Mit 98 Prozent der Stimmen wurde Kevin Radi bei der Generalversammlung des FC Wacker Innsbruck zum neuen Präsidenten des Klubs gewählt.
In seinem ersten Spiel als Oberhaupt der Tiroler setzte es sportlich eine 1:2-Heimniederlage gegen Vorwärts Steyr (Spielbericht >>>), der Negativlauf wurde prolongiert. Angesichts der großen wirtschaftlichen Ungewissheit spielt der Sport selbst in Innsbruck derzeit aber ohnehin eine untergeordnete Rolle.
Denn die Lizenzierung rückt mit großen Schritten näher und die Innsbrucker warten weiterhin auf das Geld des deutschen Investors Thomas Kienle. Radi spielt aber die Ruhe selbst vor und meint zu den noch fehlenden Millionen im "ORF": "Das berunruhigt uns gar nicht. Das Geld ist auf dem Weg, alles ist in bester Ordnung. Der Zeitdruck ist da, das wissen wir. Aber wir sind guter Dinge, dass wir das die nächsten Tage und in nächster Zeit hinbringen werden."
Der 33-jährige Ex-Fußballer vertraut voll und ganz auf die Zusage des neuen Investors und bestätigt, dass das Geld schon überwiesen wurde: "Ja, das Geld liegt bei der Bank bei der Compliance, und darauf warten wir."
Radi meint weiters: "Uns wäre es natürlich auch lieber, wenn wir es gestern schon geschafft hätten anstatt morgen. Aber das sind halt einfach Wege, die bei der Bank passieren. Wie die ganzen Bank-Wege intern funktionieren, wissen andere besser. Deswegen müssen wir einfach warten, bis die Dinge abgeschlossen sind. Dann ist es verfügbar!"
Bis Dienstag sollten allerdings alle Unterlagen für die Lizenzierung sowie ein wirtschaftliches Konzept abgegeben werden. Wie das in erster Instanz noch gelingen soll? "Es kann funktionieren! Indem wir das Go am Montag kriegen, dann ist alles gut. Der Zeitdruck ist da, das wissen wir. Es gibt auch da noch Möglichkeiten, wir werden alles versuchen, dass es rechtzeitig funktioniert und im besten Fall ohne Nachfristen und Problemchen, die auftauchen können. Aber es ist natürlich eine Aufgabe, vor allem durch den Zeitdruck."
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"Dann kann endlich Normalität einkehren..."
Doch das ausstehende Geld des Investors ist nicht die einzige Baustelle. Bis Donnerstag wurden auch keine Gehälter ausgezahlt, doch auch in dieser Hinsicht versucht Radi zu beruhigen. Die Spielergehälter seien noch am Donnerstag hinausgegangen, der Rest am Freitag.
"Wir haben die ärgsten Baustellen kitten können, mit den Reserven, die wir noch irgendwie auftreiben konnten. Der Rest ergibt sich in den nächsten Tagen. Wir haben gewusst, dass es schwierig wird. Wir haben gewusst, dass es am Anfang Hürden geben wird. Aber auch da sind wir guter Dinge, dass wir die überwinden."
Beim sogenannten Rest soll es sich jedoch um Ausstände um die 500.000 bis 600.000 Euro handeln, zudem könnte es Regressansprüche von ehemaligen Investoren geben. Doch auch diese Tatsache schreckt den neuen starken Mann am Tivoli nicht ab: "Es ist keine leichte Aufgabe, aber das war uns bewusst. Wir sind mit diesem Wissen schon ins Rennen gegangen und haben uns dahingehend vorbereitet. Jetzt geht es darum, in den nächsten Tagen und Wochen diese Dinge auch umzusetzen, die wir uns vorgenommen haben."
Lauscht man dem neuen Wacker-Boss, könnte man meinen, dass die Probleme schnell aus der Welt geschafft werden könnten. "Wenn das ärgste Chaos mal überwunden ist, glaube ich, dass das schon Fahrtwasser aufnimmt und endlich einmal Normalität einkehren kann."
"Wir sind uns unserer Sache sicher"
Das Vertrauen in den neuen Investor ist groß. Das war es aber auch schon bei seinen zwei Vorgängern. Kienle ist der dritte Investor in den vergangenen zwei Jahren. Warum es ausgerechnet diesmal von Erfolg gekrönt sein soll?
"Diese Frage kriege ich witzigerweise sehr oft. Ich kenne den Investor sehr gut, wir haben ein gutes Verhältnis und es ist auch nicht unser erstes Geschäft, das wir gemeinsam bestreiten. Deswegen weiß ich um ihn und seine Person sehr gut – und auch um seine finanziellen Verhältnisse. Wir wissen, was auf uns zukommt, das ist kein unbekannter Investor, wie es vielleicht in der Vergangenheit öfters der Fall war. Wir haben ein bisschen eine gemeinsame Geschichte – und die gibt uns einfach die Sicherheit, dass das in Zukunft immer gut funktionieren wird."
Es hängt jedoch nicht nur am Investor, mit dem Radi laut eigener Auskunft täglich Kontakt hat. Das Land Tirol hat die Unterstützungen eingefroren, auch die landesnahen Sponsoren. Insgesamt soll rund eine Million Euro damit nicht vorhanden sein. "Das macht uns keine Sorgen. Es ist für mich auch absolut verständlich, dass in der derzeitigen Situation jeder einmal abwartet und schaut, was passiert. Aber wir sind uns unserer Sache sehr sicher. Sobald wir den Zeitdruck auf die Seite schieben können, habe ich keine Sorge, dass die Gespräche auch wieder in eine positive Richtung laufen."
Ob die Millionen in der Endabrechung dann nicht fehlen würde? "Natürlich, auf jedes Geld ist man in irgendeiner Art und Weise angewiesen. Am Ende wird alles durch das Geld finanziert, aber Gott sei Dank haben wir die Sicherheit, dass wir durch unseren Investor abgesichert sind und auch in positive Gespräche gehen können." Bei aller Zuversicht glaubt Radi auch daran, sportlich mittelfristig wieder Erfolg zu haben. In diesem Fall genießt Trainer Michael Oenning das vollste Vertrauen.
Die Hoffnung lebt also in Tirol, wie die Realität ausschaut, wird sich weisen.