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SW Bregenz und Regi Van Acker: Im Auftrag der Kunst

SW Bregenz hat sich einem Umbruch unterzogen. Die Neuen sind jung, erfahren und aus dem Ländle. Der Trainer strebt nach fußballerischer Schönheit:

SW Bregenz und Regi Van Acker: Im Auftrag der Kunst Foto: © GEPA

Da sitzt er beim Videointerview. Schwarzes Hemd, graue Kurzhaarfrisur, rechteckige Brille mit dickem Rahmen, bestens gelaunt.

Dass er beim Mediaday der ADMIRAL 2. Liga hier sitzen würde, hätten wohl die wenigsten gedacht, als Regi Van Acker Mitte April auf die Bregenzer Trainerbank zurückkehrte.

Damals war er der vierte Trainer der Saison: Andi Heraf führte die Bregenzer im Herbst auf Rang zwei, wechselte dann aber nach Lustenau. Nachfolger Markus Mader trat nach wenigen Wochen zurück, sein Co-Trainer Martin Schneider wurde zum Interimscoach.

Für die Bundesliga-Lizenz brauchte Bregenz aber einen Trainer mit Pro-Lizenz, Van Acker kehrte überraschend zurück zum Verein, mit dem er Anfang des Jahrtausends in der Bundesliga Erfolge feierte. Er wolle den Verein unterstützen, beim nächsten Schritt mithelfen, erklärte er damals im LAOLA1-Interview (Hier nachlesen >>>).

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Die Verantwortlichen hätten ihn schließlich gebeten, zu bleiben; das Ziel, sich mit jungen Österreichern in der ADMIRAL 2. Liga zu etablieren, hätte ihn gereizt, erklärt der 69-Jährige beim Interview. "Das ist, was ich gerne mache. Ich habe auch in Belgien mit jungen belgischen Spielern gespielt. Darum habe ich gesagt: 'Okay, machen wir weiter!'"

Er freue sich schon auf das Ländle-Derby gegen Lustenau in der neuen Saison, ein solches hat Van Acker noch nicht erlebt. Während seiner ersten Amtszeit duellierten sich Altach und Lustenau zwar in der 2. Liga, Bregenz hatte als Bundesligist aber keine Lokalduelle. Seine Freunde in Belgien würden ihn immer fragen, wann sie denn mal zuschauen kommen sollten, erzählt der Coach.

"Natürlich im Oktober gegen Lustenau", sage er dann immer. "Dann ist Leben im Stadion, viele Zuschauer und ein Gegner, der spielt, um Meister zu werden." Und ein Gegner, der aktuell seine Heimspiele im Bregenzer Stadion austrägt. 

Fußball, Regi, Emotionen: Sieht so ein Spanien-Rentner aus?
Foto: © GEPA

Seit Ende Juli ist auch Van Ackers Frau in Vorarlberg, das Ländle soll aber weiterhin nur Zwischenstation fürs Auswandern sein. Das Haus in Belgien sei schließlich verkauft, jenes in Spanien am Entstehen, der Vertrag bis Saisonende in Bregenz komme dem nicht in die Quere. "Das Haus ist ja noch nicht fertig", sagt Van Acker und lacht. Die Mission in Bregenz auch nicht.

Schritte Richtung Professionalität

Sechs Spiele saß Van Acker im Saisonendspurt der Vorsaison auf der Trainerbank. Bilanz: ein Sieg, ein Remis, vier Niederlagen. Schon vor seiner Verpflichtung spielten die Schwarz-Weißen eine desaströse Rückrunde, der von Heraf fein säuberlich für defensiv geprägten Fußball mit langen Bällen zusammengestellte Kader passte nicht zum Spielstil der Nachfolger, Van Acker betonte mehrfach die fehlende Erfahrung der Spieler im Profifußball. 

Das habe er auch schon in Belgien erlebt, führt Van Acker aus und sagt: "Wenn du vom Amateurbereich aufsteigst, ist das ein großer Unterschied. Jetzt haben wir viele junge Spieler - die aber schon im Profibereich trainiert und gespielt haben. Wir haben gesagt, wir wollen in Bregenz Schritte machen, um noch professioneller zu werden. Das ist für uns als Verein wichtig."

Veränderung war nötig, Veränderung kam. Der Sportliche Leiter, Predrag Zivanovic, habe viel gearbeitet, sich viel umgeschaut, viel telefoniert, erklärt Van Acker. 18 Abgängen stehen 17 Neuzugänge gegenüber. "Ich habe viele Spieler nicht gekannt, habe mir viele Informationen holen müssen, da und dort telefoniert", so Van Acker. Der aber überzeugt ist: "Wir haben nun wirklich einen guten, jungen, talentierten Kader, um etwas zu erreichen."

Jung, erfahren, aus der Region

Bei den Transfers ist der Fokus der Verantwortlichen klar erkennbar: Junge Vorarlberger mit Erfahrung im Profifußball wurden anvisiert.

Mittelfeldspieler Daniel Tiefenbach (24) und Außenverteidiger Raul Marte (22) kamen aus Lustenau, aus Dornbirn verstärkte Lars Nussbaumer (23) das Zentrum. Ex-Altacher Johannes Tartarotti (24/zuletzt St. Pölten) wurde ebenso geholt wie der in Dornbirn geborene Innenverteidiger Marcel Krnjic (21/St. Gallen) und Ländle-Heimkehrer Jan Stefanon (25/GAK). 

Vieles neu am Bodensee - wo man wieder stärker auf Regionalität setzt
Foto: © GEPA

Altach verlieh Anteo Fetahu und Djawal Kaiba an den Bodensee, Tobias Mandler aus Kapfenberg, Marcel Monsberger aus Amstetten, Mario Vucenovic von Lafnitz, und Torhüter Felix Gschossmann (Blau-Weiß Linz) zog es ebenfalls ins Ländle. Erfahrung brachten die Transfers von Sebastian Dirnberger (26/Amstetten) und Stefan Umjenovic (28/Dornbirn), letzterer fällt allerdings verletzungsbedingt aus. 

Angreifer Renan zeigte in Dornbirn schon sein Können, war zuletzt aber von Verletzungsproblemen geplagt. Burak Ergin und Isak Vojic wurden von der Akademie verpflichtet, beide sind erst 18. Marco Rottensteiner von Westligist Wals-Grünau nur ein Jahr älter. 

Auf dem Platz wie auf der Bühne

Mit neuem Gesicht wollen Van Acker und Bregenz nicht nur punkten. Sondern überzeugen. "Wir sind nicht Barcelona, wir sind nicht Manchester City - aber wir wollen unbedingt mit einer Einstellung auf den Platz gehen, dass wir wieder fußballerisch etwas zeigen", sagt er. Und lässt den imaginären Blick vom Stadion Richtung Festspielbühne schweifen. 

"Wer Bregenz ein bisschen kennt, weiß, dass die Leute hier nicht nur für ein gutes Resultat kommen, die wollen spielerisch etwas sehen. Bregenz ist eine Kunststadt, die Leute wollen zur Bühne kommen, eine Show sehen - das probieren wir, wieder zu erreichen."

"Bregenz ist eine Kunststadt, die Leute wollen zur Bühne kommen, eine Show sehen - das probieren wir, wieder zu erreichen."

Regi Van Acker, Dirigent am Spielfeldrand

Ein Kader mit so viel Erfahrung in der 2. Liga, so viele vielversprechende Spieler, der sechstteuerste Kader, ein Trainer, der Wert auf schönes Spiel legt – kann Bregenz gar zur Überraschung der Saison mutieren?

"Hoffentlich!", sagt Van Acker. "Wir wollen besser sein als letztes Jahr. Letztes Jahr war es der elfte Platz - jetzt wollen wir zwischen dem fünften und zehnten Platz spielen." Ob man dann Fünfter oder Siebter sei, sei ihm egal. "Mir ist wichtig, dass die jungen Spieler die Erfahrung mitgenommen haben und sagen: 'Okay, nächstes Jahr machen wir wieder einen Schritt, damit wir wieder stärker werden.'"

Wann es denn eine gute Saison gewesen sei? Van Acker antwortet mit der Erfahrung aus vielen Jahren im Trainerbusiness: "Wenn ich am Ende der Saison noch hier bin, dann haben wir eine gute Saison geschafft."

Bislang schaut es gut aus: Nach den ersten beiden Spielen der Saison stehen ein 0:0 gegen Sturm II und ein 2:1-Heimsieg gegen Voitsberg zu Buche.


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