Rettung durch Maximilian Senft oder "Hattrick" für Klaus Schmidt?
Einer der beiden Bundesliga-Trainer wird sich am Saisonende für die erfolgreiche Umsetzung der Mission Klassenerhalt feiern lassen dürfen.
Eine Vorentscheidung könnte es bereits am Freitagabend beim Abstiegs-Showdown zwischen der SV Ried und dem SCR Altach (19:30 Uhr im LIVE-Ticker) geben.
Altach-Coach Schmidt hat dabei seinen Ruf als Feuerwehrmann zu verlieren. In der vergangenen Spielzeit rettete er den TSV Hartberg in der letzten Runde. Eine Spielzeit davor aktivierte die Admira den beurlaubten Übungsleiter für die letzten fünf Spiele, ihm gelang die tränenreiche Rettung.
Ob Schmidt die Engagements in Hartberg und Altach ohne den Nachweis, Klubs aus brenzligen Situationen befreien zu können, bekommen hätte?
Wohl kaum, denn ein Blick auf die Abstiegs-Trainer in der österreichischen Bundesliga in den vergangenen Jahren zeigt, dass ein verpasster Klassenerhalt ein ziemlicher Karriere-Killer sein kann. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Diesmal in der Verlosung: Mit Senft ein Trainer-Talent, das erst am Anfang der Karriere steht, und mit Schmidt ein Haudegen der rot-weiß-roten Coaching-Szene.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass am Papier auch die WSG Tirol mit Thomas Silberberger noch nicht final gerettet ist, wenngleich sechs Punkte Vorsprung auf Altach und Ried Anlass zu Optimismus geben.
Saison | Absteiger | Trainer |
---|---|---|
2021/22 | Admira | Andreas Herzog |
2020/21 | SKN St. Pölten | Gerald Baumgartner |
2019/20 | ||
2018/19 | FC Wacker Innsbruck | Thomas Grumser |
2017/18 | ||
2016/17 | SV Ried | Lassaad Chabbi |
2015/16 | SV Grödig | Peter Schöttel |
2014/15 | SC Wiener Neustadt | Helgi Kolvidsson |
2013/14 | FC Wacker Innsbruck | Michael Streiter |
2012/13 | SV Mattersburg | Franz Lederer |
2011/12 | Kapfenberger SV | Thomas von Heesen |
2010/11 | LASK | Walter Schachner |
2009/10 | Austria Kärnten | Joze Prelogar |
2008/09 | SCR Altach | Georg Zellhofer |
2007/08 | FC Wacker Innsbruck | Helmut Kraft |
Zwei Anmerkungen: 2018 gab es keinen Absteiger, da Dietmar Kühbauer den SKN St. Pölten in der Relegation gegen Wiener Neustadt gerettet hat.
2020 wäre eigentlich Silberberger mit der WSG sportlich abgestiegen, durfte jedoch in der Liga bleiben, weil der SV Mattersburg im Zuge seines Finanzskandals die Lizenz zurückgelegt hat.
Die seitherige Entwicklung der Tiroler unter der Anleitung des Trainer-Urgesteins verdeutlicht recht gut, dass ein Abstieg nicht gleichbedeutend mit fehlender Trainer-Qualität sein muss.
Trotzdem ist es als Coach sehr schwierig, diesen Makel loszuwerden, wie auch die in der Tabelle genannten Herrschaften beweisen.
Südkorea, Oedt und Akademie
Dass sein erstes Engagement als Vereins-Coach bei der Admira mit einem unglücklichen Abstieg endete, war für die Trainer-Karriere von Andreas Herzog sicherlich nicht förderlich. Seit März ist er Co-Trainer des Nationalteams von Südkorea, wo er die schon in den USA erprobte Zusammenarbeit mit Jürgen Klinsmann wieder aufgenommen hat.
Gerald Baumgartner übernahm 2021 erst im Mai in St. Pölten und hätte im Nachhinein besser die Finger von diesem Job lassen sollen. Seither gab es keine neue Chance als Trainer, inzwischen ist er Sportdirektor bei ASKÖ Oedt.
2019 konnte Thomas Grumser den Abstieg des FC Wacker Innsbruck nicht verhindern, in der Saison darauf verfehlte er den Wiederaufstieg. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit heuerte er in der Akademie Tirol an, aus familiären Gründen zieht es ihn nicht wirklich weg aus der Heimat.
