Die Vienna kehrt nach acht Jahren Abwesenheit wieder in die Admiral 2. Liga zurück.
In dieser Zeit ist in Döbling einiges passiert. Als unrühmlichen Höhepunkt gab es 2017 den Zwangsabstieg in die fünfte Liga.
Mit dem jungen Trainer Alexander Zellhofer gelang in den letzten beiden Saisonen der Durchmarsch aus der Wiener Liga bis in die zweite Spielklasse, wo auf die Vienna neue Herausforderungen warten. Das Aus in der ersten Runde des ÖFB-Cups bei ASV Siegendorf war zwar ein kleiner Dämpfer, bremst aber nicht die Euphorie der Blau-Gelben nach dem harten, steinigen Weg zurück in den Profi-Fußball.
Im Interview mit LAOLA1 spricht der 28-jährige Zellhofer über die Vorbereitung, die Unterschiede eines jungen Trainers, seine fußballverrückte Familie und erklärt warum Wacker Innsbruck als abschreckendes Beispiel für die Vienna gilt.
LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit der Vorbereitung? Gabs irgendwelche Probleme, oder lief alles so wie geplant?
Alexander Zellhofer: Im Prinzip bin ich sehr zufrieden mit der Vorbereitung. Es war sicher keine einfache Zeit, weil doch sehr viel angestanden ist im Übergang von der Regionalliga in die 2. Liga. Wir mussten auch unser Trainingslager um eine Woche vorverlegen, sind aber trotzdem ganz gut über die Zeit drübergekommen. Auch von Verletzungen sind wir größtenteils verschont geblieben, also ich bin schon recht zufrieden.
LAOLA1: Beim Blick auf den Transfermarkt fällt auf, dass ihr nicht so aktiv gewesen seid wie andere Klubs. Bist du zufrieden mit dem Kader, wie er momentan da steht oder sollte da schon noch etwas passieren in deinen Augen?
Zellhofer: Es war tatsächlich eher ruhig bei unseren Verpflichtungen. Wir hatten zehn Abgänge, die wir sicherlich noch nicht so kompensiert haben, wie wir das gerne hätten. Speziell in der Innenverteidigung und im Sturm brauchen wir sicher noch die eine oder andere Verstärkung. Es laufen auch noch viele Verträge aus der letzten Saison, weswegen jetzt keine großen Sprünge möglich sind.
LAOLA1: Ein Transfer, der euch gelungen ist, ist jener von Itamar Noy. Was kannst du nach der Vorbereitung über ihn erzählen?
Zellhofer: Itamar Noy ist ein sehr interessanter Spieler, den wir schon länger auf dem Radar haben. Er wurde auch in der abgelaufenen Saison zum Rookie des Jahres in der 2. Israelischen Liga gewählt. Er spielt von der 10 weg, ist sehr dribbelstark und traut sich auch ins Eins-gegen-Eins zu gehen. Er ist ein richtiger Kreativgeist und ist genau das, was wir gebraucht haben.
LAOLA1: Viele Leute sprechen dich gerne auf dein junges Alter an, gleichzeitig weist die Vienna aber mit arrivierten Spielern wie Stephan Auer, Tomas Simkovic oder Lukas Grozurek den Kader mit dem höchsten Altersschnitt in der 2. Liga auf. Siehst du das als Vor- oder Nachteil für euch?
Zellhofer: Es ist sicher kein Nachteil, Spieler mit so einer Erfahrung im Kader zu haben. Es ist auch kein Geheimnis, dass unser Altersschnitt ungewöhnlich hoch ist. Dabei übersieht man dann aber auch schnell, dass wir mitunter die jüngste Innenverteidigung der Liga gestellt haben. Da haben wir sehr junge, talentierte Spieler, denen wir die Möglichkeit geben, sich auf diesem Level zu beweisen und sich noch zu entwickeln. Trotzdem denke ich, dass die Ausgewogenheit im Kader auf jeden Fall gegeben ist und dass jeder Spieler seinen Teil zum Erfolg beisteuern kann.
