Ende gut, alles gut für die SV Ried!
Eine lange Saison geht für die Oberösterreicher mit dem Aufstieg in die Bundesliga nach einem dramatischen Finish zu Ende. Als klarer Favorit in den Corona-Restart gegangen, fanden sich die Rieder plötzlich hinter Austria Klagenfurt wieder. Doch mit der Wende von der Wende in der vorletzten Runde brachten sich die "Wikinger" wieder ins Spiel und verwerteten nun mit einem 9:0-Kantersieg gegen den FAC am letzten Spieltag den Matchball.
"Die SV Ried gehört in die Bundesliga und da sind wir jetzt wieder zurück. Ich glaube, wir sind verdient Meister. Wir haben Großes erreicht", sagt der beim Saisonfinale gesperrte Kapitän Thomas Reifeltshammer im ORF-Interview.
Sein Ersatz Marcel Ziegl sieht es ähnlich: "Wir haben das ganze Jahr darauf hingearbeitet und hingefiebert. Der Titel ist nicht nur für uns Spieler, sondern für den ganzen Verein, das ganze Innviertel und für die Fans. Wir hatten keine einfachen drei Jahre, aber jetzt sind wir zurück, wo wir hingehören. Das ist einfach unbeschreiblich!"
"Eine Meisterleistung von allen Beteiligten"
Als am 18. Mai die Fortsetzung der Saison auch in der 2. Liga beschlossene Sache war, wähnten viele Ried als Sieger des Kampfs gegen den Abbruch. Acht Punkte betrug der Vorsprung auf Klagenfurt, die letzten elf Runden schienen nur noch Formsache. Das könnten auch die Rieder Kicker gedacht haben, die in den ersten sechs Partien nach dem Wiederbeginn vier Niederlagen kassierten und plötzlich den Atem des Konkurrenten im Nacken spürten. In der 25. Runde lag man prompt einen Punkt hinter der Austria, die Stimmung im Innviertel war am Boden. Zum dritten Mal en suite drohte Ried den stets zum Ziel erklärten Aufstieg zu verpassen.
Doch die Truppe von Gerald Baumgartner bewies Moral und schaffte das schon nicht mehr möglich Geglaubte. Die Schlüsselspiele gegen Wacker Innsbruck (4:3) und in Horn (3:2) drehte man im Finish, letztere Partie sogar in Unterzahl. Im finalen Heimspiel gegen den FAC "servierten" die "Wikinger" mit einem Kantersieg aus und fixierten so ihre 21. Saison im heimischen Oberhaus.
"Wenn man sich ansieht, wie die Saison verlaufen ist und wo wir vor fünf Wochen gestanden sind... und jetzt feiern wir den Aufstieg – was Schöneres gibt es nicht", jubelt Ziegl. "Wir waren in einer schwierigen Situation, aber wir haben gesagt wir können uns nur selbst befreien, wir sind intern zusammengestanden. Es war einfach eine Meisterleistung von allen Beteiligten", sagt Reifeltshammer, der den ersten Aufstieg in seiner langen Ried-Karriere feiern darf.
Auch Trainer und Sportdirektor Gerald Baumgartner spricht seinem Team ein Lob aus: "Kompliment an alle, die uns das ganze Jahr unterstützt haben, wir sind auch in schwierigen Zeiten zusammengestanden. Wir haben einen hohen Sieg gebraucht, die Jungs haben es großartig gemacht. Wir haben zuletzt die Nasenspitze vorne gehabt und es souverän ins Ziel gebracht."
Rieds Meisterstück im VIDEO:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Dreijährige Durststrecke zu Ende
Für Ried endet eine dreijährige Durststrecke, die in der etwas chaotischen Saison 2016/17 eingeleitet wurde. Die war nicht nur von einem Trainerwechsel geprägt, sondern auch von Querelen in der Führungsriege. Der aktuelle Ried-Geschäftsführer Roland Daxl brachte sich als neuer starker Mann in Position, im Februar 2017 trennte sich der Klub von Sportdirektor Stefan Reiter. Und damit jenem Langzeitfunktionär, der seit 1993 mit einer Unterbrechung von vier Jahren den Club im Oberhaus etabliert hatte.
Reiter, inzwischen Manager von Zweitligist Blau-Weiß Linz, gilt als Architekt des Innviertler Erfolgs. Unter seiner Ägide schaffte der Verein, der bis 1991 maximal in der Landesliga gekickt hatte, 1995 erstmals den Aufstieg in die Bundesliga, in der man sich acht Jahre lang hielt. Nach zwei Saisonen (2003/04 und 2004/05) kehrte Ried in die Beletage zurück und hielt sich dort eben bis 2017. Fünfmal vertrat der Klub Österreich im Europacup.
Rieds Historie ist geprägt von Spielernamen wie Herwig Drechsel, Sanel Kuljic, Oliver Glasner oder Michael Angerschmid, aktuell sind es Thomas Reifeltshammer und Marcel Ziegl, die - aus der eigenen Akademie kommend - für den Rieder Weg stehen. Am Trainersektor wirkten Klaus Roitinger oder Paul Gludovatz stilbildend. Beide holten mit dem Klub den Cupsieg (1998 bzw. 2011), es sind die aktuell einzigen Titel der Rieder. Die Meisterschaft blieb den Oberösterreichern bisher versagt, 2007 war man als Liga-Zweiter hinter Salzburg allerdings zumindest "Champion der Herzen".
Lastwagen voller Bier für Amstetten
Nun feiert man die Rückkehr in die Bundesliga. Diese wurde mit dem 9:0-Sieg am Ende eindrucksvoll besiegelt. Letztlich entschied das um fünf Treffer bessere Torverhältnis zugunsten der Rieder, das Klagenfurter Projekt der deutsch-kroatischen Unternehmer um Tomislav Karajica muss hingegen weiter auf den Aufstieg warten.
"Der Matchplan war, dass wir ein frühes Tor schießen, damit wir die Nerven nicht so strapazieren. Wir sind dann schnell 3:0 in Führung gegangen, aber wir haben so einen hohen Sieg auch gebraucht", sagt Baumgartner angesichts des 6:1-Erfolgs von Verfolger Klagenfurt.
Mit drei Toren wesentlich am Rieder 9:0 beteiligt war Julian Wießmeier. "Es ist unglaublich! Es war eine super Partie von uns, wir haben von Anfang an Gas gegeben und das gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Es war wichtig nach den letzten Wochen, die extrem viel Nerven und Kraft gekostet haben, dass wir die Partie so souverän zu Ende gespielt haben", so der dreifache Torschütze. "Nach der Corona-Pause hat keiner mehr an uns geglaubt, und wir haben es allen gezeigt. So etwas erlebt man nicht oft. Jetzt gibt es nur noch feiern!"
Nach dem Empfang der Meisterschale direkt nach dem Spiel wird am Samstag im Rieder Stadion weitergefeiert. (So läuft die Meisterfeier in Ried >>>)
Das eine oder andere Bier könnte auch bei der Konkurrenz in Amstetten landen, das mit seinem Sieg gegen Klagenfurt am vorletzten Spieltag entscheidend dazu beigetragen hat, dass Ried die Tabellenspitze zurückeroberte.
"Das war letze Woche der Knackpunkt", analysiert Marcel Ziegl. "Ich glaube, wir können einen Lastwagen voller Bier hinschicken und wenn sie wollen, bekommen sie einen Zweiten auch noch."