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Amtszeit-Ranking: Trainer am Verdrängungsmarkt

Das Amtszeit-Ranking der Trainer in Bundesliga und 2. Liga zeigt, wie brutal es zugeht.

Amtszeit-Ranking: Trainer am Verdrängungsmarkt Foto: © GEPA

Diese Saison noch wie gewohnt absolvieren und im kommenden Juli lässt sich ein ungewohntes Jubiläum zelebrieren.

Am 1. Juli 2023 würde Thomas Silberberger seinen zehnten Jahrestag als Trainer der WSG Tirol begehen.

Knapp einen Monat vorher wird er 50 - es könnten also gute Party-Wochen werden in Wattens.

Aus aktuellem Blickwinkel spricht wenig dagegen, dass die rot-weiß-rote Version von Freiburg-Dauerbrenner Christian Streich (seit Ende Dezember 2011 im Amt) ihr Zehnjähriges auch tatsächlich erlebt.

Denn es braucht einiges an Fantasie, um sich ein Ende der Amtszeit von Silberberger vorzustellen - zu groß ist seine Hausmacht bei der WSG.

Ganz schnell vorbei mit Fußball-Romantik im Trainer-Gewerbe

Was die generelle Jobsicherheit im Trainer-Gewerbe betrifft, ist es indes ganz schnell vorbei mit der auf Konstanz und Treue setzenden Fußball-Romantik a la Silberberger und Streich.

Kollegen dürfen sich mitunter schon glücklich schätzen, wenn sie ein Jahr beim selben Verein an der Seitenlinie stehen.

Und doch ist und bleibt es für viele in der Branche ein Traumjob.

Ein unglaublicher Verdrängungsmarkt

Am Montag hat die nächste Generation die finale Stufe ihrer Ausbildung aufgenommen, 21 AnwärterInnen wollen sich demnächst Inhaber des UEFA-Pro-Diploms nennen dürfen.

21 weitere Coaches, die nun in der Bundesliga trainieren dürften. Eine Stufe darunter in der 2. Liga reicht bereits die UEFA-A-Lizenz.

Sieht man sich das Amtsdauer-Ranking der aktuellen Trainer der Bundes- und Zweitligisten an, erkennt man schnell, wie gering die Jobsicherheit in diesem Gewerbe ist.

"Es ist brutalst", erklärt mit Thomas Eidler der Chef der ÖFB-Trainerausbildung, im Gespräch mit LAOLA1, "wir bewegen uns in einem unglaublichen Verdrängungsmarkt."

Das aktuelle Amtsdauer-Ranking der Trainer in Bundesliga und 2. Liga:

Platz Name Verein Liga Amtsantritt
1. Thomas Silberberger WSG Tirol Bundesliga
  1. Juli 2013
2. Thomas Hösele SK Sturm Graz II
  1. Liga
  1. Jänner 2018
3. Harald Suchard Young Violets
  1. Liga
  1. Juli 2019
4. Philipp Semlic SV Lafnitz
  1. Liga
  1. Jänner 2020
5. Christian Ilzer SK Sturm Graz Bundesliga
  1. Juli 2020
. Alexander Zellhofer Vienna
  1. Liga
  1. Juli 2020
7. Peter Pacult Austria Klagenfurt Bundesliga
  1. Jänner 2021
8. Mitja Mörec FAC
  1. Liga
  1. April 2021
9. Robin Dutt Wolfsberger AC Bundesliga
  1. Juli 2021
. Matthias Jaissle FC Red Bull Salzburg Bundesliga
  1. Juli 2021
. Markus Mader SC Austria Lustenau Bundesliga
  1. Juli 2021
. Manfred Schmid FK Austria Wien Bundesliga
  1. Juli 2021
. Jochen Fallmann SKU Amstetten
  1. Liga
  1. Juli 2021
. Stephan Helm SKN St. Pölten
  1. Liga
  1. Juli 2021
. Rolf Landerl SV Horn
  1. Liga
  1. Juli 2021
. Gerald Scheiblehner FC Blau-Weiß Linz
  1. Liga
  1. Juli 2021
17. Daniel Madlener Vorwärts Steyr
  1. Liga
  1. August 2021
18. Ferdinand Feldhofer SK Rapid Wien Bundesliga
  1. November 2021
19. Gernot Messner GAK
  1. Liga
  1. Dezember 2021
20. Stefan Kulovits SK Rapid Wien II
  1. Liga
  1. Jänner 2022
21. Klaus Schmidt TSV Hartberg Bundesliga
  1. März 2022
22. Christian Heinle SV Ried Bundesliga
  1. April 2022
23. Dietmar Kühbauer LASK Bundesliga
  1. Mai 2022
24. Miroslav Klose SCR Altach Bundesliga
  1. Juli 2022
. Fabio Ingolitsch FC Liefering
  1. Liga
  1. Juli 2022
. Thomas Janeschitz FC Dornbirn
  1. Liga
  1. Juli 2022
. Roberto Pätzold Admira/Wacker
  1. Liga
  1. Juli 2022
28. David Sencar Kapfenberger SV
  1. Liga
  1. August 2022

