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Irvings Reise: Von Hearts mitten ins Herz

Der Schotte ist das Um und Auf im Klagenfurter Mittelfeld, im Sommer winkt die Premier League. Ein Portrait über Irving und seine (Um)Wege zum Glück.

Irvings Reise: Von Hearts mitten ins Herz Foto: © GEPA

Satte 23 Torbeteiligungen in 50 Einsätzen. Sieht man sich die Zahlen an, ist Austria Klagenfurt ohne Andy Irving auf diesem Niveau fast nicht vorstellbar.

Er und Kumpel Sinan Karweina, der mit 26 Scorerpunkten aus 42 Spielen sogar eine noch bessere Quote hat, sind bei den Kärntnern zwei der Hauptbeteiligten an der starken Herbstsaison.

Dennoch sieht es danach aus, als ob Peter Pacult ab Sommer ohne seinen Mittelfeld-Strategen auskommen muss. Irving ist nur mehr als Leihspieler in Klagenfurt, er hat einen Vertrag beim amtierenden Conference-League-Sieger West Ham United unterschrieben. Das bestätigte Geschäftsführer Günther Gorenzel im Dezember offiziell.

Ob er im Sommer tatsächlich schon auf die Insel wechselt, steht bisher aber noch nicht fest. Man müsse dies "zum gegebenen Zeitpunkt" mit West Ham abstimmen, so Gorenzel. Eine weitere Leihe bleibt also eine Möglichkeit.

Bis dahin kann Irving weiterhin fleißig Scorerpunkte - und somit eine Empfehlung für West Ham - liefern. Fluch und Segen zugleich für die Klagenfurter. Doch wie tickt der Schotte eigentlich abseits des Fußballs? LAOLA1 hat sich mit dem sympathischen 23-Jährigen unterhalten - und zwar durchgehend in Deutsch, das der Schotte mittlerweile richtig gut beherrscht.

Von Kindesbeinen an im Fußballfieber

Der in der schottischen Hauptstadt Edinburgh ("eine sehr geile Stadt") geborene Irving wurde schon früh mit dem "Fußballvirus" infiziert. "Schuld" daran ist die Familie, allen voran sein Vater, der selbst als Fußballer aktiv war und dem Klein-Andy bei dessen Spielen stets auf die Beine schaute.

"Mein Vater und ich waren schon im Stadion von Hearts, da war ich gerade einmal zwei Jahre alt."

Irving wurde schon ganz früh mit dem "Fußballvirus" infiziert.

"Mein Vater und ich waren schon im Stadion von Hearts, da war ich gerade einmal zwei Jahre alt", schildert Irving. Zu seinem Vater hat Irving ganz generell einen sehr engen Bezug. Die ganze Familie sei sehr wichtig für seine bisherige Karriere gewesen, der Papa aber habe den größten Einfluss. "Er hat mich immer gepusht und wollte immer das beste für mich. Er war im Nachwuchs bei jedem Spiel, hat mich trainiert und mir Feedback zu meinen Spielen gegeben", beschreibt der 23-Jährige. Auch heute als Profi bedeute ihm dessen Meinung noch immer viel. "Wenn er sagt, ich war nicht gut, dann war ich nicht gut. Wenn er sagt, dass ich gut war, dann kann ich mich entspannen", meint er lächelnd.

Die beiden teilen die unbändige Leidenschaft für den Fußball und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Andy schon als kleiner Junge er im Elternhaus einem Mini-Fußball hinterherjagte.

Seinerzeit wurde nicht nur die Begeisterung für den Fußball, sondern auch für Hearts of Midlothian geweckt. Dass er sein "Heart" passenderweise gerade an diesen Klub verlor, ist auch der Familie zuzuschreiben. "Mein Großvater, mein Vater, die Familie seitens meiner Mutter - sie sind alle Hearts-Fans. Ich hatte keine Chance", lacht Irving und fügt an: "Aber damit bin ich absolut glücklich, Hearts war immer meine Mannschaft."

Bei Herzensverein Hearts gelang Irving der Durchbruch.
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Der Hauptstadtklub hat aber nicht nur durch ihn starken Österreich-Bezug. Mit Thomas Flögel, Christian Schandl, Markus Holemar, David Witteveen und aktuell Peter Haring streiften bereits fünf ÖFB-Legionäre das Hearts-Jersey über.

Legendäres Derby gegen die "Hibs"

In Irivings Geburtsstadt Edinburgh gibt es mit Hibernian noch einen weiteren Erstligisten. Das Derby gegen die "Hibs" ist eines der ältesten der Welt. "Wenn du das Derby gewinnst, bist du bis zum nächsten der Boss in der Stadt", schildert Irving. "Das merkst du gleich, wenn du am Montag danach in die Arbeit gehst" lacht er.

Das Derby sollte Irving später auch als Spieler erleben dürfen. Zu seinem achten Geburtstag erhielt er das wohl schönste Geschenk, das sich ein Kind vorstellen kann: Ein Vertreter seines Lieblingsvereins meldete sich bei seinem Vater, um den Sohnemann zum Probetraining einzuladen.

Irving, der damals beim Provinzverein Newcraighall Leith Vics im Nachwuchs kickte, machte dort einen guten Eindruck und wurde prompt in die Akademie aufgenommen. Fortan spielte er im selben Verein, wie zwei seiner Vorbilder: der Tscheche Rudi Skacel und der schottische Ex-Internationale Paul Hartley, unter dem Irving später bei Falkirk sogar trainieren sollte.

Zweitligist Falkirk war auch jene Station, bei der sich der 18-jährige Irving nachhaltig für die Hearts-Profis empfehlen konnte. In den Folgesaisonen machte er jeweils 27 Spiele für seinen Stamm- und Herzensverein.

