Der Floridsdorfer AC hat in den vergangenen drei Jahren seit dem Abschied von Hans Kleer acht Trainer „verbraucht“ – ob fix oder interimistisch.
Der neunte in dieser Reihe ist Mag. Oliver Oberhammer. Viele werden den ehemaligen Trainer vor seiner Beförderung von Landesligist SC Retz zum FAC noch nicht auf der Rechnung gehabt haben.
Dabei handelt es sich beim Hoffnungsträger des Wiener Traditionsvereins um eine interessante Personalie – Magister, Laptop-Trainer a la Julian Nagelsmann und Trainer-Ausbildner.
Nun soll er bei seiner ersten Profi-Station den FAC in der neuen 2. Liga etablieren – den Anfang macht das LAOLA1-Livespiel am So., den 29. Juli, um 10:30 Uhr, gegen SKU Amstetten.
Eine Chance, Herausforderung und Risiko zugleich
„Wir sind alle voller Tatendrang. Ich freue mich sehr über die Chance, die ich bekommen habe, hier im Profifußball arbeiten zu dürfen. Ich war vorher schon bei Rapid und der Admira in zwei Jugend-Akademien tätig, also ein bisschen weiß ich ja, wie es da zugeht. Und so viel Unterschied ist da jetzt nicht“, sagt Oberhammer im Gespräch mit LAOLA1.
Am Fußballplatz im 21. Wiener Gemeindebezirk nimmt der 45-Jährige seine neue Aufgabe in Angriff, auch wenn er weiß, dass die letzten Jahre gegen den Abstieg nicht gerade rosig waren und sich der Floridsdorfer AC seit langem wieder nach Stabilität sehnt.
"Ich stelle mich der Aufgabe, es ist eine spannende Aufgabe – und auch eine Herausforderung natürlich. Wie groß sie letztendlich wird, wird die Saison dann zeigen. Aber ich glaube, dass wir das nicht so schlecht hinbekommen werden", ist der Neo-Coach zuversichtlich.
Ein Magister erobert das Trainergeschäft
Sein Traum vom Fußball-Profi platzte früh, den Rasen tauschte er gegen Bücher ein und entschied sich für ein Sportwissenschaftsstudium, um seinen Horizont in seiner sportlichen Berufung zu erweitern.
Nebenbei machte er seine ersten Gehversuche im Trainergeschäft, von Rennweg über die Rapid-Akademie, Horn II, Prottes, ASV 13, Admira Akademie bis zu Retz.
Ein Magister auf dem Trainerstuhl? Nicht unbedingt gang und gäbe. Obwohl er selbst nie höherklassig dem runden Leder nachjagte, hat er es jedoch vorerst einmal bis in die 2. Liga geschafft und die UEFA-A-Lizenz erworben. Die Pro-Lizenz fehlt noch.
Nicht nur deshalb bewertet es Oberhammer als sehr positiv, dass die anstehenden Änderungen in der Trainerausbildung künftig auch Nicht-Profis mehr Chancen einräumen.
"Es haben alle die Berechtigung, diese Profilizenz zu machen. Es sollen nur die Chancen für alle gleich sein. Bis jetzt war es halt so, dass die Ex-Profis ein bisschen bevorzugt worden sind und es da ein bisschen leichter gehabt haben, in diese Ausbildung hineinzukommen. Das wird sich jetzt hoffentlich ändern, in anderen Ländern ist es ja auch schon so."
Auf Nagelsmanns Spuren in der 2. Liga
Damit spielt der FAC-Coach auf namhafte Beispiele wie etwa in Deutschland mit Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco oder Florian Kohfeldt an.
Laptop-Trainer der allerersten Stunde haben sich mittlerweile einen Top-Ruf erarbeitet, auch Oberhammer folgt diesem Beispiel vorerst im kleinen Rahmen und verweist etwa darauf, dass neben den Genannten "auch ein Ralf Rangnick jetzt nicht sonderlich hoch Fußball gespielt hat. Jürgen Klopp hat auch 'nur' 2. Liga gespielt, also nicht am höchsten Level. Es ist ein Unterschied, ob man Fußball lehren, unterrichten oder trainieren möchte, oder ob man selber Fußball spielt. Das ist komplett etwas anderes."
