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WM-Sensation Marokko will auch beim Afrika Cup zuschlagen

Bei der diesjährigen Ausgaben sind alle Top-Nationen mit von der Partie. Auch sechs Bundesliga-Kicker wurden nominiert.

WM-Sensation Marokko will auch beim Afrika Cup zuschlagen Foto: © getty

Das Sensationsteam der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 strebt endlich wieder Erfolg bei den Kontinental-Meisterschaft an. 13 Monate nach dem Halbfinaleinzug in Katar will Marokko die Durststrecke beim Afrika Cup beenden, den die "Löwen vom Atlas" nur 1976 gewonnen haben.

Die Konkurrenz ist aber stark, haben sich für das Turnier von 13. Jänner bis 11. Februar in der Elfenbeinküste doch alle Top-Nationen wie Titelverteidiger Senegal und Rekordchampion Ägypten qualifiziert.

"Wir haben Afrika auf die Landkarte gebracht"

"Was wir bei der WM geschafft haben, war historisch. Wir haben Afrika auf die Landkarte gebracht", erinnerte Teamchef Walid Regragui an den erstmaligen Aufstieg eines afrikanischen Teams in ein WM-Halbfinale. "Wir haben bei einem großen Bewerb Erfahrungen gesammelt, aber die Realität ist, dass der Afrika Cup immer ein kompliziertes Turnier ist. Es ist nicht das erste Mal, dass Marokko als Favorit antritt, leider ist es uns nicht gelungen, regelmäßig ins Halbfinale zu kommen. Aber wir gehen mit dem gleichen Geist rein und wenn wir unser Allerbestes geben und so Gott will, werden wir den Pokal gewinnen", erklärte der 48-Jährige.

Regragui, der nach der WM-Sensation zu Afrikas Trainer des Jahres gewählt worden ist, hat ein Team voller Selbstvertrauen und wieder alle Stammspieler wie die Stars Hakim Ziyech (Galatasaray Istanbul) und Achraf Hakimi (Paris Saint-Germain) dabei, die in Katar Belgien, Spanien und Portugal ausgeschaltet haben.

Ex-"Bulle" Mane führt Titelverteidiger an

Titelverteidiger bei dem Turnier mit 24 Mannschaften ist der Senegal mit Erfolgstrainer Aliou Cisse und Starstürmer Sadio Mane. Die Auswahl des westafrikanischen Landes hatte sich im Finale im Jänner 2022 nach torlosen 120 Minuten im Elfmeterschießen gegen Ägypten durchgesetzt und peilt das dritte Endspiel hintereinander an.

Den entscheidenden Elfer vor zwei Jahren verwandelte Mane. "Der Pokal für den Afrika Cup war die beste Trophäe, die ich je gewonnen habe. Erneut zu gewinnen wäre speziell und eine großartige Leistung", sagte der ehemalige Salzburger, warnte aber. "Dieses Turnier wird eines der stärksten, seitdem ich dabei bin, weil alle großen Länder hier sind und ihre Ziele haben", so der Kapitän, der nach seiner Red-Bull-Zeit bei den Weltclubs Liverpool und Bayern engagiert war und nun in Saudi-Arabien spielt.

Auch Ägypten wieder stark besetzt

Zu den Teams mit großen Ambitionen gehört Rekordsieger Ägypten. Der siebenfache Champion wird von Liverpool-Stürmer Mohamed Salah angeführt und tritt mit fast der gleichen Mannschaft wie beim Finaleinzug vor zwei Jahren an. 14 Jahre liegt der bisher letzte Titel zurück, seitdem wurden mit Salah zwei Finali (2017, 2022) verloren. Der 31-Jährige brennt darauf, eine weitere Enttäuschung zu vermeiden. "Ich möchte das Turnier gewinnen", stellte Salah klar.

Auf einen Starstürmer kann auch Nigeria bauen. Der dreifache Champion hofft auf Tore von Victor Osimhen, der im abgelaufenen Jahr mit Napoli die italienische Meisterschaft gewonnen hat und zu Afrikas Spieler des Jahres gewählt wurde. Der portugiesische Teamchef Jose Peserio hat eine auf dem Papier starke Mannschaft zur Verfügung, steht nach einem schwachen Start in die WM-Qualifikation für 2026 allerdings in der Kritik. Victor Boniface, Toptorjäger des deutschen Tabellenführers Bayer Leverkusen, verletzte sich unmittelbar vor dem Turnier und fällt bei den Nigerianern aus.

Song will mit Kamerun auch als Trainer den Titel holen

Rigobert Song soll Kamerun zum sechsten Triumph führen. Der Afrika-Cup-Rekordspieler und einstige Kapitän der "Unbezähmbaren Löwen" hat als Spieler zweimal den Titel geholt und will nach Rang drei vor zwei Jahren nun auch als Trainer reüssieren. Song wäre nach dem Ägypter Mahmoud Al Gohari (1957 bzw. 1998) und dem Nigerianer Stephen Keshi (1994 bzw. 2013) erst der Dritte, der als Spieler und Trainer triumphiert.

Auf Heimvorteil und französischen Know-how setzt die Elfenbeinküste. Teamchef Jean-Louis Gasset, einst Assistent von Laurent Blanc beim französischen Nationalteam und bei Paris Saint-Germain, gilt als Taktik-Fuchs und soll das Gastgeber-Team nach 1992 und 2015 zum dritten Erfolg verhelfen. Seit Ägypten 2006 hat aber kein Gastgeber den Pokal geholt.

Sechs Bundesliga-Kicker mit von der Partie

Gasset hat Salzburg-Stürmer Karim Konate einberufen, einer von sechs Spielern, die aus der österreichischen Bundesliga für den Afrika Cup nominiert wurden. Mali setzt mit Sturm-Verteidiger Amadou Dante und den Salzburg-Stürmern Sekou Koita und Dorgeles Nene gleich auf drei Österreich-Legionäre. Salzburg fehlen also drei Stürmer mit gesamt 13 Liga-Toren im Herbst. Für die Kapverden hat Sturm-Angreifer Bryan Teixeira eine Einberufung erhalten. LASK-Mittelfeldspieler Ebrima Darboe steht im Kader von Gambia.

Das Turnier war ursprünglich im vergangenen Juni angesetzt gewesen, wurde aber wegen der Regensaison um sechs Monate in den europäischen Winter verschoben. Damit fällt die Kontinentalmeisterschaft wieder mitten in die Saison der europäischen Ligen, die wochenlang auf viele Leistungsträger verzichten müssen.

Alleine aus der deutschen Bundesliga sind 20 Spieler in die Elfenbeinküste gereist. "Immer extrem unglücklich", meinte dazu etwa Bayern-Coach Thomas Tuchel. Leverkusens Club-Chef Fernando Carro forderte in der "Bild am Sonntag", dass der Termin in Zukunft überdacht wird und hofft auf eine Verständigung zwischen der europäischen Club-Vereinigung ECA und dem Weltverband FIFA.


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