"Heute war es wirklich ein Spektakel für die Fans", ist selbst Stephan Zwierschitz sprachlos.
Der Admira-Kapitän hat mit seinen 31 Jahren schon viel erlebt, der 4:3-Heimsieg über den GAK (Spielbericht >>>) in der zweiten Runde der Admiral 2. Liga wird ihm aber noch länger in Erinnerung bleiben.
Es war ein absolutes Fußball-Fest, das den 1.400 Zuschauern in der Südstadt geboten wurde. Bestes Wetter, tolle Stimmung der Admira- und GAK-Anhänger und ein höchst attraktives Spiel. In dem beide Mannschaften sich defensiv alles andere als sattelfest präsentierten, daher die Offensiven überzeugen konnten.
Den längeren Atem hatte schlussendlich der Bundesliga-Absteiger, der nach dem vogelwilden 1:2 am vergangenen Sonntag in Lafnitz nun den ersten Dreipunkter einfuhr. "Ein unglaublicher Kampf unserer Mannschaft", freut sich Zwierschitz nach Spielende.
Admira "wollte unbedingt eine Reaktion zeigen"
Der Verteidiger, der zu Beginn mit dem 16-jährigen Liga-Debütanten Jakob Schöller in der Innenverteidigung aufgeboten wurde und nach der Auswechslung von Thomas Ebner als Linksverteidiger im Einsatz war, sorgte selbst nach nicht einmal drei Spielminuten für das 1:0.
In Minute 13 stand es nach dem ersten Treffer von Patrick Schmidt seit dessen Rückkehr zur Admira bereits 2:0. "Dann hätten wir uns das Spiel etwas leichter machen können", weiß Zwierschitz. Denn der GAK kam plötzlich auf, Goalgetter David Peham drückte einen abgerissenen Schuss von Markus Rusek wuchtig über die Linie.
"Wir haben bissl nachgelassen und sind sofort bestraft worden", ärgert sich der Kapitän. "Wir gehen dann mit 3:1 in Führung, kriegen vor der Pause das 3:2. Dann war klar, dass es extrem spannend wird, aber wir haben heute alles reingehaut."
Nach der Niederlage in Lafnitz "wollten wir unbedingt unser wahres Gesicht zeigen", sagt Zwierschitz. "Wir haben nach dem Spiel (in Lafnitz, Anm.) gesagt, es war eigentlich nicht das Spiel, wofür wir stehen. Man hat wenig gesehen, was wir spielen wollen in der Liga", erläutert der routinierte Abwehrspieler.
Daher wollten die Südstädter im Topspiel gegen den GAK "unbedingt eine Reaktion zeigen und ich glaube, die haben wir von der ersten Minute an gezeigt", so Zwierschitz weiter.
Pätzold: "Geiles Fußballspiel!"
"Ich bin mega stolz auf die Mannschaft, das ganze Team", frohlockt Admira-Coach Roberto Pätzold, der ein "geiles Fußballspiel mit dem erfolgreichen Ende für uns" sah.
"Wir hatten nach den beiden roten Karten und dem Ausfall von Leonardo Lukacevic drei Spieler weniger, aber wir haben das geil kompensiert. Das zeigt, wie stark wir in der Breite sind", lobt der Deutsche die Kaderzusammenstellung von Sportdirektor Marcel Ketelaer.
Seine Spieler haben "sich auch von den Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Gefühlt war vom GAK jeder Schuss ein Treffer, wir haben das eine oder andere Ding liegen lassen. Wir mussten am Schluss noch zittern, aber die Jungs haben eine mega Performance abgeliefert."
Schmidt? "Ein Stürmer, der den Unterschied ausmachen kann"
(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
VIDEO: Die Highlights des Torspektakels
Dazu gehört natürlich auch "Pipo" Schmidt, der in der zweiten Halbzeit per Elfmeter den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherstellen konnte.
