Generalproben sind bekanntlich da, um schief gehen zu dürfen.
Deshalb darf der Stromausfall in Rapids Allianz-Stadion durchaus als gutes Omen betrachtet werden - so lange die Eröffnung am 16. Juli ohne Zwischenfälle über die Bühne geht.
Der kurzfristig anberaumte Termin in der neuen Heimat der Hütteldorfer war sicherlich nicht zufällig gewählt. Das Ablenkmanöver von der sportlichen Misere zeigte durchaus Wirkung.
Denn mit dem Neubau an alter Wirkungsstätte schreibt man derzeit positive Schlagzeilen. So soll es auch in der „Rapid-Viertelstunde“ des Projekts weitergehen.
Drei „intensive“ Monate bis zur Übergabe
Noch etwas mehr als drei Monate bleiben dem beauftragten Bauunternehmen STRABAG, um das Allianz-Stadion rechtmäßig dem SK Rapid zu übergeben.
„Wir werden den Termin einhalten, aber es steht noch viel Arbeit bevor“, weist Bauleiter Roman Hornischer auf die immer länger werdenden Nächte und kürzeren Tage bis zum Ende der Stress-Periode hin.
Die Fortschritte können sich sehen lassen. Die Verkleidung in Grün lässt die Arena in neuem Licht erstrahlen, das vor kurzem angebrachte Logo verwandelt die stylische Röhre in ein unverkennbares Markenzeichen.
Jetzt ist es offiziell! Der SK Rapid trifft im Eröffnungsspiel am 16. Juli auf den @ChelseaFC. #scr2016 pic.twitter.com/kBzuh6XLrV
— SK Rapid Wien (@skrapid) 12. April 2016
Projektleiter Harry Gartler ist stolz auf das Geleistete, geht aber in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin von einer „sehr intensiven Zeit“ aus.
300 Arbeiter, Fortschritte und bargeldloses Novum
Beim Lokalaugenschein auf der Baustelle sind gerade 300 Arbeiter unterschiedlicher Firmen am Werken, um die „grün-weiße Hölle“ rechtzeitig fertigzustellen.
Auf der Haupttribüne, auf welcher sich der VIP- und Businessbereich befindet, stehen Fertigstellungsarbeiten an, erst kürzlich wurden die 21 Kioske auf der Promenade rund um das Stadion an den Verein übergeben und können alsbald mit Kücheneinrichtungen, Kassen usw. ausgestattet werden.
Apropos Kassen! Im Gastro-Bereich gehen die Hütteldorfer künftig neue Wege und orientieren sich am Beispiel deutscher Vereine.
Bargeldlose Zahlung mit der Bezahlkarte „Rapid-Mari€“ soll die Wartezeiten reduzieren. Das restliche aufgeladene Guthaben kann aber – anders als bei so manchem Vorbild – auch wieder ausbezahlt werden.
Anfang Mai wird der Rasen verlegt
Der Ort des Geschehens wird jedoch das Spielfeld sein. Die Drainage ist bereits fertig, die Vorbereitungen für die Rasenheizung getroffen, ehe die Leitungen verlegt werden.
Anfang Mai wird dann der Fertigrasen angeliefert. Die Asphaltierungsarbeiten an den Außenanlagen sollen Anfang Juni fertig sein, auch die Inneneinrichtung wird nach und nach erfolgen.
Das erste Highlight soll am 16. Juli mit dem Eröffnungsspiel gegen den FC Chelsea erfolgen. Der Anfang einer neuen Ära, die dem Verein neue Möglichkeiten bieten soll.
„Wir haben der Bundesliga ein Budget von 30 Millionen Euro vorgelegt. Das Allianz Stadion wird sowohl sportlich als auch wirtschaftlich von zentraler Bedeutung für uns sein“, weiß Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek.
11.500 Abos weg, nur mehr fünf Logen zu haben
Ausgegangen wird im national 28.000 Fans fassenden Stadion von einem Zuschauer-Schnitt von rund 20.000, der weitere Einnahmen bedeuten würde.
Außerdem lief der Aboverkauf höchst erfolgreich an. Insgesamt wurden bereits vor dem Start des freien Verkaufs am vergangenen Montag 11.500 Dauerkarten abgesetzt, alleine für die Fan-Tribüne Süd, wo der „Block West“ beheimatet sein wird, gibt es bereits 5.600 Abonnenten.
Auch die VIP- und Businesseinrichtungen erfreuen sich großer Beliebtheit. 1.750 verkaufte Plätze bedeuten eine Auslastung von bisher 73 Prozent, welche die Erwartungen deutlich übersteigt.
Lediglich fünf Logen sind noch zu erwerben, wie Peschek, der mit der Taufe seines Sohnes wartet, bis dies im Allianz-Stadion möglich ist, bestätigt. „Wir werden uns weltweit nicht verstecken müssen!“
„Das muss ein Hexenkessel werden“
Auch Sportdirektor Andreas Müller ist voller Vorfreude. Der 53-jährige Deutsche kennt das Gefühl aufgrund der Teilnahme an der Eröffnung der „Arena Auf Schalke“, heute Veltins-Arena, im Jahr 2001.
„Das ist unser neues Wohnzimmer, das muss auch hier ein Hexenkessel werden, wo man die Nähe zum Geschehen spürt. Wir hoffen natürlich, dass wir in jedem Spiel ausverkauft sein werden.“
Es geht also etwas weiter in Wien-Hütteldorf, während man die derzeitigen sportlichen Sorgen im Ausweichquartier im Prater lässt.
Möglicherweise ist das Unvermögen im Titelkampf aber auch nur die verpatzte Generalprobe für die bevorstehende neue Ära im Allianz-Stadion.
Alexander Karper