Wer mit 21 Jahren zum 100. Mal in der Bundesliga eingesetzt wird, hat sich früh in der Karriere in der höchsten Spielklasse durchgesetzt.
Emanuel Aiwu ist dies einst bei der Admira gelungen, und auch bei Rapid hat sich der Defensivspieler nach seinem spätsommerlichen Wechsel im Vorjahr auf Anhieb etabliert.
21 Jahre, drei Monate und 16 Tage alt wird der U21-Teamspieler sein, wenn sich zu Hause gegen den WAC (Sonntag, 14:30 Uhr im LIVE-Ticker) die Chance auf den 100. Bundesliga-Einsatz bietet.
Seit Bestehen der Bundesliga waren nur 15 - großteils namhafte - Spieler beim jeweiligen 100er jünger als Aiwu, der bei seinem Debüt für die Südstädter im Mai 2018 (0:0 gegen die Austria) als 17-Jähriger durchspielte und sich im Verlauf der Folge-Saison einen Stammplatz sicherte.
Angeführt wird die Liste von "Jahrhundert-Fußballer" Herbert Prohaska, der sein Oberhaus-Debüt für die Austria noch in der Nationalliga, dem Vorgängerformat der 1974 eingeführten Bundesliga, gefeiert hatte.
Die Top 15 in der Übersicht:
Rang | Name | Alter beim 100er |
---|---|---|
01. | Herbert Prohaska | 20 Jahre, 1 Monat, 1 Tag |
02. | Patrick Farkas | 20 Jahre, 5 Monate, 7 Tage |
03. | Dietmar Kühbauer | 20 Jahre, 5 Monate, 23 Tage |
. | Andreas Ivanschitz | 20 Jahre, 5 Monate, 23 Tage |
05. | Veli Kavlak | 20 Jahre, 6 Monate, 14 Tage |
06. | Marcel Sabitzer | 20 Jahre, 8 Monate, 27 Tage |
07. | Zlatko Junuzovic | 20 Jahre, 9 Monate, 13 Tage |
08. | Gerald Glatzmayer | 20 Jahre, 10 Monate |
09. | Christian Fuchs | 21 Jahre |
10. | Ewald Gröss | 21 Jahre, 6 Tage |
11. | Karl Brauneder | 21 Jahre, 1 Monat, 9 Tage |
12. | Helmut Wartinger | 21 Jahre, 1 Monat, 16 Tage |
13. | Manfred Kern | 21 Jahre, 1 Monat, 30 Tage |
14. | Marcel Ziegl | 21 Jahre, 2 Monat, 23 Tage |
15. | Roman Wallner | 21 Jahre, 3 Monate, 13 Tage |
Kühbauer debütiert gegen Happels FC Tirol
20 Jahre, einen Monat und einen Tag alt war "Schneckerl", als er am 9. September 1975 beim 2:0-Sieg der Austria beim GAK zum 100. Mal im Oberhaus aufgelaufen ist.
Bis zum Ende der eindrucksvollen Karriere des "Jahrhundert-Fußballers" gesellten sich zu 458 Bundesliga-Partien auch deren 82 in der Serie A.
Unmittelbar dahinter folgen im Ranking diverse Beispiele, die auf die intensivierten Bemühungen in Sachen Nachwuchs-Arbeit ab den Nuller-Jahren zurückzuführen sind - mit einer Ausnahme: Didi Kühbauer.
Noch 16-jährig wurde der Burgenländer bei der Admira im Frühjahr 1988 gegen Ernst Happels FC Tirol erstmals ins kalte Wasser geworfen, in dem er auf Anhieb schwamm. Die Hunderter-Grenze überschritt der spätere Rapidler noch als Mitglied der Südstädter.
Der Umdenkprozess
Kühbauer gelang dies - gut zwei Jahrzehnte früher natürlich - mit 20 Jahren, fünf Monaten und 23 Tagen im exakt selben Alter wie Andreas Ivanschitz, dem ÖFB-Zauberlehrling der frühen Nuller-Jahre.
Die beiden Rapidler Ivanschitz und Veli Kavlak, GAK-Wunderkind Zlatko Junuzovic und Christian Fuchs beim SV Mattersburg sind allesamt Mitglieder einer Generation, die den Ruf nach mehr Chancen für junge Österreicher dank ihrer Qualität sehr früh zu nutzen wussten.
