SK-Rapid-Trainer Didi Kühbauer war fassungslos.
Dass die Grün-Weißen das Heimspiel gegen Sturm Graz wieder nicht gewinnen konnten und es am Ende nur zu einem 1:1 reichte, spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Viel mehr sprach der 48-Jährige von einer Horror-Woche, die gegen die Blackies auch noch einen negativen Abschluss fand. Denn Rapid verlor innerhalb einer Woche fünf Spieler aufgrund von Verletzungen.
Gegen Sturm mussten Filip Stojkovic, Mateo Barac und Stephan Auer verletzt vom Feld, vor wenigen Tagen erhielt man die Hiobsbotschaft mit dem Kreuzbandriss von Philipp Schobesberger und dem Seitenbandriss von Dalibor Velimirovic.
"Das ist wirklich ein Herbst - so etwas habe ich noch nie erlebt, weder als Spieler noch als Trainer. Wir haben mittlerweile neun verletzte Spieler (zusätzlich noch Koya Kitagawa, Thorsten Schick, Tamas Szanto, Maximilian Hofmann), das ist wirklich unglaublich", klagte Kühbauer.
Gleichzeitig nützte er die Plattform, um gegen jene Personen zu schießen, die den Hütteldorfern vorwarfen, so brutal zu Werke gehen - einer davon saß mit Sturm-Coach Nestor El Maestro an seiner Seite. "Weil wir eigentlich so eine brutale Mannschaft sind", startete Kühbauer seinen Seitenhieb, während nur er Verletzte zu verzeichnen hatte.
Kühbauer rechnet mit Trainerkollegen ab
Dem Rapid-Chefbetreuer geht das Thema mittlerweile schon gegen Strich. Fünf Verletzte in einer Woche, Stojkovic musste mit Bauchmuskel-Problemen vom Feld, Barac knöchelte um und Auer musste mit Oberschenkelbeschwerden raus.
Grund genug, dass Kühbauer einen Appell startete. "Man fragt sich schon, was im Moment wirklich gegen uns läuft", hielt er noch fest und ging dann auf seine Trainerkollegen los.
"Ich frage mich schon manchmal, warum es so ist. Ich höre mittlerweile schon unglaublich oft, dass die so brutal hart spielen, wenn man nach Hütteldorf fährt. Auch vom Trainerkollegen diese Woche (Anm.: El Maestro), wo es eigentlich verwunderlich ist, was da oftmals abgeht. Das hat ein anderer Trainer (Anm.: Ex-WAC-Trainer Gerhard Struber) auch schon vor drei Wochen gesagt, wo sich keiner verletzt hat."
Im Endeffekt sieht sich Kühbauer in der Opfer-Rolle, die verletzten Spieler werden Rapid in den kommenden Wochen abgehen.
Kühbauer nimmt seine Spieler in Schutz
Trotzdem nimmt er seine Kicker vor der Kritik von außen in Schutz.
"Da lasse ich über meine Spieler nichts kommen. Fußball ist ein Sport, wo Zweikämpfe da sind. Aber ich lasse mir nicht einreden oder es nicht so stehen, dass man schon vorher Druck auf Schiris ausübt. Wir tun es sicher nicht, wir fordern auch keine Gelben Karten, weil das wird der Schiri schon entscheiden. Das sind Dinge, die mich im Moment schon ein bisschen stören", ärgerte sich Kühbauer extrem über die Vorwürfe anderer Klubs.
Rapid gegen Sturm war so eine Partie, wo das Spielerische über weite Phasen auf der Strecke blieb. Intensität, Zweikämpfe und viele Spielunterbrechungen prägten das Geschehen.
Noch vor dem Spiel liefen die Rapidler allesamt in T-Shirts mit der Nummer 7 auf, um Schobesberger nach einer neuerlich schweren Verletzung Mut für sein Comeback zu machen.
"Die Woche war schon eine Horror-Woche!"