LAOLA1: Bei älteren Trainern wird gerne von der Erfahrung gesprochen, die sie im Job mitbringen. Wo siehst du hingegen die Vorteile eines jüngeren Coaches?
Zellhofer: Ich würde es prinzipiell nicht auf das Alter reduzieren, es ist egal, ob man jung oder alt ist. Viel wichtiger ist, ob ein Trainer gut oder schlecht ist. Ich versuche daher immer das Beste herauszuholen, das ist das Einzige was im Wettkampfsport zählt. Ich weiß nicht, ob ich es als Vorteil bezeichnen würde, es gibt einfach verschiedene Herangehensweisen. Was mir schon auffällt ist, dass es immer mehr junge Spieler gibt, denen man die unterschiedlichsten Dinge erklären muss. Manche Leute tun sich schwer, diese Spieler abzuholen und da tue ich mir dann schon leichter, da ich mich besser in diese Jungen hineinversetzen kann als jemand von der älteren Garde.
LAOLA1: Du bist bereits seit 2018 im Trainerstab der Vienna, hast also den Durchmarsch bis in die 2. Liga hautnah miterlebt. Wird das auch in diesem Jahr so weitergehen oder ist das jetzt doch noch einmal ein größerer Schritt als zuvor?
Zellhofer: Ich denke, das wird sich weisen. Die Vienna ist natürlich ein sehr spannender Verein, das wird schon meine fünfte Saison hier. Unser Präsident Kurt Svoboda hat vor einem Jahr in einer Pressekonferenz das Ziel Bundesliga ausgerufen. Das muss auch in meinen Augen das langfristige Ziel sein, aber jetzt müssen wir uns erst mal in der 2. Liga etablieren. Das ist schon einmal ein großer Meilenstein für uns, den es abzuhaken gilt. Wir müssen jetzt einmal unsere Hausaufgaben machen, der Verein muss rundherum noch professioneller werden, auf der einen oder anderen Position muss man sich vielleicht auch noch einmal neu aufstellen. Der Klub muss auf nachhaltige Weise wachsen, von Tradition allein können wir uns nichts kaufen. Wir haben das ja erst in der letzten Saison mit Wacker Innsbruck in der 2. Liga erlebt, ein absoluter Traditionsverein. Daher dürfen wir uns auf keinen Fall übernehmen und sollten nicht irgendwelche Luftschlösser bauen, das wäre der komplett falsche Ansatz. Im Gegenteil, wir wollen uns etablieren, gute, junge Spieler platzieren und dann in ein, zwei Jahren so richtig angreifen.
LAOLA1: Der richtige Angriff ist in ein, zwei Jahren geplant, aber was ist das Ziel für die kommende Saison? Wärst du mit dem Klassenerhalt schon zufrieden oder gibt es einen bestimmten Platz, den du erreichen möchtest?
Zellhofer: Im Vergleich zu den vorigen Jahren, wo der Aufstieg immer das klare Ziel war, ist es jetzt natürlich schon anders. Das Ziel ist, sich im Profifußball zu etablieren, wir würden gerne einen guten Mittelfeldplatz erreichen, damit wir mit dem Abstieg schnell nichts zu tun haben. Aber wir müssen einfach konzentriert arbeiten und immer alles geben. Uns wird nichts geschenkt werden, nur weil wir die Vienna sind, und das muss jedem bewusst sein.
LAOLA1: Dann wagen wir einmal einen Blick an die Tabellenspitze. Wen siehst du im Rennen um den Aufstieg? Gibt es für dich einen klaren Titelfavoriten?
Zellhofer: Ich denke, dass viele Mannschaften vorne mitspielen können und das auch werden. Die eine oder andere Überraschung wie den FAC im vergangenen Jahr wird es sicher auch wieder geben. Nichtsdestotrotz sollte sich über die ganze Saison hinweg Blau-Weiß Linz durchsetzen, weil sie aus meiner Sicht das größte sportliche Know-How haben. Sie haben eine richtig starke Mannschaft, die auch schon mehrere Jahre zusammenarbeitet und ich denke, dass die Zeit reif ist, dass Blau-Weiß Linz in die Bundesliga aufsteigt.
