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Schlaudraff: "Planen hauptsächlich mit der zweiten Liga"

Der SKN steht im Titelkampf vor dem wichtigen Topspiel gegen Blau-Weiß Linz. Sportgeschäftsführer Schlaudraff schätzt im Exklusivinterview die Situation ein:

Schlaudraff: Foto: © getty

Sankt Pölten befindet sich in der Admiral 2. Liga vier Runden vor Schluss mitten im Kampf um den Aufstieg in die Admiral Bundesliga. Dabei hatte man vor der Saison eine Phase der Entwicklung ausgerufen, in der man erst nach der aktuellen Saison nach den Sternen greifen wollte. Umso überraschender ist der derzeitige Erfolgslauf daher für alle Vereinsverantwortlichen rund um Geschäftsführer Sport Jan Schlaudraff.

LAOLA1 hat dazu den 39-jährigen Ex-DFB-Nationalspieler zum großen Interview gebeten, in dem er seine Sicht der Dinge offenlegt und zu Themen der Kaderplanung, dem Titelkampf und auch zu negativen Erscheinungen, wie der Suspendierung eines vielversprechenden Talents, sowie dem Unmut der Fans, Rede und Antwort steht. 


LAOLA1: Herr Schlaudraff, wie geht es Ihnen mit der aktuellen sportlichen Situation?

Schlaudraff: Sehr gut. Ich glaube, dass die Mannschaft bis hierhin einen hervorragenden Job gemacht und es sich absolut verdient hat, mit den anderen beiden (Blau-Weiß Linz und GAK Anm. d. Red.) um den Titel mitzumischen. Und das, obwohl wir vor der Saison ganz klar gesagt haben, dass diese Spielzeit ein Entwicklungsjahr für uns ist, indem sich die Mannschaft jetzt schneller entwickelt hat, als wir es uns gedacht haben. Darüber sind wir sehr froh und auch stolz. Genau deswegen wird es am Freitag aber auch eine große Herausforderung gegen den Titelfavoriten der zweiten Liga anzutreten. Danach schauen wir mal, was in den letzten drei Spielen der Saison noch passiert.

LAOLA1: Wie wird man es im Kracher gegen Blau-Weiß Linz kommenden Freitag von der Ausrichtung her anlegen?

Schlaudraff: Wir erwarten auf beiden Seiten keine großen Überraschungen. Ich denke, dass Blau-Weiß sehr gut vorbereitet sein wird, wir versuchen gegen die extreme Qualität, die sie vor allem in der Offensive mit Seidl, Ronivaldo, Mayulu und auch Mensah haben, anzukämpfen. Wir wissen natürlich, dass sie sehr aktiv sind und immer mit Pressing versuchen dem Gegner ihr Spiel aufzuzwingen. Da ist es unsere Aufgabe dagegenzuhalten, Lösungen zu finden und sie vor Probleme zu stellen.

LAOLA1: Wie stehen die Chancen im Titelkampf, speziell nach dem überraschenden 1:1 gegen Steyr?

Schlaudraff: Ich glaube, dass es bis zum Schluss zwischen dem GAK, Blau-Weiß und uns eng sein und eng bleiben wird. Da gehe ich nicht davon aus, dass sich eine der Mannschaften in den nächsten zwei Spieltagen so absetzen kann, dass dann alles entschieden ist, dafür ist die Liga zu eng und das Restprogramm zu ausgeglichen. Am Ende wird es auf kleine Unterschiede ankommen, wir werden sehen, was dabei rauskommt.

LAOLA1: Betonung auf „kleine Unterschiede“: Man hält mit 21 Gegentoren aktuell bei der besten Defensive der Liga. Welche Rolle spielen dabei Akteure wie Kapitän Christian Ramsebner?

Schlaudraff: Er spielt eine sehr große Rolle. Ramsi ist unser Kapitän, er hat mitunter die meiste Erfahrung aller Spieler in der Mannschaft. Aber auch andere machen einen sehr guten Job. Mit Sebastian Bauer haben wir einen sehr erfahrenen Mann dazubekommen. Zudem kommen noch sehr viele junge Spieler dazu, wie Messerer und Keiblinger, die immer wieder gut nach hinten arbeiten. So ist unser Defensivverband momentan sehr stark, was uns natürlich guttut.


Kapitän Ramsebner brachte in der Vergangenheit stets Ruhe in die Defensive.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Welche Rolle spielen Routiniers wie Bauer und Ramsebner abseits des Platzes für die Youngsters?