Und dann verlief die Partie in jene Richtung, das am Ende wieder über Verletzte geredet werden musste, durch den Ausfall dreier Defensivspieler keine Wechsel mehr möglich waren, um offensiv Impulse zu setzen.
"Ohne diese Wechsel hätten wir das Spiel zu unseren Gunsten entschieden", war sich Kühbauer sicher, ohne es natürlich beweisen zu können. Eigentlich hätte er auf zwei Spitzen umstellen wollen, doch die Ausfälle ließen ihn den Plan verwerfen.
Abwehrspieler Mario Sonnleitner, der nach einer Adduktorenverletzung nach 90 Minuten in Altach zu seinem ersten Saisoneinsatz daheim kam, war gegenüber LAOLA1 ebenso frustriert.
"Die Woche war schon eine Horror-Woche!", findet der steirische Routinier nach dem Duell mit seinem Ex-Klub. "Wenn man drei Mal verletzungsbedingt wechseln muss, ist das natürlich für keinen schön. Das ist sehr bitter für uns alle." Gleichzeitig blickt er schon positiv in die Zukunft: "Aber wir sind ein sehr homogenes Team, haben ein gutes Klima, haben einen guten Teamgeist. Wir werden alle zusammenrücken und die letzten drei Spiele voll angehen."
Kühbauer ortet Trainingsplatz-Problem in Österreich
Warum die Zahl der Verletzten bei Rapid derzeit so rapide ansteigt, weiß keiner so genau. Auffallend ist jedoch, dass die kalte Jahreszeit angebrochen ist und die Trainingsplätze dementsprechend nicht mehr im besten Zustand sind.
"Generell werden die Plätze im Herbst und bei der Witterung schlechter. Aber sich nur darauf auszureden, wäre zu einfach. Dass wir in Österreich generell ein Problem mit Trainingsplätzen haben, ist aber auch nicht neu. Man braucht nur schauen, was die in anderen Ländern für Teppiche haben", kritisiert der Ex-Kicker.
"Fußball spielst du dann zwar am Wochenende in einem tollen Stadion, aber du hast die ganze Woche auf anderen Plätzen zu trainieren. Wenn die nicht in 'good condition' sind, dann kann das eine oder andere passieren. Ich glaube, da spreche ich nicht nur für Rapid, sondern für viele Klubs."
Problematische Heimbilanz: "Deshalb sind wir nur Vierter"
Das wird bei Rapid auch nötig sein, denn die Achterbahnfahrt geht munter weiter. Nach der Heimniederlage gegen St. Pölten und dem klaren Auswärtssieg in Altach setzte es den nächsten Dämpfer.
Noch dazu zu Hause, wo man in acht Heimspielen bisher lediglich zwei Siege einfahren konnte, drei Remis und drei Niederlagen verbuchte - zu wenig für die Ansprüche der Hütteldorfer, denen auch Sturm Graz und TSV Hartberg mit jeweils nur einem Punkt weniger in der Tabelle im Nacken sitzen.
"Es will daheim leider noch nicht so sein", ärgerte sich Kapitän Stefan Schwab. "Darum sind wir im Moment Vierter, darum reicht es nicht, dass wir unter den ersten Drei sind, weil wir zu viele Punkte liegen lassen. Aber jetzt fahren wir zum LASK, wollen dort Punkte mitnehmen. Und dann haben wir das Derby - das letzte Heimspiel vor Weihnachten -, wo wir natürlich wieder angreifen und drei Punkte wollen. Dafür werden wir alles tun."
Sturm überraschte Rapid in den ersten zehn Minuten, so offensiv und druckvoll hatte man den Gegner nicht erwartet. Danach verflachte die Partie, deshalb musste Kühbauer nach dem Schlusspfiff zugeben, dass es ein gerechtes Unentschieden war, und wahrlich kein Burner für den neutralen Zuschauer. "Aber ich hätte lieber ein Spiel gehabt, wo wir "X" spielen und noch drei Spieler haben, die nicht verletzt sind."