Für Lassaad Chabbi war die SV Ried die vorerst letzte Trainer-Station in Österreich, seither war er in Thailand, Tunesien und Marokko tätig, und das durchaus erfolgreich. So eroberte er etwa 2020 mit US Monastir den tunesischen Cup.
Co Ilzer hat es nicht geschadet
Auch Peter Schöttel ist, wenn man so will, eine Ausnahme der Regel, schließlich führte ihn sein Weg nach dem Abstieg mit dem SV Grödig schnurstracks zum ÖFB. Ein klassischer Fall von zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn nach fünf Spielen als U19-Teamchef wurde er 2017 zum ÖFB-Sportdirektor befördert.
Helgi Kolvidsson bekam nach dem Abstieg mit Wiener Neustadt umgehend seine nächste Chance in Österreich, wurde in Ried jedoch bereits nach sechs Spielen gefeuert. Der Isländer war zwischenzeitlich Teamchef von Liechtenstein und werkt inzwischen als Sportdirektor beim deutschen Sechstligisten SC Pfullendorf. Bemerkenswert ist übrigens, dass ein gewisser Christian Ilzer einer der Co-Trainer in Wiener Neustadt war. Dessen Karriere hat der Abstieg definitiv nicht geschadet.
Michael Streiter hatte in seiner Trainer-Karriere einiges vor. Altach führte er in die Bundesliga, es folgte gar ein Engagement als Co-Trainer des FC Red Bull Salzburg. Aber vom Abstieg mit dem FC Wacker erholte sich seine Laufbahn nicht mehr wirklich. Seit 2016 coacht er seinen Heimatverein FC Volders.
Die beeindruckende Karriere von Franz Lederer als Mattersburg-Trainer war mit dem Abstieg 2013 mit Ausnahme eines noch folgenden kurzen Intermezzos beendet, er durfte jedoch noch einige Jahre als Sportchef weitermachen. Nach dem Abschied aus dem Pappelstadion folgten die Unterhaus-Engagements bei Draßburg und St. Margarethen.
Das war's für Schachner
Für Thomas von Heesen hat sich der Abstecher in die Obersteiermark nicht wirklich bezahlt gemacht. Seinem Engagement in Kapfenberg folgten in all den Jahren nur mehr 12 Spiele als Trainer von Lechia Gdansk.
Walter Schachner blieb dem LASK zwar auch nach dem Abstieg noch ein Jahr in der zweiten Leistungsstufe erhalten. Nach dem Abschied aus Linz folgte kein neuer Job mehr für den Meistertrainer des GAK im Jahr 2004.
Auch bei Joze Prelogar muss man nach dem Abstieg mit Austria Kärnten von einem Karriere-Knick sprechen. Der Slowene betreute danach noch Austria Klagenfurt in der Regionalliga, SAK Klagenfurt, SV Sachsenburg, SG Drautal, FC St. Veit und ASK Klagenfurt.
Bevor Georg Zellhofer 2009 mit Altach den Klassenerhalt verfehlte, war er immerhin Trainer von Rapid und Austria Wien, wiederum davor vollbrachte er mit Pasching das eine oder andere Wunder. Nach dem Abstieg war bis auf Kurzzeit-Engagements in Pasching und beim LASK einige Jahre wenig los, ehe sich der Oberösterreicher - ausgerechnet in Altach - als Sportchef neu erfunden hat.
Die große Ausnahme Peter Pacult
Auch Helmut Krafts Karrierefaden ist nicht mit dem Wacker-Abstieg 2008 gerissen, er bekam noch weitere Gelegenheiten, unter anderem beim FC Magna in Wiener Neustadt und beim LASK. Heute ist der Tiroler Trainer der SPG Silz/Mötz.
Ein Karriere-Turbo ist ein Abstieg jedoch definitiv nicht. Dies gilt auch, wenn man noch einige Jahre weiter zurückgeht.
Hier sticht in den letzten 25 Jahren eigentlich nur eine große Ausnahme hervor: Peter Pacult wurde nach dem Abstieg mit dem FC Kärnten 2004 vier Jahre später zum - immer noch letzten - Meistertrainer von Rapid.
Egal wen es trifft, man kann Senft oder Schmidt nur wünschen, dass ihre Laufbahn im Falle des Abstiegs keinen allzu großen Schaden nimmt.
In dieser Diashow findest du alle Bundesliga-Absteiger der vergangenen 25 Jahre: