"Das ist eine gemähte Wiese, die mir übergeben wurde", sagt Frank Hensel am späten Abend des 5. November 2018.
Der Deutsche hatten eben das Amt des Austria-Präsidenten übernommen, nachdem es Wolfgang Katzian etwas mehr als ein Jahrzehnt ausgeübt hatte. Die Veilchen waren vor nicht allzu langer Zeit noch in der Champions League gewesen, das nagelneue Stadion glänzte und strahlte.
Etwas mehr als 1.500 Tage später erklärte der 64-Jährige seinen Rückzug. Spätestens im Juni soll der FAK einen neuen Klub-Boss haben. Alle Infos >>>
Die Ära Hensel wird als eine der unruhigsten, um nicht chaotisch zu sagen, in der langen Historie des Vereins in die Annalen eingehen.
Hensel hätte verhindern können
Dass die vermeintlich "gemähte Wiese" sich an der einen Ecke zum Sumpf der persönlichen Animositäten entwickelt hat, an den meisten Stellen vertrocknet und verdorrt ist und zu fast 50 Prozent gar nicht mehr in Besitz des Vereins ist, ist mitunter auch das Werk Hensels.
Freilich nicht sein alleiniges, doch Hensel hätte als Vorsitzender des Aufsichtsrats, der er bis Jänner 2022 auch war, viele Dinge verhindern oder zumindest in andere Richtungen lenken können.
Dass der Deutsche nicht mitbekommen hat, dass sich der Schuldenhaufen zu einem fast unüberwindbaren Berg entwickelt hat, ist unvorstellbar. Dass er dennoch im Juni 2021 – wenn auch nur mit 66 Prozent Zustimmung – in seinem Amt bestätigt wurde, ein Kuriosum.
Hensel stand bei der Präsentation von Megaflop "Insignia" in der ersten Reihe. Hensel hätte dem zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr haltbaren Markus Kraetschmer im Frühjahr 2021 noch einmal einen neuen Vertrag gegeben. Hensel wollte gegen den Widerstand eines Großteils der Mitglieder einen Verwaltungsrat, in dem erneut Andreas Rudas sitzt, durchboxen.
Keine Rückendeckung mehr
Zuletzt hatte der Deutsche fast überall die Rückendeckung verloren. Die violette Führungsriege ist meist nur noch eine Zweckgemeinschaft, die violetten Vorstände sich nicht wirklich grün, das professionelle Miteinander soll immer wieder in emotionale Schreiduelle ausgeartet sein.
Und Hensels Macht war zuletzt auch beschnitten. Als Investor zog er sich aus dem Aufsichtsrat zurück, der Compliance wegen. Immerhin das muss man dem scheidenden Präsidenten zugutehalten – er hat mit einem Teil seines eigenen Geldes ausgeholfen, als es lichterloh brannte.
Doch auch hier muss festgehalten werden: Die Hoffnung, die so viele Veilchen bei seinem Amtsantritt in Hensel gesetzt hatten, konnte er nicht erfüllen. Vom langjährigen Rewe-Manager wurde erwartet, dank seiner guten Kontakte neue Sponsoren an Land zu ziehen.
Doch es war stets Vizepräsident Raimund Harreither, der sich als wesentlich engagierter präsentierte, Lösungen vorantrieb und Menschen davon überzeugte, den FAK zu unterstützen.
Mit Dr. Emanuel "Michl" Schwarz und Joschi Walter wird zwei großen Präsidenten der Vergangenheit am Vorplatz des Stadions mit Graffitis gehuldigt. Frank Hensel wird solch eine Ehre bestimmt nie zuteil werden. Er muss hoffen, nicht als einer der Totengräber des Klubs in die Geschichte einzugehen.