Es war ein verhältnismäßig ruhiger Winter beim FK Austria Wien.
Die Pause haben die Veilchen genutzt, um mehrere Weichen in Richtung Kontinuität zu stellen. Wie erwartet wurde Präsident Wolfgang Katzian für vier weitere Jahre wiedergewählt, der Gewerkschafter ist schon seit einem Jahrzehnt im Amt.
Zudem konnten zwei wichtige Vertragsverlängerungen unter Dach und Fach gebracht werden - Alexander Grünwald unterschrieb bis Sommer 2021, Tarkan Serbest ebenfalls.
"Das zeigt, dass der Klub weiterkommen möchte. Damit können wir auf Dauer auch oben mithalten", freut sich Trainer Thorsten Fink über die Vertragsverlängerungen.
Sportdirektor Franz Wohlfahrt gelang es, sämtliche Leistungsträger an Bord zu halten. Vor allem Grünwald hatte ein konkretes Angebot vorliegen, auch um Larry Kayode gab es einige Gerüchte.
Mit Patrizio Stronati (leihweise zu Mlada Boleslav) und Richard Windbichler (Ulsan) gingen zwei Spieler, die praktisch keine Chancen auf einen Platz in der Startelf gehabt hätten. Geholt wurde mit Marko Pejic (Hajduk Split) nur ein Mann - und noch dazu ein junger, der vorerst bei den Amateuren Spielpraxis sammeln soll. Eine Investition in die Zukunft.
In neue Kräfte, die sofort weiterhelfen können, wurde indes nicht investiert. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Veilchen sich auf dem personellen Sektor einen Sparkurs verordnet haben, um die Kräfte für den teilweisen Neubau des Stadions am Verteilerkreis zu bündeln.
ZUGÄNGE | ABGÄNGE |
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Marko Pejic (Hajduk Split) | Richard Windbichler (Ulsan) |
Patrizio Stronati (leihweise zu Mlada Boleslav) |
Darüberhinaus wurde es durch die bitteren Niederlagen gegen Astra Giurgiu und Viktoria Pilsen im Finale der EL-Gruppenphase versäumt, noch den einen oder anderen Euro mehr mitzunehmen und international zu überwintern.
So liegt das Hauptaugenmerk im Frühjahr voll und ganz auf den nationalen Bewerben - im Fokus steht, sich erneut für den Europacup zu qualifizieren. Und ein klein wenig spekulieren die Violetten auch auf den ganz großen Coup. "Da Rapid zehn Punkte hinter uns liegt, muss man sagen, dass wir Zweiter werden wollen. Und natürlich schielen wir ein wenig auf Platz eins. Wir müssen nicht Meister werden, aber wir wollen", sagt Fink.
Aktuell liegen die Wiener auf dem vierten Platz, haben fünf Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Altach.
Nicht ganz so glücklich sind die Favoritner über die Kulisse, vor der sie im Herbst spielen mussten. Bis Sommer 2018 dient das Ernst-Happel-Stadion als Ausweichstadion. So richtig warm werden die Fans der Veilchen mit dem Prater-Oval nicht. 7.333 Menschen kamen im Schnitt, zieht man das Wiener Derby ab, waren es lediglich 6.444 Zuseher pro Partie - das sorgt im Happel-Stadion für eine eher triste Kulisse.
ANALYSE: Diese drei Spieler stehen bei der Austria im Fokus!
Von der Spielanlage her wird sich nicht viel ändern. "Wir werden jedenfalls nicht alles über den Haufen werfen, schließlich waren wir im letzten halben Jahr erfolgreich", sagt Fink.
Der FAK wird weiterhin viel Wert auf Ballbesitz legen, Raphael Holzhauser wird im Spielaufbau weiterhin zwischen bzw. hinter den beiden Innenverteidigern agieren und in der Offensive soll das schnelle, quirlige Trio bestehend aus Speerspitze Larry Kayode und den beiden Flügeln Lucas Venuto und Felipe Pires die Defensiven beschäftigen.
