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Winter-Check Altach: Wo endet der Höhenflug?

Mit neuem Trainer, aber ohne Oberlin geht Altach als großer Gejagter ins Frühjahr. Winter-Check:

Winter-Check Altach: Wo endet der Höhenflug?

Der SCR Altach gilt als der große Gejagte im Frühjahr.

Die Vorarlberger holten sensationell die Winterkrone und gehen mit zwei Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger RB Salzburg ins verbleibende Meisterschafts-Rennen.

Doch dass Erfolg natürlich Begehrlichkeit weckt, erfuhr Altach bereits im November am eigenen Leib, als Rapid Erfolgscoach Damir Canadi nach Wien lotste. Und in der Winterpause beorderte Salzburg seine Leihgabe Dimitri Oberlin (9 Tore) zurück vom Ländle in die Mozartstadt.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Bernhard Janeczek (vereinslos) Cesar Ortiz (SV Mattersburg)
Dimitri Oberlin (zurück zu RB Salzburg)

Zudem verließ Innenverteidiger Cesar Ortiz den Tabellenführer und heuerte beim Schlusslicht in Mattersburg an. Wunschspieler Wilson Kamavuaka gab dem SCRA im letzten Moment einen Korb, dafür engagierte man Bernhard Janeczek.

Nachdem Werner Grabherr die Mannschaft interimistisch bis zum Ende des Herbst-Durchgangs coachte, wurde Martin Scherb Ende Dezember als neuer Chefcoach präsentiert.

Für den 47-Jährigen ist es nach einer über dreijährigen Auszeit das erste Engagement in der Bundesliga überhaupt.

Die lange Pause sei kein Problem. „Es hat genau zwei Trainingseinheiten gedauert, dann war alles wieder da und ich habe gemerkt, wie sehr mir das alles gefehlt hat“, erzählt Scherb, der zu seinem Debüt im Oberhaus folgende Meinung vertritt: „Wenn man einmal im Profi-Bereich war, ist es kein großer Unterschied, ob du eine Bundesliga-Mannschaft oder ein Top-Team aus der zweithöchsten Liga betreust.“


ANALYSE: Diese drei Spieler stehen bei Altach im Fokus!


Viel mehr ist dem gebürtigen St. Pöltener bewusst, dass es schwer werden wird, die Topklubs der Liga in Schach zu halten. Daher ist er bei der Zielvorgabe vorsichtig.

„Wir haben eine gute Ausgangsposition, weil im Herbst sensationell gearbeitet wurde. Auf dieser guten Position wollen wir uns weiterentwickeln. Wir messen den Erfolg nicht in Zahlen. Es hilft nichts, wenn wir sagen, wir wollen Erster, Zweiter oder Dritter werden, es hilft nur die Arbeit auf dem Trainingsplatz.“

Auf diesem wurde zuletzt vor allem an der Taktik gefeilt. Agierten die Altacher im Herbst meistens mit einer Fünferkette, könnte im Frühjahr phasenweise zur Vierkette zurückgekehrt werden.

„Das Reinhören in die Mannschaft hat ergeben, dass man hin und wieder auf eine Viererkette zurückgreifen sollte, also haben wir versucht, diese Basics zurückzuholen. Eine Alternative mehr in petto schadet nie. Die Gegner bereiten sich immer besser auf uns vor, also dürfen wir uns nicht überraschen lassen", gesteht Scherb.

Spannend bleibt, wer Dimitri Oberlin ersetzen wird.

LAOLA1 hat die Wunschelf und Kaderbewertung des SCR Altach:

TOR:

Andreas Lukse ist in Altach die unumstrittene Nummer eins und verdiente sich einen Kaderplatz im ÖFB-Team. Der Wiener absolvierte im Herbst sämtliche Bundesliga-Spiele (20) und kassierte dabei 21 Gegentore, sechs Mal spielte er zu Null. Seine Fangquote beträgt 69,57 Prozent. Mit Martin Kobras verfügt man über starken Ersatz. Der Vorarlberger hat schon oft beweisen, dass er im Fall der Fälle seinen Mann steht. Tormann Nummer drei ist seit Sommer der 17-jährige Benjamin Ozegovic, der von der Austria verpflichtet wurde.

