Lautstark sang die Kurve: "Marco Gantschnig - einer von uns!"
Die Fans des GAK wussten nach dem 1:0-Sieg im "kleinen" Derby gegen den SK Sturm Graz II genau, bei wem sie sich zu bedanken hatten.
Kurz vor der Pause erlöste der Innenverteidiger die "Rotjacken" und besorgte per Kopf jenen Treffer, der sich als Goldtor herausstellen sollte.
"Es ist überragend, unbeschreiblich. Ich hatte Gänsehaut, da stellt's mir die Haare auf. Es ist schon ein sehr, sehr schönes Gefühl", schildert Gantschnig bei LAOLA1 die Momente nach Schlusspfiff, in denen er von der Kurve mit Sprechchören gefeiert wurde.
Die Sturm-Vergangenheit des Goldtorschützen
Die Betonung auf "einer von uns" spielt natürlich auf die langjährige Sturm-Vergangenheit des gebürtigen Kärntners an, der die schwarz-weiße Jugend ab der U15 durchlief und von 2014 bis 2018 immerhin vier Jahre für die zweite Mannschaft auflief, den Sprung zu den Profis allerdings nicht geschafft hat.
"Ich kenne noch den einen oder anderen aus dem Trainer-Team, ansonsten nicht mehr viele. Aber es ist natürlich immer schön, wenn man gegen den Ex-Verein trifft", sagt Gantschnig, betont aber gleichzeitig:
"Ich bin bereits das fünfte Jahr beim GAK, davor war ich ein Jahr in Kapfenberg, also es liegt mittlerweile schon das eine oder andere Jahr dazwischen."
So gut sich das Goldtor anfühlt, noch wichtiger sei der Sieg - der vierte des GAK im vierten Saison-Spiel in der Admiral 2. Liga.
Im "kleinen" Derby hat der GAK den Druck
Am Tag des 121. Geburtstags des Traditionsvereins war für den Favoriten auch kaum ein anderes Szenario als ein voller Erfolg denkbar, was die Aufgabe wiederum nicht leichter gemacht hat.
"Der Derby-Sieg ist wichtig für die Fans, den Verein, die Spieler, denn im kleinen Derby ist der Druck schon immens, weil du als Favorit reingehst", unterstreicht Trainer Gernot Messner.
Seine Mannschaft sei jedoch gut mit der Situation umgegangen, lediglich der Jubel fehlte zu lange: "Gefühlt haben wir erste Halbzeit 20 Mal aufs Tor geschossen und zwölf Eckbälle gehabt, aber nichts reingebracht."
"Vier Siege sind vier Siege, aber noch ist nichts gewonnen, denn es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber natürlich sind es Punkte, die uns keiner mehr nehmen kann."
Nach Gantschnigs Dosenöffner kurz vor dem Pausenpfiff habe man es verabsäumt, einen zweiten Treffer nachzulegen: "Wenn du nur ein Tor vorne bist, dreht es sich oft ein bisschen. Ich erinnere an das große Derby letztes Jahr, bei dem wir in den letzten zehn Minuten auf einmal dominant waren. So ist es heute auch gelaufen, aber unterm Strich war es ein verdienter Sieg für uns."
Der größte Fortschritt
Die alten Stärken des GAK sind auch die aktuellen. Die Defensive ließ wenig zu, dazu schlug man nach einem ruhenden Ball zu.
"Bei Standards waren wir schon letzte Saison unausrechenbar. Wir haben vier, fünf Spieler, die Tore daraus machen können. Das ist Gott sei Dank auch heuer bisher eine Stärke von uns", freut sich Messner.
Den größten Fortschritt im bisherigen Saisonverlauf sieht der GAK-Coach wie erhofft in der Offensive, auch wenn diese Erkenntnis vielleicht nicht konkret auf das Kräftemessen mit Sturm II zutrifft:
"Trotzdem kommen wir bislang zu mehr Torchancen. Wir haben nach vorne mehr Tempo."
Gewinnt man mit Glück oder ist es überzeugend?
Wichtig ist Messner vor allem der Umstand, dass bislang nicht nur die Ergebnisse passen, sondern auch die dazugehörigen Leistungen:
"Das ist ein wichtiges Indiz. Denn man muss schon auch einrechnen: Gewinnt man die Spiele mit Glück oder ist es überzeugend? Unsere vier Siege waren verdient. Sowohl Leistung als auch Ergebnis haben gepasst. Das ist immer gut am Anfang der Saison."
Fußball-Österreich weiß, auf welch dramatische Art und Weise der GAK in der Vorsaison in Dornbirn den Bundesliga-Aufstieg vergeigt hat. Wie sehr so gesehen der Traumstart die Mission der Mannschaft für diese Spielzeit widerspiegelt?
"Vier Siege sind vier Siege, aber noch ist nichts gewonnen, denn es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber natürlich sind es Punkte, die uns keiner mehr nehmen kann", erklärt Messner.
Transfers? Elsneg will noch mal aktiv werden
Sportchef Dieter Elsneg hat besagte Mission schon in der Vorbereitung gespürt:
"Natürlich haben wir alle gemeinsam - der Großteil der Mannschaft samt Betreuerteam und Fans - in Dornbirn einen brutalen Schlag ins Gesicht bekommen. Aber wir haben das gut verarbeitet und sind ab Tag eins mit der richtigen Einstellung durchgestartet. Das heißt aber nicht, dass wir uns ausruhen, sondern wir machen mit dem weiter, was uns bis jetzt ausgemacht hat - Tag für Tag fokussiert und konzentriert arbeiten."
"Den Fans bedeutet dieser Sieg richtig viel. Wenn die Kurve die Mannschaft so feiert, ist es richtig cool."
Auch auf personeller Ebene wollen sich die Grazer nicht ausruhen. Elsneg plant in der laufenden Transferzeit noch mal in Sachen Breite des Kaders aktiv zu werden und einen weiteren Neuzugang zu holen:
"Wir werden noch etwas machen. Wichtig ist, dass wir auch für eventuelle Sperren oder kleinere Verletzungen gut gerüstet sind."
Messner: Schön anzuschauen, was sich beim GAK entwickelt hat
SV Lafnitz, SV Ried, DSV Leoben, FC Liefering und SKN St. Pölten - bis Ende September wartet auf den GAK ein Programm, das man gut und gerne als richtungsweisend bezeichnen darf.
Entsprechend freut sich Messner über den aktuellen Rückendwind: "Verstecken brauchen wir uns vor keinem, aber wir müssen demütig bleiben. Wir wissen, dass jedes Spiel in dieser Liga hart ist. Aber wenn wir unsere Stabilität und unser Tempo auf den Platz bringen, haben wir auch gegen jeden Gegner eine Chance."
Nicht nur Gantschnig, sondern auch Messner durfte sich nach dem Schlusspfiff von den Fans feiern lassen. "Ich stehe halt dort, aber es ist eine Anerkennung für die Leistung, die mein gesamtes Trainerteam bringt", lobt der Coach, der natürlich weiß, dass er am Freitagabend mit seinem Team diverse Leute glücklich gemacht hat:
"Den Fans bedeutet dieser Sieg richtig viel. Wenn die Kurve die Mannschaft so feiert, ist es richtig cool. Aber es geht nicht ums Feiern in der Kurve, denn die Fans unterstützen uns ja 90 Minuten lang - und egal, wie es ausgeht, kommt die Mannschaft und wird gefeiert. Es ist schon einzigartig beim GAK und schön anzuschauen, wie es sich in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt hat."