Spielminute 73 im Schlager zwischen dem SKN St. Pölten und dem FC Blau-Weiß Linz, die Gäste führen 1:0. Die Oberösterreicher verlieren in der Vorwärtsbewegung den Ball, die Hausherren finden am linken Flügel viel Raum vor.
Es ist eine brenzlige Situation, der SKN für seine blitzschnellen Konter berüchtigt. Der eingewechselte Rio Nitta setzt zum Sprint an. Doch das tut auch Ronivaldo. Der Mittelstürmer der Linzer marschiert fast 50 Meter, holt Nitta ein und luchst im das Leder ab. Die rund 1.000 mitgereisten Blau-Weiß-Fans jubeln fast so laut wie bei einem Tor.
Diese Szene verdeutlicht das Selbstverständnis Ronivaldos als Teamplayer. Der Brasilianer hilft seinen Kollegen, wo er nur kann. 20 Minuten später, in der Nachspielzeit tut er dann wieder das, was er besser kann als jeder andere in der Admiral 2. Liga: Toreschießen.
Ein Traumtor, von Gott angekündigt
Nach einer Balleroberung von Matthias Seidl zieht der Stürmer aus fast 50 Metern sofort ab, überhebt den viel zu weit vorne stehenden SKN-Goalie Franz Stolz zum 2:0-Endstand. Der Jubel ist riesig, die Linzer haben im Rennen um den Aufstieg in die Bundesliga wieder alle Trümpfe in der Hand >>>
Ronivaldo strahlt: "Gott ist groß. Ich hatte gestern einen Traum, in dem mir Gott gesagt hat, dass ich heute ein Tor schießen werde. Ich habe im Spiel schon gesehen, dass er immer weit vorne steht. Also habe ich mir gesagt, wenn sie einen Fehler machen, schieße ich sofort, ohne groß nachzudenken."
Tore am Fließband
Der 34-Jährige agiert seit rund zwei Monaten in absoluter Topform. In den vergangenen acht Spielen hat er immer getroffen, drei Mal sogar im Doppelpack.
Alle 65 Spielminuten ein Tor. Das ist der Ronivaldo, den die 2. Liga kennt und fürchtet. 136 Treffer in 214 Zweitliga-Partien hat er inzwischen am Konto.
Ein schwieriger Herbst
Im Sommer galt er nach seiner Ankunft aus Innsbruck als Königstransfer der Linzer, als fehlendes Puzzlestück am Weg zum Titel. Doch es lief zunächst nicht so recht. Ronivaldo traf im Herbst für seine Verhältnisse wenig, nur fünf Mal, rutschte ab Anfang Oktober sogar aus der Startelf.
Doch er ließ sich nicht hängen und fand den Weg zurück. Teamkollege Tobias Koch berichtet: "Er hat sich das in den letzten Monaten richtig erarbeitet. Im Herbst ist es nicht so gelaufen, wie er und wir uns das gewünscht haben, aber er hat trotzdem seine Leistung gebracht und immer Gas gegeben."
"Wir leben von der Mannschaft, nicht von Einzelspielern"
Das sieht Trainer Gerald Scheiblehner keinen Deut anders: "Ronivaldo hat eine unglaubliche Einstellung. Er hat die Rolle als Ersatzspieler im Herbst akzeptiert, hat der Mannschaft von der Bank geholfen. Jetzt hilft er der Mannschaft 90 Minuten lang. Er ist topfit. Jeder weiß, welche Klasse er hat, er ist aber auch ein unglaublicher Mensch."
Der Coach legt allerdings auch Wert auf die Feststellung, dass Blau-Weiß Linz eben nicht nur Ronivaldo ist: "Wir leben von der Mannschaft, nicht von Einzelspielern. Die Mannschaft steht immer über allem. Du kannst eine Meisterschaft in der 2. Liga nur gewinnen, wenn du als Mannschaft funktionierst. Er macht die Tore, aber alle anderen sind auch hervorzuheben, alle spielen am Limit."
Der Goalgetter hat diesen Team-Gedanken aber sowieso längst verinnerlicht. Wenn es sein muss, hilft er eben in der 73. Minute per 50-Meter-Sprint auch als Rechtsverteidiger aus...
Ronivaldos Traumtor im Video: