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WSG Wattens: Gaudi mit der Juventus-Connection

Wie die WSG in die Bundesliga will und Chiellini-Besuche in Wattens.

WSG Wattens: Gaudi mit der Juventus-Connection Foto: © GEPA

Die neue 2. Liga ein Solo für Topfavorit SV Ried? Nicht wenn es nach der WSG Wattens geht!

Die Tiroler machen kein Geheimnis aus ihrem Ziel, in die Bundesliga aufzusteigen und haben sich auf dem Transfermarkt entsprechend verstärkt.

Am Samstag im Heimspiel gegen Aufsteiger SV Lafnitz (20 Uhr bei LAOLA1 im LIVESTREAM und im LIVE-Ticker) wird man erstmals überprüfen können, wie gut gerüstet die WSG für diese Herausforderung ist.

Zuvor erläutert Trainer Thomas Silberberger im LAOLA1-Interview, warum Wattens auf dem Weg nach oben das Siegen wieder "lernen" muss, gibt Einblicke in die Connection zu Juventus, verdeutlicht die Vision von Präsidentin Diana Langes und widerspricht der Skepsis von Nachbar FC Wacker Innsbruck, dass in Tirol kein Platz für zwei Bundesligisten ist.

Zudem kritisiert er die Ungeduld bei diversen Vereinen, nachdem er in den vergangenen beiden Zweitliga-Jahren in 72 Spielen 33 verschiedenen Trainern die Hand geschüttelt hat.

LAOLA1: Ein Blick auf die Transferliste zeigt, dass die WSG Wattens ordentlich aufgerüstet hat. Wie konkret ist die Vision von der Bundesliga?

Thomas Silberberger: Unsere Transfer-Politik spiegelt es deutlich wider. Wir haben neun neue Spieler – teilweise klingende Namen, teilweise hervorragende junge Spieler. Wir wollen in dieser Sechzehner-Liga eine tragende Rolle einnehmen, sprich ganz vorne mitspielen. Die Zielsetzung des Vereins ist Schritt für Schritt eine Entwicklung, die in Richtung Bundesliga geht. Ob es schon in dieser Saison klappt, wird man sehen, aber wir wollen mit Sicherheit ein gewichtiges Wort mitreden.

"Nach diesen Transfers etwas anderes zu sagen, als dass wir vorne mitspielen wollen, wäre ein Blödsinn. Mit diesem Kader brauche ich nicht herumreden und sagen, dass ich irgendwo im gesicherten Mittelfeld landen will."

Thomas Silberberger

LAOLA1: Muss man eigentlich "lernen", ein Spitzenteam zu sein?

Silberberger: Das müssen wir absolut lernen. Wir haben es ein Stück weit verlernt. In der Regionalliga waren wir über Jahre sehr dominant. Jetzt haben wir zwei Jahre in der 2. Liga hinter uns, aus denen wir unsere Lehren gezogen haben, was zu einem Mentalitätswechsel in der Transferspolitik geführt hat. Wir wollen den Weg mit neuen Spielern bestreiten, weil wir gesehen haben, dass wir in einer Schleife festhängen – nach hinten passiert der WSG Wattens nichts, nach vorne aber auch nicht. Das war qualitätsmäßig in den letzten Jahren nicht drinnen. Jetzt hat der Verein Mittel zur Verfügung gestellt und das Ziel ausgegeben, eine tragende Rolle in dieser neu formierten 2. Liga einzunehmen. So sind diese Transfers zu erklären – und ich denke, nach diesen Transfers etwas anderes zu sagen, als dass wir vorne mitspielen wollen, wäre ein Blödsinn. Mit diesem Kader brauche ich nicht herumreden und sagen, dass ich irgendwo im gesicherten Mittelfeld landen will.

LAOLA1: Zu den prominenten Neuzugängen zählt Andreas Dober. Was erwarten Sie von ihm und wie tut sich der Ur-Wiener in Tirol?

