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FAC: Mit "Team-Spirit" zum Rekordjahr 2022

Nach einigen Höhen und Tiefen ist der Erfolg nach Floridsdorf zurückgekehrt. Der FAC blickt auf ein historisches Jahr 2022 zurück.

FAC: Mit

Es steht 0:1 – der FAC läuft im letzten Ligaspiel des Jahres 2022 gegen den SV Horn einem frühen Rückstand hinterher. Trainer Mitja Mörec treibt seine Jungs an der Seitenlinie an - es soll unbedingt der Ausgleich her.

Die Floridsdorfer erhöhen den Druck, laufen früher an und wollen dem frischgebackenen Herbstmeister die Suppe versalzen. Plötzlich: Ein schlampiger Rückpass bringt Horn-Goalie Ehmann in Not, Monsberger erkennt die Situation frühzeitig und geht in vollem Tempo drauf. Ehmann trifft unter Bedrängnis den FAC-Stürmer beim Klärungsversuch – Flavio muss nur noch einschieben.

Doch die Mission ist noch nicht beendet. Der FAC will ein ganz besonderes Jahr mit einem Sieg vor der Winterpause krönen.

Nur zehn Minuten später: Eckball für den FAC. Maier spielt kurz, Bertaccini schlägt einen langen Ball an den zweiten Pfosten, wo Monsberger ungedeckt einnicken kann. 2:1 für den FAC - Spiel gedreht!

Kämpfen, Kratzen, Beißen – nur nicht Aufgeben. Eine Mentalität, die beim Floridsdorfer AC bis ins letzte Mannschaftsglied spürbar ist. 

FAC-Jubel über Austria Lustenau
Foto: © GEPA

Historische Chance

Zeiten, in denen der FAC um seine Existenz in der 2. Liga fürchten musste, scheinen nunmehr gezählt. Zu viele Superlative erlebten die Wiener im Kalenderjahr 2022. 

"Die Chance ist historisch! Uns ist bewusst, dass das eine riesengroße, vielleicht einmalige Chance ist", sagte FAC-Geschäftsführer Lukas Fischer im März über einen möglichen Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Mit neun ungeschlagenen Spielen (acht Siege, nur ein Remis) starteten die "Athletiker" furios ins Erfolgsjahr 2022 und bewiesen einen langen Atem im Kampf um die Meisterschaft. Das gesamte Frühjahr kratzte der FAC an der geschichtsträchtigen Rückkehr ins österreichische Oberhaus.

Das Spitzenspiel im "Ländle" am 19. Spieltag gegen Leader Austria Lustenau verwandelten die Floridsdorfer nach einem 0:1-Halbzeitrückstand in einen umjubelten 2:1-Sieg. Der erneute Prestige-Erfolg gegen die Vorarlberger - der FAC gewann schon das Hinspiel zuhause mit 3:1 - sollte am Ende aber zu wenig sein.

Zwei entscheidende Ausrutscher gegen Vorwärts Steyr (0:1) und den SV Lafnitz (0:1) blieben die einzigen Makel einer fast perfekten Rückrunde, in der die Wiener überragende 34 Punkte sammelten (elf Siege, ein Remis und nur zwei Niederlagen). Lustenau ließ sich nicht mehr von Platz eins verdrängen, lediglich fünf Punkte trennte den FAC vom Aufstiegswunder. 

Gefeiert wurde trotzdem - und das zurecht! Keiner hatte zu Saisonbeginn auf den FAC gesetzt, der den sensationellen Vizemeistertitel mit den Fans feiern und eine überragende Saison begießen durfte.

Der Grundstein für diesen überraschenden Erfolg wurde jedoch bereits im April 2021 gelegt.

Aleksandar Gitsov (l.) und Mitja Mörec (r.)
Foto: © GEPA

Trainer-Coup

Nach der Entlassung von Trainer Roman Ellensohn erhoffte man sich durch die Beförderung des damaligen Co-Trainers Mitja Mörec auf die Cheftrainerbank Veränderung. Aleksandar Gitsov, zuvor ebenfalls Co-Trainer, blieb in unterstützender Funktion an dessen Seite.

Ein bedeutender Wendepunkt bei den Wienern und eine Entscheidung, die sich retrospektiv als goldrichtig erwies.

"Beim Trainerteam ist es uns gelungen, sehr junge Trainer, die bislang keiner am Schirm hatte, zu installieren. Und dass man diese Idee entwickelt hat, die wir jeden Tag leben und auf den Platz bringen", streicht Geschäftsführer Sport Lukas Fischer im Gespräch mit LAOLA1 heraus.

Denn das Trainer-Duo erreichte in der Folge Historisches: Unter Mörec/Gitsov feierte der FAC 2021/22 sein bestes Saison-Ergebnis in der 2. Liga.

Blickt man auf den Jahres-Punkteschnitt der Floridsdorfer traut man seinen Augen nicht: Mit 2,03 Punkten pro Spiel erreichte man einen absoluten Spitzenwert. Kein anderer Klubs hat 2022 in der 2. Liga so viele Punkte gesammelt.

