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Winter-Check 2015/16: SK Rapid Wien

Nützt Rapids zusammengebliebener Kader die Chance auf den großen Coup?

Winter-Check 2015/16: SK Rapid Wien

Bundesliga, ÖFB-Cup, Europa League - drei Bewerbe in denen Rapid im Februar noch immer vertreten ist.

Das ist keine Selbstverständlichkeit, schließlich sind die Durststrecken der letzten Jahre bekannt.

Die Chance ist so groß wie lange nicht mehr, nach 2008 endlich wieder einen Meistertitel nach Hütteldorf zu holen.

Der Herbst war vielversprechend, die Ausgangslage vor der Rückrunde hätte aus Sicht der Grün-Weißen aber ohne ein paar Patzer noch rosiger aussehen können.

Nach einem perfekten Saisonstart mit sechs Spielen ohne Niederlage schlichen sich Unachtsamkeiten ein - etwa gegen Mattersburg, Altach, WAC, Grödig oder Admira. Zudem musste man sich zwei Mal Salzburg und einmal der Austria geschlagen geben.

Acht Niederlagen nach 20 Runden, schon eine mehr als in der gesamten Vorsaison - das sind eindeutig zu viele. Doch die Konkurrenz strauchelt ebenfalls, noch dazu trösteten die internationalen Erfolge über den einen oder anderen Rückschlag hinweg.

Trotzdem ist noch nichts verloren. Nach 33 Pflichtspielen im Herbst hat man als Tabellendritter mit drei Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Salzburg und einem auf die Austria noch alle Chancen, die "Mission 33" zu erfüllen.

Dafür wird aber ein Plan B, mehr Konstanz und eine weitere Leistungssteigerung notwendig sein.

Zugänge Abgänge
Thomas Murg (SV Ried) Philipp Huspek (LASK/Leihe)

Der größte Erfolg aus Sicht des SK Rapid in der abgelaufenen Transferzeit ist wohl jener, dass man das Frühjahr in fast unveränderter Konstellation bestreiten wird.

Die Verbleibe von Thanos Petsos und Florian Kainz standen lange Zeit auf der Kippe, doch erstmals legte Sportdirektor Andreas Müller aufgrund der laufenden Verträge ein Veto ein und sprach ein Machtwort.

Der Deutsch-Grieche wird jedoch im Sommer Rapid in Richtung Werder Bremen verlassen, so viel steht fest. Bei Kainz bleibt abzuwarten, welche Interessenten noch auf den Zug aufspringen. Auch Shootingstars wie Stefan Stangl werden mit Transfers in Verbindung gebracht.

Allerdings bleiben für das bevorstehende Frühjahr noch alle an Bord. Bis auf Philipp Huspek, der zur Zeit kein Licht am Ende des Tunnels sah und aufgrund fehlender Spielpraxis leihweise bis Saisonende zum LASK wechselte.

Selbst aktiv wurde Rapid nur einmal. Ein Flügelspieler sollte kommen, von einem weiteren Stürmer wurde abgesehen. Doch etwas überraschend, zauberten die Hütteldorfer schlussendlich Thomas Murg von der SV Ried aus dem Hut.

Ein Transfer, der aus Rapid-Sicht durchaus Sinn macht. Ein 21-jähriger ÖFB-Nachwuchsspieler, der Qualität besitzt und sich unter Trainer Zoran Barisic bis 2019 weiterentwickeln kann. Bleibt die Frage, wie schnell er sich im neuen Umfeld etablieren kann, denn zuletzt blieben ähnliche Talente unter den Erwartungen.

LAOLA1 hat die Wunschelf und Kaderbewertung des SK Rapid:

TOR: 

Rapid steht auf der Position der Torhüter ein richtungsweisendes Frühjahr bevor. Mit Jan Novota fällt die ursprüngliche Nummer eins mit einem Sehnenriss in der Schulter noch lange Zeit aus. Noch ist nicht genau abzusehen, wann der 32-jährige Slowake zurückkehrt. Bei einer Schulterverletzung wird man bei einem Keeper allerdings kein vorzeitiges Comeback riskieren. Somit steht Richard Strebinger unter Druck. Dem im Sommer von Werder Bremen geholten Rückhalt wurde schon früher die Ablöse Novotas zugetraut, doch der 22-Jährige verpatzte sich seine Chancen selbst. Patzer sowie der unnötige Ausschluss nach wenigen Minuten gegen Mattersburg erschwerten den Start. Zwischenzeitlich ließ der ehemalige ÖFB-Nachwuchstorhüter jedoch sein Können aufblitzen. Als Novota-Ersatz zählen im Frühjahr aber keine Ausreden. Als Ersatz steht Tobias Knoflach bereit, dem diese Aufgabe zugetraut wird. Allerdings hat dieser erst 85 Minuten bei den Profis in den Beinen. Als großes Talent gilt die zwischenzeitliche Nummer drei Paul Gartler. Der 18-jährige durfte schon mehrmals im Training schnuppern und auch ins Vorbereitungscamp mitreisen.