"Er ist ein Stürmer, der den Unterschied ausmachen kann", weiß Zwierschitz. Der 24-jährige Schmidt ist erst seit wenigen Wochen zurück in der Südstadt, die er 2019 für über eine Million Euro in Richtung Barnsley verließ. Der Klub aus der englischen Championship fand aber kaum Verwendung für den 17-fachen U21-Nationalspieler.
In der ersten Spielzeit unter Gerhard Struber reichte es nur zu Kurzeinsätzen von der Bank, aber ausgerechnet Schmidt schoss Barnsley am vorletzten Spieltag zum Klassenerhalt. Doch auch unter Valerien Ismael lief es nicht besser, weswegen der Rechtsfuß für das Frühjahr 2021 zur SV Ried verliehen wurde.
Weder im Innviertel noch im dänischen Esbjerg konnte sich "Pipo" festspielen, daher kehrte das Eigengewächs wieder zu seinen Wurzeln zurück und will bei der Admira wieder an alte Höhenflüge anknüpfen. Denn in der Saison vor seinem Abschied erzielte Schmidt immerhin acht Tore in 27 Bundesliga-Spielen.
Zwierschitz schwärmt über seinen neuen, alten Teamkollegen: "Teilweise sieht man ihn vielleicht nicht so im Spiel. Dafür ist er da, wenn es darauf ankommt. Heute hat er mit seinem Doppelpack jedenfalls sehr viel dazu beitragen, dass wir gewonnen haben."
Admira ist "in der Liga angekommen"
Damit sind die ersten drei Zähler am Konto. Als Ausrufezeichen will Zwierschitz den letztendlich doch knappen Heimsieg nicht verstehen.
"Wir mussten unbedingt eine Reaktion zeigen, weil wenn wir heute verloren hätten, wären wir nach zwei Spielen mit null Punkten dagestanden. Das wollten wir unbedingt vermeiden, dass wir von Anfang an hinten nach laufen", sagt der Kapitän.
"Vier Tore zu bekommen, tut weh. Vor allem wie wir sie bekommen haben, mit welchen Fehlern."
"Wir sind in der Liga angekommen", bestätigt Pätzold. "Wir wissen, dass auch die ganz jungen Spieler gegen so einen starken Gegner, wie es der GAK ist, performen können. Wir genießen den Augenblick, es soll aber nur der erste Schritt für eine erfolgreiche Saison sein", hat der 43-jährige Berliner Lunte gerochen.
GAK: "Vier Tore zu bekommen, tut weh"
Bei der Admira wird gefeiert, beim GAK gehadert.
"Wir haben uns die Tore selbst geschossen", verlautbart Kapitän Marco Perchtold. "Da müssen wir besser verteidigen, mehr Mentalität auf den Platz bringen. Wir haben eine super Spielanlage, schießen drei Tore. Wir dürfen halt keine vier kriegen. Wir machen uns die Tore selbst und so wird es schwierig zu gewinnen", ärgert sich der 33-Jährige.
Genauso sehr wie GAK-Trainer Gernot Messner: "Vier Tore zu bekommen, tut weh. Vor allem wie wir sie bekommen haben, mit welchen Fehlern." Mit Marco Gantschnig haben die "Rotjacken" unter der Woche eine wichtige Defensiv-Stütze wegen einer Schulterverletzung für mehrere Monate verloren.
Als Ausrede will Perchtold dies aber nicht hernehmen und stellt klar: "Dass der ‚Gantschi‘ (Anm: Marco Gantschnig) für uns ein wichtiger Spieler ist, steht außer Frage. Aber wir haben genug andere Spieler und Qualität im Kader, die das mindestens gleich gut auffüllen muss. Das darf keine Ausrede sein. Wir dürfen nicht vier billige Tore kriegen."
Da rücken auch die Offensive rund um Michael Liendl und die gezeigte Moral in den Hintergrund. "Wir spielen eigentlich auf das 3:3, kriegen in einer guten Phase einen blöden Elfmeter zum 4:2. Wenn du in diesen Phasen die Tore bekommst, ist es schwer so ein Spiel zu gewinnen. Die Moral ist positiv hervorzuheben, mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden."