Wer an den FC Liefering denkt, bringt diesen wohl in erster Linie mit seinem Jungtrainer Fabio Ingolitsch in Verbindung.
Mit 30 Jahren gilt er als eine der spannendsten Zukunftsaktien am österreichischen Trainermarkt. Nachdem sich der Bischofshofener im Nachwuchs der "Bullen" einen Namen gemacht hatte, übernahm er im Sommer 2022 als Cheftrainer des aktuellen Zehnten der ADMIRAL 2. Liga.
Dass mit Thomas Sageder (39) aber eine ebenfalls junge, international erfahrene Personalie und ein enger Wegbegleiter von Trainer-Star Oliver Glasner als Co-Trainer an der Seite des Lieferinger Cheftrainers fungiert, könnte selbst dem einen oder anderen entgangen sein.
Dabei weist der Oberösterreicher eine äußerst spannende Vita auf - und sorgte bereits an der Seite von Österreichs größtem Trainer-Export mit dem VfL Wolfsburg für Furore.
Die Anfänge
Sageders Trainerlaufbahn beginnt im zarten Alter von 24 Jahren im Nachwuchs seines Heimatvereins Riedau.
Nach kurzen Intermezzos in den Nachwuchsabteilungen von Red Bull Salzburg und Ried macht er sich zu seinem ersten großen Abenteuer auf und schließt sich dem ghanaischen "Bullen"-Ableger "Red Bull Ghana" an.
Ein Jahr später bricht Sageder seine Zelte in Westafrika ab – und tritt seinen ersten Posten als Co-Trainer von Thomas Weissenböck und später Edmund Stöhr bei Blau-Weiß Linz an.
Zwei Jahre später lehnt er den angebotenen Cheftrainerposten ab und heuert stattdessen als Co-Trainer bei der SV Ried an. Dort verbringt er an den Seiten von Michael Angerschmid, einem gewissen Oliver Glasner, Gerhard Schweitzer, Helgi Kolvidsson und Paul Gludovatz zweieinhalb Jahre in der Bundesliga.
Erstmals Cheftrainer
Auf ein Engagement beim SV Wallern, folgte im Dezember 2017 die Rückkehr nach Linz - und zwar als Cheftrainer.
Nach einer durchwachsenen Premieren-Saison präsentieren sich die Stahlstädter in der folgenden Spielzeit wie ausgewechselt. Den Herbst beenden sie auf dem damals historischen zweiten Platz, ehe der Erfolgscoach im März 2019 aus privaten Gründen um die Vertragsauflösung bittet.
Im Sommer bricht Sageder dann zu seinem bisher größten Abenteuer auf, und begleitet "seinen" Cheftrainer aus Rieder Zeiten, Oliver Glasner, zum VfL Wolfsburg in die deutsche Bundesliga. Es sollte eine der prägendsten Zeiten seiner Trainerlaufbahn werden.
"Unglaublich, was diese Legende raushaut"
Wenn Sageder über die Zeit in Wolfsburg, sowie seinen einstigen Trainerkollegen Oliver Glasner spricht, sieht man ihm die aufrichtige Bewunderung für ihn an. Über einen Zeitraum von zwei Jahren arbeitete Sageder als Co-Trainer Oliver Glasners beim VfL Wolfsburg.
Der Werdegang des heute 48-jährigen Glasners, der Eintracht Frankfurt vergangene Saison zum Europa League-Titel führte und in der aktuellen Saison ins Achtelfinale der Champions League vordrang, ringt Sageder Wertschätzung und Respekt ab.
„Der größte Unterschied, der Oliver Glasner noch immer ausmacht, ist sein Umgang mit Menschen. Wie er es schafft eine Lernumgebung zu schaffen, die positiv ist und wo Prozesse möglich sind."
"Wenn ich Oli Glasner heute beobachten darf, ist es unglaublich, was diese Legende immer wieder raushaut. Es ist beeindruckend, wenn man ihm doch ein bisschen näher begegnen durfte und seine Arbeit kennt, welche Früchte sie tragen kann."
Die Zeit in Wolfsburg hinterließ beim Oberösterreicher definitiv Spuren - und brachte ihm außerdem unheimlich wertvolle Erkenntnisse für seine Trainerarbeit ein. "Ich habe gelernt, dass in der deutschen Bundesliga fast keine Unterschiede zu erkennen sind. In dieser Liga sind alle Trainer gut ausgebildet– alle haben Athletiktrainer und Videoanalysten, die ihnen diese Arbeit abnehmen."
Den feinen Unterschied machen laut Sageder aber vor allem die Faktoren abseits des Spielfeldes aus. Er hebt dabei Glasner als Paradebeispiel hervor: "Der größte Unterschied, der ihn noch immer ausmacht, ist sein Umgang mit Menschen. Wie er es schafft, eine Lernumgebung zu schaffen, die positiv ist und wo Prozesse möglich sind. Das war für mich als jüngerer Trainer der größte "Aha-Effekt"."
"Bereue Entscheidung keinen einzigen Tag"
Als sich im Sommer 2021 die Wege zwischen dem VfL Wolfsburg und Glasner insbesondere aufgrund des zerrüttenen Verhältnisses mit Manager Jörg Schmadtke nach zwei Saisonen trennen, hat sich Glasner bei den "Wölfen" längst als einer der erfolgreichsten Trainer in der Vereinsgeschichte verewigt.
Der Salzburger holte in seiner zweijährigen Amtszeit die zweitmeisten Bundesliga-Punkte aller Wolfsburg-Trainer und führte seine Mannschaft nach sechsjähriger Absenz wieder in die Königsklasse.
Über seine Zukunft musste sich Glasner zu keinem Zeitpunkt Sorgen machen – die Interessenten standen Schlange und ehe man sich versah, lag dem Wolfsburger Erfolgstrainer schon eine Offerte des nächsten deutschen Spitzenklubs, der Frankfurter Eintracht, vor.
Glasner musste nicht lange überlegen und unterschrieb bei der SGE – jedoch ohne seiner rechten Hand Sageder im Gepäck. Denn dieser lehnt den prestigeträchtigen Posten ab – und zwar aus Liebe zur Familie.
Statt Sageder begleitet Michael Angerschmid Glasner als Assistent mit nach Frankfurt, mit Ronald Brunmayr stößt ein weiterer Österreicher dazu. Der Rest ist Geschichte – Glasners Zeit bei den "Adlern" verläuft nach Anlaufschwierigkeiten bisher fast wie im Märchen.
Seine persönliche Entscheidung gegen den Schritt zum Spitzenklub und für die Heimkehr nach Österreich bereut Familienmensch Sageder dennoch in keinster Weise. "Ich bin hundertprozentig glücklich mit meinem Weg. Natürlich muss ich zugeben, ist es nicht einfach, als junger Trainer die Möglichkeit, seinen Traum in einer der besten Ligen der Welt zu erfüllen, aufzugeben. Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber die Entscheidung ist für mich völlig richtig, weil ich sie im Sinne meiner Familie und speziell meiner Kinder getroffen habe. Daher bereue ich die Entscheidung keinen einzigen Tag."
Salzburger Nachwuchsschmiede statt deutsche Bundesliga
"Ich bin sehr froh mit Fabio Ingolitsch einen Cheftrainer unterstützen zu können, der einen unglaublichen Willen hat den nächsten Schritt zu machen, nämlich eine Profimannschaft in der Bundesliga zu trainieren"
Stattdessen zieht es ihn wieder in die Nähe der Familie zu Red Bull Salzburg, wo sich erstmals seine Wege mit denen von Trainer-Youngster Fabio Ingolitsch kreuzen.
Sageder wird Co-Trainer bei der U18-Mannschaft der AKA Salzburg unter dem um etwa neun Jahre jüngeren Bischofshofener – und wird nach einer Saison, inklusive Meistertitel, im Sommer 2022 mitsamt seines Cheftrainers zum FC Liefering hochbeordert.
Seinem aktuellen Trainerpartner streut Sageder jedenfalls Rosen – und offenbart dabei auch die Ziele des 30-Jährigen relativ unverblümt: "Ich bin sehr froh, dass ich mit Fabio Ingolitsch einen Cheftrainer unterstützen kann, der noch sehr jung ist, aber schon viel Erfahrung hat. Er hat einen unglaublichen Willen, den nächsten Schritt zu machen, nämlich eine Profimannschaft in der Bundesliga zu trainieren. Das empfinde ich als sehr spannende Herausforderung."
Cheftrainerposten? "Das ist klar mein Plan"
2. Liga statt deutsche Bundesliga, Birkenwiese und Fußballarena Lafnitz statt Signal Iduna Park und Volkswagen Arena.
Dass der Schritt zum FC Liefering nicht unbedingt aus sportlichen Gründen erfolgte, streitet Sageder nicht ab: "Letztendlich ist mein Engagement beim FC Liefering darauf basierend, dass ich aus privaten Gründen aus der deutschen Bundesliga zurückkehren wollte. Ich wollte zur Familie zurückkehren, weil ich Kinder habe. So habe ich im Stall vom FC Liefering andocken können."
Aus dem Umstand, dass er in Zukunft gerne wieder höher hinaus möchte und auch liebend gern wieder ein Cheftrainer-Amt bekleiden würde, macht Sageder ebenfalls keinen Hehl.
"Das ist klar mein Plan. Der Schritt zum FC Liefering hat für mich einfach in vielerlei Hinsicht gepasst. Für mich ist aber schon sehr klar, dass ich spätestens nach Beendigung des Pro-Lizenz-Kurses Signale aussenden möchte, dass ich wieder als Cheftrainer tätig sein möchte."