LAOLA1 mit der Wunschelf und Kaderbewertung für die Wiener Austria:
TOR:
Robert Almer arbeitet nach seiner schweren Knieverletzung, die er sich im Oktober in Rom zugezogen hat, weiter an seinem Comeback. Es ist allerdings nicht geplant, dass der ÖFB-Teamgoalie in dieser Saison noch einmal zum Einsatz kommt. Sein Ersatzmann ist Osman Hadzikic. Der Niederösterreicher wird im März 21 Jahre alt und hat bereits 40 Pflichtspiele für die FAK-Profis absolviert. Zwei weitere Talente, nämlich Patrick Pentz und Tino Casali, komplettieren den Kader.
LAOLA1-Bewertung: Hadzikic ist natürlich noch nicht so weit wie Almer, aber ein sicherer Rückhalt, auf den sich die Austria verlassen kann. In elf Bundesliga-Spielen im vergangenen Herbst hat er sieben Mal zu Null gespielt - diese Zahl spricht für sich.
VERTEIDIGUNG:
Mit 29 Gegentoren stellte die Austria die am wenigsten sattelfeste Abwehr der Spitzenteams. Wobei sich die Vorstellungen im Laufe der Saison verbessert haben. Die Außenverteidiger-Positionen sind praktisch fix vergeben - Christoph Martschinko spielt links, sein Backup ist Thomas Salamon, Jens Stryger Larsen rechts. In der Innenverteidigung sind Lukas Rotpuller und Petar Filipovic erste Wahl. Die Alternativen sind nach den Abgängen von Windbichler und Stronati weniger geworden. Allerdings ist mit Abdul Kadiri Mohammed zu rechnen - der 20-jährige Ghanaer ist nach einigen Monaten Eingewöhnungszeit bei der Austria angekommen und hat in der Vorbereitung positiv überrascht. Zudem gibt es mit Alexandar Borkovic (17) noch eines der größten Innenverteidiger-Talente des Landes. Neuzugang Marko Pejic kann Linksverteidiger und Sechser spielen, muss sich aber zunächst bei den Amateuren empfehlen. Kaum Chancen auf Einsätze hat Petar Gluhakovic (20) in der Rechtsverteidigung. Hochgezogen wurde Michael Blauensteiner (21), der auf der rechten Seite beide Positionen spielen kann.
LAOLA1-Bewertung: Sollte Martschinko wieder zu seiner Form aus der Vorsaison finden, ist die erste Abwehrreihe stark besetzt. Viel passieren darf aber - vor allem in der Innenverteidigung - nicht, denn es fehlt dem Kader doch an Tiefe.
MITTELFELD:
Raphael Holzhauser ist im defensiven Mittelfeld das Herzstück im Spiel der Veilchen, der Taktgeber und Ballverteiler. Vor ihm hat sich Tarkan Serbest als ideale Ergänzung etabliert, der 22-Jährige nimmt wenig Risiko, macht dadurch praktisch keine Fehler und stopft brav die Löcher. Als Zehner agiert Alexander Grünwald, in Almers Abwesenheit auch als Kapitän. Der Kärntner hat schon sechs Tore sowie vier Assists zu Buche stehen und ist einer der besten Freistoßschützen der Liga. Backup in der defensiven Zentrale ist Ognjen Vukojevic, der sein letztes Halbjahr bei der Austria erleben wird. Mit Dominik Prokop (19) steht für die offensiveren Positionen ein Youngster mit viel Potenzial bereit - er wird weiterhin Spielzeit sammeln dürfen. Auf den Flügeln sind Lucas Venuto und Felipe Pires die zwei Männer für die Startelf. Ismael Tajouri muss sich trotz zahlreicher Torbeteiligungen wohl weiterhin mit der Rolle des Jokers zufriedengeben. Außerdem gibt es noch Allrounder David de Paula, der im Mittelfeld praktisch alles spielen kann und auch schon als Rechtsverteidiger eingesetzt wurde. Marko Kvasina (20) konnte Fink bisher noch nicht überzeugen.
LAOLA1-Bewertung: Das Mittelfeld hat im Herbst gut funktioniert und wird das auch im Frühjahr tun. Doch auch hier fallen die Ersatzspieler qualitativ ab. Ein großer Trumpf: Fast alle Mittelfeldspieler der Violetten strahlen Torgefahr aus.
