Es ist sich auf den letzten Metern also doch noch ausgegangen: Die SV Ried, der große Titelkandidat, geht als Winterkönig der HPYBET 2. Liga in die Winterpause.
Die meisten Siege, die treffsicherste Offensive, die stabilste Defensive - die Innviertler sind der logische Spitzenreiter. Doch mit Austria Klagenfurt gibt es einen hartnäckigen Konkurrenten. Und so stehen die Rieder, auch wegen ihres holprigen Saisonstarts, erstmals in dieser Spielzeit auf der Pole Position.
Seitdem Gerald Baumgartner zu Beginn des Jahres das Trainer- und Sportdirektoramt in Ried übernommen hat, läuft es richtig gut. Erst zwei Liga-Niederlagen gab es seither, zudem eine im Cup mit einer B-Elf gegen Bundesligist SKN St. Pölten.
Der Übungsleiter zeigt sich deshalb im Gespräch mit LAOLA1 entspannt und zufrieden. Doch er weiß, dass seine Mannschaft noch nichts erreicht hat.
Rieder Flow
Seit dem 23. August, dem 1:2 gegen den GAK, ist die SV Ried nun ungeschlagen. Seitdem konnten zehn von elf Ligaspielen gewonnen werden. Nur bei den Young Violets musste man sich mit einem torlosen Remis begnügen - eine stolze Bilanz.
"Wir wollten natürlich von Anfang an auf Kurs sein, haben aber leider gleich das erste Spiel zuhause gegen Klagenfurt verloren. Ich glaube einfach, dass wir uns erst finden mussten und sich die neuen Spieler auch an die Drucksituation, die in Ried immer herrscht, gewöhnen mussten. Aber wir sind ruhig geblieben und dann in einen richtig guten Flow gekommen", so Baumgartner.
Für den Salzburger war dabei besonders die Phase Ende September, Anfang Oktober entscheidend. Da spielten die "Wikinger" vier Derbys innerhalb von zwei Wochen. Drei in der Liga, eines im Cup - und gewannen alle. "Das war schon wichtig für das Selbstvertrauen. Ab diesem Zeitpunkt hat man auch gesehen, dass wir richtig gut drauf sind", sagt er.
Motivation für die Region
Mit neun Siegen am Stück, zuletzt mit zwei Machtdemonstrationen (4:0, 5:0) im Doppel gegen Aufsteiger FC Dornbirn, gehen die Rieder in die Winterpause. Da liegt die Frage nahe, ob das Break für die Baumgartner-Elf zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt?
"Wenn du so einen Lauf hast, wir wir ihn gerade hatten, du die Spiele reihenweise gewinnst, dann muss man schon ganz ehrlich sagen, dass wir noch ein paar Runden hätten spielen können", gibt der Coach offen zu, schiebt aber gleich hinterher, dass es schon auch gut sei, dass nun einmal eine Pause kommen würde. "Auch wegen der Kälte ihm Training", sagt er.
"Es ist für Ried, den Vorstand, die Fans, die Sponsoren, für die ganze Region eine sehr große Motivation."
Der Rückstand auf Klagenfurt, das ja bekanntlich erst im letzten Spiel vor der Winterpause die erste Saison-Niederlage einstecken musste, wurde von den Riedern kontinuierlich abgebaut. Bereits in der vergangenen Spielzeit agierten die Oberösterreicher sehr stark aus der Rolle des Jägers. Die Vorzeichen für die Frühjahrsrunde haben sich nun gedreht.
"Es ist für Ried, den Vorstand, die Fans, die Sponsoren, für die ganze Region eine sehr große Motivation, dass wir die Tabellenspitze noch erreichen konnten", so Baumgartner.
Er könne vor der Leistung seiner Mannschaft nur den Hut ziehen, sagt er. "Ohne überheblich zu klingen, aber 12 Siege aus 16 Runden, das ist schon ungewöhnlich gut."
Stabilisator Acquah
Einer der Gründe, warum sich die Leistungen der Rieder stabilisierten, ist Mittelfeldabräumer Reuben Acquah. Er erhält Sonderlob von seinem Trainer: "Ich hätte das so nicht gesagt, aber wenn es angesprochen wird: Er ist sicher einer der Bausteine, warum wir richtig auf Touren gekommen sind."
Gemeinsam mit Urgestein Marcel Ziegl habe der Ex-LASK-Spieler ein gut harmonierendes Duo im defensiven Mittelfeld gebildet.
