"Ich kenne ihn schon viele, viele Jahre, war am Ende meiner Karriere sein Mitspieler bei den Amateuren. Ich habe bei Aleks Borkovic und ihm sofort gemerkt, dass sie etwas Besonderes sind", sagt Manuel Ortlechner über Dominik Fitz.
224 Zuseher wurden Anfang März 2016 Zeugen vom ersten Auftritt des Youngsters im Erwachsenen-Fußball. Amateure-Trainer Andreas Ogris wechselte den damals 16-Jährigen in der Regionalliga Ost gegen Oberwart ein. Ebenfalls am Feld: Ortlechner.
Schon damals war allen klar, dass dieser schmächtige Junge ein großes Versprechen für die Zukunft ist. Das ist sieben Jahre her. Kurz nach dem Ende der aktuellen Saison feiert Fitz seinen 24. Geburtstag.
Wer den Wiener in dieser Saison kicken sieht, muss die Frage, ob Fitz imstande war, das Versprechen einzulösen, mit Ja beantworten. Es ist ihm gelungen. Mit Verspätung.
Schwierige Jahre
So steil sein Aufstieg zunächst war, so holprig verlief der Weg in den vergangenen Jahren. Bundesliga-Debüt unter Thomas Letsch mit 18 Jahren, kurz darauf das erste Tor, Shootingstar im schwierigen Frühjahr 2018.
Doch es sollte nicht so weitergehen. In der Saison 2018/19 wussten weder Letsch noch dessen Nachfolger Robert Ibertsberger so recht, etwas mit dem Talent anzufangen, stattdessen spielten Max Sax, Uros Matic, Ewandro Costa und Co.
Mit der Ankunft von Christian Ilzer im Sommer 2019 etablierte sich Fitz dann aber als Stammspieler bei den Profis, was sich auch im Jahr darauf unter Peter Stöger nicht änderte. Doch irgendwie gelang der nächste Entwicklungsschritt nicht, die Leistungen stagnierten.
Mit 22 Jahren in der 2. Liga und ein OP-Unfall
Und dann folgte die Saison 2021/22. In diesem Jahr kamen erstmals ernsthafte Zweifel auf, ob es Fitz wirklich schaffen würde.
Trainer Manfred Schmid war mit der Einstellung des Youngsters nicht zufrieden, berücksichtigte ihn nach einem Monat im Amt praktisch gar nicht mehr. Plötzlich lief die einstige Zukunftshoffnung im Alter von 22 Jahren in der Admiral 2. Liga bei den Young Violets auf.
Als ob das nicht genug wäre, folgte im Winter der nächste Rückschlag, bei einer Routine-Operation am Knöchel ging etwas schief, der Kicker erlitt starke Verbrennungen am Rist, musste zwei Monate pausieren.
"Sein Füßchen ist eines der besten der Liga"
Just in dieser Phase verlängerte die Austria seinen auslaufenden Vertrag um vier Jahre bis Sommer 2026. Ortlechner sagte damals: "Zuletzt hatte er mit Verletzungen und Rückschlägen zu kämpfen, wir hoffen, dass er aus dieser Phase gestärkt herauskommt und uns in Zukunft noch viel Freude bereiten wird."
Und so kam es dann auch. Fitz kämpfte sich im Frühjahr zurück, wurde regelmäßig von der Bank gebracht. Coach Schmid stellte zufrieden fest: "Wir hatten im Herbst so unsere Meinungsverschiedenheiten über die Trainingsgestaltung und die Art und Weise, wie er sich präsentiert hat. Er hat daraus gelernt, präsentiert sich total anders, was die Körpersprache und seinen Trainingseinsatz betrifft. Ich bin absolut zufrieden mit ihm."
Seit dem Sommer 2022 ist der Offensivspieler nicht mehr aus der Startelf der Veilchen wegzudenken. "Jeder Mensch braucht Vertrauen, um Leistung abliefern zu können. Ich glaube, dass er von der Klubführung immer Vertrauen gespürt hat. So etwas kriegt man dann auch zurück, davon bin ich felsenfest überzeugt", sagt Ortlechner heute.
Eine sensationelle Saison
Acht Tore und zwölf Assists, also 20 Scorerpunkte – damit führt Fitz gemeinsam mit Haris Tabakovic die mannschaftsinterne Scorerwertung an. Glänzte Fitz, der inzwischen alle violetten Standardsituationen ausführt, im Herbst noch mehr als Vollstrecker, ist er im Frühjahr eher der ideale Vorlagengeber für Tabakovic.
"Wenn ich den Haris vorne habe, suche ich ihn. Ich weiß, dass es immer gefährlich ist, wenn ich ihn anspiele", lobt Fitz den Goalgetter. Der wiederum sagt über Fitz: "Sein Füßchen ist eines der besten der Liga."
Den Trainerwechsel und die damit einhergehende Neuausrichtung des violetten Stils hat Fitz problemlos hingekriegt. Auch wenn es mit freiem Auge nur schwer erkennbar ist, spielt der Wiener mit hoher Intensität, ist bei diversen Lauf- und Sprintwerten stets im Spitzenfeld.
"Ein herausragender Kicker. Fitz ist ein Unterschiedsspieler, der am Ball geniale Sachen macht. Der weiß, was zu tun ist", sagt Coach Wimmer über ihn.
"Er hat ein Profil mit Kanten entwickelt"
Auch die Entwicklung abseits des Platzes ist nicht abzustreiten. Aus dem einst eher schüchternen und introvertierten Teenager ist ein erwachsener Mann geworden, der bei Interviews Klartext spricht.
Ortlechner resümiert: "Er hat in diesem Jahr ein Profil mit Kanten entwickelt. Das sieht man auf dem Platz. Ich freue mich brutal, dass er so abliefert. Gute Fußballer gibt es viele, aber er ist ein guter Fußballer mit Toren und Assists. Das macht ihn auch für andere Klubs interessant."
Was passiert im Sommer?
Und da sind wir schon bei dem Punkt, der viele Austria-Fans derzeit beschäftigt. Bleibt Fitz über den Sommer hinaus ein Veilchen?
"Sein Vertrag läuft nicht aus. Ob für die Überlegungen von seinem Management und ihm ein Wechsel im Sommer eine Rolle spielt, hängt natürlich auch von Angeboten ab. Stand heute ist bei mir am Schreibtisch noch kein Angebot gelandet", erklärt Ortlechner.
Erst vor einigen Wochen hat Fitz seine Berater-Agentur gewechselt, ist nun Schützling von Manager Max Hagmayr.
Hagmayr selbst will die Gerüchteküche derzeit nicht befeuern: "Dominik will eine sehr gute Saison fertigspielen und mit der Austria einen internationalen Startplatz erreichen. Was im Sommer passiert, werden wir sehen. Ich will keine Wasserstandsmeldungen verbreiten. Natürlich sind seine guten Leistungen nicht verborgen geblieben. Aber das ist jetzt kein Thema für uns. Dominik will sich voll auf die Meisterschaft konzentrieren."
Und wie sieht es der Kicker selbst? "Ich habe Vertrag. Wir werden sehen, was passiert. Stand jetzt bleibe ich", erklärt Fitz.