Rund um die Jahrtausendwende konnte man kaum behaupten, dass der eigene Nachwuchs bei den meisten Klubs allzu viel zählte. Als Folge des Bosman-Urteils sammelten manche Vereine geradezu (vermeintlich billigere) Legionäre, während man Österreicher in manchen Startformationen mit der Lupe suchen musste.
Angesichts der gleichzeitigen Talfahrt des Nationalteams und der bevorstehenden Heim-EURO 2008 - kombiniert mit der finanziellen Schieflage, in die sich manche Klubs manövriert haben - begann ein Umdenkprozess.
Das Kunststück des Christian Fuchs
Selbigen kann man als Basis des inzwischen erreichten Status quo sehen, der Österreich sowohl auf Vereins- als auch unabhängig von der verpassten WM-Qualifikation auf Nationalteam-Ebene in vergleichsweise verbesserten Sphären dastehen lässt.
Besagtes Quartett gehört auch zu jener Generation, die österreichische Fußballer im Ausland wieder wesentlich interessanter machte - Fuchs eroberte später mit Leicester City gar den Premier-League-Titel.
Dem gebürtigen Niederösterreicher gelang zudem übrigens das Kunststück, sein 100. Bundesliga-Spiel und den 21. Geburtstag zu kombinieren.
Und als ob diese beiden Daten alleine noch nicht Party-würdig genug wären, schoss er auch noch das Mattersburger Tor beim 1:1 bei der Wiener Austria.
Nicht immer ein Sprungbrett
Sich bereits in jungen Jahren in einer mittlerweile anerkannten Ausbildungsliga und somit auch im Erwachsenen-Fußball durchgesetzt zu haben, erhöht bekanntlich die Chancen, sich auf die Notizzettel internationaler Scouts zu bringen.
Dass manche es transferbedingt gar nicht bis zum Hunderter schaffen und die Bundesliga bereits früher verlassen, soll somit alles andere als ein Schaden für den rot-weiß-roten Fußball sein.
Mit Patrick Farkas und Ried-Urgestein Marcel Ziegl zeigen zwei 92er-Jahrgänge jedoch, dass eine frühe Mitgliedschaft im "Hunderter-Klub" kein Selbstläufer für eine Legionärs-Karriere ist. Die Gründe mögen mannigfaltig sein.
Das Beispiel Farkas
Für Farkas beispielsweise, mit 20 Jahren, fünf Monaten und sieben Tagen immerhin Zweiter hinter Prohaska, gab es offenkundig einfachere Aufgaben, als aus dem Mattersburger Vertrag herauszukommen - mit dem Wissensstand von heute erscheint es umso erstaunlicher, dass die Burgenländer Angebote für den Rechtsverteidiger stets ablehnten.
Schließlich ging er mit 24 ablösefrei (!) zum FC Red Bull Salzburg und somit zur national ranghöchsten Adresse, was wahrlich keinen schlechten "Ersatz" für diverse Auslands-Stationen darstellt.
Im vergangenen Herbst probierte es der nunmehrige Hartberger schließlich in der Schweiz beim FC Luzern.
Sabitzer und der Bilderbuch-Karriereplan
Als 94er-Jahrgang ist Marcel Sabitzer das jüngste Mitglied in den Top-15. Der Werdegang des Steirers gleicht einem Bilderbuch-Karriereplan: Admira, Rapid, Salzburg, Leipzig und nun der FC Bayern.
Allen offenkundigen Eingewöhnungsschwierigkeiten in München zum Trotz zeigt das Beispiel des ÖFB-Teamspielers, dass man es auch aus der heimischen Bundesliga Schritt für Schritt zum deutschen Rekordmeister schaffen kann.
Aiwu verfehlt die Top-15 übrigens lediglich um jene drei Tage, die Roman Wallner schneller war.
Wallner hat etwas zu erzählen
Der frühere Stürmer legte zwar nicht jene illustre Karriere hin, die man ihm in ganz jungen Jahren als Rapidler zugetraut hat, dafür eine Reise als Wandervogel, nach der er mehr erzählen kann als die meisten seiner Berufskollegen.
Als Mitglied des aktuellen Pro-Lizenz-Kurses schickt sich Wallner an, als Trainer diese Erfahrungen der jüngeren Generation weiterzugeben.
Eines zeigen die Top 15 Aiwu jedenfalls. Von Meister-Würden in einer Top-Liga, einer Auslands-Karriere bis hin zur Rolle als Bundesliga-Urgestein sind in diesem Alter noch viele Optionen denkbar.