Auch für die "Zwara-Konferenz", den LAOLA1-Podcast zur 2. Liga, war Acquah einer der besten Spieler im Herbst. Wie noch drei weitere seiner Teamkollegen schaffte er den Sprung in unsere Topelf. Hier im Video:
Zugänge, aber keine Abgänge
Im dritten Anlauf in der 2. Liga soll es für Ried nun also endlich mit der Rückkehr in die Bundesliga klappen. Nicht noch einmal will man einer anderen Mannschaft den Vortritt lassen.
Aus diesem Grund richtete Baumgartner auch eine klare Forderung an seine Klub-Spitze: Keine Abgänge im Winter.
"Da gibt es neue Infos. Wir hatten am Montag unsere große Vorstandssitzung und haben beschlossen, dass die Mannschaft so zusammenbleibt, wie sie jetzt ist", verkündet der Trainer.
Somit bleiben sowohl der heißumworbene U21-Teamspieler Marco Grüll, wie auch Innenverteidiger Kennedy Boateng zumindest bis Sommer im Innviertel. Außer: "Wenn jetzt ein unpackbar gutes Angebot kommt, muss man immer darüber nachdenken. Das ist vermutlich bei jedem Verein in Österreich so, außer vielleicht bei Red Bull Salzburg."
Verstärkungen wird es hingegen geben. Baumgartner sieht Handlungsbedarf auf der einen oder anderen Position. In die Karten, um welche Position es sich handelt, will er sich aber nicht schauen lassen. Gesucht wird jedoch ein Spieler, der keine große Integration benötigen und sofort funktionieren würde.
Fernduell oder vorzeitige Entscheidung?
Mit dem langzeitverletzten Ante Bajic keht ein Schlüsselspieler des ersten Baumgartner-Halbjahres in den Rieder Kader zurück, feierte gegen Dornbirn bereits sein Comeback.
Die Rieder werden auch ihre ganze Qualität brauchen. Gleich zum Start in die Frühjahrsrunde steht das Auswärtsspiel bei Austria Klagenfurt auf dem Programm. Nach der Partie könnten die Innviertler auf sechs Zähler enteilen, oder die Kärntner gleichziehen. Fernduell oder vorzeitige Entscheidung also bereits im Februar.
Für den 55-jährigen Trainer stellt sich diese Frage nicht. "Ich sage immer, dass Klagenfurt seine Hausaufgaben sehr gut macht. Sie sind ein starker Konkurrent für uns."
Auf die Aussagen von Austria-Coach Robert Micheu, der zuletzt Elfmeterentscheidungen für Ried anzweifelte, reagiert der erfahrene Übungsleiter der Oberösterreicher gelassen: "Er hat ein paar Aussagen getroffen. Das war seine Wortwahl, seine Meinung. Die muss man ihm auch lassen."
Erfahrung im Titelkampf
"Ich war immer der Meinung, dass es zwischen Ried und mir gut passen würde."
Ein Vorteil für die Rieder ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Die Innviertler kennen sich aus im Titelkampf, können mit dem Druck umgehen. Klagenfurt ist deutlich unerfahrener, aber das dachte man in Ried vergangenes Jahr wohl auch von Wattens.
Trotzdem sagt Baumgartner: "Ich kann nicht beurteilen, ob Klagenfurt die Situation besser oder schlechter kennt als wir. Wir hatten diese Challenge mit einem Großteil der Mannschaft bereits vergangenes Jahr und haben daraus viel gelernt. Die Jungs sind durch die Vorsaison gereift, haben die Erfahrung, mit solchen Drucksituationen umzugehen, mitgenommen. Das hat man auch daran gesehen, dass wir im Duell mit Klagenfurt oft nachziehen mussten, also nach ihnen gespielt haben."
Seine Aufgabe sei es nun, dass jeder in allen Bereichen noch ein paar Prozent zulegen würde, erklärt er. Seine eigene Leistung, mit einem Punkteschnitt von 2,32 in 34 Spielen, will er nicht zu hoch hängen.
"Ich war immer der Meinung, dass es zwischen Ried und mir gut passen würde. Jetzt müssen wir einfach weiter alle gut miteinander zusammenarbeiten, dann können wir den Aufstieg schaffen", lässt Baumgartner keinen Zweifel an einem vorgezogenen Neujahrsvorsatz.