1: Was ist die Idee hinter Ihrem Unternehmen RTC?

Robert Schäfer: Wir sind eine Firma, die dazu da ist, den modernen Fußball, wie wir ihn uns vorstellen, zu gestalten. Das hat viel mit Teilhabe zu tun, aber nichts mit Überkommerzialisierung, sondern eher damit, wie kann moderne Technik eingesetzt werden? Wie kann ein Verein digitaler werden? Wie kann ein Verein divers werden, sowohl in der Führung als auch im Sport? Wie können alle Menschen daran teilhaben, nicht nur auf das Geschlecht bezogen. Wie kann ein Verein nachhaltig sein? Ökologisch, aber eben auch ökonomisch, weil wir genug Vereine sehen, wo überinvestiert wird, die 150 Prozent ihres Umsatzes für Spieler ausgeben. Und das in eine Balance zu bringen, ist wichtig, weil heutzutage nehmen Menschen sehr gerne an Dingen teil, die ganze Zeit, über ihr Handy, 24/7. Aber es muss authentisch sein, es muss ehrlich sein und es muss darauf ausgerichtet sein, langfristig zu überdauern. Das ist klingt alles ziemlich groß, aber letztlich ist es das, woran wir arbeiten. Unser Auftrag besteht darin, richtig operativ anzupacken, die Ärmel hochzukrempeln und Kapfenberg erfolgreich zu machen über eine gewisse Zeit, die es eben braucht.

LAOLA1: Warum Kapfenberg?

Schäfer: Tatsächlich sind wir ja von der Pana Football Partners (Anm.: Hamburg Unternehmen) beauftragt worden, uns Gedanken darüber zu machen, was ein Verein wäre, der sich so gestalten lässt oder der in die Zukunft geführt werden könnte. Und wir haben uns schon genau überlegt, welches Land das ist. Wir haben uns genau überlegt, welche Liga das sein könnte und haben dann überlegt, welcher Verein bringt das mit, was man eigentlich braucht, um erfolgreich zu sein. Und das ist natürlich ein Nachwuchsleistungszentrum oder eine Akademie. Das ist Stabilität, die hat der KSV über viele Jahrzehnte mit dem Präsidenten Erwin Fuchs gehabt. Und das ist auch ein Umfeld, das einerseits eine Sportbegeisterung hat, andererseits aber auch mit der Stadt einen Unterstützer hat, der den Wert im Fußball sieht. Das ist in Kapfenberg besonders stark, weil das Stadion und alles, was da drumherum ist, ist städtisch und wird von der Stadt gefördert.

LAOLA1: Wenn man sich die Finanzkennzahlen der österreichischen Zweitligisten und deren Entwicklung ansieht, muss man fast zu dem Schluss kommen, dass es sich nicht ausgeht, langfristig in dieser Liga zu spielen.

Schäfer: Vielleicht war die Art und Weise, wie man die Budgets aufgestellt hat oder wie man Ausgaben für die Mannschaft getätigt hat, nicht richtig. Und wenn man das anders angehen würde, könnte man vielleicht zu einem anderen Ergebnis kommen. In vielen Ligen ist es so. Wenn man die Vergangenheit betrachtet, könnte man sagen, der FC Barcelona musste so viel Geld ausgeben, um dahin zu kommen, wo er hingekommen ist. Aber es gibt auch andere Beispiele in Spanien, die gezeigt haben, dass man auch dreimal die Europa League gewinnen kann, indem man seine Zahlen im Griff hat und Gewinne macht. Und das ist auch ein bisschen das, wofür wir antreten wollen, zu zeigen, dass es funktioniert. Ich will das nicht verurteilen. Wenn andere Vereine diese Möglichkeiten haben oder diesen Weg für sich gehen wollen, ist das ihr gutes Recht. Und das können sie gerne machen. Ich glaube aber, dass es möglich sein kann, wenn man die Unterstützung hat, die in der Region gegeben ist und gegeben sein kann, dass man das hinbekommt, ohne Geld zu verlieren.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie gesund ist die KSV aktuell?

Schäfer: Wir sind auf dem Weg zur Gesundung, aber wir sind noch nicht da. Wir haben in den vergangenen Jahren Verluste gehabt. Und das wird auch eine Zeit brauchen, bis wir das drehen können.

LAOLA1: Wann sehen wir eine Kapfenberger Frauenmannschaft, die vielleicht im Idealfall auch ganz oben anklopft?

Schäfer: Wir sind schon in den ersten Gesprächen mit einer Kooperation mit einer Frauenmannschaft. Das ist natürlich auch ein sensibles Thema, weil ich finde die Entwicklung, die es auch gerade in Deutschland gibt, dass jetzt Männervereine Frauenvereine übernehmen, sie als Abteilung eingliedern, dann letztlich wie ein Männerverein führen und denen gar nicht die Entscheidungsmöglichkeit geben, die es bräuchte, um den Fußball für Frauen in die richtige Richtung zu bringen, eine schwierige. Das heißt, wir gucken gerade, welche Kooperationen da möglich sind.

LAOLA1: Wie kann ein Fußballverein nachhaltig arbeiten, nachhaltig sein?

Schäfer: Wir interpretieren Nachhaltigkeit ja erstmal als eine Art des Umgangs und nicht in der Absolutheit, dass du die ultimative Nachhaltigkeit in fünf Jahren erreicht hast. Das ist eine Haltung, im Zweifelsfall zu versuchen, die nachhaltigere Lösung zu wählen. Das hat mit vielen Themen zu tun. Fußballvereine verbrauchen Wasser, Energie, erzeugen Abfall, sorgen für Reiseverkehre, das kennen wir ja alles. Ich glaube, dass wenn wir versuchen, an Lösungen zu arbeiten, die dazu einen Beitrag leisten, dann sind wir auf einem guten Weg.

LAOLA1: Wann haben Sie das Gefühl, dass Ihre Mission in Kapfenberg erfolgreich war? Gibt es ein finales Ziel, auf das Sie hinarbeiten, ein Ende der Vision, wo Sie sagen: Okay, wenn der Verein so und so dasteht, dann kann ich sagen, passt, ich bin raus, es ist alles erledigt.

Schäfer: Ich würde nicht sagen, dass es das Ende ist, aber ich habe sofort ein Bild jetzt im Kopf, wo ich eine unheimliche Zufriedenheit spüren würde. Das wäre ein ausverkauftes Stadion, tolle Choreo vorm Spiel. Wir haben ein familienlastiges, diverses Publikum bei uns im Stadion. Die Mannschaft läuft auf. Wir spielen um den Aufstieg, es ist das entscheidende Spiel. Wir haben genauso viele Spieler in der ersten Mannschaft aus der Akademie wie wir es momentan haben. Und wir machen vielleicht so ein Tor, wie wir es es zuletzt in Voitsberg gemacht haben, dass in der letzten Minute der Innenverteidiger einen Doppelpass am Sechzehner spielt, in die Mitte flankt, unser Stürmer da steht, das Ding reinschiebt und wir damit die Meisterschaft gewonnen haben. Ich glaube, wenn das eintritt, dann habe ich ein großes Zufriedenheitsgefühl.

Das ganze Interview gibt es HIER >>>

Das ganze Gespräch über die Social-Media-Erfolge der Kapfenberger, die Pläne mit der Akademie, die 50+1-Regel und viel mehr gibt es als Podcast:

Der Podcast zum Anhören:


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