LAOLA1: Du sprichst bereits Blau-Weiß Linz und den FAC an, die auch eure Gegner in den ersten Runden sein werden. Was erwartest du dir von diesen schwierigen Partien, geht ihr da vielleicht sogar lockerer rein, weil es nichts zu verlieren gibt?
Zellhofer: Wir freuen uns richtig auf diese Aufgaben. Wie du schon sagst, wir haben eigentlich nicht viel zu verlieren und können in diesen Partien nur überraschen. Man wird dann sehen, was dabei rauskommt, aber generell ist jeder Gegner in dieser Liga spannend und ich denke, dass jeder jeden schlagen kann. Wir wollen daher auch aus diesen Partien Punkte mitnehmen.
LAOLA1: Die Vienna ist für ihre Fans bekannt, in dieser Saison gibt es mit den drei weiteren Wiener Vereinen (FAC, Young Violets, Rapid II) eine Vielzahl an Wiener Derbys. Werden diese Spiele für euch eine besondere Wichtigkeit haben oder siehst du das als Trainer als ein Spiel wie jedes andere?
Zellhofer: Prinzipiell wollen wir jedes Spiel gewinnen, ich denke das liegt in der Natur des Fußballers. Wir hatten auch zuletzt sehr schöne Derbys gegen den Wiener Sportclub, wo wir sehr viele Fans im Stadion hatten. Ein Derby ist für die Fans immer etwas Besonderes, gerade auf der Hohen Warte. Aber ich denke, dass auch in den anderen Partien viele Leute kommen werden, der Gegner macht da nicht so einen großen Unterschied.
LAOLA1: Derzeit läuft die Frauen-EM, die Vienna ist im Frauenfußball auch sehr involviert. Letzte Saison gab es den vierten Platz in der Bundesliga. Inwieweit bist du im Austausch mit den Verantwortlichen aus eurem Frauenbereich?
Zellhofer: Wir tauschen uns immer wieder aus, ich erachte das auch als sehr wichtig. Wir haben ja auch einen eigenen Werte-Kodex für den ganzen Verein und wollen als Vienna gemeinsame Ziele verfolgen. Wir profitieren alle vom gegenseitigen Erfolg und drücken uns immer die Daumen. Ich habe mir auch ein paar Spiele schon live angeschaut. Es gibt immer etwas, was man für sich mitnehmen kann und ich finde das wirklich eine super Sache, dass die Vienna im Frauenfußball so engagiert ist. Das bringt einen frischen Wind auf die Hohe Warte.
LAOLA1: Mit deinem Vater Georg und auch deiner Schwester Alina kommst du aus einer fußballverrückten Familie. Wenn ihr einmal zusammen kommt, kann es da überhaupt irgendwelche anderen Themen als Fußball geben oder seid ihr froh, wenn ihr dann einmal über andere Dinge plaudern könnt?
Zellhofer (lacht): Wenn ich ganz ehrlich bin, gibt es kein anderes Thema. Irgendwie landen unsere Gespräche einfach immer beim Fußball, es ist eben unsere große Leidenschaft. Es macht uns einen großen Spaß, wenn wir uns über den Fußball austauschen können. Natürlich reden wir auch über andere Dinge, aber es gibt kein Gespräch, wo der Fußball kein einziges Mal erwähnt wird.
LAOLA1: Gerade dein Vater hat im österreichischen Fußball schon sehr viel erlebt. Wie viel tauscht du dich mit ihm über deine Arbeit bei der Vienna aus?
Zellhofer: Ich denke, das ist jetzt nichts Außergewöhnliches. Wenn der Vater einen ähnlichen Beruf hat, egal, ob das im Sport ist oder in jedem anderen Bereich auch, dann tauscht man sich da natürlich aus. Er hat ein unglaubliches Know-How und sehr viel Erfahrung. Es wäre fahrlässig, wenn ich das nicht hin und wieder abrufen würde. Es macht mir einen Riesenspaß und es ist immer eine große Freude, wenn wir uns über die Vienna austauschen. Wir sind natürlich nicht immer einer Meinung, aber auch das gehört dazu.