news

Turnaround vor Augen: Das Südstädter Streben nach Spaß

Die Admira hat sich neu aufgestellt und schielt nach oben. Thomas Silberberger über Erfahrung, Transfers und die Notwendigkeit eines Aufstiegs.

Turnaround vor Augen: Das Südstädter Streben nach Spaß

"Es ist ein riesiger Umbruch. Das muss man ganz ehrlich sagen."

Das sagt Trainer Thomas Silberberger. Er ist neu beim Klub, der mittlerweile wieder Admira Wacker heißt, alleine ist Silberberger damit nicht. 19 Spieler haben den Verein verlassen, 15 Neue sind im Sommer gekommen. Das war notwendig, die Ziele in der Südstadt sind wieder größer geworden. Nach zwei durchwachsenen bis schlechten Jahren seit dem Bundesliga-Abstieg sollen die Schlagzeilen wieder positiver werden. 

"Wir haben uns klar committet, heuer eine wesentlich bessere Rolle einzunehmen als in den letzten Jahren. Es sollte also schon der Ansatz sein, vorne mitzuspielen. Da gehören viele Parameter dazu", meint Silberberger. Von mehr will der Coach noch nicht reden. "Du wirst von mir nicht hören, dass wir unbedingt aufsteigen wollen, müssen, sollen."

Favorit seien andere, Favorit sei die SV Ried. "Wir wollen vorne mitspielen. Aber vom Aufstieg redet bei uns keiner." Zumindest im Vorfeld der Saison nicht. 

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Bei dem Aufwand, den wir betreiben, ist der Aufstieg alternativlos – Akademie und Infrastruktur müssen finanziert werden, dazu reicht die 2. Liga nicht", sagte Sportdirektor Peter Stöger schon Ende Mai der "Krone".

"Es ist alternativlos für so einen Klub wie die Admira, mit eigener Akademie", bekräftigt auch Silberberger. Dem auch die Perspektive in Richtung Bundesliga aufgezeigt wurde. "Da habe ich gesagt, das Projekt reizt mich. Ein Projekt ist ja nur spannend, wenn es klare Ziele gibt."

Wer einen Neustart will, tut gut darin, diesen mit neuen Mitstreitern zu wagen. Für ihn sei es überhaupt nicht schwer, die letzten beiden Jahre vergessen zu machen, sagt Silberberger. "Ich bin ja erst seit 1. Juli da. Und der Großteil der Mannschaft ist auch zum Trainingsstart gekommen." Klar, in der Vergangenheit seien Fehler gemacht worden.

"Wenn ich Siebter werde und in der Saison davor als Admira Wacker fast aus der 2. Liga absteige – da ist natürlich viel falsch gelaufen", sagt er. Aber man brauche nicht immer in die Vergangenheit zu schauen. Silberberger erklärt: "Setzen wir uns per 1. Juli neu auf, haben wir gesagt. Schauen wir, dass wir die Admira wieder näher heranführen an die Regionen, wo es Spaß macht."

"Schauen wir, dass wir die Admira wieder näher heranführen an die Regionen, wo es Spaß macht."

Thomas Silberberger zum Saisonziel

Und dazu braucht es eben viel Neues. "Bei einer bestehenden, funktionierenden Mannschaft kannst du natürlich auf Bewährtem ansetzen, brauchst nicht viel verändern", führt Silberberger aus. "Aber wenn du einen kompletten Turnaround machen willst wie die Admira, dann macht es auch Sinn, wenn die Mannschaft zur Hälfte neu ist und ein neuer Trainer da ist."

Ein feiner Transfer-Mix

Die bisherigen Transfers der Admira können sich sehen lassen, das Team um Spieler wie Kapitän Thomas Ebner und Lukas Malicsek wurde ordentlich aufgewertet.

Mit Josef Weberbauer, Matija Horvat und Deni Alar kam ein Trio von Zwangsabsteiger Leoben, Innenverteidiger Stefan Haudum verstärke die Admira aus Linz, Bregenz-Shootingstar Lukas Brückler zog es ebenfalls nach Maria Enzersdorf, LASK-Außenspieler Marco Schabauer wurde geliehen. Die Torhüter Lukas Jungwirth (LASK/Leihe) und Dennis Verwüster (Amstetten) wurden verpflichtet, mehrere Youngster kamen aus der Regionalliga Ost. 

