Man of the Match, Held, wie vom anderen Stern.
Patrick Pentz kam nach dem 1:1-Unentschieden seiner Austria im 331. Wiener Derby gegen Rapid in den Genuss einiger Superlative.
Mit Mega-Paraden und tollen Reflexen hatte er sich diese Lobeshymnen verdient und den nicht gerade groß aufspielenden Favoritnern an diesem November-Nachmittag definitiv den Punkt gerettet.
"Wir haben Gott-sei-Dank Pentzi gehabt. Solche Bälle in einem Spiel zu halten, habe ich selten gesehen. Deswegen gehört ihm der ganz große Anteil an diesem Punkt", adelte ihn auch Trainer Peter Stöger, der ansonsten mehr Rapid als seine eigene Mannschaft lobte. Wenn man bedenkt, wo dieser schon überall als Trainer engagiert war und aktiv spielte, sagt dies schon alles.
Der 23-Jährige wirkt fast, als wäre ihm das unangenehm: "Ich bin da ganz beim Trainer. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Natürlich ist es aus meiner Sicht positiver, da ich mich ein paar Mal auszeichnen und zeigen konnte, dass ich der Mannschaft schon auch Rückhalt gebe und von hinten für sie da bin."
Solche Glanzleistungen im Austria-Dress waren jedoch im vergangenen Frühjahr nicht unbedingt zu prognostizieren, denn Pentz war nicht immer erste Wahl.
Im Frühjahr wackelte die weitere Austria-Karriere
Die Konstellation im Frühjahr war nicht einfach. Sowohl die Verträge von Pentz sowie seinem Kontrahenten im Tor Ivan Lucic liefen mit Saisonende aus, mit Ammar Helac von Blau-Weiß Linz stand bereits früh ein Neuzugang für den Sommer fest.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Dabei kündigte der damals noch als Sportvorstand tätige Stöger an, die Option bei Pentz nicht ziehen zu wollen, die weitere Karriere bei der Austria wackelte. Schlussendlich wurde Ende Mai doch ein neuer Zweijahresvertrag ausgehandelt und Lucic verließ den Verein.
Damit blieb das Urgestein, das bereits 2013 von der Red-Bull-Salzburg-Akademie nach Wien übersiedelte, ein Austrianer. Dieser debütierte bereits 2016 mit gerade einmal 19 Jahren, musste sich aber zwischenzeitlich immer wieder hinter Robert Almer, Osman Hadzikic oder Lucic anstellen.
Pentz: "So was habe ich noch nie gesehen von einem Tormann"
Dass er ein guter Torhüter sein kann, bewies er immer wieder einmal, gegen Rapid erwischte er aber einen "Sahne-Tag", wie Gegenspieler Maximilian Hofmann trotz aller Rivalität zugeben musste.
Dabei hatte der Arbeitstag noch nicht so zuversichtlich begonnen. "Der erste Torschuss war ein Tor, deshalb bin ich nicht so gut in die Partie gestartet", erinnert Pentz. "Dann muss man sich natürlich aufrappeln, fokussiert bleiben - ganz normal einfach. Wenn man dann zum Zweifeln anfängt, ist man auf der falschen Position. Dann kommt man einfach in einen Flow rein. Das passiert dann einfach alles."
Die Liste seiner Paraden im Derby ist lange. Vor allem seine Reflexe bei Rapids Doppelchancen durch Knasmüllner und Kara bzw. Hofmann und Grahovac sowie bei einem weiteren Kopfball von Hofmann aus kürzester Entfernung sorgten für Staunen.
Bei der Großchance von Grahovac streckte er schon am Boden liegend geistesgegenwärtig sein Bein blind nach hinten und blockte so den Schuss - spätestens dann war klar, dass in diesem Spiel alles aufgeht. "Die Abwehr mit dem Fuß – da weiß ich auch nicht, wie ich das gemacht habe. So was habe ich noch nie gesehen von einem Tormann."
Spiel des Lebens? Pentz verneint
Und trotzdem tritt der Keeper auf die Bremse, denn er weiß trotz seines jungen Alters schon, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann.
"Ich probiere der Mannschaft einen starken Rückhalt zu geben, wenn das im Derby passiert, freut es mich umso mehr", gibt sich der violette Rückhalt bescheiden.
Vor allem auch, weil das Ergebnis nicht dem entsprach, was sich Pentz selber gewünscht hätte. Deshalb wollte er nach seiner Glanzleistung auch nicht vom "Spiel des Lebens" sprechen.
"Nein, ich glaube nicht, da ich in dem Stadion auch schon mal eine gute Leistung gebracht habe, da haben wir aber 1:0 gewonnen. Das war ein bisschen schöner als diesmal."
Pentz mit Spitze gegen Rapid
Schöner ist auch die Ausgangsposition und Vision bei der Austria für den Salzburger, denn dort ist er aktuell die klare Nummer 1, während sich seine Konkurrenten Helac und Mirko Kos bei den Young Violets in der 2. Liga abwechseln, um Spielpraxis zu sammeln.
Von seinen Derby-Paraden wird er zudem noch länger zehren und sein Standing bei Trainer Stöger und den Austria-Fans noch verbessert haben.
Obwohl auch er nicht viel Positives über die Leistung der Austria gegen Rapid sagen konnte, stellte er zumindest unter Beweis, dass er nach sieben Jahren bei den Veilchen den Verein lebt.
Eine Spitze gegen den Erzrivalen reichte dafür: "Positiv ist zumindest, dass wir in diesem Stadion weiter ungeschlagen bleiben." Das hat gesessen - und tröstete aus Austria-Sicht schnell über das magere Remis hinweg.