STURM:
Larry Kayode ist unumstrittener Stammspieler an vorderster Front. Der Nigerianer mag für gegnerische Fans, Spieler und Trainer zwar eine Reizfigur sein, für die Austria ist er aber Gold wert. Sieben Treffer hat der pfeilschnelle 23-Jährige im Herbst erzielt. Kevin Friesenbichler muss - mangels Rotation, weil der FAK ja nicht mehr international spielt - wohl oft auf seine Chance als Joker warten. Der 22-Jährige hat im Herbst in 16 Einsätzen drei Tore erzielt, sein endgültiger Durchbruch lässt weiter auf sich warten. Dauerpatient Ronivaldo ist derzeit fit, wie lange das so bleibt, steht allerdings in den Sternen. Er ist vorerst ein Thema für die Amateure. Dort gibt es mit Alexander Frank (22) übrigens einen Stürmer, der in 15 Spielen zehn Tore geschossen hat.
LAOLA1-Bewertung: Ein zusätzlicher Stürmer hätte der Austria gut getan. So bleiben die Veilchen in erster Linie von Kayode abhängig. Friesenbichler muss seine Leistungen steigern.
TRAINER:
Trotz der Dreifach-Belastung mit ÖFB-Cup und Europa League hat die Austria nach 20 Runden zwei Punkte mehr auf dem Konto als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison, als Thorsten Fink ein halbes Jahr im Amt war. Nachdem der 49-Jährige im Sommer noch mehr oder weniger offen mit einem Abgang liebäugelte, wirkt er nun wieder hochmotiviert und hat seinen Vertrag auch vorzeitig bis Sommer 2019 verlängert. Es mag zwar nicht immer ein Offensivspektakel sein, das die Veilchen abbrennen, aber effizient ist die Spielweise allemal und in der Meisterschaft gelang im Herbst in jeder Partie ein Treffer.
LAOLA1-Bewertung: Es wirkt, als wäre Fink in diesem Herbst so richtig in Wien angekommen. Mit der jungen Austria-Mannschaft leistet er gute Arbeit. Durch das Engagement von Nestor El Maestro im Trainerteam hat sich auch die Defensive wieder stabilisiert.
LAOLA1-PROGNOSE:
Die Ausgangslage, mit der die Veilchen ins Frühjahr gehen, ist ziemlich komfortabel. Das Ziel Europacup ist noch auf zwei Wege zu erreichen. Entscheidend wird der Start ins neue Kalenderjahr - mit Rapid, Sturm und Altach warten gleich zu Beginn drei Schlüsselspiele. Die vergleichsweise junge Mannschaft muss beweisen, dass sie aus Spielen wie jenem in Pilsen gelernt hat und wird sich weiterentwickeln. Nachdem die ersten Leistungsträger bereits verlängert haben und auch die Verträge von Fink und Wohlfahrt noch laufen, sollte es diesbezüglich ein ziemlich ruhiges Frühjahr werden. Dass die Violetten am Ende wirklich überraschen und Meister werden, ist sehr unwahrscheinlich, aber ein internationaler Startplatz sollte sich allemal ausgehen.
Fünf Fragen an Trainer Thorsten Fink:
Wer wird Meister?
Ich gehe davon aus, dass Red Bull am Ende Erster wird. Sie sind nunmal die beste Mannschaft.
Wie bewerten Sie die Situation im Abstiegskampf?
Ich möchte mich nicht viel zu anderen Mannschaften äußern. Aber es tut sich was in Mattersburg, das merkt man.
Wie lauten die Ziele mit Ihrer Mannschaft?
Die Teilnahme an der Europa League ist sehr wichtig für uns, das bleibt das größte Ziel. Aber wenn man Rapid hinter einem hat, kann man Zweiter werden. Wir gehen es an.
Wie zufrieden sind Sie mit den Transferaktivitäten bzw. der Kaderplanung Ihres Clubs?
Wir haben mit Grünwald einen wichtigen Spieler halten können, der ein Angebot hatte. Das ist ein wichtiges Ausrufezeichen für den Club. In der Breite des Kaders haben wir uns durch den Abgang von Windbichler ein wenig verschlechtert.
Was halten Sie von den jüngsten Reformen und Reformvorschlägen des Weltverbandes FIFA?
Fußball soll Fußball bleiben. Man kann immer etwas besser machen, aber Abseits aufheben? Da muss man die Sportart wechseln. Natürlich kann man Dinge modifizieren, darüber kann man sprechen. Aber nicht ganz verändern.