Die wichtige Netzwerkkompetenz

Österreich würde über mehr als 200 Pro-Lizenz-Trainer verfügen. "Wenn du einen Job hast, musst du erfolgreich sein und ihn verteidigen. Wenn du keinen Job hast, willst du zurück ins Geschäft. Es herrscht wenig Angebot, aber viel Nachfrage", so Eidler.

Der Druck, der Stress, die Emotionen im Fußball, Entscheidungsträger, die nicht immer im Sinne des Trainers entscheiden - alles Faktoren, welche die Halbwertszeit des Trainers beeinflussen.

"Es ist Part of the Game. Wir versuchen die Trainer dahingehend zu sensibilisieren, dass es Teil des Jobs ist und wahrscheinlich jeder Trainer einmal entlassen wird", erklärt Eidler.

Ein Rückschluss, den es laut dem 45-Jährigen daraus zu ziehen gilt: "Gerade junge Trainer investieren sehr viel in die technisch-taktische Kompetenz. Wenn wir aber davon ausgehen, dass du alle ein bis eineinhalb Jahre ohne Job bist, ist jedoch deine Netzwerkkompetenz ebenfalls wichtig. Du musst deine Marke steigern, ein Profil bekommen und am Markt wahrgenommen werden, damit du bei anderen Vereinen gleich wieder ein Thema bist. Diesen Punkt behandeln wir in der Ausbildung intensiv."

Ilzer ging oft freiwillig

Freilich können auch freiwillige Abschiede die durchschnittliche Amtszeit nach unten drücken. Ein gutes Beispiel dafür ist Christian Ilzer, der Hartberg, Wolfsberg und die Austria jeweils nach einer Saison verließ - in den ersten beiden Fällen nach ausgesprochen erfolgreicher Arbeit.

Diese liefert der Steirer seit gut zwei Jahren auch bei Sturm Graz ab, was innerhalb der Bundesliga bereits zum "Best of the Rest" hinter Silberberger reicht. Ligenübergreifend ist Ilzer mit einen Amtsantritt im Sommer 2020 bereits Fünfter unter den aktuellen 28 Trainern.

Noch vor ihm fungiert mit Thomas Hösele ein weiterer Trainer der "Blackies", der die zweite Mannschaft seit bald fünf Jahren hauptverantwortlich betreut und in der vergangenen Spielzeit in die 2. Liga geführt hat.

Schon länger im Verein

Hösele zählt zu jenen Coaches im Ranking, die schon vor dem Antritt des aktuellen Jobs in ihrem jeweiligen Verein tätig waren. Der 53-Jährige werkt im konkreten Fall schon seit Jänner 2013 im Sturm-Nachwuchs.

Auch Mitja Mörec (FAC), Matthias Jaissle (Salzburg), Christian Heinle (Ried), Fabio Ingolitsch (Liefering) und David Sencar (KSV) waren schon vor ihrer Beförderung zum Chef der Kampfmannschaft im jeweiligen Klub angestellt.

Neo-Kapfenberg-Übungsleiter Sencar war am 17. August der erste Trainer, der während der laufenden Spielzeit neu übernommen hat. Er wird bestimmt nicht der Letzte gewesen sein.

Heinle, Helm und Semlic im Pro-Lizenz-Kurs

Durchaus auffällig ist, dass diverse Vereine im Sommer 2021 die richtige Wahl getroffen haben dürften - zumindest sind gleich acht damals zum Vorbereitungsstart bestellte Coaches immer noch im Amt.

Darunter mit Stephan Helm einer jener 21 Kandidaten, die nun den finalen Schritt in ihrer Ausbildung gehen.

Auch Ried-Trainer Heinle und Lafnitz-Boss Philipp Semlic befinden sich im Pro-Lizenz-Kurs - Letzterer ist mit einer Amtszeit von nunmehr zweieinhalb Jahren beinahe schon ein Urgestein (Platz vier).

Alles in allem kann man aber wohl jetzt schon munter spekulieren, wie dieses Ranking im Winter aussehen wird - einzig über den Spitzenreiter gibt es - mutmaßlich zumindest - auch dann keine Diskussion...


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