Schlaudraff: Es ist sehr wichtig, dass man solche Säulen hat, gerade weil wir in einem für uns ausgerufenen Entwicklungsjahr sind und wir nicht die Mittel hatten, groß nachzubessern. Auch Spieler wie Thomas Salamon und Daniel Schütz sind Spieler, die am Wochenende vorangehen und die Jungs in der Kabine führen, egal ob sie von Beginn an am Feld sind oder nicht. Es ist einfach unglaublich wichtig, dass die jungen Spieler wissen, dass sie Führungsspieler haben, an denen sie sich anhalten können.

LAOLA1: Bezüglich Führungskräfte: Wie hat man es geschafft, mit Tino Wawra einen erfolgreichen Sportdirektor vom Ligarivalen Blau-Weiß Linz nach St. Pölten zu lotsen?

Schlaudraff: Ich will dazu nicht allzu viel sagen, einfach aus Respekt gegenüber Blau-Weiß. Wir freuen uns sehr, dass er sich für unseren Weg entschieden hat, wobei die Perspektive, die wir ihm aufzeigen konnten, am Ende ausschlaggebend war. Wir werden auf jeden Fall eng zusammenarbeiten und versuchen die Zukunft des Vereins positiv zu gestalten.

LAOLA1: Stichwort Zukunft: Wie plant man aktuell den Kader, ob der Ungewissheit über die Ligazugehörigkeit in der kommenden Saison?

Schlaudraff: Wir haben zwar immer gesagt, dass wir den Fokus auf die zweite Liga legen. Sollte es aber zu einem Aufstieg kommen, wollen wir natürlich vorbereitet sein und planen daher zweigleisig. Priorität hat aber nach wie vor unsere Entwicklung, die eigentlich vorgesehen hat, dass wir erst ab kommenden Sommer angreifen wollen. Aufgrund der derzeitigen Situation stellen wir uns daher bestmöglich auf alle Szenarien ein, planen aber seriös erstmal hauptsächlich mit der zweiten Liga.

LAOLA1: Die Verträge einiger Akteure (etwa Nitta, Carlson, Llanez und Hartwig) laufen bekanntlich aus. Sind Verlängerungen geplant?

Schlaudraff: Das hängt individuell von Spieler zu Spieler ab. Natürlich sind da Spieler dabei, die wir gerne halten würden und mit denen wir auch im Austausch sind, wobei vor allem wichtig ist, das nötige Commitment für die zweite Liga, in der wir ja potenziell auch nächstes Jahr spielen, zu bekommen. Generell sind wir aber guter Dinge, dass wir mit dem einen oder anderen zu einer Einigung kommen.


Der suspendierte Karim Conte sorgte mit wiederholtem unsportlichen Verhalten für große Unruhe in der Mannschaft des SKN.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Kommen wir zur Causa Karim Conte: Hat er sich nach seiner Suspendierung nun im Griff?

Schlaudraff: Momentan gibt es nichts Negatives über ihn zu sagen. Er trainiert ohne Vorfälle mit der zweiten Mannschaft mit, von daher ist das aktuell kein Thema. Von einer Rückkehr in die Kampfmannschaft ist aber in dieser Saison nicht mehr auszugehen.

LAOLA1: Negativ waren allerdings die Pfiffe einiger Fans beim Unentschieden gegen Nachzügler Steyr. Ist dieser Vorfall noch in den Köpfen der Spieler?

Schlaudraff: Das Thema ist für uns abgehakt. Ich habe mit der Mannschaft nochmals über den Vorfall gesprochen. Mich hat es sehr verärgert, dass die Spieler, trotz Halbzeitführung, völlig unverständlich ausgepfiffen wurden und gar nicht genau wussten, warum die Fans so unzufrieden sind. Das hat die Jungs im zweiten Durchgang mental verunsichert, wodurch wir begonnen haben, genau den Fußball zu spielen, den unsere Fans zwar sehen, wir aber im Endeffekt nicht spielen wollen. Durch ein bloßes Bälle in die Offensive schlagen, sind wir nämlich am Ende nicht besser als die anderen.

LAOLA1: Hat man sich eine Strategie für eine mögliche Wiederholung der Pfiffe beim Topspiel gegen Blau-Weiß Linz zurechtgelegt?

Schlaudraff: Darüber machen wir uns erst Gedanken, wenn es auch tatsächlich dazu kommt. Ich glaube, dass die Leute auch etwas darüber nachgedacht haben und verstehen, was die Jungs in dieser Saison geleistet haben. Daher gehe ich davon aus, dass die Mannschaft am Freitag bedingungslos unterstützt werden wird, unabhängig vom Ausgang der Partie.

Ob dem SKN im Topspiel gegen Blau-Weiß Linz (ab 20:30 Uhr/LIVE-Stream >>>) der so wichtige Sieg vergönnt sein wird, wird sich weisen. 

Das Interview führte Simon Brandel.


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