Der 2. Liga-Spitzenreiter WSG Wattens rüstet immer weiter für die Mission Aufstieg auf.
Dabei gelingt den Tirolern ein Sensations-Transfer: Sinan Kurt wechselt vom deutschen Bundesligisten Hertha BSC Berlin in Österreichs zweithöchste Spielklasse. Über eine mögliche Ablöse oder die Vertragslaufzeit machte der Klub keine Angaben. Fix ist laut Klubangaben nur, dass es sich nicht um eine Leihvariante handelt. Kurts Kontrakt in Berlin wäre noch bis Saisonende gelaufen.
Kurt ist kein Unbekannter. Der mittlerweile 22-jährige Offensivspieler kam zwar zuletzt nur mehr in der Regionalliga Nordost zum Einsatz, bestritt aber zwei Bundesliga-Einsätze für den Hauptstadtklub. Zudem galt er lange Zeit als Riesen-Talent in Deutschland.
Seine Vita kann sich sehen lassen. So stand er vor seiner Zeit in Berlin von Sommer 2014 bis Jänner 2016 beim FC Bayern München unter Vertrag und kam unter Pep Guardiola zu einem Bundesliga-Einsatz. Die Münchner ließen sich den Ausnahmekönner damals mit gerade 18 Jahren immerhin 3 Millionen Euro kosten.
Davor durchlief er die Nachwuchsschule bei Borussia Mönchengladbach und war fester Bestandteil der DFB-Nachwuchs-Nationalteams von der U15 bis zur U19.
Penis-Foto-Skandal und unprofessionelle Einstellung
Der frühe Aufstieg wirkte sich jedoch negativ auf seine Karriere aus. Pal Dardai sortierte ihn bei der Hertha aus, da fiel er mehr mit Hubschrauberflügen und Instagram-Präsenz auf, als in der zweiten Mannschaft.
Für einen Skandal sorgte er 2016, als die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl in Höhe von 20.000 Euro gegen ihn erließ, da ihm vorgeworfen wurde, Penis-Fotos an eine Minderjährige verschickt zu haben. Die Eltern der Betroffenen erstatteten damals Anzeige. Kurt bestritt den Vorwurf. Zudem wurde er nach seiner Urlaubs-Rückkehr bei Hertha gerügt, weil er mit Übergewicht ins Training einstieg.
Trainer bedauerten immer wieder, dass der Junge trotz großen Potenzials nicht die nötige Einstellung für eine große Karriere mitbrachte.
"Er kann unser Ass im Aufstiegskampf sein"
In Tirol will Kurt nun seine Karriere wieder in Schwung bringen. Er sagt: "Der Wechsel ist schnell über die Bühne gegangen und ich freu mich jetzt hier zu sein. Der ganze Verein und die Präsidentin haben mit dem Aufstieg ein großes Ziel und ich will meinen Teil dazu beitragen. Es ist sehr familiär hier, mein erster Eindruck ist ausgezeichnet und ich bin gespannt auf die nächsten Wochen."
Wattens-Coach Thomas Silberberger erklärt: "Sinans Karriere startete verheißungsvoll und ist dann ins Stocken geraten. Wenn man mit 18 Jahren von Bayern München um drei Millionen geholt wird, ist das ein schwerer Rucksack, den man zu tragen hat. Wattens ist sowas wie die letzte Chance für ihn, zurück in den Fokus der Bundesliga zu gelangen. Dass er kicken kann, steht außer Zweifel, wenn er Stationen wie Gladbach, Bayern und Hertha hinter sich hat. Er kann unser Ass im Aufstiegskampf sein."