In den fünf Jahren zuvor streifte der FAC in Summe lediglich 1,14 Zähler pro Partie ein. Vor zwei Jahren stand man mit einem 0,84-Punkteschnitt an einem regelrechten Tiefpunkt. Im Vergleich zum Erfolgsjahr 2022 haben die Floridsdorfer somit ihre Punkteausbeute beinahe verdoppelt.

FAC im Vizemeister-Look
Foto: © GEPA

Kader-Umbruch im Sommer 

Doch der sportliche Aufschwung birgt zugleich immer wieder Gefahren: Leistungsträger wecken andernorts Begehrlichkeiten. Und so stand der FAC im vergangenen Sommer vor der Aufgabe, einen Mannschaftsumbruch zu meistern.

Mit Anthony Schmid und Joao Oliveira verließen die beiden besten Torjäger die "Athletiker" im Sommer 2022. Weitere Leistungsträger wie die beiden Mittelfeldspieler Marco Krainz und Martin Rasner sowie Verteidiger Patrick Puchegger suchten sich neue sportliche Herausforderungen.

"Mit einem Umbruch ist es immer schwierig, weil man die Ideen in neue Köpfe einbringen muss", fasst Fischer die Problematik zusammen. Mit einem klaren Transferkonzept ging der FAC aber unbeirrt seinen Weg weiter. Der Fokus lag vorrangig darauf,  jungen entwicklungsfähigen Spielern eine Chance zu geben, wie der sportliche Leiter des FAC verdeutlicht:

"Seit ich beim FAC bin und seit ich übernommen hab, war das immer schon mein Gedanke, auf junge Spieler zu setzen". Die Liga sei aber auch "ideal, um junge Spieler zu fördern und zu fordern. Von dem her ist das auch unsere Idee, dass wir die Plattform 2. Liga nutzen wollen und auch den Spielern die Möglichkeit bieten, sich ins Rampenlicht zu spielen. Das ist natürlich immer wieder eine Challenge, aber ich glaube, die wollen wir uns auch auferlegen", so der 32-Jährige.  

FAC-Kapitän Mirnes Becirovic
Foto: © GEPA

Umbruch ist "Gang und Gäbe"

"Dass sich die Mannschaft immer wieder aufs Neue ändert, ist fast schon gang und gäbe", weiß auch FAC-Kapitän Mirnes Becirovic. Zusammen mit Christian Bubalovic, Flavio und Leomend Krasniqi bildet der 33-jährige Routinier einen "Mini-Stamm", der für die nötige Konstanz im Team der Floridsdorfer sorgt. "Das ist eine kleine Achse, die einfach notwendig ist. Du kannst nicht 20 Leute einfach austauschen", meint Becirovic.  

Mit verändertem Gesicht und vielen Fragezeichen trat der FAC somit die neue Saison an. Denn es war nicht klar, in welche Richtung diese gravierenden Veränderungen die Floridsdorfer lenken würden.

Doch bereits nach der ersten Prüfung im ÖFB-Cup-Spiel gegen Regionalligist Bad Gleichenberg (2:0) keimte ein Fünkchen Zuversicht bei den FAC-Verantwortlichen rund um Geschäftsführer Fischer auf, dass der mannschaftliche Umbruch glücken könnte: "Im ersten Cup-Match haben wir bereits gemerkt, dass sehr viel funktioniert, was wir vorhaben."

Foto: © GEPA

"Team-Spirit"

Denn rund um den harten Kern des Teams haben sich die Sommer-Neuzugänge schon gut integriert, findet Verteidiger Becirovic: "Die neuen Leute haben letzte Saison den Erfolg gesehen und daran anknüpfen wollen. Das haben sie meiner Meinung nach wirklich gut gemacht. Es sind alle gut angekommen und sie wissen alle, was sie hier erwartet und wie wir funktionieren." Aber: "Ohne unsere Geschlossenheit geht das nicht. Das ist ein immenser Faktor, unsere Basis, um erfolgreich zu sein.", konkretisiert Becirovic.

Auch Team-Kollege Christian Bubalovic streicht den "Team-Spirit" beim FAC hervor. "Schon in meinen ersten drei Jahren war die Stimmung innerhalb der Mannschaft intakt, wir konnten unsere Leistungen aber nicht auf den Platz bringen", erinnert sich der Defensivmann. "Wir kämpfen kratzen, beißen und spielen zwar nicht den besten Fußball aber wir agieren wie eine familiäre Einheit."

Der aufopfernde Einsatz schlägt sich nun auch in der aktuellen Saison nieder. Denn die Floridsdorfer schlossen eine starke Hinrunde auf Platz sieben ab, mit lediglich sechs Punkten Rückstand und in Schlagdistanz auf Herbstmeister SV Horn, den man obendrein im letzten Ligaspiel des Jahres mit 2:1 besiegen konnte.