Einer der Neuen: Vorjahres-Torschützenkönig Deni Alar
Foto: © GEPA

Silberbergers Spielidee bleibe bei der Admira dieselbe, auch wenn auf Jahre des Abstiegskampfs das Mitmischen am oberen Tabellenende folgt. Bedingt verändere sich die Spielweise ohnehin wegen des jeweiligen Gegners. In der Bundesliga bei der WSG ließ Silberberger immer mit zwei Spitzen spielen, bei der Admira in der 2. Liga sind es drei. "Wir werden schon den Ansatz finden müssen, einen attraktiven, offensiven Fußball zu spielen", sagt er. 

Vor allem die Transfers von Alar und Brückler kommen da ins Spiel. Ordentlich Torgefahr holte man sich da, 27 Treffer erzielten beide zusammen in der Vorsaison. Das sei natürlich gut zu wissen, zwei solche Topscorer vorne drin zu haben, meint Silberberger; sagt aber auch: "Wir haben viele gute Transfers getätigt." 

Neuer Erfahrungsschatz für Punkte 

Routine und Erfahrung seien ihm wichtig gewesen, er wollte, dass Spieler verpflichtet werden, die bereits einmal einen Titel im Erwachsenenfußball feiern durften. Die wüssten, worauf es in schwierigen Phasen ankomme. Eine Meisterschaft dauere ja 30 Runden, Silberberger bezeichnet sie als "facettenreiche Geschichte mit Forschwankungen, Ups and Downs". "Die Jungs haben das alle schon erlebt. Das ist ein wichtiger Erfahrungsschatz, den sehr wenige bisher gehabt haben in der Südstadt."

Bei all der neuen Routine soll es für die jungen Wilden aus der Admira-Akademie nicht schwerer werden. "Wenn ein Junger gut ist, wird er einen Routinier verdrängen. Wenn er nicht so gut ist, muss er sich hinten anstellen. Wenn er die Geduld hat, wird er sich vielleicht durchsetzen, wenn nicht, dann wechselt er. Aber am Ende des Tages geht es auch bei den Jungen um Leistung", erklärt Silberberger. "Es zählt: Kann er in der 2. Liga spielen oder nicht?"

Silberberger hat gut lachen: Heuer droht kein Abstiegskampf, es wird sich nach oben orientiert
Foto: © GEPA

Nach vier Wochen Vorbereitung direkt zu funktionieren, ist schwer. Bis man sich nach so einem Umbruch gefunden habe, dauere es seine Zeit, weiß auch Silberberger.

Er sagt aber auch: "Die Zeit haben wir nicht, wir müssen Ergebnisse liefern. Mir ist ganz klar, ich brauche nicht über Entwicklung reden - sondern als Admira-Trainer, der vorne mitspielen soll, muss und wird, müssen wir über Ergebnisse reden." Die Entwicklung gehe optimalerweise damit Hand in Hand. Punkte sind aber die harte Währung des Fußballs. 

"Deshalb wird mir nicht angst und bange"

Gerade die Erfahrung, die die Transfers mitbringen, stimmen den neuen Trainer aber positiv. "Und Erfahrung, das weiß ich aus eigener Erfahrung, ist ein sehr, sehr hohes Gut." Mit erfahrenen Spielern und einem erfahrenen Trainer könne das Werk relativ schnell laufen. Auch trotz Umbruch. "Deshalb ist mir nicht angst und bange", sagt Silberberger, meint aber auch: "Es wird sicher das eine oder andere Spiel dabei sein, wo wir am Ende des Tages sagen 'Scheißegal, wir haben gewonnen.'"

Ein Vorteil? Vor sechs Jahren hat Silberberger die 2. Liga schon einmal hinter sich lassen können
Foto: © GEPA

Das ist auch ein Motto, das im Abstiegskampf gilt. Von dem hatte Silberberger in den letzten Jahren mit der WSG Tirol in der Bundesliga genug. Der Abstiegskampf unterscheide sich laut Silberberger in einem Punkt vom Kampf um den Aufstieg: "Mindset."

Im Abstiegskampf würden mehr Spiele verloren als gewonnen, im Aufstiegskampf sei es umgekehrt. "Das ist ein ganz anderes Feeling, ein ganz anderer Druck. Für mich ist es ein positiverer Druck", sagt der, der mit Wattens schon zweimal aufgestiegen war, von der Regionalliga West in die Bundesliga. 

"Natürlich ist hier auch Druck da", sagt Silberberger über seinen neuen Verein, "aber wer mit dem Druck nicht umgehen kann, der soll sich ein Jahr lang die Qualigruppe in der Bundesliga antun. Dann weiß er, was wirklich Druck ist."

Diese Ex-Stars tummeln sich derzeit in Österreichs Unterhaus

Kommentare