Damit spricht er sicherlich vielen Gleichgesinnten aus der Seele. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er nicht umsonst auch als Referent in der Trainerausbildung weiter. Eine Tätigkeit, die dem FAC-Chefbetreuer neue Blickwinkel ermöglicht hat.
"Durch mein Sportwissenschaftsstudium habe ich die verantwortlichen Herren kennengelernt, Manfred und Hannes Uhlig. Sie haben noch jemanden benötigt, der mithilft und sich im sportwissenschaftlichen und auch taktischen Bereich auskennt. Da ich ja alle Ausbildungen bis auf die Profi-Lizenz bereits besitze, habe ich dann natürlich gerne zugesagt, weil es auch eine spannende Aufgabe ist, das erworbene Erfahrungswissen ein bisschen weiterzugeben.“
Trainer lernen von ihm, er von den Trainern
Zum einen steht er angehenden Trainern mit Tipps zur Seite, zum anderen kann auch er für seine eigene Karriere viel mitnehmen.
"Man lernt nie aus, speziell als Trainer. Es entwickelt sich immer weiter. Von den Teilnehmern kommen immer gute, neue Ideen, wo man auch ein paar Sachen verwenden kann."
Beim FAC ist sein Fußballwissen nun gefragt. Seine Erfahrungen als Akademie-Trainer - wie etwa bei Rapid an der Seite von Carsten Jancker, der nun sein Konkurrent in Diensten von Aufsteiger SV Horn ist - kann er im sehr jungen Kader der Wiener einbringen.
Junge Talente nach oben zu führen – das ist der eingeschlagene Weg. "Das ist die Philosophie, die wir uns ausgemacht haben. Dass wir den jungen Spielern die Chance geben wollen, sich in der neuen 2. Liga zu beweisen. Wir haben viele Neuzugänge von Rapid, viele junge Spieler, die alle topmotiviert sind, den Sprung zu schaffen und dementsprechend geben sie auch im Training Gas."
16 Ab-, 12 Zugänge: „Von Anfang an wird es nicht funktionieren“
Oberhammer muss das Team von Grund auf neu aufbauen. 16 Abgängen im Sommer – darunter Leistungsträger wie Marco Sahanek (Admira) oder Martin Fraisl (FC Botosani) - stehen 12 Neuzugänge gegenüber.
Alle Spieler sind im neuen Mischformat der 2. Liga als Profis gemeldet. Dass nach diesem neuerlichen Umbruch sofort alles funktioniert, schließt der Coach aber aus.
"Von Anfang an wird es nicht funktionieren, aber das wissen wir. Aber wir haben schon ein paar Wochen gemeinsam gearbeitet und uns viele Dinge erarbeitet. Ein paar funktionieren schon ganz gut, ein paar müssen wir noch verbessern. Wir haben von jedem Spiel eine Videoanalyse gemacht und auch die Ergebnisse und Leistungen stimmen mich durchaus positiv", glaubt Oberhammer an einen guten Saisonstart.
Ziel: Stabilität für den FAC statt Abstiegskampf
Für welche Spielphilosophie Oberhammer steht? „Wir spielen natürlich immer abhängig vom Gegner. Wir werden sowohl Ballbesitzphasen als auch Umschaltmomente benötigen, um erfolgreich zu sein. Dementsprechend lag darauf der Fokus in der Vorbereitung – natürlich neben dem konditionellen Bereich, der aber in den Spielformen mittrainiert wird.“
Ein Ziel auszugeben, fällt ihm aufgrund der eigenen Umbruchphase sowie der noch nicht bekannten Stärken der Gegner schwer. „Aber ich sage: Alles zwischen Rang sechs und zwölf ist einmal Stabilität für den FAC und eine gute Ausgangsbasis.“
Was dagegen spricht, dass der FAC auch unter Oberhammer wie in den vergangenen Jahren in den Abstiegskampf rutscht? "Die Qualität der Mannschaft."