Mitja Mörec
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FAC bester Punkte-Jäger 2022

Es war der perfekte Jahresausklang und rundet sogleich das Erfolgsjahr ab, das einen historischen Meilenstein in der Vereinsgeschichte hinterließ:

Kein anderer Zweitligist sammelte mehr Punkte im Kalenderjahr 2022 als der FAC - ganze 61 Zähler verbuchten die "Athletiker". Ligakonkurrent Blau-Weiß Linz mit 56 Punkten hat man im Ranking deutlich abgehängt. 

"Ich glaube, keiner hat erwartet, dass wir so ein Jahr hinlegen", ist auch Trainer Mitja Mörec von der Leistung seiner Schützlinge überrascht und fährt fort: "Auch, dass wir nach dem Umbruch im Sommer so eine Hinrunde spielen. Das muss uns Motivation für die weitere Arbeit geben. Wir dürfen damit aber nicht zufrieden sein, sonst lässt du nach."

Dass eine Mannschaft zwischenzeitlich schwächere Phasen durchlebt, machte sich auch in der diesjährigen Herbst-Saison bemerkbar, als der FAC im Oktober und Anfang November vier Spiele in Folge auf einen Sieg warten musste.

Das Trainerteam um Mörec suchte den Dialog mit den Spielern – Becirovic und Co. gaben mit dem Sieg über Horn die erhoffte Antwort.

"Ich freue mich auch mit Alex (Co-Trainer, Anm.). Ich muss das betonen, weil er wirklich großartige Arbeit leistet. Das gesamte Trainerteam hat viel Zeit investiert, viele Gespräche geführt, sodass wir wieder performen", erklärt der Übungsleiter. "Es war extrem wichtig, dass wir mit einem Sieg in die Winterpause gehen."

FAC-Sportdirektor Lukas Fischer
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Transfers im Winter?

Bis Ende Februar hat der FAC nun Zeit die Mannschaft auf das kommende Frühjahr vorzubereiten. Im Jänner öffnen sich zudem die Pforten des Transfermarkts, eine Periode für Geschäftsführer Fischer, den Kader genauer unter die Lupe zu nehmen und -  falls notwendig - an den Stellschrauben zu drehen.

"Es gibt immer Überlegungen, den ein oder anderen Spieler hinzuzunehmen, der die ein oder andere Qualität hat. Es muss aber auch zum Gesamtbild passen, sodass wir auch den Team-Spirit nicht verlieren. Das steht bei uns eigentlich immer im Vordergrund", meint Fischer.

Neben "ein, zwei" Verstärkungen im Winter wünscht sich Trainer Mörec vor allem ein Trainingslager, "um noch enger zusammenzuwachsen". "Mit guter Arbeit können wir dann auch versuchen den Lauf aus dem letzten Frühjahr zu wiederholen."

Um eine vergleichbare Serie wie in der Rückrunde der vorherigen Spielzeit hinzulegen, braucht es aber auch das "Quäntchen Glück", wie Innenverteidiger Bubalovic anmerkt. "Manchmal musst du die Partien auch 'dreckig' mit 1:0 gewinnen. So war es die vergangene Saison zum Beispiel."

Kapitän Becirovic will unterdessen an die festgelegten Saisonzielen erinnern, "die trotz des Umbruchs erreichbar sind. Daran werden wir festhalten und nicht zu träumen beginnen und vom Weg abkommen."

Bundesliga-Lizenz

Sollte im Saison-Finish ein Bundesliga-Aufstieg noch immer in Reichweite sein, will der FAC bezüglich einer Lizenz für Österreichs höchste Spielklasse vorbereitet sein. Im März des kommenden Jahres müssen etwaige Unterlagen an den ÖFB übergeben werden.

"Wir haben die letzten Jahre immer um eine Bundesligalizenz angesucht. Wir haben sie teilweise nicht bekommen, weil wir nicht die erforderlichen Stadionbedingungen haben", so Geschäftsführer Fischer. Durch eine Vereinbarung mit der Admira konnte dieses Problem in der vergangenen Saison umschifft werden. Man hätte seine Heimspiele in der motion_invest ARENA bestritten. "Wir haben dann die Lizenz bekommen. Das ist auch in dieser Spielzeit wieder der Plan." 

Denn langfristig bleibt das Ziel der Floridsdorfer, sich wöchentlich mit Österreichs besten Klubs zu messen. Der Blick richtet sich somit nach oben.

Nach mittlerweile 16 Runden steht der FAC (27 Punkte) im dicht gedrängten Spitzenfeld der 2. Liga auf Platz fünf. Mit dem GAK (28), SV Horn (30) und Blau-Weiß Linz (31) mischen aktuell gleich mehrere Titelaspiranten ganz vorne mit. Auf Winterkönig SKN St. Pölten (32) fehlen fünf Punkte.

Entscheidend wird der Start ins Frühjahr sein. Schaffen es die Floridsdorfer einen ähnlich starken Lauf wie in der vergangenen Saison hinzulegen, so ist Träumen definitiv erlaubt.

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