Der SCR Altach hat gegen Ende der Herbstsaison mit zwei Auswärtssiegen gerade noch die Kurve gekratzt und startet als Tabellensechster in das Frühjahr.
Vorsicht ist dennoch geboten, denn der Vorsprung auf Schlusslicht WAC beträgt lediglich sechs Punkte. Kein großer Polster, um sich in Sicherheit zu wiegen.
Ausschlaggebend für den durchwachsenen Herbst war die Heimschwäche.
Im abgelaufenen Spieljahr vor eigenem Publikum noch eine Macht, sind die Vorarlberger mit nur 15 Punkten mittlerweile die schlechteste Heimmannschaft der Liga.
Zugänge | Abgänge | |||||||
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Mihret Topcagic (Schachtjor Karaganda) | Juan Barrera (Vertragsauflösung) |
Große Veränderungen im Kader gab es im Winter dennoch nicht. Der Vertag mit Mittelfeldspieler Juan Barrera wurde einvernehmlich aufgelöst. Um im Sturm flexibler zu werden, verpflichtete man Stürmer Mihret Topcagic.
LAOLA1 hat die Wunschelf und Kaderbewertung der Altacher:
TOR:
Klare Sache: Andreas Lukse ist die unumstrittene Nummer eins. Bleibt er fit, wird sich daran in Zukunft auch nichts ändern. Der 28-Jährige bestritt alle Spiele im Herbst und zählt mittlerweile zu den besten Torhütern der Liga. Als Belohnung erhielt der Ex-Rapidler auch erstmals von Teamchef Marcel Koller eine Einberufung für das Nationalteam. Martin Kobras muss sich mit der Reservebank begnügen. Dritter Keeper im Bunde ist der 32-jährige Sebastian Brandner.
LAOLA1-Bewertung: Mit Lukse verfügt Altach über einen bärenstarken Rückhalt. Allerdings liebäugelt der Wiener mit einem Sommer-Transfer ins Ausland, hat aus diesem Grund auch seinen auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert. Zeichnet sich ein Abgang ab, sollte man vielleicht Kobras mit ein bisschen Spielpraxis ausstatten.
ABWEHR:
Im Herbst musste Trainer Damir Canadi aufgrund von Verletzungen immer wieder Umstellungen vornehmen. So fehlte etwa Neuzugang Christian Schilling nach einer Blutvergiftung lange Zeit, Andreas Lienhart musste seit Anfang Oktober infolge akuter Fersenprobleme w.o. geben. Rechtzeitig zum Frühjahrs-Start stehen dem Coach alle Spieler zur Verfügung. Daher hat der Wiener die Qual der Wahl. Als gesetzt scheint das Innenverteidiger-Duo Jan Zwischenbrugger und Cesar Ortiz. Doch die Außenpositionen sind hart umkämpft. Lienhart dürfte seinen Vertreter Benedikt Zech, ein gelernter Innenverteidiger, dennoch rechts wieder verdrängen. Links machte Emanuel Schreiner, der auch im Mittelfeld zum Einsatz kommen kann, eine gute Figur. Das Duell mit Schilling scheint offen. Alexander Pöllhuber kann jederzeit in der Innenverteidigung einspringen, genauso wie Lukas Jäger, der im Herbst-Finish Kapitän Philipp Netzer im defensiven Mittelfeld ersetzte. Spannend ist, wie sich der wieder fitte Linksfuß Lucas Galvao präsentiert. Aufgrund einer Bänderverletzung kam der Sommer-Neuzugang bisher nur zu einem Einsatz über zehn Minuten.
LAOLA1-Bewertung: Alle Positionen sind doppelt besetzt. Auch mehrere Ausfälle können – so wie es der Herbst gezeigt hat – kompensiert werden. Da alle schon lange zusammenspielen, sind die Automatismen bekannt.
