Die überraschende Trennung zwischen Vorwärts Steyr und Wilhelm Wahlmüller zieht einige Tage nach der Verkündung noch Wellen nach sich. Von der "einvernehmlichen Trennung" - die offiziell kommuniziert wurde - will der Ex-Trainer im Interview bei "Ligaportal" nichts mehr wissen.
"Ich war perplex und stand unter Schock, weil ich das in keinster Weise so erwartet hätte. Besonders in dieser Corona-Zeit hätte ich gedacht, dass die Menschlichkeit ein bisschen mehr zählt. Ich bin persönlich sehr, sehr enttäuscht von den handelnden Personen, weil gerade in so einer schwierigen Zeit kein Funken Menschlichkeit zu spüren ist", klagt der 53-Jährige, der Vorwärts in der saison 2019/20 noch überraschend auf den vierten Platz führte. Die Trennung wäre ihm nur in einem kurzen Gespräch mitgeteilt worden.
Fehlende sportliche Entwicklung sei als Grund genannt worden, wogegen sich Wahlmüller wehrt: "Die Leistungen waren vielleicht nicht so berauschend, doch von den Ergebnissen her waren wir im Soll". Corona-Fälle in der Vorbereitung hätten ebenso ihren Anteil daran, wie der Weggang von Leistungsträgern und die Kürzung des Budgets.
Nach sieben Pflichtspielen in dieser Saison stehen zwei Siege, zwei Remis und drei Niederlagen - darunter das Aus in der zweiten Runde des ÖFB-Cups gegen die Vienna - zu Buche. "Wenn das eine desaströse Bilanz ist, bin ich vielleicht beim falschen Verein gewesen", so Wahlmüller.
Verein liefert Gegendarstellung
Äußerungen, die Vorwärts zu einer Gegendarstellung veranlassen.
"Die Formulierung der Einvernehmlichkeit wurde auf Bitten von Wilhelm Wahlmüller gewählt", heißt es. Die Trennung sei vom Klub ausgegangen, geben die Steyrer zu.
"Bei der Trennung bat Wilhelm Wahlmüller außerdem darum, dass keine Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit gewaschen wird. Eine Bitte, die wir voll und ganz unterstützen und eine Abmachung an die wir uns nach wie vor halten. Deswegen werden wir sämtliche einseitigen Darstellungen von Wilhelm Wählmüller unkommentiert lassen", heißt es zu den Darstellungen.
Die Gründe der Trennung werden in der Aussendung präzisiert: "Diese sind nicht alleinig den sportlichen Ergebnissen, sondern dem dahinterstehenden Leistungsvermögen geschuldet. Dazu gab es im Vorfeld bereits mehrfach Gespräche mit dem Trainer. Unter anderem ging es dabei um fehlende Lösungsansätze, wie wir – auch bei Rückstand – unser Fußballspiel gestalten wollen. Insbesondere, da die defensive Stabilität bereits zum Ende der Vorsaison nicht mehr in dem Ausmaß vorhanden war. Weiters waren körperliche Fitness der Mannschaft sowie fehlendes Tempo und Dynamik im Spiel immer wieder Gesprächsthema. Als Verein, der viel in den Nachwuchs investiert, ist uns die Integration und Weiterentwicklung junger Spieler enorm wichtig. Junge Spieler aus den eigenen Reihen müssen soweit qualifiziert werden, um eine Option für den Kader der 2. Liga darzustellen. Ein weiteres Themenfeld zu dem sich nach mehrfachen Analysen kein roter Faden zeigte."
Dementsprechend sei die Trennung auch in einer finanziell angespannten Lage im Sinne der langfristigen Weiterentwicklung des Vereins notwendig gewesen.
"Abschließend sei gesagt, dass wir die vielen schönen Momente gemeinsam mit Wilhelm Wahlmüller und nicht zuletzt die Tabellenplatzierung in der vergangenen Saison keinesfalls vergessen haben. Es sind diese Erlebnisse, die wir in unserer Erinnerung wahren möchten. In diesem Sinne bedanken wir uns bei Wilhelm Wahlmüller noch einmal für alles was er für den SK Vorwärts Steyr geleistet hat und wünschen ihm alles erdenklich Gute für die Zukunft."