Silberberger (lacht): Das ist kein Problem! Es wird ja immer gesagt, dass Wiener und Tiroler nicht miteinander können. Das ist absoluter Blödsinn! Bei uns ist jeder herzlich willkommen, und Andi Dober hat bereits in den ersten Wochen gezeigt, dass er Wattens nicht nur als Kurzengagement sieht, sondern mit uns unsere vorgegebenen Ziele erreichen will. Er ist ein absolut positiver Typ, der sofort integriert war. Dober und vor allem auch Ione Cabrera sind zwei Verteidiger, die wir geholt haben, die sehr viel Routine und positive Mentalität, sprich Siegeswillen, mitbringen. Beide haben eine tolle Vita – nur von ihrer Vita, und das habe ich ihnen bereits gesagt, werden wir uns nichts kaufen können. Sie müssen Leidenschaft an den Tag legen, sie müssen meine Mannschaft führen. Letztes Jahr hat uns erstens ein Stück weit Routine und zweitens die Führung am Platz gefehlt. Das wollten wir mit diesen beiden Transfers kompensieren.

LAOLA1: Was ist von anderen Neuzugängen zu erwarten?

Silberberger: Sämtliche Transfers, die wir getätigt haben, haben Potenzial. Am meisten unterschätzt wird Michael Svoboda vom FC Stadlau, das ist ein junger Topverteidiger. Oliver Filip, den wir von Sturm Graz ausgeliehen haben, hat vor zwei Jahren mit Red Bull Salzburg in der Youth League für Furore gesorgt. Clemens Walch wollten wir unbedingt – natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass wir Ried ein bisschen schwächen können. Von Juventus Turin haben wir Alhassane Soumah erhalten. Also ich glaube schon, dass wir uns ganz toll verstärkt haben. Die größte Aufgabe wird jetzt sein, schnellstmöglich eine Einheit auf dem Platz zu sein und Teamspirit in die Mannschaft zu bekommen, damit wir jene Rolle einnehmen können, die wir uns alle erwarten.

"Bei Juventus ist Claudio Chiellini, das ist der Zwillingsbruder von Giorgio Chiellini, der Beauftragte für diese Leihspieler. Der kommt wirklich nach Wattens, schaut sich an, wie die Spieler leben, wie sie integriert sind und bringt Videos der Spielsequenzen von der WSG Wattens mit heim nach Turin. Das wird hochprofessionell aufgearbeitet."

Thomas Silberberger

LAOLA1: Von Juventus waren schon in der vergangenen Saison drei Spieler in Wattens. Wie genau funktioniert diese Kooperation?

Silberberger: Die Kooperation ist dem geschuldet, dass unsere Präsidentin Diana Langes sehr gute Kontakte zur Agnelli-Familie hat. Diese private Freundschaft hilft uns natürlich. Und es ist auch nicht so, wie man sich Kooperationen oft vorstellt, dass die Spieler geschickt werden und dann kümmert sich der Verein nicht drum. Bei Juventus ist Claudio Chiellini, das ist der Zwillingsbruder von Giorgio Chiellini, der Beauftragte für diese Leihspieler. Der kommt wirklich nach Wattens, schaut sich an, wie die Spieler leben, wie sie integriert sind und bringt Videos der Spielsequenzen von der WSG Wattens mit heim nach Turin. Das wird hochprofessionell aufgearbeitet, und die Spieler fühlen sich bei uns sehr wohl. Alhassane Soumah ist der nächste Schritt, er ist von der Qualität her noch einmal über die letztjährigen Leihspieler zu stellen. Das gibt auch seine Vita wieder. Er hat in Ungarn gespielt, in der 2. belgischen und 2. Schweizer Liga. Ich denke, er kann bei uns eine tragende Rolle einnehmen.

LAOLA1: Wenn erneut ein Spieler kommt, hat sich die Kooperation wohl auch aus Sicht von Juventus bewährt, oder?

Silberberger: Zur Gaudi schicken sie mit Sicherheit nicht jemanden, der das Ganze kontrolliert und für gut befindet. Der Kontakt mit Juve ist wirklich eng. Aber noch einmal: Das ist dem Kontakt unserer Präsidentin geschuldet. Ich denke, in Österreich hätte kaum ein Verein die Kraft, eine Kooperation mit Juventus einzugehen, wenn nicht eine private Verbindung dahintersteht.

LAOLA1: Die Familie Langes-Swarovski steht für Engagement im Tiroler Fußball. Wie groß ist der Traum von Diana Langes, mit Wattens in die Bundesliga zu kommen?