LAOLA1-Bewertung: Der Ausfall von Novota schmerzt, vor allem weil Strebinger noch nicht ganz bei Rapid angekommen ist. Vom Potenzial her ist ihm jedoch zuzutrauen, sich als Nummer eins zu etablieren. Der Druck ist groß, da in der Breite nur mehr Knoflach und ein erst 18-Jähriger zur Verfügung stehen.

ABWEHR: 

Auch in der Viererkette fällt mit Christopher Dibon der im Herbst konstanteste Innenverteidiger aus. Der Heilungsprozess verläuft gut, allerdings wird sein Comeback wohl noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Maximilian Hofmann konnte diese Lücke bisher aber problemlos schließen und wusste meist zu überzeugen. An seiner Seite ist Abwehrchef und Ersatz-Kapitän Mario Sonnleitner gesetzt, der im Herbst zwar nicht immer so souverän wirkte, wie von ihm gewohnt, jedoch trotzdem starke Partien ablieferte. Zusätzlich steht noch das erst 17-jährige Talent Maximilian Wöber zur Verfügung, dem das Vertrauen ausgesprochen wurde. Auf der linken Abwehrseite gibt es kein Vorbeikommen an Stefan Stangl. Der Shootingstar mauserte sich zum besten Linksverteidiger der Liga, überzeugte sowohl defensiv als auch offensiv. Thomas Schrammel ist aber auf einem guten Weg, schon bald sein Comeback zu feiern. Rechts hat Mario Pavelic die Nase gegenüber Stephan Auer vorne. Im Trainingslager wurde Dino Kovacec zu den Profis hochgezogen, Michael Schimpelsberger ist hingegen derzeit nur für die zweite Mannschaft vorgesehen.

LAOLA1-Bewertung: Eine gestandene Abwehr, auch wenn 28 Gegentore im Herbst zu viel waren. Trotzdem haben Stangl, M. Hofmann, Sonnleitner, Dibon, Pavelic und Co. schon bewiesen, dass sie auf hohem Niveau agieren können und zu den besten Viererketten der Liga zählen.



MITTELFELD: 

Das Mittefeld ist und bleibt Rapids Prunkstück. Defensiv ist Thanos Petsos ein absoluter Schlüsselspieler, den es dann ab Sommer zu ersetzen gilt. Neben ihm ist als Sechser bzw. Achter Stefan Schwab gesetzt, der als Taktgeber agiert und seine Wichtigkeit für das Team schon oft unter Beweis gestellt hat. Fällt einer aus ist Srdjan Grahovac zur Stelle, der im letzten Jahr einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht hat. Offensiver ausgerichtet ist in der Zentrale Steffen Hofmann, bei dem es weiterhin drauf ankommen wird, wie fit er bleibt. Im Herbst zeigte er sich jedoch stark und wenig verletzungsanfällig. Auf dem linken Flügel ist Florian Kainz zum von Fans gewählten "Rapidler des Jahres" avanciert. Seine Dribblings, Tempo-Antritte und sein Torriecher haben ihn auch im Ausland begehrt gemacht. Rechts hat sich Philipp Schobesberger nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder etabliert und die Gegner vor Probleme gestellt. Noch mehrere Wochen ausfallen wird Louis Schaub mit Bänderrissen im Sprunggelenk - ein bitterer Ausfall aus Rapid-Sicht. Dafür steht Neuzugang Thomas Murg bereit, der für den Flügel eingeplant, jedoch universell einsetzbar ist und seine Rolle erst finden muss. Stefan Nutz hat sich im Herbst gesteigert und könnte öfters seine Chance in der Zentrale bekommen. Auch Deni Alar kann jede Position in der offensiven Dreierkette und im Sturm einnehmen. Mit Andreas Kuen kehrte nach langer Verletzungspause eine weitere Alternative für die Außenbahn zurück. Albin Gashi (19) und Tamas Szanto (19) hinterließen im Trainingslager einen guten Eindruck.

LAOLA1-Bewertung: Mit Murg hat man die Leihe von Huspek mehr als wett gemacht, dafür wiegt Schaubs Ausfall schwer. Allerdings bleiben Rapid im Mittelfeld noch zahlreiche andere Optionen, um variabler zu werden. Die Qualität ist durchaus vorhanden, was auch international bewiesen wurde.

STURM: 

Der Angriff ist seit dem Abgang von Robert Beric ein wenig die Achillesferse der Hütteldorfer, da sich die vorhandenen Spieler nicht über einen längeren Zeitraum für seine Nachfolge aufdrängen konnte. Der auserkorene Ersatzmann Matej Jelic enttäuschte im Herbst mit nur zwei Bundesliga-Treffern, fehlender Integration und agierte im Spiel der Grün-Weißen als Fremdkörper. Seine Entwicklung in der Vorbereitung stimmt die Verantwortlichen aber positiv, dass ihm im Frühjahr der Durchbruch gelingt. Trainer Zoran Barisic vertraute im Herbst öfter auf Philipp Prosenik, der sich zwar für das Team aufopferte, jedoch an vorderster Front oftmals allein gelassen wurde und zudem seinen Torreicher (3 Bundesliga-Tore) vermissen ließ. Trotz ebenfalls dreier Tore enttäusche Deni Alar, der sich kaum für die Startelf aufdrängte, wenn er traf, dann aber meist einen Lauf hatte. Kaum zu bewerten ist der Spanier Tomi Correa, der nur zwei Mal in der Liga die Chance bekam, sich zu beweisen und sicher noch Luft nach oben hat.

LAOLA1-Bewertung: Rapid verzichtete darauf, in der Winterpause einen weiteren Stürmer zu holen. Das könnte nach hinten losgehen, sollte Jelic nicht einschlagen. Ansonsten ist beim vorhandenen Personal Qualität vorhanden, allerdings etablierte sich bisher keiner als Knipser, den die Wiener brauchen würden.

TRAINER: 

Zoran Barisic zählt zu den besten Trainern der Liga, auch wenn ihm viele kritisch gegenüber stehen. Der 45-jährige Wiener hält die Mannschaft mittlerweile seit Jahren auf Top-Niveau und findet zusammen mit seinem Team und Sportdirektor Andreas Müller immer wieder Lösungen für Abgänge und Verletzte. Die gute Ausgangsposition, in drei Bewerben noch angreifen zu können, kommt nicht von ungefähr. Mit dem Aufbau junger Spieler hatte der Ex-Profi immer schon ein gutes Händchen, viele haben dadurch den Sprung in die Kampfmannschaft bzw. ins Ausland geschafft. Zudem lässt Barisic attraktiven Fußball spielen, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Allerdings könnten nach längerer Zeit mehrere System-Varianten und ein immer wieder geforderter Plan B bzw. C und D nicht schaden, um das vorhandene Personal noch besser in Szene setzen zu können.

LAOLA1-Bewertung: Barisic macht einen guten Job und hat mit Jancker, Hickersberger, Steinbichler und Co. Leute um sich, denen er hundertprozentig vertrauen kann. Aufgrund der Ausgangslage, ständig wichtige Leistungsträger zu verlieren, wird sein Aufbau des Teams über die vergangenen Jahre oftmals unterschätzt.

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Sechs Fragen an Trainer Zoran Barisic:

Frage: Wer wird Meister?

Barisic: "Ich weiß es nicht. Favorit ist Salzburg, aber im Fußball ist immer alles möglich."

Frage: Wie sehen Sie die Situation im Abstiegskampf?

Barisic: "Es wird sehr spannend, es ist alles sehr knapp, da kann alles passieren. Es wird darauf ankommen, wer zum richtigen Zeitpunkt die gesündesten und fittesten Spieler und das Glück auf seiner Seite hat."

Frage: Wie lauten die Ziele Ihrer Mannschaft im Frühjahr?

Barisic: "Unser Ziel ist ein Europacupplatz. Wenn es mehr wird, würden wir natürlich nicht Nein sagen. Der Cup ist auch wichtig, da wollen wir jetzt erst einmal mit einem Sieg gegen die Admira ins Semifinale einziehen. Und in der Europa League haben wir gegen Valencia die Möglichkeit, noch einen draufzusetzen."

Frage: In welchen Bereichen muss sich die Mannschaft gegenüber dem Herbst verbessern?

Barisic: "In der Stabilität. Wenn es so ist, dass du die bessere Mannschaft bist, sollte es nicht so oft passieren, dass du verlierst."

Frage: Die Liga ist sehr ausgeglichen, spricht das für oder gegen die Qualität?

Barisic: "Es war für mich schon zu erwarten, dass es eng ist, es schläft niemand, alle sind physisch und taktisch gut drauf. Der Hauptfokus im österreichischen Fußball liegt im Spiel gegen den Ball und auf dem Umschaltspiel. Da haben sich sehr viele Mannschaften in den letzten Jahren verbessert. Die Liga hat einen Schritt nach vorne gemacht."

Frage: Was trauen Sie dem ÖFB-Nationalteam bei der EM zu?

Barisic: "Sie können befreit aufspielen, haben überhaupt keinen Druck und ich wünsche mir, dass sie weiterkommen. Ich schaue positiv voraus, will mich aber nicht festlegen. Wenn alles passt und sie das Glück auf ihrer Seite haben, können sie aber auch Europameister werden, wie es Griechenland damals geschafft hat, aber so weit will ich noch nicht denken."

 

Alexander Karper



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