LAOLA1-Bewertung: Neben dem bärenstarken Lukse hat Altach mit Kobras einen Ersatzmann, der bei einem anderen Klub wohl Stammkeeper wäre. Bleibt nur die Frage, wie lange Lukse in Altach bleibt. Sein bis 2019 laufender Vertrag inkludiert eine Ausstiegsklausel. Das Interesse von Rapid ist zudem bekannt.

VERTEIDIGUNG:

Martin Scherb hat bereits angekündigt, nicht viel verändern zu wollen – warum auch. Die Formation mit drei Innenverteidigern wird also wohl die Einserformation bleiben. In dieser Kette gibt es einige Optionen. Ob Lukas Jäger, Benedikt Zech, Stefan Umjenovic, Neuzugang Bernhard Janeczek oder der nach seiner Knöchel-OP wieder fitte Jan Zwischenbrugger – alle durften in der Vorbereitung ran. Eine weitere Möglichkeit wäre Kapitän Philipp Netzer zentral in der Dreierkette einzusetzen – diese Variante hat im Herbst sehr gut funktioniert und dürfte beibehalten werden. Rechts pendelt Andreas Lienhart zwischen Verteidigung und Mittelfeld, als Ersatz gilt Emanuel Sakic. Dieselbe Aufgabe scheint Lucas Galvao auf der linken Seite zu übernehmen. Doch auch Emanuel Schreiner und Christian Schilling können hier problemlos auflaufen.

LAOLA1-Bewertung: Der Abgang von Cesar Ortiz wird kaum schmerzen, da mit Janeczek guter Ersatz geholt wurde und es zudem genügend Alternativen gibt. Interessant wird sein, ob Altach seine Ankündigung wahr macht und in gewissen Situationen auf Viererkette umstellt.

MITTELFELD:

Auch im Mittelfeld wird er je nach Gegner bzw. Ausrichtungen unterschiedliche Formierungen geben. Und es kommt darauf an, ob der Chefcoach mit zwei Stürmern agiert. Den defensiven Part scheint so oder so Lukas Jäger auszuüben, außer Netzer rückt doch vor. Louis Ngwat-Mahop hat in seiner neuen Rolle als Achter überzeugt und ist gesetzt. Den offensiveren Part könnten etwa Nikola Dovedan und Boris Prokopic ausüben. Wobei auch Patrick Salomon, Daniel Luxbacher und Nicolas Moumi Ngamaleu dort spielen können. Letzterer scheint allerdings nach dem Abgang von Oberlin ganz vorne als Stürmer eingeplant zu sein. Dazu gibt es noch den Jungen Valentino Müller (18), der im Herbst sein Bundesliga-Debüt feiern durfte. Mit Daniel Nussbaumer (17) ist ein weiteres Talent nah am Profi-Kader dran.

LAOLA1-Bewertung: Das Mittelfeld ist top aufgestellt und äußerst variabel. Die Jungs spielen schon lange zusammen, kennen die Automatismen und können jedem Gegner Probleme bereiten. Wie gut das Team funktioniert, zeigt das Beispiel Mahop, der angefangen als Stürmer über einer Position am Flügel nun im zentralen Mittelfeld gut funktioniert.

STURM:

Goalgetter Dimitri Oberlin ist nicht mehr da. Der Abgang reißt natürlich ein Loch auf, schließlich erzielte der 19-jährige Schweizer im Herbst neun Tore und bereitete vier Treffer vor. Nachdem Altach bis zum Schluss auf ein weiteres Leihgeschäft mit den Salzburgern hoffte, wurde auch kein Ersatz geholt. Diesen gibt es aber dennoch, denn mit Hannes Aigner kehrt ein Mann zurück, der weiß, wo das Tor steht. Aufgrund einer Verletzung verpasste der 35-jährige Tiroler den kompletten Herbst. Den Platz von Oberlin im Sturm wird wohl dennoch Nicolas Moumi Ngamaleu, der nach einiger Anlaufzeit ab der zehnten Runde drei Treffer erzielte, einnehmen. Ebenfalls an vorderster Front können Martin Harrer, Nikola Zivotic, aber natürlich auch Dovedan und Daniel Luxbacher eingesetzt werden.

LAOLA1-Bewertung: Den Sturm nur auf Oberlin zu reduzieren, wäre unfair, denn auch die anderen Angreifer besitzen genügend Qualitäten. Dennoch muss man natürlich abwarten, inwiefern der Abgang des Schweizers das Spiel der Altacher beeinflusst. Und es wird interessant sein, was passiert, wenn die Vorarlberger mit zwei Stürmern auflaufen.