Silberberger: Sie will in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der Anfang der 70er mit Wattens in der Bundesliga war, dann in der Spielgemeinschaft mit Wacker Innsbruck für die erfolgreichste Zeit jemals in Tirol gesorgt hat und in den 80ern den FC Swarovski Tirol bis ins Semifinale des UEFA-Cups geführt hat. Ich glaube, dass die Diana sehr viel von ihrem Vater hat und natürlich in seine Fußstapfen treten will. Mit dem Aufstieg in die 2. Liga ist der erste Schritt getan, jetzt sollen die nächsten Schritte folgen.

LAOLA1: LAOLA1 on Air – der Sport-Podcast hat sich vergangene Woche intensiv mit dem FC Wacker Innsbruck auseinandergesetzt, und da klang Skepsis durch, ob in Tirol für zwei Bundesliga-Vereine Platz ist.

Silberberger: Ein gesunder Wettbewerb schadet keinem. Skepsis hin oder her – in anderen Bundesländern geht das auch. Fakt ist: Es geht ja im Endeffekt nur ums Geld (lacht)! Das muss man ganz ehrlich sagen. Ob sportlich der Raum für zwei da ist, wird man dann eh sehen. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir eine Rolle spielen können. Das ist unsere Vision. Ich bin Angestellter der WSG Swarovski Wattens und will nicht kommentieren, was andere Vereine über uns denken oder andere Vereine generell machen.

LAOLA1: Sie persönlich haben zuerst sechs Jahre den FC Kufstein betreut und gehen nun in Ihr sechstes Jahr in Wattens. Sind Sie ein Trainer für Langzeit-Beziehungen zu Vereinen?

Silberberger: Schaut so aus! Beide Vereine, der FC Kufstein und die WSG Wattens, haben einiges gemeinsam, vor allem dass im Verein Ruhe herrscht. Wenn ich meinen aktuellen Verein hernehme: Wir haben auch Krisen durchgemacht – in der Regionalliga oder letztes Jahr im Herbst, als wir wirklich ganz schwer aus den Startlöchern gekommen sind. Der Verein ist in sich gekehrt, strahlt Ruhe aus, es wird nicht hinter verschlossenen Türen über Trainer-Ablösen diskutiert. Der eingeschlagene Weg wird fortgesetzt, und ich bin froh, dass ich bei so einem Verein tätig sein darf, denn das sieht man ganz selten. Da fällt mir auch eine Statistik ein.

"In meinen 72 Zweitliga-Spielen in den letzten zwei Jahren habe ich 33 verschiedenen Trainern die Hand geschüttelt. Daran sieht man, wie ungeduldig manche Vereine sind."

Thomas Silberberger

LAOLA1: Und zwar?

Silberberger: Ich habe zufällig vor unserem letzten Auswärtsspiel der vergangenen Saison gegen Blau-Weiß Linz nachgerechnet: In meinen 72 Zweitliga-Spielen in den letzten zwei Jahren habe ich 33 verschiedenen Trainern die Hand geschüttelt. Daran sieht man, wie ungeduldig manche Vereine sind – und da muss man dazusagen, dass es in den letzten beiden Jahren in Wirklichkeit nur einen Absteiger gegeben hat und trotzdem liegen die Nerven bei vielen Vereinen einfach zu sehr blank. Das verstehe ich nicht. Man sieht bei uns: Wenn man in Ruhe langfristig arbeiten kann, stellt sich auch der Erfolg ein.

LAOLA1: Bei diesen Arbeitsbedingungen bleibt man natürlich als Trainer gerne loyal. Aber es ist anzunehmen, dass die Bundesliga Ihr großes Berufsziel ist, oder?

Silberberger: Natürlich. Jeder, der Trainer wird, strebt das Höchste an. Bei uns in Österreich ist die Bundesliga das Höchste. Aber es ist auch ein lohnenswertes Ziel für den Verein und ich glaube, da fahren wir ganz gut miteinander – Thomas Silberberger mit der WSG Wattens und die WSG Wattens mit Thomas Silberberger.

LAOLA1: Betrachten Sie die SV Ried als Hauptkonkurrenten am Weg in die Bundesliga?

Silberberger: Nicht nur die SV Ried. Ich sehe auch Austria Lustenau sehr stark. Beide Vereine hat man immer auf der Rechnung. Zudem glaube ich, dass der eine oder andere Verein, den man nicht auf der Rechnung hat, ganz vorne mitspielen wird.

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