MITTELFELD:
Hier gibt es nur eine Änderung. Der Abschied von Juan Barrera fällt jedoch nicht wirklich ins Gewicht, denn der nicaraguanische Teamkapitän spielte nie eine Rolle. Viel interessanter ist die Frage, ob Canadi dauerhaft auf ein 4-4-2 umstellen wird. So oder so, wird im Mittelfeld wie gewohnt am meisten rotiert werden. Einen Fixplatz dürfte nur Kapitän Philipp Netzer im defensiven Bereich besitzen. Ihm zur Seite steht wohl Boris Prokopic. Den offensiven Part in der Zentrale dürfte Dominik Hofbauer, der aber auch am Flügel einsetzbar ist, ausüben oder Ismael Tajouri, der jedoch über die Seiten ebenfalls effektiver in Erscheinung tritt. Eine weiter Optionen wäre Felix Roth und selbst Daniel Luxbacher wurde heuer schon in der Mitte eingesetzt. Patrick Salomon kann auf eine gute erste Hälfte der Meisterschaft zurückblicken und sich daher berechtigte Hoffnungen auf viel Einsatzzeit machen. Je nach Ausrichtung wird seine Position unterschiedlich aussehen.
LAOLA1-Bewertung: Auch wenn ein echter Spielmacher fehlt, ist der Kader im Mittelfeld absolut solide für die Bundesliga. Fraglich ist, ob die ständige Rotation förderlich für den Spielfluss ist.
STURM:
Da Hannes Aigner nicht jünger wird, wurde schon einmal in Hinblick auf die Zukunft Mihret Topcagic verpflichtet. Der 27-Jährige kehrt nach zwei Jahren in Kasachstan in die Bundesliga zurück und soll bei Altach für mehr Flexibilität sorgen. Möglicherweise bildet er auch gemeinsam mit dem Tiroler das neue Sturmduo. Solange der 34-jährige Aigner fit ist, wird er jedenfalls zum Einsatz kommen. Mit Louis Ngwat-Mahop, Martin Harrer und Patrick Seeger stehen drei weitere Angreifer im Kader, die wissen, wie man Tore erzielt.
LAOLA1-Bewertung: Das frische Blut im Angriff war bitter notwendig, denn nur Ried und der WAC haben im Herbst weniger Tore als die Altacher erzielt. Die Verpflichtung von Topcagic war daher ein kluger Schachzug, die Canadi mehr Optionen bietet. Immerhin hätten auch Ried und Grödig den Ex-WAC-Stürmer gerne unter Vertrag genommen.
TRAINER:
Obwohl es Damir Canadi zu Saisonbeginn nicht thematisieren wollte, ist auch Altach „Opfer“ des verflixten zweiten Jahres in der Bundesliga geworden. Seinen Stil hat der Wiener deswegen jedoch nicht geändert: Akribische Vorbereitung auf den nächsten Gegner, ein perfekter Matchplan und das große Verlangen seine Truppe immer weiterzuentwickeln. Dazu die Gabe, mit den Spieler gut umgehen zu können.
LAOLA1-Bewertung: Auch wenn es in dieser Saison nicht so locker wie ein Jahr zuvor läuft, verfügen die Vorarlberger über einen hervorragenden Trainer, der früher oder später jedoch nicht zu halten sein wird.
Sechs Fragen an Damir Canadi
Frage: Wer wird Meister?
Damir Canadi: Einer der ersten Drei. Sie sind Kopf an Kopf.
Frage: Wie sehen Sie die Situation im Abstiegskampf?
Canadi: Bis zu unserem Tabellenplatz ist es für jeden möglich, in den Abstiegskampf zu kommen.
Frage: Wie lauten die Ziele Ihrer Mannschaft im Frühjahr?
Canadi: Wir wollen unsere Punkteziele pro Quartal erreichen. Im Moment sind wir im Gesamten gesehen vier Punkte dahinter.
Frage: In welchen Bereichen muss sich die Mannschaft gegenüber dem Herbst verbessern?
Canadi: Im Abwehrverhalten und in der Organisation. Die Balance zwischen Offensive und Defensive ist wichtig.
Frage: Die Liga ist sehr ausgeglichen, spricht das für oder gegen die Qualität?
Canadi: Das ist ein Zeichen für die Qualität der Liga. Es kann jeder jeden schlagen, das ist auch gut so.
Frage: Was trauen Sie dem ÖFB-Nationalteam bei der EM zu?
Canadi: Das Team hat riesiges Potenzial und hat eine tolle Quali gespielt, deshalb ist einiges möglich. Sie können die Gruppenphase überstehen und weit kommen, wenn alles passt. Wir haben ein tolles Team.