TRAINER:

Martin Scherb ist also zurück im Fußball-Geschäft - nach einer über dreijährigen Auszeit. Zuletzt war der 47-Jährige in seiner Heimat in St. Pölten tätig. Im Jänner 2007 wurde der Niederösterreicher Chefcoach des damaligen Regionalligisten, den er ein Jahr später in die Erste Liga führte. Das war gleichzeitig auch der größte Erfolg seiner Trainerkarriere. Im September 2013 erfolgte die Trennung. Nun kann sich der als Taktikfuchs geltende zweifache Familienvater im Ländle beweisen. Großer Verbesserungsbedarf herrscht in Altach jedoch nicht, dass weiß auch Scherb: „Es ist schon etwas anderes, wenn man zu einem Team kommt, das alle Ziele verfehlt hat. Dort ändert man alles. Bei Altach ist das Gegenteil der Fall.“

LAOLA1-Bewertung: Mit Martin Scherb hat Altach einen absoluten Experten an Land gezogen, der in seiner Ära in St. Pölten einen durchaus modernen Fußball praktizieren ließ. Warum er dennoch so lange auf ein weiteres Engagement warten musste, lag wohl daran, dass er keine Lobby hatte. Bei etlichen Klubs war er wohl nur dritte oder vierte Wahl. Im Ländle hat Scherb nun die Möglichkeit, sein Standing zu verbessern.

LAOLA1-PROGNOSE:

Dass Altach seinen Erfolgslauf fortsetzen kann und auch am Ende der Meisterschaft ganz oben stehen wird, ist so gut wie ausgeschlossen. Selbst mit dem Verbleib von Mastermind Damir Canadi und Goalgetter Dimitri Oberlin wäre das fast unmöglich gewesen. Eine gute Figur werden die Vorarlberger aber zweifelsohne weiterhin abgeben – schließlich wurde in der Post-Canadi-Ära ebenfalls nur ein Spiel verloren. Und wenn sie sich weiterhin als Heimmacht (keine Niederlage in elf Spielen, neun Siege) präsentieren, ist eine Endplatzierung unter den Top-drei durchaus möglich. Ein internationaler Startplatz wäre der der Ländle-Truppe nach dieser bisher fantastischen Saison auch zu vergönnen. Bitterer Beigeschmack: Der Stadionumbau verzögert sich aufgrund einer Finanzierungslücke auf unbestimmte Zeit. Deswegen würden internationale Spiele erneut nicht in der Cashpoint-Arena stattfinden.

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Fünf Fragen an Trainer Martin Scherb:

Wer wird Meister?

Einer der Clubs, die derzeit auf den Rängen eins bis vier liegen.

Wie bewerten Sie die Situation im Abstiegskampf?

Ich wünsche allen viel Glück, aber das ist nicht mein Thema.

Wie lauten die Ziele mit Ihrer Mannschaft?

Wir haben eine gute Ausgangsposition, weil im Herbst sensationell gearbeitet wurde. Auf dieser guten Position wollen wir uns weiterentwickeln. Wir messen den Erfolg nicht in Zahlen. Es hilft nichts, wenn wir sagen, wir wollen Erster, Zweiter oder Dritter werden, es hilft nur die Arbeit auf dem Trainingsplatz.

Wie zufrieden sind Sie mit den Transferaktivitäten bzw. der Kaderplanung Ihres Clubs?

Es ist eigentlich ein Nullsummenspiel und absolut in Ordnung. Oberlin und Ortiz sind weg, dafür kommen Aigner und Zwischenbrugger nach ihren Verletzungen wieder zurück.

Was halten Sie von den jüngsten Reformen und Reformvorschlägen des Weltverbandes FIFA?

Den Kern des Spiels darf man nicht verändern, die Abschaffung des Abseits halte ich für einen Schwachsinn. Mit einer Nettospielzeit in den letzten zehn Minuten könnte ich mich anfreunden. Die WM-Erweiterung erhöht unsere Chancen, dabei zu sein, daher sehe ich es aus österreichischer Sicht positiv. Ich verstehe die Großclubs nicht, die sich jetzt darüber aufregen und ihre Spieler jeden Sommer nach Amerika oder Asien jagen, um viel Geld zu verdienen.

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