Der Sprung über den Ärmelkanal und seine Folgen

Doch 2021 lief sein Vertrag aus, eine Verlängerung kam nicht zustande, was bei den Fans durchaus für Aufsehen sorgte. Irving wollte sein Ziel, einmal im Ausland zu spielen, verfolgen. "Das war eine ganz schwierige Zeit für mich. Ich hatte bis dahin über 60 Spiele für Hearts gemacht, was für einen Akademie-Spieler ein großer Erfolg ist. Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr erwartet", zieht er heute Bilanz.

Während seiner Zeit bei Türkgücü durfte Irving im ikonischen Olympiastadion auflaufen.
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Er entschied sich für einen Wechsel zum deutschen Drittligisten Türkgücü München, was sich im Nachhinein als eher suboptimal herausstellen sollte. Der Klub rutschte Anfang 2022 in die Insolvenz. Dennoch konnte Irving aus dieser Zeit einiges mitnehmen. "München ist eine sehr schöne Stadt, das habe ich sehr genossen", blickt er zurück. Dennoch sei für ihn dort alles neu gewesen, "ich war alleine in München ohne meine Familie, Freundin und Freunde, aber während meiner Zeit dort und auch jetzt in Klagenfurt sind sie alle gekommen, um mich zu besuchen." Sein Traum vom Ausland erhielt damals einen Dämpfer, doch der Rückhalt in der Familie gab ihm Auftrieb und sei etwas "wofür ich sehr dankbar bin", so Irving.

Für ihn überwiegt das Positive. Seine Persönlichkeit sei durch die Zeit in der bayerischen Hauptstadt "enorm gestärkt" worden. "Außerdem habe ich eine neue Sprache gelernt", meint Irving in fließendem Deutsch. Zudem hatte er als einer der wenigen Spieler diesertags die Möglichkeit im ikonischen Münchner Olympiastadion aufzulaufen. Türkgücü trug dort mangels adäquater eigener Heimstätte einige Spiele aus. "Es war cool, dort zu spielen. Ich habe vor Ort viel über die Geschichte des Stadions gelesen. Dort haben ja schon Legenden wie Pele, Maradona und Beckenbauer gespielt", meint Irving. Wer selbst schon dort war, wird es wohl sehen wie Irving: "Aber es ist natürlich kein modernes Stadion, die Tribünen sind weit weg vom Spielfeld."

"Ich habe eine Woche trainiert und ich habe es geliebt."

Irving über seine ersten Schritte in Klagenfurt.

Mit Kumpel Karweina an den Wörthersee

Der Vorteil der Türkgücü-Insolvez war, dass Irving nun ein freier Spieler war und sich seinen neuen Klub aussuchen konnte. Nachdem der Spielbetrieb Ende März eingestellt wurde, offenbarten sich Irving drei Möglichkeiten: "Ende April, Anfang Mai, habe ich dann bei Karlsruhe, Paderborn und Austria Klagenfurt mittrainiert", schildert er. Damals wie heute an seiner Seite: Sinan Karweina, der in München ein enger Freund Irivngs wurde.

Karweina teilte das Türkgücü-Schicksal mit seinem "Buddy" und wurde ebenfalls nach Klagenfurt eingeladen. Die Kärntner Landeshauptstadt hatte es Irving rasch angetan. "Ich habe eine Woche trainiert und ich habe es geliebt", schwärmt Irving. Gründe gab es genug: "Der See und die viele Natur, die Menschen im Verein und Trainer Peter Pacult - Sinan und ich haben uns hier sofort wohlgefühlt", erklärt der 23-Jährige.

Und Irving dankt es seinem Klub seither mit Leistungen. Das machte West Ham auf ihn aufmerksam. Wann er dort tatsächlich aufschlagen wird, entscheidet sich zwar erst, die Vorfreude auf mögliche Einsätze in der Premier League ist Irving aber - wenig verwunderlich - schon anzumerken.

Lernten sich in München kennen und schätzen: Irving (l.) und Karweina (r.).
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Irvings Traum von der Premier League

"Es ist die beste Liga der Welt. Ich habe sie schon verfolgt, als ich sechs oder sieben Jahre alt war", schwärmt er vom englischen Oberhaus. Schon frühmorgens lockte die Liga den jungen Andy vor den Fernseher. "Am Sonntagmorgen wurden bei 'Match of the day' immer die Highlights gezeigt. Das war schon um 7:30 Uhr morgens, aber ich habe immer zugesehen", wird seine Begeisterung für die Liga spürbar.

Es sei der Traum eines jeden Kindes, dort zu spielen - so auch der des Andy Irving, für den er emsig arbeitet. Das Niveau dort ist freilich keineswegs mit der heimischen Bundesliga vergleichbar, weshalb auch Irving weiß: "Es gibt noch viel an mir zu arbeiten und zu verbessern. Vielleicht kann ich mir meinen Traum dann erfüllen."

Geträumt wird bei Andy Irving aber nicht nur von Duellen gegen Liverpool, Manchester City und Arsenal. Auch das schottische Nationalteam spukt in seinem Hinterkopf herum. Kann er seine Leistungen auch in Zukunft bestätigen, wird er wohl auch diese Türe früher oder später aufstoßen. Noch habe es zwischen dem früheren schottischen Nachwuchs-Teamspieler (insgesamt fünf Einsätze für die U17, U19 und U21) und den Verantwortlichen aber noch keinen Kontakt gegeben. "Aber ich hoffe, dass man mich im Auge hat", sagt Irving.

Spielt er auch nach seiner Zeit in Klagenfurt so groß auf, wird sich das auch gar nicht vermeiden lassen.



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